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Untersuchung zur Zytostatika-Belastung im häuslichen Umfeld von Chemotherapie-Patienten
Untersuchung zur Zytostatika-Belastung im häuslichen Umfeld von Chemotherapie-Patienten
Die ambulante Chemotherapie mit Zytostatika bei onkologischen Erkrankungen gewinnt zunehmend an Relevanz. Sie ermöglicht Tumorpatienten durch reduzierte Hospitalisierung eine höhere Lebensqualität. Im Anschluss an die Diagnosestellung stehen für Patienten die Informationen über die Erkrankung sowie die Therapieplanung im Vordergrund. Nach Verabreichung der ambulanten Chemotherapie werden die Patienten direkt entlassen und können sich bis zum nächsten Zyklus in ihrer häuslichen und gewohnten Umgebung aufhalten. Die Zytostatika werden während dieser Zeit in Abhängigkeit der Ausscheidungskinetik des Individuums und der Halbwertszeit des jeweiligen Chemotherapeutikums über unterschiedliche Ausscheidungswege wie Haut, Atemluft, Kot oder Urin, aus dem Organismus eliminiert. Zytostatika besitzen kanzerogene, mutagene und reproduktionstoxische Eigenschaften und können bei ungeschütztem Kontakt potenziell gesundheitliche Schäden verursachen. Bislang werden Patienten bei Therapiebeginn häufig nicht über die eigene Zytostatika-Ausscheidung und die dadurch mögliche gesundheitliche Gefährdung der Angehörigen informiert. Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung der Zytostatika-Belastung in Haushalten von Chemotherapie-Patienten durch Bio- und Umgebungsmonitoring. Durch einen Fragebogen wurde zudem das unterschiedliche Reinigungsverhalten der Probanden beschrieben. Mittels Gewinnung von Wisch- und Urinproben von Patienten, Angehörigen und der potentiell kontaminierten Umgebung wurde die Belastung durch Zytostatika-Rückstände untersucht. Die Ergebnisse zeigten hohe Belastungen auf Oberflächen (insbesondere im sanitären Bereich) sowie in Urinproben von Patienten. Eine zweite Beprobung bestätigte meistens die Ergebnisse der ersten, sodass in weiteren Studien vermutlich eine einmalige Probenahme ausreichend sein sollte. Den niedrigsten Anteil an positiven Wischproben zeigte 5-Fluorouracil mit 23,2 %. CP-Rückstände wurden in 65,3 % der Wischproben gefunden. Aufgrund der sensiblen Nachweismethode speziell für PT und der „normalen“ Hintergrundbelastung waren alle PT-Proben positiv. 112 Proben lagen deutlich oberhalb der Nachweisgrenze von 0,1 pg/cm². Die Patienten wiesen, wie nach Zytostatika-Therapie erwartet, hohe Zytostatika-Konzentrationen im Urin auf. Die PT-Konzentration in den Patienten-Urinproben lag zwischen 81 und 3100 µg/l, die FBAL-Konzentration zwischen 445 µg/l und 20,000 µg/l. CP-Rückstände erreichten Werte zwischen 1.9 und 1865 µg/l (Tab. 62).In allen 30 untersuchten Urinproben der Angehörigen wurde mittels Biomonitoring kein Nachweis von Zytostatika-Rückständen gefunden. Zusammenfassend konnte in dieser Arbeit festgestellt werden, dass eine regelmäßige hygienische Oberflächenreinigung und ein häufiges Entsorgen von Reinigungsutensilien eine niedrigere Kontamination mit Zytostatika im Alltag ermöglicht. Die vorliegende Studie verdeutlicht die Relevanz weiterer Untersuchungen bezüglich der Zytostatika-Kontamination in Haushalten von Chemotherapie-Patienten. Bereits jetzt steht fest, dass eine Aufklärung der Patienten und Handlungsempfehlungen für die Haushalte zum Schutz von Angehörigen, insbesondere von Kindern und Schwangeren, im Vordergrund stehen sollten. Durch Minimierung möglicher Expositionsrisiken für Angehörige kann ein wichtiger Beitrag zur Prävention geleistet werden.
