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Einschätzung von Umweltrisiken durch Medizinstudierende. Wissensstand und Interventionsmöglichkeiten
Einschätzung von Umweltrisiken durch Medizinstudierende. Wissensstand und Interventionsmöglichkeiten
Umwelt- und Gesundheitsrisiken werden in der Gesellschaft kontrovers diskutiert. Einige Risiken werden in ihrer gesundheitlichen Relevanz überschätzt (z.B. elektro-magnetische Felder), andere werden eher unterschätzt (z.B. Passivrauch), weshalb sie beide im Fokus der Arbeit standen. Ziel dieser Studie war es, bei Medizinstudierenden die Wahrnehmung von Umwelt- und Gesundheitsrisiken für Kinder zu untersuchen und mit Experteneinschätzungen zu vergleichen. Darüber hinaus sollten Interventionsmaßnahmen konzipiert werden, um die Gesundheit späterer Patienten zu schützen und übertriebene Sorgen zu relativieren. Hierzu wurden nach der Klausur für Klinische Umweltmedizin 130 Medizinstudierende gebeten, mittels eines Fragebogens, 40 Umwelt- und Gesundheitsrisiken auf einer fünfstufige Skala („kein Einfluss“ bis „lebensbedrohlich“) einzuschätzen. Die Response betrug 89%. Ihre Antworten wurden mit Einschätzungen von 50 Experten verglichen. Als größte Risiken wurden Kopfverletzung beim Radfahren ohne Helm(Mittelwert 4,4), Verletzungen bei Verkehrsunfällen(4,0), Passivrauch(3,9), Meningitis(3,9) und Bewegungsarmut/ -mangel(3,8) gewertet, als geringste Risiken Impfungen(2,1), Mobil-telefon(2,1), natürliche Strahlung (2,0), Mobilfunkbasisstation(1,9) und Wetterfühlig-keit(1,9). Im Expertenvergleich wurden die meisten Risiken, darunter elektro-magnetische Felder (z.B. Atomkraft(Differenz der Mittelwerte Δ=1,4), Mobilfunk-basisstation(Δ=0,7), Mobiltelefon(Δ=0,4)) und Passivrauch(Δ=0,4) überschätzt, lediglich die Risiken Treibhauseffekt und Allergene wurden eher unterschätzt. Hinsichtlich der Ergebnisse und der Bedeutung der Umweltrisiken Passivrauch und elektromagnetische Felder waren Interventionsmaßnahmen indiziert, weshalb in einem zweiten Schritt unter Einsatz des CASUS®-Systems Computerlernfälle zu den beiden Themen erstellt wurden. Die Fälle wurden im Online-Kurs Klinische Umweltmedizin eingesetzt und im Sommersemester 2008 von 91 Studierenden (Teilnahmebereitschaft 44%) evaluiert. Die Qualität des Falls Umweltbedingte Mittelohrentzündung wurde von einem Großteil der Studierenden als hoch eingeschätzt. Auch die Motivation für das Fach Umweltmedizin wurde deutlich gesteigert. Das Gesamturteil war mit einem Median von 12 Punkten (Skala von 1 bis 15 Punkte) äußerst zufriedenstellend. Folglich stellen computergestützte Lernprogramme, speziell die fallbasierten Systeme eine ausgezeichnete Ergänzung zum konventionellen Kurs Klinische Umweltmedizin dar. Sie ermöglichen eine effiziente und breit akzeptierte Vermittlung von Fachwissen zu umweltmedizinischen Themen.
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Englert, Michaela
2010
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Englert, Michaela (2010): Einschätzung von Umweltrisiken durch Medizinstudierende: Wissensstand und Interventionsmöglichkeiten. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Umwelt- und Gesundheitsrisiken werden in der Gesellschaft kontrovers diskutiert. Einige Risiken werden in ihrer gesundheitlichen Relevanz überschätzt (z.B. elektro-magnetische Felder), andere werden eher unterschätzt (z.B. Passivrauch), weshalb sie beide im Fokus der Arbeit standen. Ziel dieser Studie war es, bei Medizinstudierenden die Wahrnehmung von Umwelt- und Gesundheitsrisiken für Kinder zu untersuchen und mit Experteneinschätzungen zu vergleichen. Darüber hinaus sollten Interventionsmaßnahmen konzipiert werden, um die Gesundheit späterer Patienten zu schützen und übertriebene Sorgen zu relativieren. Hierzu wurden nach der Klausur für Klinische Umweltmedizin 130 Medizinstudierende gebeten, mittels eines Fragebogens, 40 Umwelt- und Gesundheitsrisiken auf einer fünfstufige Skala („kein Einfluss“ bis „lebensbedrohlich“) einzuschätzen. Die Response betrug 89%. Ihre Antworten wurden mit Einschätzungen von 50 Experten verglichen. Als größte Risiken wurden Kopfverletzung beim Radfahren ohne Helm(Mittelwert 4,4), Verletzungen bei Verkehrsunfällen(4,0), Passivrauch(3,9), Meningitis(3,9) und Bewegungsarmut/ -mangel(3,8) gewertet, als geringste Risiken Impfungen(2,1), Mobil-telefon(2,1), natürliche Strahlung (2,0), Mobilfunkbasisstation(1,9) und Wetterfühlig-keit(1,9). Im Expertenvergleich wurden die meisten Risiken, darunter elektro-magnetische Felder (z.B. Atomkraft(Differenz der Mittelwerte Δ=1,4), Mobilfunk-basisstation(Δ=0,7), Mobiltelefon(Δ=0,4)) und Passivrauch(Δ=0,4) überschätzt, lediglich die Risiken Treibhauseffekt und Allergene wurden eher unterschätzt. Hinsichtlich der Ergebnisse und der Bedeutung der Umweltrisiken Passivrauch und elektromagnetische Felder waren Interventionsmaßnahmen indiziert, weshalb in einem zweiten Schritt unter Einsatz des CASUS®-Systems Computerlernfälle zu den beiden Themen erstellt wurden. Die Fälle wurden im Online-Kurs Klinische Umweltmedizin eingesetzt und im Sommersemester 2008 von 91 Studierenden (Teilnahmebereitschaft 44%) evaluiert. Die Qualität des Falls Umweltbedingte Mittelohrentzündung wurde von einem Großteil der Studierenden als hoch eingeschätzt. Auch die Motivation für das Fach Umweltmedizin wurde deutlich gesteigert. Das Gesamturteil war mit einem Median von 12 Punkten (Skala von 1 bis 15 Punkte) äußerst zufriedenstellend. Folglich stellen computergestützte Lernprogramme, speziell die fallbasierten Systeme eine ausgezeichnete Ergänzung zum konventionellen Kurs Klinische Umweltmedizin dar. Sie ermöglichen eine effiziente und breit akzeptierte Vermittlung von Fachwissen zu umweltmedizinischen Themen.