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Vergleichende Studie über steigende Quoten der Influenza- und Pneumokokken-Impfung unter Patienten mit chronischen Erkrankungen und Patienten ab 60 Jahren nach Einführung der Praxissoftware Impf-doc
Vergleichende Studie über steigende Quoten der Influenza- und Pneumokokken-Impfung unter Patienten mit chronischen Erkrankungen und Patienten ab 60 Jahren nach Einführung der Praxissoftware Impf-doc
Einleitung Die STIKO empfiehlt bei Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines chronischen Grundleidens die Durchführung zusätzlicher Indikationsimpfungen. Aktuelle Studien belegen eine starke Beeinflussung des Impfverhaltens durch die Empfehlungen des medizinischen Personals und insbesondere der Hausärzte, die über 90 % der Influenzaimpfungen durchführen und gleichzeitig erste Ansprechpartner für Fragen rund um das Thema Impfprävention sind. Gleichzeitig stagnieren deutschlandweit die Influenza-Impfquoten auf durchschnittlichen 30 %. Mit etwas mehr als 40 % der chronisch-kranken und knapp 60 % der über 60-jährigen Grippegeimpften wird das WHO-Ziel einer 75-prozentigen Durchimpfung aller älteren Menschen nach wie vor nicht erreicht. Fragestellung Auf dem Hintergrund dieser Problematik stellte sich die Frage, ob durch EDVgestützte Maßnahmen in der hausärztlichen Praxis die Impfquoten bei Indikationspatienten in Deutschland optimiert werden können. Methodik Seit dem Jahre 2005 gibt es den elektronischen Impfplaner Impf-doc, der in Form eines Programmmoduls fest in die Praxissoftware integriert wird. Der Impfassistent verwaltet Impfpässe, überprüft den Impfstatus der Patienten gemäß den aktuellen STIKO-Indikationen und verfügt neben weiteren Funktionen über ein umfassendes Informations-, Warn- und Recall-System. Im Zeitraum von Oktober 2010 bis September 2011 wurden in insgesamt 109 teilnehmenden Arztpraxen 619‘798 Impf-Datensätze (Impfpasseinträge) von 133‘559 Patienten anonymisiert erfasst und ausgewertet. Zur Auswertung kamen nur die als vollständig dokumentiert gekennzeichneten elektronischen Impfpässe von Patienten mit den Diagnosen Diabetes mellitus, COPD, Asthma bronchiale oder KHK. Die weitere Auswertung erfolgte nach Alter, Geschlecht und Impfstatus für Pneumokokken- und Influenzaimpfungen. Ergebnisse Nach 4 Jahren EDV-Nutzung konnten bei chronisch Kranken im Alter von 18 bis 89 Jahren die Influenza-Impfquoten um das 3-fache auf 80 % und jene bei der Pneumokokken- Impfung um das Doppelte auf 65 % gesteigert werden. Personen ohne die untersuchten chronischen Erkrankungen erreichten im Vergleich ein Niveau von etwa Zusammenfassung Dissertation | U. Schuler 65 54 % bei Influenza und 33 % bei Pneumokokken. Personen ab 60 Jahren waren nach 4 Jahren Impf-doc Verwendung häufiger geimpft worden als die Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen (Influenza: 87 % versus 62 %, Pneumokokken: 72 % versus 45 %). Nach 4 Jahren Impf-doc Nutzung waren 18- bis 89-jährige Männer mit COPD häufiger gegen Influenza geimpft, als Männer mit Asthma bronchiale und Diabetes mellitus. Bei 18- bis 89-jährigen Studienteilnehmern mit COPD und KHK ergaben sich im Vergleich zu denjenigen mit Asthma bronchiale höhere Influenza- und Pneumokokkenimpfquoten. Schlussfolgerungen Vergleichsdaten anderer EDV-Systeme mit höheren Steigerungsquoten liegen derzeit nicht vor. Die Ergebnisse lassen hoffen, dass die STIKO-Empfehlungen durch eine weiterhin effiziente Steigerung mittels des EDV-gestützten Impfsystems zeitnah umgesetzt werden können. Darüber hinaus zeigt die Studie die noch weitgehend ungenutzte Möglichkeit auf, mit geringem Aufwand anonyme epidemiologische Daten vor Ort erheben und zur wissenschaftlichen Aufarbeitung exportieren lassen zu können. Damit hat eine solche Impfsoftware auch das Potential, einen effektiven Beitrag zur Versorgungsforschung in Deutschland zu leisten.
