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Im Gesicht lesen lernen. Mimikanalyse bei schizophrenen Patienten
Im Gesicht lesen lernen. Mimikanalyse bei schizophrenen Patienten
In dieser Arbeit werden mimische Parameter schizophrener Patienten mit denen einer gesunden Kontrollgruppe verglichen. Bei der Schizophrenie sind Veränderung von Affekt und Emotionen, meist im Rahmen einer Affektverflachung, ein zentrales Symptom. Die Mimik der Patienten wird als bizarr, emotionslos, parathym oder unkontrolliert beschrieben. Bei der in dieser Arbeit vorgestellten Methode handelt es sich um ein objektives Meßverfahren mit einer hohen räumlichen und zeitlichen Auflösung, bei der die mimische Bewegung in ihrer Ganzheit und in ihren dynamischen, qualitativen und quantitativen Aspekten erfaßt werden kann. Je 27 (14 ♀, 13 ♂) gesunde Probanden (Alter 34,52 ± 10,35) und medizierte und unmedizierte schizophrene Patienten (Alter 33,52 ± 10,92, BPRS 59,25; SANS 53,5) wurden während des Anschauens eines lustigen Filmes und der Ausführung willkürmimischer Lachbewegungen mittels eines aktiven Bewegungsmeßgerätes abgeleitet. Spezielle Gesichtsmarker sandten dabei Ultraschall aus, welcher aufgezeichnet und in Bewegungskurven umgewandelt wurde. Diese Kurven wurden dann am Computer in statistische Daten umgewandelt. Die Patienten lachten bei gleicher Beurteilung des Filmes signifikant seltener. Die für schizophrene Patienten vermutete Unfähigkeit der Projektion emotional Empfundenes nach außen wird durch dieses Ergebnis verdeutlicht. Die emotionale Reaktion „Lachen“ auf einen definierten Stimulus setzte bei den Patienten – unabhängig von der Medikation - signifikant verzögert ein. Bezüglich der Anfangsgeschwindigkeiten konnten nur bei den spontan-emotional-mimischen Bewegungsparametern diskrete Differenzen gezeigt werden. Weiterhin fiel auf, daß die mit typischen Neuroleptika (Haloperidol) medizierten Patienten die langsamsten, die atypisch (Leponex) Medizierten die den Probanden ähnlichsten Bewegungen aufwiesen.
Mimikanalyse, Mimik, Affekt, Schizophrene Affektstörungen, emotionale Reaktion
Präßl, Anuschka
2004
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Präßl, Anuschka (2004): Im Gesicht lesen lernen: Mimikanalyse bei schizophrenen Patienten. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

In dieser Arbeit werden mimische Parameter schizophrener Patienten mit denen einer gesunden Kontrollgruppe verglichen. Bei der Schizophrenie sind Veränderung von Affekt und Emotionen, meist im Rahmen einer Affektverflachung, ein zentrales Symptom. Die Mimik der Patienten wird als bizarr, emotionslos, parathym oder unkontrolliert beschrieben. Bei der in dieser Arbeit vorgestellten Methode handelt es sich um ein objektives Meßverfahren mit einer hohen räumlichen und zeitlichen Auflösung, bei der die mimische Bewegung in ihrer Ganzheit und in ihren dynamischen, qualitativen und quantitativen Aspekten erfaßt werden kann. Je 27 (14 ♀, 13 ♂) gesunde Probanden (Alter 34,52 ± 10,35) und medizierte und unmedizierte schizophrene Patienten (Alter 33,52 ± 10,92, BPRS 59,25; SANS 53,5) wurden während des Anschauens eines lustigen Filmes und der Ausführung willkürmimischer Lachbewegungen mittels eines aktiven Bewegungsmeßgerätes abgeleitet. Spezielle Gesichtsmarker sandten dabei Ultraschall aus, welcher aufgezeichnet und in Bewegungskurven umgewandelt wurde. Diese Kurven wurden dann am Computer in statistische Daten umgewandelt. Die Patienten lachten bei gleicher Beurteilung des Filmes signifikant seltener. Die für schizophrene Patienten vermutete Unfähigkeit der Projektion emotional Empfundenes nach außen wird durch dieses Ergebnis verdeutlicht. Die emotionale Reaktion „Lachen“ auf einen definierten Stimulus setzte bei den Patienten – unabhängig von der Medikation - signifikant verzögert ein. Bezüglich der Anfangsgeschwindigkeiten konnten nur bei den spontan-emotional-mimischen Bewegungsparametern diskrete Differenzen gezeigt werden. Weiterhin fiel auf, daß die mit typischen Neuroleptika (Haloperidol) medizierten Patienten die langsamsten, die atypisch (Leponex) Medizierten die den Probanden ähnlichsten Bewegungen aufwiesen.