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Die ältere Mammakarzinompatientin – Einfluss der Therapie auf die allgemeine und gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit
Die ältere Mammakarzinompatientin – Einfluss der Therapie auf die allgemeine und gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit
Aufgrund der demographischen Entwicklungen und der steigenden Lebenserwartung rücken die Bedürfnisse der älteren Mammakarzinompatientin immer mehr in den Mittelpunkt: mehr als die Hälfte der Patientinnen ist bei Erstdiagnose über 65 Jahre alt. Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit den Auswirkungen der adjuvanten Chemotherapie und Antihormontherapie auf die Lebenszufriedenheit unter Berücksichtigung soziodemographischer Einflussfaktoren und etwaiger Begleiterkrankungen. Über das Tumorregister München wurden alle Patientinnen, die zwischen 2010 und 2013 am Klinikum der Universität München aufgrund eines primären Mammakarzinoms behandelt wurden und bei Erstdiagnose > 60 Jahre alt sowie postalisch erreichbar waren, ermittelt. Sie erhielten im Dezember 2014 per Post ein Fragebogenpaket. Mithilfe des Fragebogens zur Lebenszufriedenheit (FLZ) wurde eine Lebenszufriedenheitsanalyse durchgeführt. Ein zusätzlich vom Studienteam entworfener Fragebogen diente der Erhebung ergänzender Daten zum Gesundheitszustand und zu weiteren Rahmenbedingungen. 276 Patientinnen wurden in die Analyse einbezogen. Die Lebenszufriedenheit ist bei der Studienkohorte nicht beeinträchtigt: die Patientinnen sind zufriedener als Frauen gleichen Alters ohne Brustkrebserkrankung. Das Phänomen des "posttraumatischen Wachstums" kommt hier als Erklärungsansatz in Betracht. Die systemische adjuvante Therapie (Chemo-, Antihormontherapie) wirkt sich hypothesenkonträr nicht negativ auf die gesundheitsbezogene und allgemeine Lebenszufriedenheit aus, bei den befragten Patientinnen spielt sie zwei Jahre nach Erstdiagnose keine negative Rolle für die Lebenszufriedenheit. Eine Chemotherapie hat weder auf die allgemeine noch auf die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit einen statistisch signifikanten Einfluss. Die Durchführung einer Antihormontherapie ist bei den Studienpatientinnen mit einer höheren allgemeinen Lebenszufriedenheit assoziiert, während die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit unbeeinflusst bleibt. Eine feste Partnerschaft und ein höherer Bildungsstand wirken sich positiv auf die Zufriedenheit aus. Begleiterkrankungen und Übergewicht sind mit einer eingeschränkten Lebenszufriedenheit assoziiert. Neben dem Bereich Sexualität war die Zufriedenheit im Bereich Gesundheit am niedrigsten. Einschränkungen durch somatische Beschwerden sollten im klinischen Alltag genauer erfragt und berücksichtigt werden. Zukünftige Studien zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität könnten dazu beitragen, mehr über die speziellen Lebensumstände dieser Altersgruppe zu erfahren und Ursachen für die niedrige Zufriedenheit aufzudecken. Die Gruppe der älteren Mammakarzinompatientinnen sollte angesichts fehlender Daten und Leitlinien vermehrt in den Fokus der Forschung rücken. Lebenszufriedenheit ist insbesondere im höheren Lebensalter ein wichtiger Outcome-Parameter, der in zukünftigen Studien genauer untersucht werden sollte., Due to demographic changes and increasing life expectancy, elderly patients' needs move into the focus of research and practice. More than half of all breast cancer patients are over age 65 at the time of initial diagnosis. This study deals with the impact that adjuvant chemotherapy and antihormone therapy have on the patients' life satisfaction, taking sociodemographic factors and comorbidities into account. The patient recruitment was accomplished with the help of the Munich cancer registry (MCR). All female patients aged 60 or older that were treated at the hospital of the Ludwig Maximilian University Munich who had an initial diagnosis of breast cancer between 2010 and 2013 were identified and received a questionnaire by post. Life satisfaction analysis was carried out by means of the questionnaire Fragebogen zur Lebenszufriedenheit. In addition, a second questionnaire developed by the study team aimed at collecting information on the patients' health status and other framework conditions. 276 patients were included in the analysis. Those patients' satisfaction with life (SWL) was not impaired, compaired to same-aged women without breast cancer: Indeed, the study patients rated their life satisfaction higher than the control group. The phenomenon of "posttraumatic growth" might be considered as an explanation for this observation. Contrary to the study hypothesis, two years after initial diagnosis the systemic adjuvant therapy (chemotherapy, antihormone therapy) does not affect health-related and general SWL negatively. No statistically significant effect of chemotherapy on health-related and general SWL could be found, while antihormone therapy is associated with higher general SWL but has no effect on health-related SWL. A firm partnership and a high educational level are factors positively associated with SWL.Comorbidities and obesity have a negative impact on SWL. Satisfaction was rated lowest in the fields of sexuality and health. Restrictions due to physical disabilities and somatic complaints should be identified and considered in daily clinical practice. Future studies dealing with health-related quality of life (HRQOL) may contribute to uncovering the causes of the low level of satisfaction in this field. Given the lack of data and guidelines for elderly breast cancer patients, this patient group should move into the scientific focus. Satisfaction with life is, particularly in old age, an important outcome parameter that should be further explored in future studies.
