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Rolle visueller Referenzen bei der Objektlokalisation
Rolle visueller Referenzen bei der Objektlokalisation
Die vorliegende Arbeit untersucht anhand der Lokalisation visueller Stimuli die Bedeutung von Referenz-Objekten bei der Aufrechterhaltung der visuellen Stabilität. Visuelle Referenzen sind Objekte, an denen sich das visuelle System bei Unterbrechungen der Informationsaufnahme, beispielsweise aufgrund von Augenbewegungen, orientiert und die entscheidenden Einfluss auf die wahrgenommene Raumstabilität haben können. So induzieren transsakkadisch verschobene, aber stabil wahrgenommene Objekte, die als Referenz dienen, eine Scheinbewegung zeitlich verzögert erscheinender Objekte. Im Vordergrund dieser Dissertation stand das Interesse, die über die Sakkade hinweg gespeicherte Information und die zur Lokalisation abrufbare sensorische Information zu charakterisieren, sowie die Entstehung von Referenz-Objekten genauer zu analysieren. Im Rahmen von elf experimentalpsychologischen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Referenz-Objekte, entgegen der bisherigen Annahme, nicht nur aufgrund eines Reorganisationsprozesses während der Sakkade entstehen. Die Orientierung anhand von Referenz-Objekten setzt indes auch unter Fixationsbedingungen ein, sobald sich eine zeitliche Verzögerung in der Präsentation visueller Stimuli von mehr als 20 ms ergibt. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte in den begrenzten Speicherkapazitäten des transsakkadischen Gedächtnisses bzw. des visuellen Kurzzeitgedächtnisses liegen sowie in dem zu zeitintensiven Abruf und Vergleich egozentrisch kodierter Objektpositionen. Des Weiteren konnte durch die Ergebnisse dieser Arbeit nachgewiesen werden, dass neben der zeitlichen Verfügbarkeit visueller Information auch die räumliche Anordnung der dargebotenen Objekte maßgeblich darüber entscheidet, wie stark ein Referenz-Objekt zur Lokalisation herangezogen bzw. welche sensorische Information abgerufen wird. Die vorliegende Dissertation liefert folglich neue Erkenntnisse über die Integration visueller „Momentaufnahmen“ zu einer stabilen und kontinuierlichen Raumwahrnehmung.
transsakkadisches Gedächtnis, Null-Hypothese, „reference object theory“, Landmarke, Lokalisation, visuelle Stabilität, Referenz-Objekt, Blanking, Gap-Paradigma, allozentrisch kodierte Objektposition, egozentrisch kodierte Objektposition, sensorische Information, Gedächtnisrepräsentation
Koch, Carmen
2005
German
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Koch, Carmen (2005): Rolle visueller Referenzen bei der Objektlokalisation. Dissertation, LMU München: Faculty of Psychology and Educational Sciences
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Abstract

Die vorliegende Arbeit untersucht anhand der Lokalisation visueller Stimuli die Bedeutung von Referenz-Objekten bei der Aufrechterhaltung der visuellen Stabilität. Visuelle Referenzen sind Objekte, an denen sich das visuelle System bei Unterbrechungen der Informationsaufnahme, beispielsweise aufgrund von Augenbewegungen, orientiert und die entscheidenden Einfluss auf die wahrgenommene Raumstabilität haben können. So induzieren transsakkadisch verschobene, aber stabil wahrgenommene Objekte, die als Referenz dienen, eine Scheinbewegung zeitlich verzögert erscheinender Objekte. Im Vordergrund dieser Dissertation stand das Interesse, die über die Sakkade hinweg gespeicherte Information und die zur Lokalisation abrufbare sensorische Information zu charakterisieren, sowie die Entstehung von Referenz-Objekten genauer zu analysieren. Im Rahmen von elf experimentalpsychologischen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Referenz-Objekte, entgegen der bisherigen Annahme, nicht nur aufgrund eines Reorganisationsprozesses während der Sakkade entstehen. Die Orientierung anhand von Referenz-Objekten setzt indes auch unter Fixationsbedingungen ein, sobald sich eine zeitliche Verzögerung in der Präsentation visueller Stimuli von mehr als 20 ms ergibt. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte in den begrenzten Speicherkapazitäten des transsakkadischen Gedächtnisses bzw. des visuellen Kurzzeitgedächtnisses liegen sowie in dem zu zeitintensiven Abruf und Vergleich egozentrisch kodierter Objektpositionen. Des Weiteren konnte durch die Ergebnisse dieser Arbeit nachgewiesen werden, dass neben der zeitlichen Verfügbarkeit visueller Information auch die räumliche Anordnung der dargebotenen Objekte maßgeblich darüber entscheidet, wie stark ein Referenz-Objekt zur Lokalisation herangezogen bzw. welche sensorische Information abgerufen wird. Die vorliegende Dissertation liefert folglich neue Erkenntnisse über die Integration visueller „Momentaufnahmen“ zu einer stabilen und kontinuierlichen Raumwahrnehmung.