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Vielfalt im Praktikum begegnen: Gelungene Mentoringbeziehungen in heterogenen Kontexten. die Rolle der MentorInnen und deren Beitrag zur Professionalisierung im Umgang mit Heterogenität
Vielfalt im Praktikum begegnen: Gelungene Mentoringbeziehungen in heterogenen Kontexten. die Rolle der MentorInnen und deren Beitrag zur Professionalisierung im Umgang mit Heterogenität
MentorIn-Mentee-Beziehung im schulpraktischen Mentoring ist von entscheidender Bedeutung für die Professionalisierung angehender Lehrkräfte. Insbesondere in heterogenen Betreuungskontexten, die von Vielfalt geprägt sind, gewinnt die Gestaltung dieser Beziehung an Komplexität und Bedeutung. Die vorliegende Dissertation untersucht die Bedeutung von Mentoring-Beziehungen im schulischen Praktikum, insbesondere im Hinblick auf die Professionalisierung im Umgang mit einer heterogenen Schülerschaft. Die Ergebnisse unterschiedlicher Untersuchungen weisen darauf hin, dass der Umgang mit herkunftsbedingter Heterogenität im deutschen Schulsystem noch immer als problematisch betrachtet werden kann. Gerade für das erfolgreiche Unterrichten in heterogenen Kontexten ist es wichtig, die vorhandene Vielfalt differenziert und reflektiert wahrzunehmen. Heterogenitätssensibilität kann deshalb als Teilaspekt professioneller Kompetenz verstanden werden und sollte in die Überlegungen zu Bildungsstandards und den Inhalten der LehrerInnen-Bildung einbezogen werden. Eine Zusammenfassung der Forschungslage macht deutlich, dass das Mentoring in schul-praktischen Studien zwar Gegenstand vieler Untersuchungen ist, aber eine einheitliche theoretische Verortung bisher fehlt. Ein Desiderat besteht etwa darin, die Frage zu klären, wie sich Einstellungen und Überzeugungen der am Mentoring beteiligten Personen auf die Gestaltung der Beziehung und damit auch auf die Qualität des Mentoring-Prozesses auswirken. Darüber hinaus ist auch bisher weitestgehend ungeklärt, welche Rolle der Kontext der Heterogenität bei der Beziehungsgestaltung spielt. Die vorliegende Arbeit versucht zum einen, den Aspekt der herkunftsbedingten Einstellungen und Überzeugungen im schulpraktischen Mentoring aufzugreifen und zu untersuchen, ob sie als Gelingensbedingung für eine qualitativ gute Beziehung zwischen Mentee und mentorierender Lehrkraft in heterogenen Betreuungskontexten wirksam werden. Zum an-deren soll die Mentoring-Beziehung als abhängig vom Kontext verstanden und die Frage gestellt werden, ob die Betreuung in heterogenen Settings einer besonderen Anleitung und Interaktion bedarf. Des Weiteren wird untersucht, inwieweit aus der Theorie deduktiv abgeleitete Fördermodi zur Professionalisierung im Umgang mit Heterogenität tatsächlich im Kontext schulpraktischer Studien zur Begegnung mit Vielfalt eingesetzt werden. Diese Untersuchung trägt dazu bei, die Praxis des schulpraktischen Mentorings zu verbessern und die Professionalisierung von Lehrkräften im Umgang mit einer diversen Schülerschaft zu fördern. Die Stichprobe dieser Untersuchung umfasste 44 Praktikumslehrkräfte an Grund- und Mittelschulen in Stadt und Landkreis München mit einem heterogenen Schulprofil. Für die Datenerhebung wurde ein Mixed-Method-Ansatz gewählt. Zunächst kam die Critical Incident Technique zum Einsatz. Die MentorInnen hielten dabei besonders kritische oder bedeutsame Ereignisse im Praktikum fest, die im Zusammenhang mit einer gelungenen MentorIn-Mentee-Beziehung standen. Im Anschluss fanden virtuelle Gruppendiskussionen statt. In diesen Diskussionen wurden Impulse zur Beziehungsgestaltung und zum professionellen Umgang mit Heterogenität gesetzt. Die erhobenen Daten wurden anschließend mittels eines deduktiv erstellten Kategoriensystems ausgewertet und einer inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen. Dieser methodische Ansatz ermöglichte eine umfassende Betrachtung der Thematik und trug zur Weiterentwicklung eines Interaktionsmodells zur Gestaltung von heterogenen Betreuungskontexten bei (THIBsS-Modell). Die vorliegenden Daten und Erkenntnisse verdeutlichen, dass die Beziehungsgestaltung im schulpraktischen Mentoring von einer Vielzahl an Determinanten beeinflusst