Logo Logo
Hilfe
Kontakt
Switch language to English
Aufklärung zur Krankheit Depression. Auswirkungen einer Aufklärungskampagne zur Krankheit Depression in Nürnberg auf Wissen und Einstellungen in der Bevölkerung
Aufklärung zur Krankheit Depression. Auswirkungen einer Aufklärungskampagne zur Krankheit Depression in Nürnberg auf Wissen und Einstellungen in der Bevölkerung
Depressive Erkrankungen stellen zahlenmäßig mit die größte psychiatrische Störungsgruppe dar und obwohl gute Behandlungsmöglichkeiten bestehen, bleibt ein Großteil der Betroffenen ohne adäquate Therapie. Gründe hierfür werden maßgeblich in soziokulturellen Faktoren gesehen. Fehlendes Wissen und eine verständnislose ablehnende Haltung des sozialen Umfelds führen nicht selten dazu, dass die Krankheit nicht ernst genommen wird und depressiv Erkrankte sich schämen, professionelle Hilfe zu suchen. Der Leidensdruck für die Betroffenen ist enorm. Vor diesem Hintergrund erfolgte im Rahmen der Initiative "Nürnberger Bündnis gegen Depression" über zwei Jahre eine umfassende Aufklärungskampagne in der Stadt Nürnberg, die durch Informationsveranstaltungen, Plakataktionen, Zeitungsartikel und viele weitere Maßnahmen über die Krankheit Depression informierte. Zur Evaluation der Aufklärungskampagne wurden vor sowie ein bzw. zwei Jahre nach Beginn der Intervention Bevölkerungsumfragen in Nürnberg (Untersuchungsregion) und Würzburg (Kontrollregion) durchgeführt. Es zeigte sich, dass die Kampagne selbst von den Nürnberger Bürgern bemerkt worden war. Auch konnte der Bevölkerungsanteil, der die öffentliche und private Diskussion zur Krankheit Depression wahrgenommen hatte, im Vergleich zur Kontrollregion signifikant erhöht werden. Darüber hinaus waren bei einer Reihe von Items signifikante Einstellungsänderungen innerhalb der Untersuchungsregion beobachtbar: Die Depression wurde öfter als Krankheit anerkannt und stigmatisierende Ursachenzuschreibungen, wie Charakterschwäche oder fehlende Selbstdisziplin sind seltener bestätigt worden. Gleichzeitig wurden sinnvolle Behandlungsmöglichkeiten, wie der Besuch eines Arztes oder Psychotherapeuten und eine medikamentöse Therapie häufiger befürwortet. Entgegen der Erwartung zeigten sich jedoch in der Kontrollregion bei einem Großteil der Items ebenfalls Veränderungen, so dass die Unterschiede von Untersuchungs- und Kontrollregion überwiegend kein signifikantes Niveau erreichen. Die Veränderungen innerhalb von Nürnberg dürfen daher nicht ohne weiteres auf die Kampagne zurückgeführt werden. Vermutlich wäre es einfacher gewesen, Effekte nachzuweisen, indem spezifische Zielgruppen befragt werden, wie z.B. von Depression Betroffene. Grundsätzlich muss bei derartigen Initiativen berücksichtigt werden, dass sich Einstellungen, Meinungen und Verhaltensweisen im Laufe eines jahrzehntelang andauernden Sozialisationsprozesses herausgebildet haben und nicht innerhalb kurzer Zeit verändert oder gar umgekehrt werden können. Öffentlichkeitsarbeit ist daher immer ein längerfristiges Unterfangen. Erklärtes Ziel ist entsprechend die Fortführung bzw. regionale Ausdehnung der Initiative.
Aufklärung, Aufklärungskampagne, Prävention, Depression
Freudenberg, Philine
2005
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Freudenberg, Philine (2005): Aufklärung zur Krankheit Depression: Auswirkungen einer Aufklärungskampagne zur Krankheit Depression in Nürnberg auf Wissen und Einstellungen in der Bevölkerung. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
[thumbnail of Freudenberg_Philine.pdf]
Vorschau
PDF
Freudenberg_Philine.pdf

2MB

Abstract

Depressive Erkrankungen stellen zahlenmäßig mit die größte psychiatrische Störungsgruppe dar und obwohl gute Behandlungsmöglichkeiten bestehen, bleibt ein Großteil der Betroffenen ohne adäquate Therapie. Gründe hierfür werden maßgeblich in soziokulturellen Faktoren gesehen. Fehlendes Wissen und eine verständnislose ablehnende Haltung des sozialen Umfelds führen nicht selten dazu, dass die Krankheit nicht ernst genommen wird und depressiv Erkrankte sich schämen, professionelle Hilfe zu suchen. Der Leidensdruck für die Betroffenen ist enorm. Vor diesem Hintergrund erfolgte im Rahmen der Initiative "Nürnberger Bündnis gegen Depression" über zwei Jahre eine umfassende Aufklärungskampagne in der Stadt Nürnberg, die durch Informationsveranstaltungen, Plakataktionen, Zeitungsartikel und viele weitere Maßnahmen über die Krankheit Depression informierte. Zur Evaluation der Aufklärungskampagne wurden vor sowie ein bzw. zwei Jahre nach Beginn der Intervention Bevölkerungsumfragen in Nürnberg (Untersuchungsregion) und Würzburg (Kontrollregion) durchgeführt. Es zeigte sich, dass die Kampagne selbst von den Nürnberger Bürgern bemerkt worden war. Auch konnte der Bevölkerungsanteil, der die öffentliche und private Diskussion zur Krankheit Depression wahrgenommen hatte, im Vergleich zur Kontrollregion signifikant erhöht werden. Darüber hinaus waren bei einer Reihe von Items signifikante Einstellungsänderungen innerhalb der Untersuchungsregion beobachtbar: Die Depression wurde öfter als Krankheit anerkannt und stigmatisierende Ursachenzuschreibungen, wie Charakterschwäche oder fehlende Selbstdisziplin sind seltener bestätigt worden. Gleichzeitig wurden sinnvolle Behandlungsmöglichkeiten, wie der Besuch eines Arztes oder Psychotherapeuten und eine medikamentöse Therapie häufiger befürwortet. Entgegen der Erwartung zeigten sich jedoch in der Kontrollregion bei einem Großteil der Items ebenfalls Veränderungen, so dass die Unterschiede von Untersuchungs- und Kontrollregion überwiegend kein signifikantes Niveau erreichen. Die Veränderungen innerhalb von Nürnberg dürfen daher nicht ohne weiteres auf die Kampagne zurückgeführt werden. Vermutlich wäre es einfacher gewesen, Effekte nachzuweisen, indem spezifische Zielgruppen befragt werden, wie z.B. von Depression Betroffene. Grundsätzlich muss bei derartigen Initiativen berücksichtigt werden, dass sich Einstellungen, Meinungen und Verhaltensweisen im Laufe eines jahrzehntelang andauernden Sozialisationsprozesses herausgebildet haben und nicht innerhalb kurzer Zeit verändert oder gar umgekehrt werden können. Öffentlichkeitsarbeit ist daher immer ein längerfristiges Unterfangen. Erklärtes Ziel ist entsprechend die Fortführung bzw. regionale Ausdehnung der Initiative.