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Das verhaltenstherapeutische Therapiemanual "Smoke_less" zur Reduktion des Tabakkonsums. eine Evaluationsstudie mit ambulanten Patienten
Das verhaltenstherapeutische Therapiemanual "Smoke_less" zur Reduktion des Tabakkonsums. eine Evaluationsstudie mit ambulanten Patienten
Zielsetzung: Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, das neu entwickelte, verhaltenstherapeutische Rauchreduktionsprogramm „Smoke_less“ zur Reduktion des Tabakkonsums bei ambulanten Patienten zu evaluieren. Die Evaluation bezog sich auf die Wirksamkeit der Intervention, die Umsetzbarkeit in der klinischen Praxis und die Akzeptanz des Reduktionsprogramms unter Kursteilnehmern und Kursleitern. Hintergrund: Während das therapeutische Angebot für aufhörwillige Raucher wirksame und breit gefächerte Interventionen bereit hält, konnten für die Gruppe der nicht-aufhörwilligen Raucher neben Nikotinersatztherapie oder Vareniclin seither kaum langfristig wirksame, rein verhaltensbezogene Reduktionsinterventionen vorgestellt werden und das, obwohl der Anteil der nicht-aufhörwilligen Raucher zu einem beliebigen Zeitpunkt bei über 90% beziffert wird (Wewers et al., 2003). Vor diesem Hintergrund empfehlen die Autoren L. Wu et al. (2015) die Erforschung rein verhaltensbasierter Reduktionsinterventionen. Dieser Empfehlung folgend wurde an der Spezialambulanz für Tabakabhängigkeit des Klinikums der Universität München unter der Leitung von Dr. med. Tobias Rüther die Entwicklung eines wissenschaftlich fundierten verhaltenstherapeutischen Therapiemanuals zur Reduktion des Tabakkonsums („Smoke_less“ Programm) bei deutschsprachigen ambulanten Patienten angestoßen und umgesetzt. Methodik: Im Rahmen eines dreiarmigen randomisiert-kontrollierten Studiendesigns wurde die Wirksamkeit des „Smoke_less“ Programms an einem Probandenkollektiv von N=155 Studienteilnehmern erfasst. Es wurde die „Smoke_less“ Experimentalgruppe (4 verhaltenstherapeutische Gruppensitzungen und zwei Telefontermine verteilt über einen Zeitraum von 5 Wochen; n=51) mit einer aktiven Kontrollgruppe (15-minütige Kurzberatung zur Rauchreduktion; n=49) und einer Wartekontrollgruppe (n=55) hinsichtlich der primären Endpunkte 50%-Konsumhalbierung und Rauchabstinenz direkt nach Interventionsende (T1) sowie in der Katamnese nach 3 (T2) und 6 (T3) Monaten verglichen. Die Umsetzbarkeit und Akzeptanz des „Smoke_less“ Reduktionsprogramms wurde im Rahmen der Kursimplementierung unter den Kursteilnehmern und Kursleitern (n=8) exploriert. Die Datenerhebung erfolgte größtenteils mittels paper&pencil-Fragebögen sowie wurde der Kohlenmonoxidgehalt in der Ausatemluft der Probanden mithilfe des Mikro+ Smokerlyzer (Bedfont Scietific Ltd.) erhoben. Ergebnisse: Das „Smoke_less“ Programm zeigte sich hinsichtlich der 50%-Rauchreduktion nach Interventionsende (T1) als wirksam (Experimental vs. Kontrollgruppe: OR=8.58 [2.67 – 27.31], p<.001; Experimental vs. Wartegruppe: OR=7.59 [2.59 – 22.19], p<.001). Über den Studienverlauf bleibt die Überlegenheit im Vergleich zur Wartegruppe bestehen (T3: OR=5.00 [1.68 – 14.84], p<.001), diese kann jedoch im Vergleich zur Kurzberatung über den 6-monatigen Katamnesezeitraum nicht aufrechterhalten werden (T3: OR=1.73 [0.71 – 4.20], p=.228). Hinsichtlich der Rauchabstinenz konnte im Katamnesezeitraum von 6 Monaten kein Effekt für das Programm erfasst werden. Die Umsetzbarkeit und Akzeptanz des Programms wurden durchweg als positiv beurteilt. Diskussion: Das „Smoke_less“ Rauchreduktionsprogramm kann grundsätzlich als wirksam hinsichtlich einer Konsumhalbierung beurteilt werden. Dabei zeigt es sich langfristig einer Wartekontrollgruppe und kurzfristig gegenüber einer Kurzberatung als klar überlegen. Die fehlenden Interventionseffekte auf die Rauchabstinenz, welche in der Literatur für Reduktionsinterventionen mithilfe von NET oder Vareniclin (Asfar et al., 2011; Hughes et al., 2011; L. Wu et al., 2015) zu finden sind, könnten durch den vergleichsweise kurzen Katamnesezeitraum zu erklären sein. Weitere Studien sind notwendig, um verhaltensbasierte Reduktionsinterventionen als alternative Therapieform für nicht abstinenzorientierte Raucher abschließend beurteilen zu können.