wird. Sowohl auf der Ebene der Einstellungen, Überzeugungen und Persönlichkeitsmerkmale als auch auf der Ebene des Wissensaustauschs und der Handlungsmöglichkeiten spielen verschiedene Faktoren eine entscheidende Rolle. Während viele der Gelingensbedingungen allgemein-gültig sind, kann in einigen Kategorien ein expliziter Bezug zum heterogenen Kontext her-gestellt werden. Ein zentrales Ergebnis stellt die Einhaltung der Rollenkonformität im schulpraktischen Mentoring dar. Diese kann dabei helfen die Qualität der Ausbildung angehender Lehrkräfte zu verbessern und ihre professionelle Entwicklung zu fördern. Durch eine klare Definition und Kommunikation der Rollen und Erwartungen sowie durch die Bereitstellung von Feedback und Unterstützung können MentorInnen einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Integration von Studierenden in den Schulalltag leisten. Die Untersuchung geht ebenso der Frage nach, welche Rolle die MentorInnen im schul-praktischen Mentoring und in der Professionalisierung angehender Lehrpersonen spielen. Hierbei konnten verschiedene Rollen identifiziert werden. Die Komplexität der MentorInnen-Rolle wird deutlich, wenn die Mentorierenden zum einen in von ihnen als besonders herausfordernd empfunden Situationen eine LehrmeisterInnen-Rolle einnehmen – sie leiten die NovizInnen an, teilen ihr ExpertInnenwissen und wenden hierzu eher direktive Mentoring-Strategien an – und zum anderen reziproke, symmetrische Beziehungen gestalten und dadurch Kooperation anregen. MentorInnen arbeiten mit Mentees auf Augenhöhe, wenn diese als eher kompetent angesehen werden oder zur Gestaltung von Unterrichtseinheiten und Nachbesprechungen. Insgesamt betonen die Ergebnisse die Notwendigkeit einer differenzierten Herangehens-weise im schulpraktischen Mentoring, um die professionelle Entwicklung der angehenden Lehrkräfte bestmöglich zu unterstützen. Die Etablierung einer solchen Beziehung erfordert Empathie, transparente Kommunikation und Reflexion seitens der MentorInnen und Mentees. Durch die Beachtung dieser Mechanismen kann das Mentoring zu einer effektiven und bereichernden Erfahrung für alle Beteiligten werden, die langfristig zur professionellen Entwicklung und Zufriedenheit im schulischen Kontext beiträgt. Neben der Beziehungsgestaltung wurde in der Untersuchung ebenso der Frage nach dem Beitrag der MentorInnen zur Professionalisierung im Umgang mit Vielfalt nachgegangen. Insgesamt legen die Ergebnisse nahe, dass die kontextsensible Begleitung durch MentorInnen eine effektive Form der wissensbasierten Förderung angehender Lehrkräfte darstellt. Hier wird auf der Informationsebene mittels transparenter Kommunikation ExpertInnen-wissen mit den Mentees geteilt und diese gezielt angeleitet. Dies beinhaltet das Anpassen von Unterrichtsmethoden an die Vielfalt der Lernenden sowie das Sensibilisieren für sprachliche und kulturelle Unterschiede. Die MentorInnen ermutigen zu einem interkulturellen Verständnis und fördern eine offene Einstellung gegenüber kultureller Vielfalt, um eine professionelle Betreuung der SchülerInnen zu gewährleisten und die Professionalisierung der angehenden Lehrkräfte zu fördern. Im Kontext der Fragestellung lässt sich zudem die heterogenitätssensible Anleitung als Fördermodus identifizieren. Die Studie zeigt, dass schulpraktisches Mentoring dazu bei-trägt, Lehrkräfte dabei zu unterstützen, heterogenitätssensibel zu handeln. MentorInnen fördern bei Lehramtsstudierenden die Auseinandersetzung mit kultureller Vielfalt und individuellen Bedürfnissen, was zu einem professionellen Umgang mit Heterogenität in der Unterrichtspraxis führt. Dies umfasst das Einsetzen verschiedener Unterrichtsmethoden, die Anpassung an unterschiedliche Herausforderungen sowie die Offenheit gegenüber den individuellen Voraussetzungen der SchülerInnen. Anhand der Ergebnisse wird das aus der Theorie abgeleitete THIBsS-Modell weiterentwickelt, welches den Fokus auf die Förderung der Mentees legt und zugleich Aspekte der Beziehungsgestaltung aufgreift. Ebenso werden Implikationen zur Beziehungsgestaltung und Strategien zur Professionalisierung im Umgang mit Vielfalt im schulpraktischen Mentoring in den Blick genommen.
