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Geruchliche Sinnesleistungen und ökologische Nischen. Vergleichende verhaltensphysiologische Untersuchungen zur geruchlichen Sensitivität von Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) und Schweinsaffen (Macaca nemestrina)
Geruchliche Sinnesleistungen und ökologische Nischen. Vergleichende verhaltensphysiologische Untersuchungen zur geruchlichen Sensitivität von Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) und Schweinsaffen (Macaca nemestrina)
Mit Hilfe verhaltensphysiologischer Testmethoden wurde das geruchliche Wahrnehmungsvermögen von Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) und Schweinsaffen (Macaca nemestrina) für je eine homologe Reihe aliphatischer n-Acetat-Ester (C4-C10), 1-Alkohole (C2-C8) und n-Fettsäuren (C3-C7), einige isomere Formen der Acetat-Ester und Alkohole, das Terpen 1,8-Cineol, das Aldehyd n-Heptanal, das Steroid 5a-Androst-16-en-3-on und das Thiazol 2,4,5-Trimethylthiazol untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, (a) dass beide Primatenarten für alle hier getesteten Duftstoffe über ein sehr gutes olfaktorisches Wahrnehmungsvermögen verfügen, das hinter dem der traditionell als „Makrosmaten“ bezeichneten Hunde und Ratten nicht zurücksteht; (b) dass für einige der getesteten Substanzgruppen sowohl für die Totenkopfaffen als auch für die Schweinsaffen eine Korrelation der geruchlichen Wahrnehmungsleistung und der Kohlenstoffkettenlänge besteht; (c) dass der Vergleich der olfaktorischen Wahrnehmungsleistung für Substanzen die die gleiche Summenformel und funktionelle Gruppe besitzen, aber unterschiedliche Verzweigungen der Kohlenstoffketten haben, keine regelhaften Zusammenhänge erkennen lässt. Weiter bestätigen die Ergebnisse die Annahme, dass ein interspezifischer Vergleich neuroanatomischer Merkmale keine zuverlässigen Vorhersagen über die olfaktorische Wahrnehmungsleistung einer Tierart erlaubt. Vielmehr deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die olfaktorische Sensitivität in nicht-menschlichen Primaten tatsächlich eine evolutionäre Anpassung des Geruchssinnes an der ökologischen Nische einer Spezies wiederspiegelt und der Geruchsinn eine signifikante und oft unterschätzte Rolle in der Regulation des Verhaltens von Primaten spielt.
olfaktorische Sensitivität, Wahrnehmungsschwellen, monomolekulare Duftstoffe, Saimiri sciureus, Macaca nemestrina
Wieser, Alexandra
2005
German
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Wieser, Alexandra (2005): Geruchliche Sinnesleistungen und ökologische Nischen: Vergleichende verhaltensphysiologische Untersuchungen zur geruchlichen Sensitivität von Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) und Schweinsaffen (Macaca nemestrina). Dissertation, LMU München: Faculty of Biology
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Abstract

Mit Hilfe verhaltensphysiologischer Testmethoden wurde das geruchliche Wahrnehmungsvermögen von Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) und Schweinsaffen (Macaca nemestrina) für je eine homologe Reihe aliphatischer n-Acetat-Ester (C4-C10), 1-Alkohole (C2-C8) und n-Fettsäuren (C3-C7), einige isomere Formen der Acetat-Ester und Alkohole, das Terpen 1,8-Cineol, das Aldehyd n-Heptanal, das Steroid 5a-Androst-16-en-3-on und das Thiazol 2,4,5-Trimethylthiazol untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, (a) dass beide Primatenarten für alle hier getesteten Duftstoffe über ein sehr gutes olfaktorisches Wahrnehmungsvermögen verfügen, das hinter dem der traditionell als „Makrosmaten“ bezeichneten Hunde und Ratten nicht zurücksteht; (b) dass für einige der getesteten Substanzgruppen sowohl für die Totenkopfaffen als auch für die Schweinsaffen eine Korrelation der geruchlichen Wahrnehmungsleistung und der Kohlenstoffkettenlänge besteht; (c) dass der Vergleich der olfaktorischen Wahrnehmungsleistung für Substanzen die die gleiche Summenformel und funktionelle Gruppe besitzen, aber unterschiedliche Verzweigungen der Kohlenstoffketten haben, keine regelhaften Zusammenhänge erkennen lässt. Weiter bestätigen die Ergebnisse die Annahme, dass ein interspezifischer Vergleich neuroanatomischer Merkmale keine zuverlässigen Vorhersagen über die olfaktorische Wahrnehmungsleistung einer Tierart erlaubt. Vielmehr deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die olfaktorische Sensitivität in nicht-menschlichen Primaten tatsächlich eine evolutionäre Anpassung des Geruchssinnes an der ökologischen Nische einer Spezies wiederspiegelt und der Geruchsinn eine signifikante und oft unterschätzte Rolle in der Regulation des Verhaltens von Primaten spielt.