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Der Stellenwert mechanischer Thoraxkompressionsgeräte im Rahmen der präklinischen cardiopulmonalen Reanimation und deren Verbreitung und Anwendung im bayerischen Rettungsdienst
Der Stellenwert mechanischer Thoraxkompressionsgeräte im Rahmen der präklinischen cardiopulmonalen Reanimation und deren Verbreitung und Anwendung im bayerischen Rettungsdienst
Ziel der hier vorgelegten Arbeit ist es, vor einer möglichen flächendeckenden Einführung im bayerischen Rettungsdienst, zum einen durch eine strukturierte Literaturrecherche zu klären, ob durch den Einsatz mechanischer Thoraxkompressionsgeräte eine Verbesserung des Gesamtüberlebens im Sinne eines guten neurologischen Behandlungsergebnisses zu erreichen ist; zum anderen soll über eine Umfrage in allen bayerischen Rettungsdienstbereichen (RDB) geklärt werden, wie viele mechanische Thoraxkompressionsgeräte bereits vorgehalten werden, wie deren Einsatz koordiniert wird und ob es ein Qualitätsmanagement zur mCPR gibt. Ein klarer Überlebensvorteil im Sinne eines guten neurologischen Outcomes konnte für die mechanischen Thoraxkompressionsgeräte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden. Das Erreichen eines Spontankreislaufes (ROSC) scheint dagegen durch den Einsatz von mechanischen Thoraxkompressionsgeräte mitunter besser zu gelingen, ohne das sich daraus aber ein besseres neurologisches Behandlungsergebnis ableiten lässt oder das Überleben der Patienten insgesamt verbessert wird. So erfüllt die mCPR aktuell am ehesten die Kriterien eines vielversprechenden Therapieansatzes, für den ein klarer Wirksamkeitsnachweis aussteht. Vorteile ergeben sich vermutlich aber in Situationen, in denen eine manuelle Thoraxkompression nicht qualitativ hochwertig durchgeführt werden kann wie es beispielsweise während des Transportes an Bord von Rettungshubschraubern und Rettungswagen oder auch beim Transport des Patienten über enge Treppenhäuser oder Feuerwehrdrehleitern der Fall sein kann. Hinzu kommt hier auch noch ein erheblicher Sicherheitsaspekt für das eingesetzte Personal, das ohne mCPR gezwungen ist im fahrenden Rettungswagen eine kontinuierliche Herzdruckmassage sicherzustellen, ohne durch eine entsprechendes Rückhaltesystem (Sicherheitsgurt) gesichert sein zu können. Eine einheitliche Handlungsempfehlung für die Einbindung mechanischer Thoraxkompressionsgeräte in den Reanimationsalgorithmus des ERC 2010 liegt nicht vor. Ebenso fehlen Vorgaben für die Durchführung der Beatmung unter mCPR. Eine spezielle, intensive Schulung des Personals ist für die sichere Anwendung der mCPR und die Verkürzung der No-Flow-Zeiten entscheidend und so wird es auch von den Leitlinien zur cardiopulmonalen Reanimation aus dem Jahr 2010 von ERC und AHA in ihren jeweiligen Ausführungen zu mechanischen Thoraxkompressionsgeräten gefordert; nämlich dass mechanische Thoraxkompressionsgeräte nur in den Händen speziell trainierter Teams sinnvoll eingesetzt werden sollten. Da mCPR eine qualitativ hochwertige Herzdruckmassage gewährleisten kann, wird Sie in der Praxis der cardiopulmonalen Reanimation mittlerweile häufig auch im bayerischen Rettungsdienst eingesetzt. Dies geschieht bis heute auf Eigeninitiativen zur Anschaffung und ohne einheitliches Konzept. Der tatsächliche Nutzen ist dadurch möglicherweise nicht gegeben. Denn für den Einsatz der angeschafften Geräte im bayerischen Rettungsdienst fehlen bis dato nicht nur klar definierte Anwendungsindikationen, sondern vor allem auch die von den Leitlinien geforderten speziellen Schulungen um die mechanischen Thoraxkompressionsgeräte im geforderten Zeitrahmen von einer maximalen Unterbrechung der Thoraxkompressionen von 10 Sekunden sicher zu erreichen. Des Weiteren gibt es kein einheitliches Qualitätsmanagement das eine Auswertung der durchgeführten Reanimationen beschreibt und vornimmt. Damit werden die Geräte nach Vorgaben des Notarztes eingesetzt, was bei den vorliegenden Daten der aktuellen Studienlage, vor allem aus den randomisiert-kontrollierten Studien, zwar keine Verschlechterung der Reanimationsergebnisse zwingend zur Folge hätte, aber auch keine Verbesserung. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass es zu unethischen Entscheidungen kommt, indem jede einmal begonnene Reanimation in eine Klinik transportiert wird; ungeachtet einer potentiellen Aussichtslosigkeit. Damit wird lediglich die Entscheidung zu Therapieeinstellung in die Hände des Klinikarztes gelegt, erzeugt dabei allerdings erheblichen Mehraufwand und - kosten. Daher ist unbedingt zu fordern, dass vor der in Dienstbringung von mechanischen Thoraxkompressionsgeräten die Indikationen, Kontraindikationen und Abbruchkriterien klar formuliert werden. Des Weiteren ist zu fordern ein Beatmungskonzept für die mCPR zu erstellen um potentielle Lungenschäden zu vermeiden.
