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Vergleich von zwei etablierten Schlaganfallklassifikationen in Bezug auf das funktionelle Outcome nach drei Monaten
Vergleich von zwei etablierten Schlaganfallklassifikationen in Bezug auf das funktionelle Outcome nach drei Monaten
Hintergrund: Der Schlaganfall ist in Deutschland die häufigste Ursache für eine dauerhafte Behinderung. Die Schlaganfall-Ätiologie ist ein entscheidender Parameter für das funktionelle Outcome des Patienten. Ziel der durchgeführten Untersuchung war es, zwei etablierte Ätiologie-Klassifikationen, die ASCO- und die TOAST-Klassifikation, bezüglich des funktionellen Outcomes nach drei Monaten zu untersuchen. Methoden: 397 Patienten wurden auf der Stroke Unit des Universitätsklinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München in Großhadern in eine prospektive Kohortenstudie eingeschlossen. Von diesen Patienten erlitten 362 (91,2%) einen ischämischen Hirninfarkt und 35 (8,8%) eine transitorisch ischämische Attacke (TIA). Nach drei Monaten wurden die Patienten entweder telefonisch (81,6%), persönlich (14,4%) oder postalisch (4,0%) befragt. Das funktionelle Outcome wurde anhand der modified Rankin scale (mRS) bestimmt. Für jede der beiden Klassifikationen wurden jeweils sechs Ätiologie-Untergruppen ausgewertet: Makroangiopathie bzw. A, Mikroangiopathie bzw. S, kardiale Ursache bzw. C, andere Ursache bzw. O, unbekannte Ursache und konkurrierende Ursachen. Hierfür wurden die klassischen TOAST-Subgruppen modifiziert. Für die ASCO-Klassifikation wurden alle Analysen einmal mit den ASCO1-Gruppen (wahrscheinliche Ätiologie) und anschließend mit den ASCO1+2-Subgruppen (mögliche Ätiologie) durchgeführt. Alle Analysen wurden nach dem Alter stratifiziert. Primärer Endpunkt war das funktionelle Outcome nach drei Monaten innerhalb der ASCO- und TOAST-Subgruppen. Sekundäre Endpunkte waren der soziale Status, kardiovaskuläre Risikofaktoren, bildgebende Befunde und die Übereinstimmung bezüglich der Patientenanzahl in den korrespondierenden Subgruppen. Ergebnisse: Das ungünstigste funktionelle Outcome nach drei Monaten zeigte nach TOAST die Gruppe mit konkurrierenden Schlaganfallursachen (mediane mRS-Ausprägung = 2,0, Quartile: 1,0-3,0) und nach ASCO die Gruppe mit kardialer Ätiologie (mRS=1,5, Quartile: 1,0-3,0). Dieser Effekt verstärkte sich nach Altersstratifizierung für die älteren Patienten, vor allem in der ASCO-Klassifikation (mRS=2,0 nach TOAST, mRS=2,0 nach ASCO1 und mRS=2,0 nach ASCO1+2). Das günstigste funktionelle Outcome fand sich kongruent bei mikroangiopathischer Ätiologie (mediane mRS-Ausprägungen für TOAST und ASCO je bei 1,0). Die Subgruppen bei ASCO1 und TOAST unterschieden sich bezüglich des funktionellen Outcomes nach drei Monaten signifikant voneinander (p=0,034 für TOAST und p=0,003 für ASCO). Für die sekundären Endpunkte ergaben sich zwischen ASCO und TOAST keine signifikanten Unterschiede. Bezüglich der Patientenanzahl in den korrespondierenden Subgruppen ergaben sich signifikante Unterschiede bei den Subgruppen der kardialen Embolie (p<0,001, mehr Patienten in der TOAST-Subgruppe) und bei den Subgruppen mit unbekannter Ätiologie (p<0,001, weniger Patienten in der TOAST-Subgruppe im Vergleich zu ASCO1). Alle weiteren Vergleiche ergaben keinen signifikanten Unterschied zwischen ASCO und TOAST. Diskussion: Die Diskordanz bei ungünstigem Outcome erklärt sich am ehesten durch die Tatsache, dass TOAST weniger strenge Einschlusskriterien für die kardiale Embolie fordert und somit als weniger spezifisch angesehen werden muss. Bezüglich der anderen Subgruppen erweisen sich beide Klassifikationen als gleichwertig in der prognostischen Aussagekraft hinsichtlich des funktionellen Outcomes nach drei Monaten. Die ASCO-Klassifikation bietet jedoch außerdem den Vorteil, dass Informationen über Erkrankungen, die nicht kausal mit der Ischämie zusammenhängen, dokumentiert werden, die Validität der durchgeführten Diagnostik mit berücksichtigt wird und die Einschlusskriterien exakter definiert sind. Dies macht die ASCO-Klassifikation im klinischen Alltag leichter anwendbar.