Not available
Huber, Carmen
2024
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Huber, Carmen (2024): Vielfalt im Praktikum begegnen: Gelungene Mentoringbeziehungen in heterogenen Kontexten: die Rolle der MentorInnen und deren Beitrag zur Professionalisierung im Umgang mit Heterogenität. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik
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Abstract

MentorIn-Mentee-Beziehung im schulpraktischen Mentoring ist von entscheidender Bedeutung für die Professionalisierung angehender Lehrkräfte. Insbesondere in heterogenen Betreuungskontexten, die von Vielfalt geprägt sind, gewinnt die Gestaltung dieser Beziehung an Komplexität und Bedeutung. Die vorliegende Dissertation untersucht die Bedeutung von Mentoring-Beziehungen im schulischen Praktikum, insbesondere im Hinblick auf die Professionalisierung im Umgang mit einer heterogenen Schülerschaft. Die Ergebnisse unterschiedlicher Untersuchungen weisen darauf hin, dass der Umgang mit herkunftsbedingter Heterogenität im deutschen Schulsystem noch immer als problematisch betrachtet werden kann. Gerade für das erfolgreiche Unterrichten in heterogenen Kontexten ist es wichtig, die vorhandene Vielfalt differenziert und reflektiert wahrzunehmen. Heterogenitätssensibilität kann deshalb als Teilaspekt professioneller Kompetenz verstanden werden und sollte in die Überlegungen zu Bildungsstandards und den Inhalten der LehrerInnen-Bildung einbezogen werden. Eine Zusammenfassung der Forschungslage macht deutlich, dass das Mentoring in schul-praktischen Studien zwar Gegenstand vieler Untersuchungen ist, aber eine einheitliche theoretische Verortung bisher fehlt. Ein Desiderat besteht etwa darin, die Frage zu klären, wie sich Einstellungen und Überzeugungen der am Mentoring beteiligten Personen auf die Gestaltung der Beziehung und damit auch auf die Qualität des Mentoring-Prozesses auswirken. Darüber hinaus ist auch bisher weitestgehend ungeklärt, welche Rolle der Kontext der Heterogenität bei der Beziehungsgestaltung spielt. Die vorliegende Arbeit versucht zum einen, den Aspekt der herkunftsbedingten Einstellungen und Überzeugungen im schulpraktischen Mentoring aufzugreifen und zu untersuchen, ob sie als Gelingensbedingung für eine qualitativ gute Beziehung zwischen Mentee und mentorierender Lehrkraft in heterogenen Betreuungskontexten wirksam werden. Zum an-deren soll die Mentoring-Beziehung als abhängig vom Kontext verstanden und die Frage gestellt werden, ob die Betreuung in heterogenen Settings einer besonderen Anleitung und Interaktion bedarf. Des Weiteren wird untersucht, inwieweit aus der Theorie deduktiv abgeleitete Fördermodi zur Professionalisierung im Umgang mit Heterogenität tatsächlich im Kontext schulpraktischer Studien zur Begegnung mit Vielfalt eingesetzt werden. Diese Untersuchung trägt dazu bei, die Praxis des schulpraktischen Mentorings zu verbessern und die Professionalisierung von Lehrkräften im Umgang mit einer diversen Schülerschaft zu fördern. Die Stichprobe dieser Untersuchung umfasste 44 Praktikumslehrkräfte an Grund- und Mittelschulen in Stadt und Landkreis München mit einem heterogenen Schulprofil. Für die Datenerhebung wurde ein Mixed-Method-Ansatz gewählt. Zunächst kam die Critical Incident Technique zum Einsatz. Die MentorInnen hielten dabei besonders kritische oder bedeutsame Ereignisse im Praktikum fest, die im Zusammenhang mit einer gelungenen MentorIn-Mentee-Beziehung standen. Im Anschluss fanden virtuelle Gruppendiskussionen statt. In diesen Diskussionen wurden Impulse zur Beziehungsgestaltung und zum professionellen Umgang mit Heterogenität gesetzt. Die erhobenen Daten wurden anschließend mittels eines deduktiv erstellten Kategoriensystems ausgewertet und einer inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen. Dieser methodische Ansatz ermöglichte eine umfassende Betrachtung der Thematik und trug zur Weiterentwicklung eines Interaktionsmodells zur Gestaltung von heterogenen Betreuungskontexten bei (THIBsS-Modell). Die vorliegenden Daten und Erkenntnisse verdeutlichen, dass die Beziehungsgestaltung im schulpraktischen Mentoring von einer Vielzahl an Determinanten beeinflusst