Tabakabhängigkeit, Harm Reduction, Rauchreduktion, Verhaltenstherapie, Gruppenprogramm
Kiss, Alexa
2018
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Kiss, Alexa (2018): Das verhaltenstherapeutische Therapiemanual "Smoke_less" zur Reduktion des Tabakkonsums: eine Evaluationsstudie mit ambulanten Patienten. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Zielsetzung: Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, das neu entwickelte, verhaltenstherapeutische Rauchreduktionsprogramm „Smoke_less“ zur Reduktion des Tabakkonsums bei ambulanten Patienten zu evaluieren. Die Evaluation bezog sich auf die Wirksamkeit der Intervention, die Umsetzbarkeit in der klinischen Praxis und die Akzeptanz des Reduktionsprogramms unter Kursteilnehmern und Kursleitern. Hintergrund: Während das therapeutische Angebot für aufhörwillige Raucher wirksame und breit gefächerte Interventionen bereit hält, konnten für die Gruppe der nicht-aufhörwilligen Raucher neben Nikotinersatztherapie oder Vareniclin seither kaum langfristig wirksame, rein verhaltensbezogene Reduktionsinterventionen vorgestellt werden und das, obwohl der Anteil der nicht-aufhörwilligen Raucher zu einem beliebigen Zeitpunkt bei über 90% beziffert wird (Wewers et al., 2003). Vor diesem Hintergrund empfehlen die Autoren L. Wu et al. (2015) die Erforschung rein verhaltensbasierter Reduktionsinterventionen. Dieser Empfehlung folgend wurde an der Spezialambulanz für Tabakabhängigkeit des Klinikums der Universität München unter der Leitung von Dr. med. Tobias Rüther die Entwicklung eines wissenschaftlich fundierten verhaltenstherapeutischen Therapiemanuals zur Reduktion des Tabakkonsums („Smoke_less“ Programm) bei deutschsprachigen ambulanten Patienten angestoßen und umgesetzt. Methodik: Im Rahmen eines dreiarmigen randomisiert-kontrollierten Studiendesigns wurde die Wirksamkeit des „Smoke_less“ Programms an einem Probandenkollektiv von N=155 Studienteilnehmern erfasst. Es wurde die „Smoke_less“ Experimentalgruppe (4 verhaltenstherapeutische Gruppensitzungen und zwei Telefontermine verteilt über einen Zeitraum von 5 Wochen; n=51) mit einer aktiven Kontrollgruppe (15-minütige Kurzberatung zur Rauchreduktion; n=49) und einer Wartekontrollgruppe (n=55) hinsichtlich der primären Endpunkte 50%-Konsumhalbierung und Rauchabstinenz direkt nach Interventionsende (T1) sowie in der Katamnese nach 3 (T2) und 6 (T3) Monaten verglichen. Die Umsetzbarkeit und Akzeptanz des „Smoke_less“ Reduktionsprogramms wurde im Rahmen der Kursimplementierung unter den Kursteilnehmern und Kursleitern (n=8) exploriert. Die Datenerhebung erfolgte größtenteils mittels paper&pencil-Fragebögen sowie wurde der Kohlenmonoxidgehalt in der Ausatemluft der Probanden mithilfe des Mikro+ Smokerlyzer (Bedfont Scietific Ltd.) erhoben. Ergebnisse: Das „Smoke_less“ Programm zeigte sich hinsichtlich der 50%-Rauchreduktion nach Interventionsende (T1) als wirksam (Experimental vs. Kontrollgruppe: OR=8.58 [2.67 – 27.31], p<.001; Experimental vs. Wartegruppe: OR=7.59 [2.59 – 22.19], p<.001). Über den Studienverlauf bleibt die Überlegenheit im Vergleich zur Wartegruppe bestehen (T3: OR=5.00 [1.68 – 14.84], p<.001), diese kann jedoch im Vergleich zur Kurzberatung über den 6-monatigen Katamnesezeitraum nicht aufrechterhalten werden (T3: OR=1.73 [0.71 – 4.20], p=.228). Hinsichtlich der Rauchabstinenz konnte im Katamnesezeitraum von 6 Monaten kein Effekt für das Programm erfasst werden. Die Umsetzbarkeit und Akzeptanz des Programms wurden durchweg als positiv beurteilt. Diskussion: Das „Smoke_less“ Rauchreduktionsprogramm kann grundsätzlich als wirksam hinsichtlich einer Konsumhalbierung beurteilt werden. Dabei zeigt es sich langfristig einer Wartekontrollgruppe und kurzfristig gegenüber einer Kurzberatung als klar überlegen. Die fehlenden Interventionseffekte auf die Rauchabstinenz, welche in der Literatur für Reduktionsinterventionen mithilfe von NET oder Vareniclin (Asfar et al., 2011; Hughes et al., 2011; L. Wu et al., 2015) zu finden sind, könnten durch den vergleichsweise kurzen Katamnesezeitraum zu erklären sein. Weitere Studien sind notwendig, um verhaltensbasierte Reduktionsinterventionen als alternative Therapieform für nicht abstinenzorientierte Raucher abschließend beurteilen zu können.