cardiopulmonale Reanimation; präklinische Notfallversorgung; mechanische Throraxkompression
Luxen, Johannes
2016
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Luxen, Johannes (2016): Der Stellenwert mechanischer Thoraxkompressionsgeräte im Rahmen der präklinischen cardiopulmonalen Reanimation und deren Verbreitung und Anwendung im bayerischen Rettungsdienst. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Ziel der hier vorgelegten Arbeit ist es, vor einer möglichen flächendeckenden Einführung im bayerischen Rettungsdienst, zum einen durch eine strukturierte Literaturrecherche zu klären, ob durch den Einsatz mechanischer Thoraxkompressionsgeräte eine Verbesserung des Gesamtüberlebens im Sinne eines guten neurologischen Behandlungsergebnisses zu erreichen ist; zum anderen soll über eine Umfrage in allen bayerischen Rettungsdienstbereichen (RDB) geklärt werden, wie viele mechanische Thoraxkompressionsgeräte bereits vorgehalten werden, wie deren Einsatz koordiniert wird und ob es ein Qualitätsmanagement zur mCPR gibt. Ein klarer Überlebensvorteil im Sinne eines guten neurologischen Outcomes konnte für die mechanischen Thoraxkompressionsgeräte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden. Das Erreichen eines Spontankreislaufes (ROSC) scheint dagegen durch den Einsatz von mechanischen Thoraxkompressionsgeräte mitunter besser zu gelingen, ohne das sich daraus aber ein besseres neurologisches Behandlungsergebnis ableiten lässt oder das Überleben der Patienten insgesamt verbessert wird. So erfüllt die mCPR aktuell am ehesten die Kriterien eines vielversprechenden Therapieansatzes, für den ein klarer Wirksamkeitsnachweis aussteht. Vorteile ergeben sich vermutlich aber in Situationen, in denen eine manuelle Thoraxkompression nicht qualitativ hochwertig durchgeführt werden kann wie es beispielsweise während des Transportes an Bord von Rettungshubschraubern und Rettungswagen oder auch beim Transport des Patienten über enge Treppenhäuser oder Feuerwehrdrehleitern der Fall sein kann. Hinzu kommt hier auch noch ein erheblicher Sicherheitsaspekt für das eingesetzte Personal, das ohne mCPR gezwungen ist im fahrenden Rettungswagen eine kontinuierliche Herzdruckmassage sicherzustellen, ohne durch eine entsprechendes Rückhaltesystem (Sicherheitsgurt) gesichert sein zu können. Eine einheitliche Handlungsempfehlung für die Einbindung mechanischer Thoraxkompressionsgeräte in den Reanimationsalgorithmus des ERC 2010 liegt nicht vor. Ebenso fehlen Vorgaben für die Durchführung der Beatmung unter mCPR. Eine spezielle, intensive Schulung des Personals ist für die sichere Anwendung der mCPR und die Verkürzung der No-Flow-Zeiten entscheidend und so wird es auch von den Leitlinien zur cardiopulmonalen Reanimation aus dem Jahr 2010 von ERC und AHA in ihren jeweiligen Ausführungen zu mechanischen Thoraxkompressionsgeräten gefordert; nämlich dass mechanische Thoraxkompressionsgeräte nur in den Händen speziell trainierter Teams sinnvoll eingesetzt werden sollten. Da mCPR eine qualitativ hochwertige Herzdruckmassage gewährleisten kann, wird Sie in der Praxis der cardiopulmonalen Reanimation mittlerweile häufig auch im bayerischen Rettungsdienst eingesetzt. Dies geschieht bis heute auf Eigeninitiativen zur Anschaffung und ohne einheitliches Konzept. Der tatsächliche Nutzen ist dadurch möglicherweise nicht gegeben. Denn für den Einsatz der angeschafften Geräte im bayerischen Rettungsdienst fehlen bis dato nicht nur klar definierte Anwendungsindikationen, sondern vor allem auch die von den Leitlinien geforderten speziellen Schulungen um die mechanischen Thoraxkompressionsgeräte im geforderten Zeitrahmen von einer maximalen Unterbrechung der Thoraxkompressionen von 10 Sekunden sicher zu erreichen. Des Weiteren gibt es kein einheitliches Qualitätsmanagement das eine Auswertung der durchgeführten Reanimationen beschreibt und vornimmt. Damit werden die Geräte nach Vorgaben des Notarztes eingesetzt, was bei den vorliegenden Daten der aktuellen Studienlage, vor allem aus den randomisiert-kontrollierten Studien, zwar keine Verschlechterung der Reanimationsergebnisse zwingend zur Folge hätte, aber auch keine Verbesserung. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass es zu unethischen Entscheidungen kommt, indem jede einmal begonnene Reanimation in eine Klinik transportiert wird; ungeachtet einer potentiellen Aussichtslosigkeit. Damit wird lediglich die Entscheidung zu Therapieeinstellung in die Hände des Klinikarztes gelegt, erzeugt dabei allerdings erheblichen Mehraufwand und - kosten. Daher ist unbedingt zu fordern, dass vor der in Dienstbringung von mechanischen Thoraxkompressionsgeräten die Indikationen, Kontraindikationen und Abbruchkriterien klar formuliert werden. Des Weiteren ist zu fordern ein Beatmungskonzept für die mCPR zu erstellen um potentielle Lungenschäden zu vermeiden.