wird. Sowohl auf der Ebene der Einstellungen, Überzeugungen und Persönlichkeitsmerkmale als auch auf der Ebene des Wissensaustauschs und der Handlungsmöglichkeiten spielen verschiedene Faktoren eine entscheidende Rolle. Während viele der Gelingensbedingungen allgemein-gültig sind, kann in einigen Kategorien ein expliziter Bezug zum heterogenen Kontext her-gestellt werden. Ein zentrales Ergebnis stellt die Einhaltung der Rollenkonformität im schulpraktischen Mentoring dar. Diese kann dabei helfen die Qualität der Ausbildung angehender Lehrkräfte zu verbessern und ihre professionelle Entwicklung zu fördern. Durch eine klare Definition und Kommunikation der Rollen und Erwartungen sowie durch die Bereitstellung von Feedback und Unterstützung können MentorInnen einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Integration von Studierenden in den Schulalltag leisten. Die Untersuchung geht ebenso der Frage nach, welche Rolle die MentorInnen im schul-praktischen Mentoring und in der Professionalisierung angehender Lehrpersonen spielen. Hierbei konnten verschiedene Rollen identifiziert werden. Die Komplexität der MentorInnen-Rolle wird deutlich, wenn die Mentorierenden zum einen in von ihnen als besonders herausfordernd empfunden Situationen eine LehrmeisterInnen-Rolle einnehmen – sie leiten die NovizInnen an, teilen ihr ExpertInnenwissen und wenden hierzu eher direktive Mentoring-Strategien an – und zum anderen reziproke, symmetrische Beziehungen gestalten und dadurch Kooperation anregen. MentorInnen arbeiten mit Mentees auf Augenhöhe, wenn diese als eher kompetent angesehen werden oder zur Gestaltung von Unterrichtseinheiten und Nachbesprechungen. Insgesamt betonen die Ergebnisse die Notwendigkeit einer differenzierten Herangehens-weise im schulpraktischen Mentoring, um die professionelle Entwicklung der angehenden Lehrkräfte bestmöglich zu unterstützen. Die Etablierung einer solchen Beziehung erfordert Empathie, transparente Kommunikation und Reflexion seitens der MentorInnen und Mentees. Durch die Beachtung dieser Mechanismen kann das Mentoring zu einer effektiven und bereichernden Erfahrung für alle Beteiligten werden, die langfristig zur professionellen Entwicklung und Zufriedenheit im schulischen Kontext beiträgt. Neben der Beziehungsgestaltung wurde in der Untersuchung ebenso der Frage nach dem Beitrag der MentorInnen zur Professionalisierung im Umgang mit Vielfalt nachgegangen. Insgesamt legen die Ergebnisse nahe, dass die kontextsensible Begleitung durch MentorInnen eine effektive Form der wissensbasierten Förderung angehender Lehrkräfte darstellt. Hier wird auf der Informationsebene mittels transparenter Kommunikation ExpertInnen-wissen mit den Mentees geteilt und diese gezielt angeleitet. Dies beinhaltet das Anpassen von Unterrichtsmethoden an die Vielfalt der Lernenden sowie das Sensibilisieren für sprachliche und kulturelle Unterschiede. Die MentorInnen ermutigen zu einem interkulturellen Verständnis und fördern eine offene Einstellung gegenüber kultureller Vielfalt, um eine professionelle Betreuung der SchülerInnen zu gewährleisten und die Professionalisierung der angehenden Lehrkräfte zu fördern. Im Kontext der Fragestellung lässt sich zudem die heterogenitätssensible Anleitung als Fördermodus identifizieren. Die Studie zeigt, dass schulpraktisches Mentoring dazu bei-trägt, Lehrkräfte dabei zu unterstützen, heterogenitätssensibel zu handeln. MentorInnen fördern bei Lehramtsstudierenden die Auseinandersetzung mit kultureller Vielfalt und individuellen Bedürfnissen, was zu einem professionellen Umgang mit Heterogenität in der Unterrichtspraxis führt. Dies umfasst das Einsetzen verschiedener Unterrichtsmethoden, die Anpassung an unterschiedliche Herausforderungen sowie die Offenheit gegenüber den individuellen Voraussetzungen der SchülerInnen. Anhand der Ergebnisse wird das aus der Theorie abgeleitete THIBsS-Modell weiterentwickelt, welches den Fokus auf die Förderung der Mentees legt und zugleich Aspekte der Beziehungsgestaltung aufgreift. Ebenso werden Implikationen zur Beziehungsgestaltung und Strategien zur Professionalisierung im Umgang mit Vielfalt im schulpraktischen Mentoring in den Blick genommen.