ambulante Chemotherapie, Zytostatika, Tumorpatienten, häusliche Umgebung, Angehörige, Haushalt, Zytostatika-Rückstände, Wischproben, Urinproben, Kontamination
Sverdel, Yulia
2019
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Sverdel, Yulia (2019): Untersuchung zur Zytostatika-Belastung im häuslichen Umfeld von Chemotherapie-Patienten. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Die ambulante Chemotherapie mit Zytostatika bei onkologischen Erkrankungen gewinnt zunehmend an Relevanz. Sie ermöglicht Tumorpatienten durch reduzierte Hospitalisierung eine höhere Lebensqualität. Im Anschluss an die Diagnosestellung stehen für Patienten die Informationen über die Erkrankung sowie die Therapieplanung im Vordergrund. Nach Verabreichung der ambulanten Chemotherapie werden die Patienten direkt entlassen und können sich bis zum nächsten Zyklus in ihrer häuslichen und gewohnten Umgebung aufhalten. Die Zytostatika werden während dieser Zeit in Abhängigkeit der Ausscheidungskinetik des Individuums und der Halbwertszeit des jeweiligen Chemotherapeutikums über unterschiedliche Ausscheidungswege wie Haut, Atemluft, Kot oder Urin, aus dem Organismus eliminiert. Zytostatika besitzen kanzerogene, mutagene und reproduktionstoxische Eigenschaften und können bei ungeschütztem Kontakt potenziell gesundheitliche Schäden verursachen. Bislang werden Patienten bei Therapiebeginn häufig nicht über die eigene Zytostatika-Ausscheidung und die dadurch mögliche gesundheitliche Gefährdung der Angehörigen informiert. Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung der Zytostatika-Belastung in Haushalten von Chemotherapie-Patienten durch Bio- und Umgebungsmonitoring. Durch einen Fragebogen wurde zudem das unterschiedliche Reinigungsverhalten der Probanden beschrieben. Mittels Gewinnung von Wisch- und Urinproben von Patienten, Angehörigen und der potentiell kontaminierten Umgebung wurde die Belastung durch Zytostatika-Rückstände untersucht. Die Ergebnisse zeigten hohe Belastungen auf Oberflächen (insbesondere im sanitären Bereich) sowie in Urinproben von Patienten. Eine zweite Beprobung bestätigte meistens die Ergebnisse der ersten, sodass in weiteren Studien vermutlich eine einmalige Probenahme ausreichend sein sollte. Den niedrigsten Anteil an positiven Wischproben zeigte 5-Fluorouracil mit 23,2 %. CP-Rückstände wurden in 65,3 % der Wischproben gefunden. Aufgrund der sensiblen Nachweismethode speziell für PT und der „normalen“ Hintergrundbelastung waren alle PT-Proben positiv. 112 Proben lagen deutlich oberhalb der Nachweisgrenze von 0,1 pg/cm². Die Patienten wiesen, wie nach Zytostatika-Therapie erwartet, hohe Zytostatika-Konzentrationen im Urin auf. Die PT-Konzentration in den Patienten-Urinproben lag zwischen 81 und 3100 µg/l, die FBAL-Konzentration zwischen 445 µg/l und 20,000 µg/l. CP-Rückstände erreichten Werte zwischen 1.9 und 1865 µg/l (Tab. 62).In allen 30 untersuchten Urinproben der Angehörigen wurde mittels Biomonitoring kein Nachweis von Zytostatika-Rückständen gefunden. Zusammenfassend konnte in dieser Arbeit festgestellt werden, dass eine regelmäßige hygienische Oberflächenreinigung und ein häufiges Entsorgen von Reinigungsutensilien eine niedrigere Kontamination mit Zytostatika im Alltag ermöglicht. Die vorliegende Studie verdeutlicht die Relevanz weiterer Untersuchungen bezüglich der Zytostatika-Kontamination in Haushalten von Chemotherapie-Patienten. Bereits jetzt steht fest, dass eine Aufklärung der Patienten und Handlungsempfehlungen für die Haushalte zum Schutz von Angehörigen, insbesondere von Kindern und Schwangeren, im Vordergrund stehen sollten. Durch Minimierung möglicher Expositionsrisiken für Angehörige kann ein wichtiger Beitrag zur Prävention geleistet werden.