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Verlauf der Juvenilen Idiopathischen Arthritis im Erwachsenenalter
Verlauf der Juvenilen Idiopathischen Arthritis im Erwachsenenalter
Hintergrund: Ein großer Teil der JIA-Patienten leidet im Verlauf des Lebens unter chronischen oder wiederkehrenden Schmerzen und muss aufgrund der Erkrankung mit Einschränkungen im Alltag leben. Das Outcome der JIA konnte im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte durch neue Therapien erheblich verbessert werden. Der größte Fortschritt wurde durch die Einführung von Biologika erreicht, die allerdings im Verdacht stehen das Risiko für das Auftreten von Malignomen zu erhöhen. Zielsetzung: Das Ziel dieser Arbeit war es, das Outcome von JIA-Patienten im Hinblick auf die Lebensqualität und die Inzidenz von Malignomen zu untersuchen. Methoden: Patienten, die zwischen 1952 und 2010 im Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie (DZKJR) wegen einer rheumatischen Erkrankung in Behandlung waren (N=10.580), erhielten Anfang 2012 einen Fragebogen per Post. Erfragt wurden soziodemografische Faktoren, Details zur Rheumaerkrankung, zur Lebensqualität (EQ5D-Fragebogen) und bisherigen Krebsdiagnosen. Für alle Studienteilnehmer wurden die Eigenangaben zur JIA Diagnose mit Hilfe der Krankenakten überprüft und nur solche Patienten eingeschlossen, deren Diagnose durch die Akte bestätigt werden konnte. Von diesen wurden diejenigen, die über eine bösartige Krebsdiagnose berichteten, als Fall definiert und mit bis zu vier Kontrollen aus der gleichen Kohorte nach Geschlecht, Alter (+/- 2 Jahre) und dem Datum der ersten Aufnahme im DZKJR (+/- 2 Jahre) gematcht. Im Frühjahr 2013 erhielten alle Fälle und Kontrollen einen zweiten Fragebogen, mit dem sie zur Therapie seit JIA-Diagnosestellung befragt wurden (genestete Fall-Kontroll-Studie). Neben deskriptiver Statistik wurden multivariate logistische Regressionsmodelle erstellt. Um die Krebsinzidenz in Relation zur Allgemeinbevölkerung zu betrachten, wurden standardisierte Inzidenzraten (SIR) und die dazugehörigen 95%-Konfidenzintervalle (95%-KI) berechnet. Ergebnisse: Insgesamt beantworteten 6127 Patienten den ersten Fragebogen (Response 66%), 3698 von ihnen hatten eine JIA. Die JIA-Patienten waren zwischen 3 und 73 Jahre alt, 64% waren weiblich. Ihre Lebensqualität war im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung in allen Bereichen statistisch signifikant eingeschränkt, vor allem im Bereich Schmerzen. Das weibliche Geschlecht, höheres Alter, niedrigere Bildung, sich aktuell in rheumatischer Behandlung zu befinden und das Vorliegen einer Behinderung waren mit niedrigerer Lebensqualität assoziiert. Bei 48 Patienten wurde ein Malignom diagnostiziert, 35 davon traten bei Frauen auf. Die häufigsten Krebsarten waren Melanom (n=11), Zervixkarzinom (n=8) und Mammakarzinom (n=7). Insgesamt war die Inzidenz von Krebs im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung nicht erhöht (SIR 0,99 (95%-KI: 0,69; 1,29)), bei weiblichen JIA-Patienten wurde häufiger ein Melanom beobachtet als bei Frauen aus der Allgemeinbevölkerung (SIR: 3.21 (95%-KI: 1.60; 5.73). In die genestete Fall-Kontroll-Studie wurden 37 Fälle und 125 Kontrollen eingeschlossen (Response 92%). Es wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen Tumorpatienten und Kontrollen hinsichtlich ihrer Medikamenteneinnahme gefunden. Schlussfolgerung: Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung waren die JIA-Patienten in ihrer Lebensqualität benachteiligt, ihr Risiko an einem Malignom zu erkranken war unabhängig von der Medikamenteneinnahme nicht erhöht. Lediglich bei den Frauen fand sich ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten eines Melanoms., Background: A substantially proportion of all JIA patients suffer from chronic or recurrent pain and have to live with limitations in daily life. Outcome of JIA has been considerably improved by new forms of therapy over the past two decades. The greatest progress has been achieved by the introduction of biologicals, which, however, are suspected to increase the risk of the occurrence of malignancies. Aim: The objective of this research was to investigate the outcome of JIA patients with regard to the health-related quality of life (HRQOL) and the incidence of malignancy. Methods: Patients who were under medical treatment in the German Centre for Pediatric and Adolescent Rheumatology (GCPAR) (Garmisch-Partenkirchen, Germany) between 1952 and 2010 received a self-administered standardized questionnaire by mail at the beginning of 2012 (n=10,580). The questionnaire included sociodemographic factors, details