Schlaganfall, ASCO, TOAST, Outcome, modified Rankin scale
Schmitt, Mareike
2016
German
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Schmitt, Mareike (2016): Vergleich von zwei etablierten Schlaganfallklassifikationen in Bezug auf das funktionelle Outcome nach drei Monaten. Dissertation, LMU München: Faculty of Medicine
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Abstract

Hintergrund: Der Schlaganfall ist in Deutschland die häufigste Ursache für eine dauerhafte Behinderung. Die Schlaganfall-Ätiologie ist ein entscheidender Parameter für das funktionelle Outcome des Patienten. Ziel der durchgeführten Untersuchung war es, zwei etablierte Ätiologie-Klassifikationen, die ASCO- und die TOAST-Klassifikation, bezüglich des funktionellen Outcomes nach drei Monaten zu untersuchen. Methoden: 397 Patienten wurden auf der Stroke Unit des Universitätsklinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München in Großhadern in eine prospektive Kohortenstudie eingeschlossen. Von diesen Patienten erlitten 362 (91,2%) einen ischämischen Hirninfarkt und 35 (8,8%) eine transitorisch ischämische Attacke (TIA). Nach drei Monaten wurden die Patienten entweder telefonisch (81,6%), persönlich (14,4%) oder postalisch (4,0%) befragt. Das funktionelle Outcome wurde anhand der modified Rankin scale (mRS) bestimmt. Für jede der beiden Klassifikationen wurden jeweils sechs Ätiologie-Untergruppen ausgewertet: Makroangiopathie bzw. A, Mikroangiopathie bzw. S, kardiale Ursache bzw. C, andere Ursache bzw. O, unbekannte Ursache und konkurrierende Ursachen. Hierfür wurden die klassischen TOAST-Subgruppen modifiziert. Für die ASCO-Klassifikation wurden alle Analysen einmal mit den ASCO1-Gruppen (wahrscheinliche Ätiologie) und anschließend mit den ASCO1+2-Subgruppen (mögliche Ätiologie) durchgeführt. Alle Analysen wurden nach dem Alter stratifiziert. Primärer Endpunkt war das funktionelle Outcome nach drei Monaten innerhalb der ASCO- und TOAST-Subgruppen. Sekundäre Endpunkte waren der soziale Status, kardiovaskuläre Risikofaktoren, bildgebende Befunde und die Übereinstimmung bezüglich der Patientenanzahl in den korrespondierenden Subgruppen. Ergebnisse: Das ungünstigste funktionelle Outcome nach drei Monaten zeigte nach TOAST die Gruppe mit konkurrierenden Schlaganfallursachen (mediane mRS-Ausprägung = 2,0, Quartile: 1,0-3,0) und nach ASCO die Gruppe mit kardialer Ätiologie (mRS=1,5, Quartile: 1,0-3,0). Dieser Effekt verstärkte sich nach Altersstratifizierung für die älteren Patienten, vor allem in der ASCO-Klassifikation (mRS=2,0 nach TOAST, mRS=2,0 nach ASCO1 und mRS=2,0 nach ASCO1+2). Das günstigste funktionelle Outcome fand sich kongruent bei mikroangiopathischer Ätiologie (mediane mRS-Ausprägungen für TOAST und ASCO je bei 1,0). Die Subgruppen bei ASCO1 und TOAST unterschieden sich bezüglich des funktionellen Outcomes nach drei Monaten signifikant voneinander (p=0,034 für TOAST und p=0,003 für ASCO). Für die sekundären Endpunkte ergaben sich zwischen ASCO und TOAST keine signifikanten Unterschiede. Bezüglich der Patientenanzahl in den korrespondierenden Subgruppen ergaben sich signifikante Unterschiede bei den Subgruppen der kardialen Embolie (p<0,001, mehr Patienten in der TOAST-Subgruppe) und bei den Subgruppen mit unbekannter Ätiologie (p<0,001, weniger Patienten in der TOAST-Subgruppe im Vergleich zu ASCO1). Alle weiteren Vergleiche ergaben keinen signifikanten Unterschied zwischen ASCO und TOAST. Diskussion: Die Diskordanz bei ungünstigem Outcome erklärt sich am ehesten durch die Tatsache, dass TOAST weniger strenge Einschlusskriterien für die kardiale Embolie fordert und somit als weniger spezifisch angesehen werden muss. Bezüglich der anderen Subgruppen erweisen sich beide Klassifikationen als gleichwertig in der prognostischen Aussagekraft hinsichtlich des funktionellen Outcomes nach drei Monaten. Die ASCO-Klassifikation bietet jedoch außerdem den Vorteil, dass Informationen über Erkrankungen, die nicht kausal mit der Ischämie zusammenhängen, dokumentiert werden, die Validität der durchgeführten Diagnostik mit berücksichtigt wird und die Einschlusskriterien exakter definiert sind. Dies macht die ASCO-Klassifikation im klinischen Alltag leichter anwendbar.