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Impfhindernisse und ihre Auswirkung auf das Praxismanagement und die Impfquoten in Deutschland
Impfhindernisse und ihre Auswirkung auf das Praxismanagement und die Impfquoten in Deutschland
Einleitung Im Jahr 2015 sollten die Masern in Deutschland ausgerottet sein. Es wurden im selben Jahr jedoch 2604 Fälle an das RKI gemeldet. Auch von anderen impfpräventablen Krankheiten gab es immer wieder Ausbrüche. Fragestellung Ziel dieser Arbeit war es Impfhindernisse, die scheinbar einen Einfluss auf die Impfquoten haben, zu identifizieren und nach ihrer Relevanz im Praxisalltag niedergelassener Ärzte zu beurteilen. Methoden Durch eine Literaturrecherche wurden 15 Impfhindernisse identifiziert. Ein Fragebogen wurde an Kassenärztliche Vereinigungen, Berufsverbände, Pharmafirmen und Bundesverbände der Krankenkassen versendet. Danach begannen wir mit einer Online-Umfrage niedergelassene Ärzte (Hausärzte, Gynäkologen und Kinder- und Jugendmediziner) zu befragen, um die Relevanz von 17 Impfhindernissen zu beurteilen. Ergebnisse Der erste Fragebogen zeigte zwei weitere Impfhindernisse, die für niedergelassene Ärzte relevant erschienen. Diese wurden in die Online-Umfrage mit aufgenommen. Von 527 Datensätzen wurden nur die vollständigen berücksichtigt. Es wurden 465 Datensätze analysiert, davon waren 51% von Hausärzten, 34% von Gynäkologen und 13% von Kinder- und Jugendmedizinern. Die Impfhindernisse wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: intrinsische Impfhindernisse, die innerhalb des Impfsystems wirken und extrinsische Impfhindernisse, die von außen auf das Impfsystem wirken. Dabei zeigte sich, dass vor allem die ungenügende Bezahlung der Impfung (47% relevant vs. 41% nicht relevant) aber besonders der Impfberatung (66% vs. 25%) einen hohen Stellenwert hat. Außerdem wurde die Diskrepanz zwischen den Impfempfehlungen und der Kostenübernahme (57% vs. 30%), Impfvereinbarungen zwischen Krankenkassen und KVen (53% vs. 33%) und die Verzögerung der Übernahme von Impfempfehlungen durch die Bürokratie (46%vs. 38%) als relevante intrinsische Impfhindernisse eingestuft. Zusätzlich sehen sich die niedergelassenen Ärzte von außen noch mit Impfgegnern unter den Pateinten (78% vs. 21%) und Ärzten (50% vs. 41%) sowie eingeschränkter Verfügbarkeit der Impfstoffe (54% vs. 36%) konfrontiert. Nur ein Teil der Ärzte nutzt die Unterstützung durch Impfsoftware beim Impfmanagement. Schlussfolgerung Mit kurzfristigen Lösungen müssen die wichtigsten Imfhindernisse angegangen werden. Dazu gehört eine Vergütung der Impfberatung sowie Schulung im Umgang mit Impfgegnern. Langfristig muss die Bürokratie abgebaut, sowie die kontinuierliche Versorgung mit Impfstoffen sichergestellt werden. Dazu müssen Politik, Kassen, KVen und Pharmafirmen eng zusammenarbeiten und dürfen dabei die niedergelassenen Ärzte nicht vergessen., Introduction: In 2015 measles should have been eliminated in Germany, but 2604 cases of infection with measles were reported. Moreover, there are outbreaks of other diseases that could be prevented by vaccinations. Aims: The purpose of this study was to investigate the effects of obstacles to vaccination (OV), which prevent resident physicians from high vaccination rates. Methods: In a literature review 15 OVs were identified. A questionnaire was sent to the Associations of Statutory Health Insurance Physicians (ASHIP), professional associations of resident physicians, pharmaceutical companies and associations of health insurance companies. Afterwards we started an online-survey among resident physicians (general practitioners, gynecologists and pediatricians) to assess the relevance of 17 OVs. Results: The questionnaire revealed two more OVs, which seemed to be relevant for resident physicians and were included into the online-survey. Out of 547 participants, 62 were excluded due to missing data. The remaining 465 data sets (51% general practitioners, 34% gynecologists and 13% pediatricians) were analyzed using the software EXCEL. The OVs were divided in two groups: intrinsic OVs, which act inside the vaccination system and extrinsic OVs, which influence the vaccination system from outside. Inadequate payment of vaccination advice (66%relevant vs. 25% not relevant) and inadequate payment of vaccination (47% vs. 41%) have high priorities. Also, the discrepancy between recommendation and assumption of costs (57% vs. 30%), vaccination agreement between ASHIP and health insurance companies (53% vs. 33%) and the delayed takeover of current vaccination recommendations because of bureaucracy (46% vs. 38%) are relevant intrinsic OVs. Additionally, there are opponents of vaccination among patients (78% vs. 21%), procurement problems of vaccines (54% vs. 36%) and opponents of vaccination among colleagues (50% vs. 41%) resident physicians have to deal with as an extrinsic OV. Only a small percentage of the physicianshas adopted vaccination-software in order to simpplify vaccination-management. Conclusion: Short term solutions need to be developed to counteract most important OVs, such as an adequate payment of vaccination advice and training to deal with opponents of vaccination. In the long term unnecessary bureaucracy must be reduced and the procurement of vaccines must be ensured. For this, politics, health insurance companies, ASHIPs and pharmaceutical industry have to cooperate and need to take into account the opinions of resident physicians.
