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Förderung von Sprache und Schrift durch studentische Lernpaten in Klassen mit neu zugewanderten Kindern. Konzeption und Dokumentation einer Lernentwicklung auf beiden Seiten
Förderung von Sprache und Schrift durch studentische Lernpaten in Klassen mit neu zugewanderten Kindern. Konzeption und Dokumentation einer Lernentwicklung auf beiden Seiten
Vor dem Hintergrund der Migrationsbewegungen im Jahr 2015 rückte die Bedeutung von Sprache, Sprachförderung und der Umsetzung von Integration in den Schulen verstärkt ins Interesse des öffentlichen und grundschulpädagogischen Diskurses. Sprachliche Kompetenz wird als Schlüssel zur Bildungsteilhabe und Ausgangspunkt für gelingende Bildungsbiografien beschrieben (Gogolin et al. 2003; Baumann & Becker-Mrotzek 2014). Dabei kommt den Lehrkräften eine Schlüsselrolle für gelingende Bildungsintegration zu. Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration postuliert: „Bildungsintegration: Auf die Lehrer(bildung) kommt es an!“ (SVR 2016, S. 6). Dieser Forderung steht gegenüber, dass sich die Lehrkräfte auf die pädagogische Aufgabe des Unterrichtens neu zugewanderter Kinder oftmals nicht vorbereitet fühlen (SVR 2016; Baumann & Becker-Mrotzek 2014). Als Antwort auf die Zunahme der Intensität der Zuwanderung (Gogolin 2016) wurden Konzepte, Förderprogramme und Fortbildungsmaßnahmen zur Unterstützung der Integration und für den Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität initiiert. Eines davon ist das Projekt „LUK!-Lernpaten unterstützen Klassen mit Flüchtlingskindern“, das in Kooperation von Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband (MLLV) und der LMU München (Prof. Dr. Elke Inckemann, Dr. Anne Frey) 2015 entstand. Die vorliegende Arbeit widmet sich der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts im Schuljahr 2016/17 und nimmt dabei sowohl die Ausgangslage und Lernentwicklung neu zugewanderter Kinder, insbesondere in sprachlichen und schriftsprachlichen Bereichen, als auch die Kompetenzentwicklung der angehenden Lehrkräfte für die sprachliche Förderung in den Blick. Es werden drei zentrale Fragen beantwortet, deren Antworten zur künftigen Gestaltung von Integration genutzt werden können: 1. Welche Bedarfe ergeben sich aus der Situation neu zugewanderter Kinder in der Grundschule für die Gestaltung von Schule und Unterricht? 2. Wie können (angehende) Lehrkräfte adäquat für die pädagogische Aufgabe im Umgang mit neu zugewanderten Kindern vorbereitet werden? 3. Welche Implikationen für die Lehrer:innenbildung ergeben sich aus der Durchführung und wissenschaftlichen Begleitung von Förderprojekten zur Unterstützung der Integration? In Studie A wird auf theoretischer Ebene ein erweitertes Modell des Schriftspracherwerbs für neu zugewanderte Kinder entwickelt, das Besonderheiten, Einflussfaktoren und Spezifika von Zweitsprachlerner:innen berücksichtigt. Über die im Projektkontext entwickelten diagnostischen Verfahren werden die Ausgangslage und Lernentwicklung der neu zugewanderten Kinder aufgezeigt, die durch Heterogenität in allen Bereichen gekennzeichnet sind. Die meisten Kinder zeigen über das Schuljahr eine enorme individuelle Entwicklung, wobei die Rezeption und Produktion komplexer sprachlicher Strukturen und die Bewältigung bildungssprachlicher Anforderungen am Ende des Schuljahres viele Schüler:innen noch vor Herausforderungen stellt. Die Ergebnisse betonen die Bedeutung einer durchgängigen sprachlichen Bildung sowie die Relevanz, angehende Lehrkräfte zu sensibilisieren und für sprachliche Vielfalt zu professionalisieren. Dazu wird in Studie B unter Berücksichtigung verschiedener Professionalitäts- und Kompetenzmodelle ein erweitertes Modell professioneller Handlungskompetenz für den Umgang mit schrift-/sprachlicher Vielfalt erarbeitet, das die Grundlage für die Erforschung von Überzeugungen, motivationalen Orientierungen und Professionswissen in diesem Zusammenhang bildet. Es zeigen sich günstige Überzeugungen und motivationale Orientierungen seitens der Studierenden. Die Selbsteinschätzungswerte des Professionswissens in den Bereichen Deutsch als Zweitsprache, Schriftspracherwerb und Diagnostik liegen am Ende der Lernpatentätigkeit signifikant höher. Im standardisierten Verfahren SprachKoPF Grundschule erreichen die Studierenden am Ende ihrer Tätigkeit etwas mehr als die Hälfte des als relevant angenommenen Wissens und knapp 40 % des als relevant angenommenen Könnens. Allerdings ist die Gruppe von Studierenden in sich heterogen. Die Ergebnisse verdeutlichen den Handlungsbedarf in der Lehrer:innenbildung: Kompetenzen zur sprachlichen und schriftsprachlichen Diagnose und Förderung müssen gestärkt werden, wobei eine Verzahnung von Theorie und Praxis und die Spezialisierung einiger sowie die Sensibilisierung aller Grundschulpädagogik-Studierenden empfohlen wird. Für weitere Forschungsbestrebungen gilt es die Komponente „sprachförderliches Handeln“ zu erheben und mit den gewonnenen Erkenntnissen in Beziehung zu setzen.
