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Biomechanische Testung anatomischer Refixation der distalen Bizepssehne
Biomechanische Testung anatomischer Refixation der distalen Bizepssehne
Mit zunehmender Inzidenz gewinnt die distale Bizepssehnenruptur und somit auch deren Therapie an Bedeutung. Die Ruptur betrifft überwiegend Männer im mittleren Lebensalter und resultiert in einem merklichen, bleibenden Kraftverlust in der Flexion und Supination des Unterarmes. Als Therapie hat sich die operative Therapie mittels anatomischer Refixation der Sehne an der Tuberositas radii etabliert. Hierzu sind in der Vergangenheit eine Reihe von operativen Techniken beschrieben worden. Das Ziel aller Versorgungen ist, eine frühzeitige postoperative Beweglichkeit und Belastung der betroffenen Extremität zu erlauben sowie eine geringe Komplikationsrate zu erzielen. Durch bessere Implantate und kleinere Zugangswege sollen die Komplikationen niedrig gehalten werden. Die neueren Techniken verwenden die initial aus der Schulterchirurgie stammenden, resorbierbaren oder aus Titan bestehenden Fadenanker. Aufgrund der Vielzahl der publizierten Techniken und der steigenden Bedeutung dieser Erkrankung liegt das Ziel der vorliegenden Arbeit darin, die verschiedenen verwendeten Refixationstechniken hinsichtlich ihrer mechanischen Stabilität zu vergleichen. Ebenso sollte ein Vergleich der Festigkeiten zwischen den refixierten Sehnen und der Festigkeit der unbeschädigten, Sehnen gezogen werden. Da die knöcherne Befestigung an der Tuberositas radii allen Refixationstechniken gemeinsam ist, stellte sich zusätzlich die Frage, welche Parameter der Knochenqualität Einfluss auf die Ruptur selbst wie auch auf die Haltekraft der einzelnen Refixationsmethoden haben könnte. Für die Untersuchung wurden 130 formalinfixierte anatomische Präparate des proximalen Radius mit einer intakten distalen Bizepssehne verwendet. Zunächst wurden die intakten distalen Bizepssehnen mechanisch auf ihre jeweils maximale Haltekraft getestet. Weiter erfolgten die Bestimmung von wesentlichen Parametern der Knochenqualität in einem pQCTTM und die Einteilung der Präparate nach der trabekulären Dichte in verschiedene Gruppen zur weiteren Refixation mit dreizehn verschiedenen Techniken. Nach Vorversuchen zur Nahttechnik, die die Verlässlichkeit der Sehnennaht nach Krackow für die Sehnenfixation zeigten, wurden acht Titananker, vier bioresorbierbare Anker sowie die transossäre Refixation nach Boyd&Anderson getestet. Die Haltekraft der refixierten distalen Bizepssehnen wurden mechanisch im Ausrissversuch getestet und die Ergebnisse zusammen mit der Versagensart statistisch ausgewertet. Hierfür wurde eine Signifikanz für Ergebnisse mit p<0.05 festgesetzt. Die kortikale Dichte an der Tuberositas radii nahm mit zunehmendem Alter ab. Die trabekuläre Dichte hatte weder einen Einfluss auf die Ausrisskraft der intakten noch der refixierten distalen Bizepssehnen. Es ließ sich kein signifikanter Zusammenhang der Versagenslasten aller Refixationsmethoden zu Parametern der Knochenqualität darstellen. Es bestanden jedoch in den einzelnen Gruppen Zusammenhänge mit einzelnen Parametern wie Gesamtdichte des Knochens (trabekulär und kortikal), kortikale Fläche und mineraler Gehalt des Knochens. Die mittlere Ausrisskraft der intakten, nicht rupturierten formalinfixierten distalen Bizepssehne betrug 274 ±109 N und lag deutlich über 112 N, die nach Nordin und al. wirken, um den Ellenbogen mit einem Gewicht von 1kg gegen die Schwerkraft in neunzig Grad zu flektieren. Die Ausrisskraft der intakten distalen Bizepssehne stieg mit höherem kortikalem Mineralgehalt. Die mittlere Versagenskraft der getesteten Ankeröhre betrug 160 ±19 N und bewegte sich nahe dem Bereich der mittleren Versagenskräfte aller untersuchten Refixationstechniken (178 ± 90 N). Die höchsten Haltekräfte erzielte der EndoButton. Sowohl die meisten bioresorbierbaren als auch die meisten Titananker erzielten zusammen mit der transossären Refixation vergleichbar gute Haltekräfte im Bereich von ca. 200 N. Bei der Versorgung mittels BioCuff Schraube und dem einfach verwendeten Twin Fix QiuckT® Anker wurden nur niedrige Kräfte, nahe der Kraft der physiologisch notwendigen Haltekraft der unbelasteten Extremität von 52 N (Nordin 2001). Somit erscheinen alle derzeitig empfohlenen und verwendeten Refixationsverfahren bis auf die Versorgung mit alleiniger BioCuff® Schraube und dem einfach verwendeten Twin Fix Quick T® Anker zur operativen Versorgung gleichermaßen gut geeignet. Aus mechanischer Sicht kann ebenso die operative Versorgung durch die preisgünstige transossäre Fadenfixierung empfohlen werden. Zusätzlich sollte jedoch bezüglich der Versagenskraft die Rolle der Scherkräfte am Ankeröhr und die Fadenfestigkeit berücksichtigt werden.