Impfquoten, chronische Erkrankungen, Pneumokokken, Influenza, Impf-doc
Schuler, Urs
2016
German
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Schuler, Urs (2016): Vergleichende Studie über steigende Quoten der Influenza- und Pneumokokken-Impfung unter Patienten mit chronischen Erkrankungen und Patienten ab 60 Jahren nach Einführung der Praxissoftware Impf-doc. Dissertation, LMU München: Faculty of Medicine
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Abstract

Einleitung Die STIKO empfiehlt bei Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines chronischen Grundleidens die Durchführung zusätzlicher Indikationsimpfungen. Aktuelle Studien belegen eine starke Beeinflussung des Impfverhaltens durch die Empfehlungen des medizinischen Personals und insbesondere der Hausärzte, die über 90 % der Influenzaimpfungen durchführen und gleichzeitig erste Ansprechpartner für Fragen rund um das Thema Impfprävention sind. Gleichzeitig stagnieren deutschlandweit die Influenza-Impfquoten auf durchschnittlichen 30 %. Mit etwas mehr als 40 % der chronisch-kranken und knapp 60 % der über 60-jährigen Grippegeimpften wird das WHO-Ziel einer 75-prozentigen Durchimpfung aller älteren Menschen nach wie vor nicht erreicht. Fragestellung Auf dem Hintergrund dieser Problematik stellte sich die Frage, ob durch EDVgestützte Maßnahmen in der hausärztlichen Praxis die Impfquoten bei Indikationspatienten in Deutschland optimiert werden können. Methodik Seit dem Jahre 2005 gibt es den elektronischen Impfplaner Impf-doc, der in Form eines Programmmoduls fest in die Praxissoftware integriert wird. Der Impfassistent verwaltet Impfpässe, überprüft den Impfstatus der Patienten gemäß den aktuellen STIKO-Indikationen und verfügt neben weiteren Funktionen über ein umfassendes Informations-, Warn- und Recall-System. Im Zeitraum von Oktober 2010 bis September 2011 wurden in insgesamt 109 teilnehmenden Arztpraxen 619‘798 Impf-Datensätze (Impfpasseinträge) von 133‘559 Patienten anonymisiert erfasst und ausgewertet. Zur Auswertung kamen nur die als vollständig dokumentiert gekennzeichneten elektronischen Impfpässe von Patienten mit den Diagnosen Diabetes mellitus, COPD, Asthma bronchiale oder KHK. Die weitere Auswertung erfolgte nach Alter, Geschlecht und Impfstatus für Pneumokokken- und Influenzaimpfungen. Ergebnisse Nach 4 Jahren EDV-Nutzung konnten bei chronisch Kranken im Alter von 18 bis 89 Jahren die Influenza-Impfquoten um das 3-fache auf 80 % und jene bei der Pneumokokken- Impfung um das Doppelte auf 65 % gesteigert werden. Personen ohne die untersuchten chronischen Erkrankungen erreichten im Vergleich ein Niveau von etwa Zusammenfassung Dissertation | U. Schuler 65 54 % bei Influenza und 33 % bei Pneumokokken. Personen ab 60 Jahren waren nach 4 Jahren Impf-doc Verwendung häufiger geimpft worden als die Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen (Influenza: 87 % versus 62 %, Pneumokokken: 72 % versus 45 %). Nach 4 Jahren Impf-doc Nutzung waren 18- bis 89-jährige Männer mit COPD häufiger gegen Influenza geimpft, als Männer mit Asthma bronchiale und Diabetes mellitus. Bei 18- bis 89-jährigen Studienteilnehmern mit COPD und KHK ergaben sich im Vergleich zu denjenigen mit Asthma bronchiale höhere Influenza- und Pneumokokkenimpfquoten. Schlussfolgerungen Vergleichsdaten anderer EDV-Systeme mit höheren Steigerungsquoten liegen derzeit nicht vor. Die Ergebnisse lassen hoffen, dass die STIKO-Empfehlungen durch eine weiterhin effiziente Steigerung mittels des EDV-gestützten Impfsystems zeitnah umgesetzt werden können. Darüber hinaus zeigt die Studie die noch weitgehend ungenutzte Möglichkeit auf, mit geringem Aufwand anonyme epidemiologische Daten vor Ort erheben und zur wissenschaftlichen Aufarbeitung exportieren lassen zu können. Damit hat eine solche Impfsoftware auch das Potential, einen effektiven Beitrag zur Versorgungsforschung in Deutschland zu leisten.