Stockhausen, Sven (2019): Die Antikörper-Thrombozyteninteraktion als zentraler Mechanismus in der Entstehung der venösen Thrombose. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät |
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Abstract
Die Entstehung der tiefen Venenthrombose ist ein komplexer Vorgang, der im Kern durch eine sterile Entzündung hervorgerufen wird. In dieser Arbeit konnten wir Antikörper-Thrombozyteninteraktionen als einen zentralen prothrombotischen Prozess in der Entwicklung venöser Thrombosen identifizieren. Getriggert durch die extrazelluläre Exposition von Chondroitinsulfat und Fibrin auf aktivierten Thrombozyten kommt es zur Ablagerung von Plasmabestandteilen auf der Zelloberfläche darunter auch IgG. Die unspezifische Interaktion mit den umliegenden Proteinen führt zur Konformationsänderung von IgG, das Fc-Ende wird freigegeben und die klassische Komplementkaskade kann ablaufen. Aktivierte Komplementkomponenten interagieren mit der Thrombozytenoberfläche und stellen dort einen zusätzlichen Aktivierungsreiz für die Zellen dar. Dies führt zu vermehrter Aggregation und ATP-Ausschüttung aus der intrazellulären Granula. ATP wiederum ist ein starker Aktivator von Thrombozyten. So entsteht ein Teufelskreis, der nur schwer durchbrochen werden kann. Die Komplementaktivierung auf Thrombozyten hat jedoch nicht nur Auswirkungen auf die Zellen selbst, auch Leukozyten werden hierdurch komplementvermittelt rekrutiert. Diese Erkenntnis hat weitreichende Folgen für die zukünftige Therapie und Prävention der venösen Thrombose. Ein zentraler Mechanismus in der Thrombusentstehung ist die antikörpervermittelte Komplementaktivierung auf Thrombozyten. Neben dem natürlichen Vorkommen im Menschen werden Immunglobuline auch zunehmend therapeutisch beispielsweise zur Immunsuppression eingesetzt. Häufig wird hierbei die Aktivierung des Komplementsystems als Zusatzfunktion der Antikörper nicht benötigt. In diesen Fällen ist es ratsam, genetisch modifizierte Immunglobuline einzusetzen, durch die, ähnlich Fc-silent™, eine Komplementaktivierung nicht mehr stattfinden kann. Auf diese Weise kann die antikörpervermittelte Komplementaktivierung auf Thrombozyten vermieden werden. Dies wiederum wirkt sich positiv auf die Thromboserate aus. Plasmozytom- bzw. MGUS-Patienten, bei denen die körpereigene Antikörperproduktion gestört ist, könnte zukünftig über eine gezielte Hemmung des Komplementsystems (beispielsweise C3) geholfen werden. In besonders ausgeprägten Fällen der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie findet eine solche Therapie in ähnlicher Form bereits heute Anwendung. Die Möglichkeit einer noch selektiveren Hemmung, beispielsweise auf Höhe der Bindung von Antikörpern an Chondroitinsulfat, muss zukünftig evaluiert werden.
Dokumententyp: | Dissertationen (Dissertation, LMU München) |
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Keywords: | venöse Thrombose, Antikörper, Thrombozyten, Chondroitinsulfat, Fibrin, Fibrinogen, GPIIb/IIIa |
Themengebiete: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin und Gesundheit |
Fakultäten: | Medizinische Fakultät |
Sprache der Hochschulschrift: | Deutsch |
Datum der mündlichen Prüfung: | 4. Juli 2019 |
1. Berichterstatter:in: | Massberg, Steffen |
MD5 Prüfsumme der PDF-Datei: | 31d9bda045ec9eaabf6ef2dc62cd9733 |
Signatur der gedruckten Ausgabe: | 0700/UMD 19143 |
ID Code: | 24582 |
Eingestellt am: | 16. Jul. 2020 09:12 |
Letzte Änderungen: | 23. Oct. 2020 15:15 |