Distale Bizepssehne, Biomechanische Testung Knochenanker, Refixation Distale Bizepssehne, pQCT distaler Radius, Ausrisskraefte Distaler Radius
Lunger, Josef
2010
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Lunger, Josef (2010): Biomechanische Testung anatomischer Refixation der distalen Bizepssehne. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Mit zunehmender Inzidenz gewinnt die distale Bizepssehnenruptur und somit auch deren Therapie an Bedeutung. Die Ruptur betrifft überwiegend Männer im mittleren Lebensalter und resultiert in einem merklichen, bleibenden Kraftverlust in der Flexion und Supination des Unterarmes. Als Therapie hat sich die operative Therapie mittels anatomischer Refixation der Sehne an der Tuberositas radii etabliert. Hierzu sind in der Vergangenheit eine Reihe von operativen Techniken beschrieben worden. Das Ziel aller Versorgungen ist, eine frühzeitige postoperative Beweglichkeit und Belastung der betroffenen Extremität zu erlauben sowie eine geringe Komplikationsrate zu erzielen. Durch bessere Implantate und kleinere Zugangswege sollen die Komplikationen niedrig gehalten werden. Die neueren Techniken verwenden die initial aus der Schulterchirurgie stammenden, resorbierbaren oder aus Titan bestehenden Fadenanker. Aufgrund der Vielzahl der publizierten Techniken und der steigenden Bedeutung dieser Erkrankung liegt das Ziel der vorliegenden Arbeit darin, die verschiedenen verwendeten Refixationstechniken hinsichtlich ihrer mechanischen Stabilität zu vergleichen. Ebenso sollte ein Vergleich der Festigkeiten zwischen den refixierten Sehnen und der Festigkeit der unbeschädigten, Sehnen gezogen werden. Da die knöcherne Befestigung an der Tuberositas radii allen Refixationstechniken gemeinsam ist, stellte sich zusätzlich die Frage, welche Parameter der Knochenqualität Einfluss auf die Ruptur selbst wie auch auf die Haltekraft der einzelnen Refixationsmethoden haben könnte. Für die Untersuchung wurden 130 formalinfixierte anatomische Präparate des proximalen Radius mit einer intakten distalen Bizepssehne verwendet. Zunächst wurden die intakten distalen Bizepssehnen mechanisch auf ihre jeweils maximale Haltekraft getestet. Weiter erfolgten die Bestimmung von wesentlichen Parametern der Knochenqualität in einem pQCTTM und die Einteilung der Präparate nach der trabekulären Dichte in verschiedene Gruppen zur weiteren Refixation mit dreizehn verschiedenen Techniken. Nach Vorversuchen zur Nahttechnik, die die Verlässlichkeit der Sehnennaht nach Krackow für die Sehnenfixation zeigten, wurden acht Titananker, vier bioresorbierbare Anker sowie die transossäre Refixation nach Boyd&Anderson getestet. Die Haltekraft der refixierten distalen Bizepssehnen wurden mechanisch im Ausrissversuch getestet und die Ergebnisse zusammen mit der Versagensart statistisch ausgewertet. Hierfür wurde eine Signifikanz für Ergebnisse mit p<0.05 festgesetzt. Die kortikale Dichte an der Tuberositas radii nahm mit zunehmendem Alter ab. Die trabekuläre Dichte hatte weder einen Einfluss auf die Ausrisskraft der intakten noch der refixierten distalen Bizepssehnen. Es ließ sich kein signifikanter Zusammenhang der Versagenslasten aller Refixationsmethoden zu Parametern der Knochenqualität darstellen. Es bestanden jedoch in den einzelnen Gruppen Zusammenhänge mit einzelnen Parametern wie Gesamtdichte des Knochens (trabekulär und kortikal), kortikale Fläche und mineraler Gehalt des Knochens. Die mittlere Ausrisskraft der intakten, nicht rupturierten formalinfixierten distalen Bizepssehne betrug 274 ±109 N und lag deutlich über 112 N, die nach Nordin und al. wirken, um den Ellenbogen mit einem Gewicht von 1kg gegen die Schwerkraft in neunzig Grad zu flektieren. Die Ausrisskraft der intakten distalen Bizepssehne stieg mit höherem kortikalem Mineralgehalt. Die mittlere Versagenskraft der getesteten Ankeröhre betrug 160 ±19 N und bewegte sich nahe dem Bereich der mittleren Versagenskräfte aller untersuchten Refixationstechniken (178 ± 90 N). Die höchsten Haltekräfte erzielte der EndoButton. Sowohl die meisten bioresorbierbaren als auch die meisten Titananker erzielten zusammen mit der transossären Refixation vergleichbar gute Haltekräfte im Bereich von ca. 200 N. Bei der Versorgung mittels BioCuff Schraube und dem einfach verwendeten Twin Fix QiuckT® Anker wurden nur niedrige Kräfte, nahe der Kraft der physiologisch notwendigen Haltekraft der unbelasteten Extremität von 52 N (Nordin 2001). Somit erscheinen alle derzeitig empfohlenen und verwendeten Refixationsverfahren bis auf die Versorgung mit alleiniger BioCuff® Schraube und dem einfach verwendeten Twin Fix Quick T® Anker zur operativen Versorgung gleichermaßen gut geeignet. Aus mechanischer Sicht kann ebenso die operative Versorgung durch die preisgünstige transossäre Fadenfixierung empfohlen werden. Zusätzlich sollte jedoch bezüglich der Versagenskraft die Rolle der Scherkräfte am Ankeröhr und die Fadenfestigkeit berücksichtigt werden.