Impfhindernisse, Impfung
Englert, Lukas
2019
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Englert, Lukas (2019): Impfhindernisse und ihre Auswirkung auf das Praxismanagement und die Impfquoten in Deutschland. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Einleitung Im Jahr 2015 sollten die Masern in Deutschland ausgerottet sein. Es wurden im selben Jahr jedoch 2604 Fälle an das RKI gemeldet. Auch von anderen impfpräventablen Krankheiten gab es immer wieder Ausbrüche. Fragestellung Ziel dieser Arbeit war es Impfhindernisse, die scheinbar einen Einfluss auf die Impfquoten haben, zu identifizieren und nach ihrer Relevanz im Praxisalltag niedergelassener Ärzte zu beurteilen. Methoden Durch eine Literaturrecherche wurden 15 Impfhindernisse identifiziert. Ein Fragebogen wurde an Kassenärztliche Vereinigungen, Berufsverbände, Pharmafirmen und Bundesverbände der Krankenkassen versendet. Danach begannen wir mit einer Online-Umfrage niedergelassene Ärzte (Hausärzte, Gynäkologen und Kinder- und Jugendmediziner) zu befragen, um die Relevanz von 17 Impfhindernissen zu beurteilen. Ergebnisse Der erste Fragebogen zeigte zwei weitere Impfhindernisse, die für niedergelassene Ärzte relevant erschienen. Diese wurden in die Online-Umfrage mit aufgenommen. Von 527 Datensätzen wurden nur die vollständigen berücksichtigt. Es wurden 465 Datensätze analysiert, davon waren 51% von Hausärzten, 34% von Gynäkologen und 13% von Kinder- und Jugendmedizinern. Die Impfhindernisse wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: intrinsische Impfhindernisse, die innerhalb des Impfsystems wirken und extrinsische Impfhindernisse, die von außen auf das Impfsystem wirken. Dabei zeigte sich, dass vor allem die ungenügende Bezahlung der Impfung (47% relevant vs. 41% nicht relevant) aber besonders der Impfberatung (66% vs. 25%) einen hohen Stellenwert hat. Außerdem wurde die Diskrepanz zwischen den Impfempfehlungen und der Kostenübernahme (57% vs. 30%), Impfvereinbarungen zwischen Krankenkassen und KVen (53% vs. 33%) und die Verzögerung der Übernahme von Impfempfehlungen durch die Bürokratie (46%vs. 38%) als relevante intrinsische Impfhindernisse eingestuft. Zusätzlich sehen sich die niedergelassenen Ärzte von außen noch mit Impfgegnern unter den Pateinten (78% vs. 21%) und Ärzten (50% vs. 41%) sowie eingeschränkter Verfügbarkeit der Impfstoffe (54% vs. 36%) konfrontiert. Nur ein Teil der Ärzte nutzt die Unterstützung durch Impfsoftware beim Impfmanagement. Schlussfolgerung Mit kurzfristigen Lösungen müssen die wichtigsten Imfhindernisse angegangen werden. Dazu gehört eine Vergütung der Impfberatung sowie Schulung im Umgang mit Impfgegnern. Langfristig muss die Bürokratie abgebaut, sowie die kontinuierliche Versorgung mit Impfstoffen sichergestellt werden. Dazu müssen Politik, Kassen, KVen und Pharmafirmen eng zusammenarbeiten und dürfen dabei die niedergelassenen Ärzte nicht vergessen.

Abstract

Introduction: In 2015 measles should have been eliminated in Germany, but 2604 cases of infection with measles were reported. Moreover, there are outbreaks of other diseases that could be prevented by vaccinations. Aims: The purpose of this study was to investigate the effects of obstacles to vaccination (OV), which prevent resident physicians from high vaccination rates. Methods: In a literature review 15 OVs were identified. A questionnaire was sent to the Associations of Statutory Health Insurance Physicians (ASHIP), professional associations of resident physicians, pharmaceutical companies and associations of health insurance companies. Afterwards we started an online-survey among resident physicians (general practitioners, gynecologists and pediatricians) to assess the relevance of 17 OVs. Results: The questionnaire revealed two more OVs, which seemed to be relevant for resident physicians and were included into the online-survey. Out of 547 participants, 62 were excluded due to missing data. The remaining 465 data sets (51% general practitioners, 34% gynecologists and 13% pediatricians) were analyzed using the software EXCEL. The OVs were divided in two groups: intrinsic OVs, which act inside the vaccination system and extrinsic OVs, which influence the vaccination system from outside. Inadequate payment of vaccination advice (66%relevant vs. 25% not relevant) and inadequate payment of vaccination (47% vs. 41%) have high priorities. Also, the discrepancy between recommendation and assumption of costs (57% vs. 30%), vaccination agreement between ASHIP and health insurance companies (53% vs. 33%) and the delayed takeover of current vaccination recommendations because of bureaucracy (46% vs. 38%) are relevant intrinsic OVs. Additionally, there are opponents of vaccination among patients (78% vs. 21%), procurement problems of vaccines (54% vs. 36%) and opponents of vaccination among colleagues (50% vs. 41%) resident physicians have to deal with as an extrinsic OV. Only a small percentage of the physicianshas adopted vaccination-software in order to simpplify vaccination-management. Conclusion: Short term solutions need to be developed to counteract most important OVs, such as an adequate payment of vaccination advice and training to deal with opponents of vaccination. In the long term unnecessary bureaucracy must be reduced and the procurement of vaccines must be ensured. For this, politics, health insurance companies, ASHIPs and pharmaceutical industry have to cooperate and need to take into account the opinions of resident physicians.