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Funktionelle Magnetresonanztomographie (MRT) des Beckenbodens. Postpartale Veränderungen bei Erstgebärenden nach vaginaler Spontangeburt
Funktionelle Magnetresonanztomographie (MRT) des Beckenbodens. Postpartale Veränderungen bei Erstgebärenden nach vaginaler Spontangeburt
Harninkontinenz und Deszensus genitalis sind bei Frauen häufig auftretende Probleme, deren Ursache in einer Insuffizienz des Beckenbodenverschlußsystems liegen. Als eine der Hauptursachen für die Schädigung von Muskulatur und Innervation des Beckenbodens gilt die vaginale Geburt. In der vorliegenden Arbeit wurden die Auswirkungen der vaginalen Entbindung anhand funktioneller MRT-Studien an Erstgebärenden nach spontanvaginaler Geburt untersucht im Vergleich zu Probandinnen, die noch nicht geboren hatten. Die MRT bietet sich aufgrund der fehlenden Strahlen- und Kontrastmittelbelastung besonders zur Untersuchung junger Frauen an. Sie ermöglicht dabei eine exzellente Darstellung aller am Beckenbodenaufbau beteiligter Strukturen und erlaubt in den funktionellen Sequenzen die Beobachtung des Zusammenspiels aller drei Beckenbodenkompartimente beim Zwick- und Pressmanöver. Es zeigten sich signifikante Unterschiede beim Vergleich der beiden Kollektive. Die Primiparae wiesen beim Pressen im Durchschnitt ein signifikant ausgeprägteres Tiefertreten von Harnblase, hinterem Scheidengewölbe und anorektalem Übergang auf, die Weite des Levatortores sowie die Rektozelentiefe waren im Vergleich mit den Nulliparae ebenfalls deutlich vergrößert. Eine Häufung von pathologischen MRT-Befunden bei Frauen mit geburtshilflichen Risikofaktoren wie großem Kindsgewicht und Kopfumfang sowie langer Austreibungsperiode fand sich am untersuchten Primiparae-Kollektiv jedoch nicht. In Hinblick auf klinisch vorliegende Harn- und Stuhlinkontinenz ließ sich bis auf eine erhöhte Rate an Rektumdeszensus und erweitertem Hiatus genitalis in der Gruppe der mittel- bis höhergradig stuhlinkontinenten Patientinnen ebenfalls keine Korrelation finden zwischen klinischem Kontinenzbefund und MRT-Bildgebung. Bei diesen Beobachtungen ist jedoch die sehr kleinen Anzahl an untersuchten harn- bzw. stuhlinkontinenten Frauen zu berücksichtigen, so daß hier für eine verlässliche Beurteilung Studien an größeren Kollektiven unerlässlich sind. Zusammenfassend lässt sich feststellen, daß die funktionelle MRT eine sehr gute und umfassende Darstellung der postpartalen Beckenbodenveränderungen ermöglicht. Sie trägt neben Kontinenzanamnese, gynäkologischer Untersuchung, Sonographie und urodynamischer Diagnostik erheblich zu einer differenzierten Beurteilung der postpartalen Beckenbodensituation bei. Weiterführende Studien unter Berücksichtigung der verschiedenen Entbindungsmodalitäten (vaginal-operativ, Sectio) sind bereits in Arbeit und werden das Verständnis der geburtsbedingten Veränderungen am Beckenboden sicherlich noch weiter vertiefen können.
funktionelle MRT, MRT des Beckenbodens, Beckenbodeninsuffizienz, postpartale Veränderungen
Fischer, Tanja
2003
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Fischer, Tanja (2003): Funktionelle Magnetresonanztomographie (MRT) des Beckenbodens: Postpartale Veränderungen bei Erstgebärenden nach vaginaler Spontangeburt. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Harninkontinenz und Deszensus genitalis sind bei Frauen häufig auftretende Probleme, deren Ursache in einer Insuffizienz des Beckenbodenverschlußsystems liegen. Als eine der Hauptursachen für die Schädigung von Muskulatur und Innervation des Beckenbodens gilt die vaginale Geburt. In der vorliegenden Arbeit wurden die Auswirkungen der vaginalen Entbindung anhand funktioneller MRT-Studien an Erstgebärenden nach spontanvaginaler Geburt untersucht im Vergleich zu Probandinnen, die noch nicht geboren hatten. Die MRT bietet sich aufgrund der fehlenden Strahlen- und Kontrastmittelbelastung besonders zur Untersuchung junger Frauen an. Sie ermöglicht dabei eine exzellente Darstellung aller am Beckenbodenaufbau beteiligter Strukturen und erlaubt in den funktionellen Sequenzen die Beobachtung des Zusammenspiels aller drei Beckenbodenkompartimente beim Zwick- und Pressmanöver. Es zeigten sich signifikante Unterschiede beim Vergleich der beiden Kollektive. Die Primiparae wiesen beim Pressen im Durchschnitt ein signifikant ausgeprägteres Tiefertreten von Harnblase, hinterem Scheidengewölbe und anorektalem Übergang auf, die Weite des Levatortores sowie die Rektozelentiefe waren im Vergleich mit den Nulliparae ebenfalls deutlich vergrößert. Eine Häufung von pathologischen MRT-Befunden bei Frauen mit geburtshilflichen Risikofaktoren wie großem Kindsgewicht und Kopfumfang sowie langer Austreibungsperiode fand sich am untersuchten Primiparae-Kollektiv jedoch nicht. In Hinblick auf klinisch vorliegende Harn- und Stuhlinkontinenz ließ sich bis auf eine erhöhte Rate an Rektumdeszensus und erweitertem Hiatus genitalis in der Gruppe der mittel- bis höhergradig stuhlinkontinenten Patientinnen ebenfalls keine Korrelation finden zwischen klinischem Kontinenzbefund und MRT-Bildgebung. Bei diesen Beobachtungen ist jedoch die sehr kleinen Anzahl an untersuchten harn- bzw. stuhlinkontinenten Frauen zu berücksichtigen, so daß hier für eine verlässliche Beurteilung Studien an größeren Kollektiven unerlässlich sind. Zusammenfassend lässt sich feststellen, daß die funktionelle MRT eine sehr gute und umfassende Darstellung der postpartalen Beckenbodenveränderungen ermöglicht. Sie trägt neben Kontinenzanamnese, gynäkologischer Untersuchung, Sonographie und urodynamischer Diagnostik erheblich zu einer differenzierten Beurteilung der postpartalen Beckenbodensituation bei. Weiterführende Studien unter Berücksichtigung der verschiedenen Entbindungsmodalitäten (vaginal-operativ, Sectio) sind bereits in Arbeit und werden das Verständnis der geburtsbedingten Veränderungen am Beckenboden sicherlich noch weiter vertiefen können.