of the rheumatic disease, questions about their HRQOL (EQ5D questionnaire) and previous cancer diagnoses. For all study participants the self-reported JIA diagnosis was verified by means of the medical records and only those patients whose diagnosis was confirmed with the medical documents were included. Among these, the ones that reported a malignant tumor were defined as cases and were individually matched by sex, age (+/- 2 years) and date of first admission to the hospital (+/- 2 years) with up to four controls each. In the spring of 2013, all cases and controls received a second self-administered standardized questionnaire to raise drug intake (nested case-control-study). In addition to descriptive statistics, multivariate logistic regression models were calculated. To compare cancer incidence in the JIA cohort with the German general population, standardized incidence ratios (SIRs) and their corresponding 95% confidence intervals (95%-CIs) were calculated. Results: Overall, 6127 patients responded to the first questionnaire (response 66%), 3698 of them had a JIA. Age of study participants ranged from 3 to 73 years, 64% were female. HRQOL of JIA patients was significantly lower in all domains compared to the general population, especially in the area of pain. Female sex, older age, lower education, currently being in rheumatic treatment and the existence of a disability were associated with lower HRQOL. A malignancy was diagnosed in 48 patients, 35 of them occurred in women (74%). The most frequently observed type of cancer were melanoma (n=11), cervical cancer (n=8) and breast cancer (n=7). Compared with the general population the overall incidence of cancer was not increased (SIR: 0.99 (95% CI: 0.69; 1.29)); in female JIA patients melanoma was more frequently observed than in women from the general population (SIR: 3.21 (95% CI: 1.60; 5.73)). In the nested case-control study 37 cases and 125 controls were included (response 92%). There were no significant differences between cases and controls regarding their medication. Conclusion: Compared to the general population JIA patients were disadvantaged in their HRQOL; their risk of malignancy was not increased regardless of their medication. But for woman a slightly increased risk for melanoma was found.
Not available
Barth, Swaantje
2017
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Barth, Swaantje (2017): Verlauf der Juvenilen Idiopathischen Arthritis im Erwachsenenalter. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Hintergrund: Ein großer Teil der JIA-Patienten leidet im Verlauf des Lebens unter chronischen oder wiederkehrenden Schmerzen und muss aufgrund der Erkrankung mit Einschränkungen im Alltag leben. Das Outcome der JIA konnte im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte durch neue Therapien erheblich verbessert werden. Der größte Fortschritt wurde durch die Einführung von Biologika erreicht, die allerdings im Verdacht stehen das Risiko für das Auftreten von Malignomen zu erhöhen. Zielsetzung: Das Ziel dieser Arbeit war es, das Outcome von JIA-Patienten im Hinblick auf die Lebensqualität und die Inzidenz von Malignomen zu untersuchen. Methoden: Patienten, die zwischen 1952 und 2010 im Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie (DZKJR) wegen einer rheumatischen Erkrankung in Behandlung waren (N=10.580), erhielten Anfang 2012 einen Fragebogen per Post. Erfragt wurden soziodemografische Faktoren, Details zur Rheumaerkrankung, zur Lebensqualität (EQ5D-Fragebogen) und bisherigen Krebsdiagnosen. Für alle Studienteilnehmer wurden die Eigenangaben zur JIA Diagnose mit Hilfe der Krankenakten überprüft und nur solche Patienten eingeschlossen, deren Diagnose durch die Akte bestätigt werden konnte. Von diesen wurden diejenigen, die über eine bösartige Krebsdiagnose berichteten, als Fall definiert und mit bis zu vier Kontrollen aus der gleichen Kohorte nach Geschlecht, Alter (+/- 2 Jahre) und dem Datum der ersten Aufnahme im DZKJR (+/- 2 Jahre) gematcht. Im Frühjahr 2013 erhielten alle Fälle und Kontrollen einen zweiten Fragebogen, mit dem sie zur Therapie seit JIA-Diagnosestellung befragt wurden (genestete Fall-Kontroll-Studie). Neben deskriptiver Statistik wurden multivariate logistische Regressionsmodelle erstellt. Um die Krebsinzidenz in Relation zur Allgemeinbevölkerung zu betrachten, wurden standardisierte Inzidenzraten (SIR) und die dazugehörigen 95%-Konfidenzintervalle (95%-KI) berechnet. Ergebnisse: Insgesamt beantworteten 6127 Patienten den ersten Fragebogen (Response 66%), 3698 von ihnen hatten eine JIA. Die JIA-Patienten waren zwischen 3 und 73 Jahre alt, 64% waren