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Lautenschlager, Anna
2025
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Lautenschlager, Anna (2025): Förderung von Sprache und Schrift durch studentische Lernpaten in Klassen mit neu zugewanderten Kindern: Konzeption und Dokumentation einer Lernentwicklung auf beiden Seiten. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik
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Abstract

Vor dem Hintergrund der Migrationsbewegungen im Jahr 2015 rückte die Bedeutung von Sprache, Sprachförderung und der Umsetzung von Integration in den Schulen verstärkt ins Interesse des öffentlichen und grundschulpädagogischen Diskurses. Sprachliche Kompetenz wird als Schlüssel zur Bildungsteilhabe und Ausgangspunkt für gelingende Bildungsbiografien beschrieben (Gogolin et al. 2003; Baumann & Becker-Mrotzek 2014). Dabei kommt den Lehrkräften eine Schlüsselrolle für gelingende Bildungsintegration zu. Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration postuliert: „Bildungsintegration: Auf die Lehrer(bildung) kommt es an!“ (SVR 2016, S. 6). Dieser Forderung steht gegenüber, dass sich die Lehrkräfte auf die pädagogische Aufgabe des Unterrichtens neu zugewanderter Kinder oftmals nicht vorbereitet fühlen (SVR 2016; Baumann & Becker-Mrotzek 2014). Als Antwort auf die Zunahme der Intensität der Zuwanderung (Gogolin 2016) wurden Konzepte, Förderprogramme und Fortbildungsmaßnahmen zur Unterstützung der Integration und für den Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität initiiert. Eines davon ist das Projekt „LUK!-Lernpaten unterstützen Klassen mit Flüchtlingskindern“, das in Kooperation von Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband (MLLV) und der LMU München (Prof. Dr. Elke Inckemann, Dr. Anne Frey) 2015 entstand. Die vorliegende Arbeit widmet sich der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts im Schuljahr 2016/17 und nimmt dabei sowohl die Ausgangslage und Lernentwicklung neu zugewanderter Kinder, insbesondere in sprachlichen und schriftsprachlichen Bereichen, als auch die Kompetenzentwicklung der angehenden Lehrkräfte für die sprachliche Förderung in den Blick. Es werden drei zentrale Fragen beantwortet, deren Antworten zur künftigen Gestaltung von Integration genutzt werden können: 1. Welche Bedarfe ergeben sich aus der Situation neu zugewanderter Kinder in der Grundschule für die Gestaltung von Schule und Unterricht? 2. Wie können (angehende) Lehrkräfte adäquat für die pädagogische Aufgabe im Umgang mit neu zugewanderten Kindern vorbereitet werden? 3. Welche Implikationen für die Lehrer:innenbildung ergeben sich aus der Durchführung und wissenschaftlichen Begleitung von Förderprojekten zur Unterstützung der Integration? In Studie A wird auf theoretischer Ebene ein erweitertes Modell des Schriftspracherwerbs für neu zugewanderte Kinder entwickelt, das Besonderheiten, Einflussfaktoren und Spezifika von Zweitsprachlerner:innen berücksichtigt. Über die im Projektkontext entwickelten diagnostischen Verfahren werden die Ausgangslage und Lernentwicklung der neu zugewanderten Kinder aufgezeigt, die durch Heterogenität in allen Bereichen gekennzeichnet sind. Die meisten Kinder zeigen über das Schuljahr eine enorme individuelle Entwicklung, wobei die Rezeption und Produktion komplexer sprachlicher Strukturen und die Bewältigung bildungssprachlicher Anforderungen am Ende des Schuljahres viele Schüler:innen noch vor Herausforderungen stellt. Die Ergebnisse betonen die Bedeutung einer durchgängigen sprachlichen Bildung sowie die Relevanz, angehende Lehrkräfte zu sensibilisieren und für sprachliche Vielfalt zu professionalisieren. Dazu wird in Studie B unter Berücksichtigung verschiedener Professionalitäts- und Kompetenzmodelle ein erweitertes Modell professioneller Handlungskompetenz für den Umgang mit schrift-/sprachlicher Vielfalt erarbeitet, das die Grundlage für die Erforschung von Überzeugungen, motivationalen Orientierungen und Professionswissen in diesem Zusammenhang bildet. Es zeigen sich günstige Überzeugungen und motivationale Orientierungen seitens der Studierenden. Die Selbsteinschätzungswerte des Professionswissens in den Bereichen Deutsch als Zweitsprache, Schriftspracherwerb und Diagnostik liegen am Ende der Lernpatentätigkeit signifikant höher. Im standardisierten Verfahren SprachKoPF Grundschule erreichen die Studierenden am Ende ihrer Tätigkeit etwas mehr als die Hälfte des als relevant angenommenen Wissens und knapp 40 % des als relevant angenommenen Könnens. Allerdings ist die Gruppe von Studierenden in sich heterogen. Die Ergebnisse verdeutlichen den Handlungsbedarf in der Lehrer:innenbildung: Kompetenzen zur sprachlichen und schriftsprachlichen Diagnose und Förderung müssen gestärkt werden, wobei eine Verzahnung von Theorie und Praxis und die Spezialisierung einiger sowie die Sensibilisierung aller Grundschulpädagogik-Studierenden empfohlen wird. Für weitere Forschungsbestrebungen gilt es die Komponente „sprachförderliches Handeln“ zu erheben und mit den gewonnenen Erkenntnissen in Beziehung zu setzen.