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Theory of Mind bei chronisch depressiven Patienten im Vergleich zu gesunden Probanden
Theory of Mind bei chronisch depressiven Patienten im Vergleich zu gesunden Probanden
Chronisch depressive Patienten weisen erhebliche Schwierigkeiten im interpersonellen Bereich auf, die durch eine mangelhafte Theory of Mind-Fähigkeit (ToM) erklärt werden könnten. Das Ziel dieser Arbeit ist es, anhand verschiedener Verfahren die Fähigkeiten chronisch depressiver Patienten in unterschiedlichen Aspekten der ToM zu erfassen und mit denen gesunder Probanden zu vergleichen. 32 Patienten (Alter: M = 46.7 Jahre, SD = 14.4, 17 Frauen, 15 Männer) mit chronischer Depression (DSM-IV) wurden mit 32 gematchten gesunden Probanden verglichen. Beide Gruppen haben den "Reading the Mind in the Eyes" Test (RMET) zur Erfassung der sozial-perzeptuellen ToM, den "Cartoon-Test" (CT) zur Erfassung der sozial- kognitiven ToM sowie den "Director ́s Perspective Task" (DPT) zur Erfassung der Fähigkeit zur visuellen Perspektivübernahme durchgeführt. Darüber hinaus wurden Informationen zur Schwere der Depression, zu traumatisierenden Kindheitserfahrungen sowie zu den Exekutiven Funktionen (Arbeits- und logisches Gedächtnis) bei beiden Gruppen erhoben. Im CT stellt sich heraus, dass Patienten signifikant seltener mentalisieren als gesunde Probanden (U = 340,5, p < .05). Außerdem zeigt sich, dass die Ergebnisse im CT signifikant mit denen des RMET korrelieren (chronisch Depressive: rho = 0,46, p < .05; Gesunde: rho = .57, p < .01). Jedoch ergibt sich im RMET kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (p > .05). Im PT weisen die Patienten signifikant niedrigere Punktzahlen als gesunde Probanden auf, dies jedoch sowohl in der Experimental- (t(35,68) = 2.10, p < .05) als auch in der Kontroll-Bedingung (t(38) = 2.11, p < .05). Es zeigen sich keine signifikanten Korrelationen zwischen den drei ToM-Tests und der Depressionsschwere, der Krankheitsdauer, den traumatischen Kindheitserfahrungen, dem Bildungsstand oder dem Geschlecht (p>0,05). Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass chronisch depressive Patienten bezüglich ihrer sozial-kognitiven ToM-Fähigkeit im Vergleich zu Gesunden eine Schwäche aufweisen, in Bezug auf sozial-perzeptuelle Aspekte jedoch nicht. Hinsichtlich der Fähigkeit zur visuellen Perspektivübernahme zeigt sich in unseren Ergebnissen bei den chronisch depressiven Patienten ein Defizit.
Depression, Theory of Mind, ToM
Jakob, Constance
2016
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Jakob, Constance (2016): Theory of Mind bei chronisch depressiven Patienten im Vergleich zu gesunden Probanden. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Chronisch depressive Patienten weisen erhebliche Schwierigkeiten im interpersonellen Bereich auf, die durch eine mangelhafte Theory of Mind-Fähigkeit (ToM) erklärt werden könnten. Das Ziel dieser Arbeit ist es, anhand verschiedener Verfahren die Fähigkeiten chronisch depressiver Patienten in unterschiedlichen Aspekten der ToM zu erfassen und mit denen gesunder Probanden zu vergleichen. 32 Patienten (Alter: M = 46.7 Jahre, SD = 14.4, 17 Frauen, 15 Männer) mit chronischer Depression (DSM-IV) wurden mit 32 gematchten gesunden Probanden verglichen. Beide Gruppen haben den "Reading the Mind in the Eyes" Test (RMET) zur Erfassung der sozial-perzeptuellen ToM, den "Cartoon-Test" (CT) zur Erfassung der sozial- kognitiven ToM sowie den "Director ́s Perspective Task" (DPT) zur Erfassung der Fähigkeit zur visuellen Perspektivübernahme durchgeführt. Darüber hinaus wurden Informationen zur Schwere der Depression, zu traumatisierenden Kindheitserfahrungen sowie zu den Exekutiven Funktionen (Arbeits- und logisches Gedächtnis) bei beiden Gruppen erhoben. Im CT stellt sich heraus, dass Patienten signifikant seltener mentalisieren als gesunde Probanden (U = 340,5, p < .05). Außerdem zeigt sich, dass die Ergebnisse im CT signifikant mit denen des RMET korrelieren (chronisch Depressive: rho = 0,46, p < .05; Gesunde: rho = .57, p < .01). Jedoch ergibt sich im RMET kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (p > .05). Im PT weisen die Patienten signifikant niedrigere Punktzahlen als gesunde Probanden auf, dies jedoch sowohl in der Experimental- (t(35,68) = 2.10, p < .05) als auch in der Kontroll-Bedingung (t(38) = 2.11, p < .05). Es zeigen sich keine signifikanten Korrelationen zwischen den drei ToM-Tests und der Depressionsschwere, der Krankheitsdauer, den traumatischen Kindheitserfahrungen, dem Bildungsstand oder dem Geschlecht (p>0,05). Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass chronisch depressive Patienten bezüglich ihrer sozial-kognitiven ToM-Fähigkeit im Vergleich zu Gesunden eine Schwäche aufweisen, in Bezug auf sozial-perzeptuelle Aspekte jedoch nicht. Hinsichtlich der Fähigkeit zur visuellen Perspektivübernahme zeigt sich in unseren Ergebnissen bei den chronisch depressiven Patienten ein Defizit.