weiblich. Ihre Lebensqualität war im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung in allen Bereichen statistisch signifikant eingeschränkt, vor allem im Bereich Schmerzen. Das weibliche Geschlecht, höheres Alter, niedrigere Bildung, sich aktuell in rheumatischer Behandlung zu befinden und das Vorliegen einer Behinderung waren mit niedrigerer Lebensqualität assoziiert. Bei 48 Patienten wurde ein Malignom diagnostiziert, 35 davon traten bei Frauen auf. Die häufigsten Krebsarten waren Melanom (n=11), Zervixkarzinom (n=8) und Mammakarzinom (n=7). Insgesamt war die Inzidenz von Krebs im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung nicht erhöht (SIR 0,99 (95%-KI: 0,69; 1,29)), bei weiblichen JIA-Patienten wurde häufiger ein Melanom beobachtet als bei Frauen aus der Allgemeinbevölkerung (SIR: 3.21 (95%-KI: 1.60; 5.73). In die genestete Fall-Kontroll-Studie wurden 37 Fälle und 125 Kontrollen eingeschlossen (Response 92%). Es wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen Tumorpatienten und Kontrollen hinsichtlich ihrer Medikamenteneinnahme gefunden. Schlussfolgerung: Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung waren die JIA-Patienten in ihrer Lebensqualität benachteiligt, ihr Risiko an einem Malignom zu erkranken war unabhängig von der Medikamenteneinnahme nicht erhöht. Lediglich bei den Frauen fand sich ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten eines Melanoms.

Abstract

Background: A substantially proportion of all JIA patients suffer from chronic or recurrent pain and have to live with limitations in daily life. Outcome of JIA has been considerably improved by new forms of therapy over the past two decades. The greatest progress has been achieved by the introduction of biologicals, which, however, are suspected to increase the risk of the occurrence of malignancies. Aim: The objective of this research was to investigate the outcome of JIA patients with regard to the health-related quality of life (HRQOL) and the incidence of malignancy. Methods: Patients who were under medical treatment in the German Centre for Pediatric and Adolescent Rheumatology (GCPAR) (Garmisch-Partenkirchen, Germany) between 1952 and 2010 received a self-administered standardized questionnaire by mail at the beginning of 2012 (n=10,580). The questionnaire included sociodemographic factors, details of the rheumatic disease, questions about their HRQOL (EQ5D questionnaire) and previous cancer diagnoses. For all study participants the self-reported JIA diagnosis was verified by means of the medical records and only those patients whose diagnosis was confirmed with the medical documents were included. Among these, the ones that reported a malignant tumor were defined as cases and were individually matched by sex, age (+/- 2 years) and date of first admission to the hospital (+/- 2 years) with up to four controls each. In the spring of 2013, all cases and controls received a second self-administered standardized questionnaire to raise drug intake (nested case-control-study). In addition to descriptive statistics, multivariate logistic regression models were calculated. To compare cancer incidence in the JIA cohort with the German general population, standardized incidence ratios (SIRs) and their corresponding 95% confidence intervals (95%-CIs) were calculated. Results: Overall, 6127 patients responded to the first questionnaire (response 66%), 3698 of them had a JIA. Age of study participants ranged from 3 to 73 years, 64% were female. HRQOL of JIA patients was significantly lower in all domains compared to the general population, especially in the area of pain. Female sex, older age, lower education, currently being in rheumatic treatment and the existence of a disability were associated with lower HRQOL. A malignancy was diagnosed in 48 patients, 35 of them occurred in women (74%). The most frequently observed type of cancer were melanoma (n=11), cervical cancer (n=8) and breast cancer (n=7). Compared with the general population the overall incidence of cancer was not increased (SIR: 0.99 (95% CI: 0.69; 1.29)); in female JIA patients melanoma was more frequently observed than in women from the general population (SIR: 3.21 (95% CI: 1.60; 5.73)). In the nested case-control study 37 cases and 125 controls were included (response 92%). There were no significant differences between cases and controls regarding their medication. Conclusion: Compared to the general population JIA patients were disadvantaged in their HRQOL; their risk of malignancy was not increased regardless of their medication. But for woman a slightly increased risk for melanoma was found.