Brustkrebs Lebenszufriedenheit ältere Patientin Antihormontherapie Chemotherapie adjuvant breast cancer elderly life satisfaction
Lotz, Annika
2018
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Lotz, Annika (2018): Die ältere Mammakarzinompatientin – Einfluss der Therapie auf die allgemeine und gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Aufgrund der demographischen Entwicklungen und der steigenden Lebenserwartung rücken die Bedürfnisse der älteren Mammakarzinompatientin immer mehr in den Mittelpunkt: mehr als die Hälfte der Patientinnen ist bei Erstdiagnose über 65 Jahre alt. Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit den Auswirkungen der adjuvanten Chemotherapie und Antihormontherapie auf die Lebenszufriedenheit unter Berücksichtigung soziodemographischer Einflussfaktoren und etwaiger Begleiterkrankungen. Über das Tumorregister München wurden alle Patientinnen, die zwischen 2010 und 2013 am Klinikum der Universität München aufgrund eines primären Mammakarzinoms behandelt wurden und bei Erstdiagnose > 60 Jahre alt sowie postalisch erreichbar waren, ermittelt. Sie erhielten im Dezember 2014 per Post ein Fragebogenpaket. Mithilfe des Fragebogens zur Lebenszufriedenheit (FLZ) wurde eine Lebenszufriedenheitsanalyse durchgeführt. Ein zusätzlich vom Studienteam entworfener Fragebogen diente der Erhebung ergänzender Daten zum Gesundheitszustand und zu weiteren Rahmenbedingungen. 276 Patientinnen wurden in die Analyse einbezogen. Die Lebenszufriedenheit ist bei der Studienkohorte nicht beeinträchtigt: die Patientinnen sind zufriedener als Frauen gleichen Alters ohne Brustkrebserkrankung. Das Phänomen des "posttraumatischen Wachstums" kommt hier als Erklärungsansatz in Betracht. Die systemische adjuvante Therapie (Chemo-, Antihormontherapie) wirkt sich hypothesenkonträr nicht negativ auf die gesundheitsbezogene und allgemeine Lebenszufriedenheit aus, bei den befragten Patientinnen spielt sie zwei Jahre nach Erstdiagnose keine negative Rolle für die Lebenszufriedenheit. Eine Chemotherapie hat weder auf die allgemeine noch auf die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit einen statistisch signifikanten Einfluss. Die Durchführung einer Antihormontherapie ist bei den Studienpatientinnen mit einer höheren allgemeinen Lebenszufriedenheit assoziiert, während die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit unbeeinflusst bleibt. Eine feste Partnerschaft und ein höherer Bildungsstand wirken sich positiv auf die Zufriedenheit aus. Begleiterkrankungen und Übergewicht sind mit einer eingeschränkten Lebenszufriedenheit assoziiert. Neben dem Bereich Sexualität war die Zufriedenheit im Bereich Gesundheit am niedrigsten. Einschränkungen durch somatische Beschwerden sollten im klinischen Alltag genauer erfragt und berücksichtigt werden. Zukünftige Studien zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität könnten dazu beitragen, mehr über die speziellen Lebensumstände dieser Altersgruppe zu erfahren und Ursachen für die niedrige Zufriedenheit aufzudecken. Die Gruppe der älteren Mammakarzinompatientinnen sollte angesichts fehlender Daten und Leitlinien vermehrt in den Fokus der Forschung rücken. Lebenszufriedenheit ist insbesondere im höheren Lebensalter ein wichtiger Outcome-Parameter, der in zukünftigen Studien genauer untersucht werden sollte.

Abstract

Due to demographic changes and increasing life expectancy, elderly patients' needs move into the focus of research and practice. More than half of all breast cancer patients are over age 65 at the time of initial diagnosis. This study deals with the impact that adjuvant chemotherapy and antihormone therapy have on the patients' life satisfaction, taking sociodemographic factors and comorbidities into account. The patient recruitment was accomplished with the help of the Munich cancer registry (MCR). All female patients aged 60 or older that were treated at the hospital of the Ludwig Maximilian University Munich who had an initial diagnosis of breast cancer between 2010 and 2013 were identified and received a questionnaire by post. Life satisfaction analysis was carried out by means of the questionnaire Fragebogen zur Lebenszufriedenheit. In addition, a second questionnaire developed by the study team aimed at collecting information on the patients' health status and other framework conditions. 276 patients were included in the analysis. Those patients' satisfaction with life (SWL) was not impaired, compaired to same-aged women without breast cancer: Indeed, the study patients rated their life satisfaction higher than the control group. The phenomenon of "posttraumatic growth" might be considered as an explanation for this observation. Contrary to the study hypothesis, two years after initial diagnosis the systemic adjuvant therapy (chemotherapy, antihormone therapy) does not affect health-related and general SWL negatively. No statistically significant effect of chemotherapy on health-related and general SWL could be found, while antihormone therapy is associated with higher general SWL but has no effect on health-related SWL. A firm partnership and a high educational level are factors positively associated with SWL.Comorbidities and obesity have a negative impact on SWL. Satisfaction was rated lowest in the fields of sexuality and health. Restrictions due to physical disabilities and somatic complaints should be identified and considered in daily clinical practice. Future studies dealing with health-related quality of life (HRQOL) may contribute to uncovering the causes of the low level of satisfaction in this field. Given the lack of data and guidelines for elderly breast cancer patients, this patient group should move into the scientific focus. Satisfaction with life is, particularly in old age, an important outcome parameter that should be further explored in future studies.