Führer, Daniela (2017): Schädel-Hirn-Traumen ohne äußere Verletzungen: eine Studie an Obduktionsfällen. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät |
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Abstract
Stumpfe Gewalt gegen den menschlichen Körper kann schwere und sogar tödliche innere Verletzungen verursachen, die an der Körperoberfläche kein Verletzungskorrelat aufweisen. Auch Gewalt gegen den Kopf kann in einigen Fällen zu oberflächlichen Kopfschwartenverletzungen bis hin zu schwersten Schädel-Hirn-Traumen führen, für die es äußerlich keinen Hinweis gibt. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Verletzungen des Kopfes bei 26 Leichen, bei deren Obduktionen ein Kopfschwarten- bzw. Periosthämatom und/oder innere Kopfverletzungen vorlagen. Äußerlich bestanden keinerlei Verletzungen am Kopf. In insgesamt 25 Fällen konnte ein Kopfschwartenhämatom festgestellt werden, in einem Fall lag ausschließlich eine Periosteinblutung am Schädeldach vor. Häufig befanden sich weitere kranielle und intrakranielle Verletzungen (vgl. Tab. 4) unter den Kopfschwartenläsionen. In 5 Fällen stellte das Schädel-Hirn-Trauma sogar die Todesursache dar, in zwei der 26 Fälle konnten Tötungsdelikte aufgedeckt werden. Eine mikroskopische Untersuchung der Kopfschwarte wurde an 20 Fällen durchgeführt. Die Histologie der entnommenen Kopfschwartenproben zeigte in 17 Fällen Einblutungen in die Kopfhaut. Die Galea aponeurotica war in allen mikroskopisch untersuchten Fällen betroffen. Die behaarte Kopfhaut war in allen vorliegenden Fällen unversehrt, sodass bei der äußeren Leichenschau kein Hinweis auf eine innere Kopfverletzung vorlag. Erst bei den Obduktionen wurden die Befunde an den Weichteilen, sowie die tödlichen Kopfverletzungen diagnostiziert. Gründe für das Fehlen der äußeren Verletzungen scheinen neben der Verletzungsentstehung vor allem die biomechanischen Eigenschaften der Haut zu sein. Die Belastungsgrenzen der Kopfschwarte sind konkret nicht bekannt; es können anhand der Verletzungsmuster nur Rückschlüsse gezogen werden. In den vorliegenden Fällen dürfte die Belastungsgrenze der Kopfschwarte zumeist über der Belastungsgrenze der Blutgefäße, der Schädelknochen und der intrakraniellen Strukturen gelegen haben Sowohl für den klinischen Alltag, als auch in Bezug auf die Leichenschau gilt es zu beachten, dass trotz fehlender sichtbarer Befunde ein schweres Schädel-Hirn-Trauma vorliegen kann. Oft ist dieses begleitet durch geringgradige Verletzungen wie Schürfungen oder Riss-Quetsch-Wunden. Sollten diese fehlen, jedoch eine verdächtige Auffindungssituation bzw. die Vorgeschichte für ein mögliches schweres Trauma sprechen, so ist eine Obduktion zur Klärung der Todesursache zu empfehlen. Bei Lebenden sind die üblichen bildgebenden Verfahren zum Ausschluss eines gravierenden Schädel-Hirn-Traumas anzuwenden.
Dokumententyp: | Dissertationen (Dissertation, LMU München) |
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Themengebiete: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin und Gesundheit |
Fakultäten: | Medizinische Fakultät |
Sprache der Hochschulschrift: | Deutsch |
Datum der mündlichen Prüfung: | 14. Dezember 2017 |
1. Berichterstatter:in: | Keil, Wolfgang |
MD5 Prüfsumme der PDF-Datei: | 5aaae87fdb8788e6b899934699ada105 |
Signatur der gedruckten Ausgabe: | 0700/UMD 17709 |
ID Code: | 21653 |
Eingestellt am: | 22. Jan. 2018 11:48 |
Letzte Änderungen: | 23. Oct. 2020 18:06 |