Logo Logo
Hilfe
Kontakt
Switch language to English
Vergleichende Untersuchungen zur Tiergesundheit von Mastkaninchen in Bodenhaltung und einem Kombikäfigsystem
Vergleichende Untersuchungen zur Tiergesundheit von Mastkaninchen in Bodenhaltung und einem Kombikäfigsystem
Bis 2014 wurden Mastkaninchen in Deutschland regulär ohne Einstreu und Beschäftigungsmaterial in konventioneller Käfighaltung gemästet. Die seit 2014 in der TierSchNutztV geforderten gesetzlichen Mindestanforderungen gewährleisten nicht immer eine ausreichende Sicherstellung einer tiergerechteren Lebensmittelproduktion, stellen aber einen Kompromiss dar. Die Bodenhaltung gilt beim Verbraucher allgemein als tierfreundlichere Alternative zur konventionellen Käfighaltung. Um ein weiteres alternatives Haltungssystem zu etablieren, wurde das Bodenhaltungssystem mit einer neuartigen Haltungsform, einem Kombikäfigsystem unter tiergesundheitlichen Aspekten miteinander verglichen. Im Rahmen der Studie wurden dabei insgesamt 972 Tiere klinisch untersucht und die Ergebnisse der jeweils 52 Tiere (12,7 Tiere/m2) im Kombisystem mit denen der 56 Tiere (12,1 Tiere/m2) in der Bodenhaltung vom 37. bis zum 77. Lebenstag innerhalb drei aufeinanderfolgender Durchgänge verglichen. Obwohl in der Bodenhaltung signifikant häufiger Nasenausfluss beobachtet (OR: 0,653; 95Cl[0,537; 0,787]) wurde und Anogenitalverschmutzungen überwogen, konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den Systemen festgestellt werden (OR: 0,816 < 1). Der qualitative und quantitative Kokzidiennachweis im Kot bestätigte die Annahme einer erhöhten parasitären Belastung in der Bodenhaltung. Auch offenbarten die Keimabklatschproben in beiden Haltungssystemen ein vermehrtes Keimwachstum in der Bodenhaltung. Zusammenfassend traten in der Kombihaltung um 45 % signifikant häufiger Verletzungen auf als in der Bodenhaltung (OR: 1,452; 95Cl[1,149; 1,814]). Allerdings stieg die Chance für Verletzungen in beiden Haltungssystemen mit dem Lebensalter an, was mit einer Häufung agonistischer Verhaltensweisen einherging. Es ergab sich keine Problematik in Bezug auf das Vorkommen an Pododermatitiden bei den hier untersuchten Altersstufen der Masttiere. Insgesamt lassen sich keine eindeutigen Unterschiede zwischen den Haltungssystemen bezüglich der Tiergesundheit feststellen, die nicht durch angepasste Managementmaßnahmen zu beheben wären. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bodenhaltung als Alternative zur konventionellen Käfighaltung vor dem Kombikäfigsystem aktuell zu bevorzugen ist, da die Tiere ein höheres Maß an Tiergerechtheit erfahren, das nicht allein durch die Tiergesundheit definiert werden kann.
Kaninchen, Mastbetrieb, Tierschutz, Tiergerechtheit, Haltungssystem
Schörwerth, Andrea
2019
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Schörwerth, Andrea (2019): Vergleichende Untersuchungen zur Tiergesundheit von Mastkaninchen in Bodenhaltung und einem Kombikäfigsystem. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
[thumbnail of Schoerwerth_Andrea.pdf]
Vorschau
PDF
Schoerwerth_Andrea.pdf

18MB

Abstract

Bis 2014 wurden Mastkaninchen in Deutschland regulär ohne Einstreu und Beschäftigungsmaterial in konventioneller Käfighaltung gemästet. Die seit 2014 in der TierSchNutztV geforderten gesetzlichen Mindestanforderungen gewährleisten nicht immer eine ausreichende Sicherstellung einer tiergerechteren Lebensmittelproduktion, stellen aber einen Kompromiss dar. Die Bodenhaltung gilt beim Verbraucher allgemein als tierfreundlichere Alternative zur konventionellen Käfighaltung. Um ein weiteres alternatives Haltungssystem zu etablieren, wurde das Bodenhaltungssystem mit einer neuartigen Haltungsform, einem Kombikäfigsystem unter tiergesundheitlichen Aspekten miteinander verglichen. Im Rahmen der Studie wurden dabei insgesamt 972 Tiere klinisch untersucht und die Ergebnisse der jeweils 52 Tiere (12,7 Tiere/m2) im Kombisystem mit denen der 56 Tiere (12,1 Tiere/m2) in der Bodenhaltung vom 37. bis zum 77. Lebenstag innerhalb drei aufeinanderfolgender Durchgänge verglichen. Obwohl in der Bodenhaltung signifikant häufiger Nasenausfluss beobachtet (OR: 0,653; 95Cl[0,537; 0,787]) wurde und Anogenitalverschmutzungen überwogen, konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den Systemen festgestellt werden (OR: 0,816 < 1). Der qualitative und quantitative Kokzidiennachweis im Kot bestätigte die Annahme einer erhöhten parasitären Belastung in der Bodenhaltung. Auch offenbarten die Keimabklatschproben in beiden Haltungssystemen ein vermehrtes Keimwachstum in der Bodenhaltung. Zusammenfassend traten in der Kombihaltung um 45 % signifikant häufiger Verletzungen auf als in der Bodenhaltung (OR: 1,452; 95Cl[1,149; 1,814]). Allerdings stieg die Chance für Verletzungen in beiden Haltungssystemen mit dem Lebensalter an, was mit einer Häufung agonistischer Verhaltensweisen einherging. Es ergab sich keine Problematik in Bezug auf das Vorkommen an Pododermatitiden bei den hier untersuchten Altersstufen der Masttiere. Insgesamt lassen sich keine eindeutigen Unterschiede zwischen den Haltungssystemen bezüglich der Tiergesundheit feststellen, die nicht durch angepasste Managementmaßnahmen zu beheben wären. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bodenhaltung als Alternative zur konventionellen Käfighaltung vor dem Kombikäfigsystem aktuell zu bevorzugen ist, da die Tiere ein höheres Maß an Tiergerechtheit erfahren, das nicht allein durch die Tiergesundheit definiert werden kann.