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Einfluss von Produkten der Firma AHV auf die Eutergesundheit von bayerischen Fleckviehkühen. eine retrospektive Auswertung der Tiergesundheit
Einfluss von Produkten der Firma AHV auf die Eutergesundheit von bayerischen Fleckviehkühen. eine retrospektive Auswertung der Tiergesundheit
Die Reduktion von Antibiotika im Rinderbereich ist in den letzten Jahren zunehmend wichtiger geworden. Ein großes Einsparungspotenzial von Antibiotika, durch alternative Behandlungs- und Prophylaxemöglichkeiten ohne Wartezeit für laktierende Milchkühe, gibt es im Bereich der Eutergesundheit. In der vorliegenden retrospektiven Pilotstudie soll der Einfluss von Animal Health Vision (AHV) Produkten auf die Eutergesundheit von insgesamt 38 bayerischen Fleckviehkühen auf einem konventionellen und ökologischen Betrieb beleuchtet werden. Die verwendeten antibiotikafreien Produkte enthalten phytotherapeutische Stoffe sowie thiosulfurhaltige Zusammensetzungen, die auf Grund ihres Wirkprinzips die Bakterien nicht abtöten, sondern „entwaffnen“ sollen. Die Betriebe haben auf eine soweit vertretbare antibiotikafreie Therapie und Prophylaxe von intramammären Infektionen über die Trockenstehphase und innerhalb den ersten 100 Laktationstagen umgestellt und Produkte der Firma AHV verwendet. Unabhängig vom Eutergesundheitszustand der ausgewerteten Tiere wurden alle Kühe 2022 mit einem internem Zitzenversiegler und ohne Antibiotika trockengestellt. Es wurden dabei sowohl die Ergebnisse aus den Probemelkungen der Tiere als auch von zwei zyto - bakteriologischen Milchprobenuntersuchungen (21 Tage vor dem Trockenstellen; ± 7 Tage p.p.) und einem Euterscoring (± 7 Tage p.p.) ausgewertet. Insbesondere wurden Einflüsse durch das betriebsspezifische Management und die Unterschiede zwischen ökologischer und konventioneller Haltung herausgearbeitet. Einen tieferen Einblick in die Eutergesundheit von acht Tieren des konventionellen Betriebs wurde in der Publikation durch die zusätzliche kulturelle Anzucht von Milchproben in Kombination mit der 16S rRNA Sequenzierung von sterilen Milchproben aus der Euterzisterne und Tupfer aus dem Strichkanal gewonnen. Milchleistung: Am konventionellen Betrieb wurden die größten prozentualen Zunahmen der 100 Tage Leistung im Vergleich zur Vorlaktation erwartungsgemäß bei Tieren in der 2. und 3. Laktation beobachtet. Am ökologischen Betrieb gab es vor allem bei den Tieren in der 3. und 4. Laktation keine Steigerung der 100 Tage Leistung. Der Einsatz der AHV Produkte, insbesondere der Booster Tablet hatte somit keinen eindeutigen positiven Einfluss auf die Milchleistung der ausgewerteten Tiere, die über die zu erwarteten Zunahmen hinausging. Eutergesundheit: Der pauschale Einsatz der AHV Produkte und der Verzicht von antibiotischen Trockenstellern führte zu keiner Verbesserung der Eutergesundheit bei den ausgewerteten Tieren. Am konventionellen Betrieb stieg die Zellzahl in der 1.PM im Median von 63.000 Z/ml in der Laktation 2021 auf 190.000 Z/ml in 2022. Auch auf dem ökologischen Betrieb stieg die Zellzahl in der 1.PM im Median von 31.000 Z/ml 2021 auf 52.000 Z/ml 2022. Der generelle Verzicht auf antibiotischen Trockensteller und der Einsatz von alternativen Produkten sollten daher auf Einzeltierebene entschieden werden. Kriterien bei dieser Entscheidungsfindung sollten die Laktationsnummer der Kuh, die Anzahl an Mastitisbehandlungen in den Vorlaktationen sowie das Ergebnis einer bakteriologischen Untersuchung der Milch vor dem Trockenstellen sein. Unterschiede zwischen den Laktationen 2021 und 2022 zeigten sich unter anderem in der Mastitisinzidenz in den ersten 100 Laktationstagen. So hatten am konventionellen Betrieb 2022 von 18 ausgewerteten Tieren acht Tiere eine Mastitis, während es 2021 nur ein Tier war. Am ökologischen Betrieb waren es 2021 und 2022 jeweils sechs von 20 Tieren. Ein möglicher prophylaktischer Effekt der AHV Produkte zeigte sich nicht. Allerdings musste auf dem ökologischen Betrieb bei acht Behandlungen mit akuter Mastitis kein Tier antibiotisch versorgt werden. Dies lag vor allem am Management des ökologischen Betriebs, der Mastitiden früher erkannte und mit der Erstversorgung mit AHV Produkten erfolgreich behandelte. Die Art und Dauer der Tierbeobachtung durch den Betriebsleiter und das frühzeitige Erkennen von Problemtieren spielten beim erfolgreichen Einsatz von pflanzlichen Alternativen eine entscheidende Rolle und sind zusammen mit einer guten betrieblichen Ausgangssituation in der Eutergesundheit Voraussetzung für das Einsparen von Antibiotika bei Euterbehandlungen. Weitere Untersuchungen zur Beurteilung der Tiergesundheit: Das Euterscoring ergab einige Unterschiede zwischen dem konventionellen und dem ökologischen Betrieb. Am konventionellen Betrieb standen zwar die saubereren Tiere, jedoch traten häufiger Geburtsödeme auf. Auf beiden Betrieben konnte festgellt werden, dass Tiere mit tiefhängenden Eutern verschmutzter waren, was mit einer erhöhten Zellzahl und damit zugleich mit einem höheren Risiko für intramammäre Infektionen einherging. Grundsätzlich eignet sich der Zeitpunkt (± 7. LT) des Scorings gut, um in der kritischen Transitperiode kranke Tiere frühzeitig zu erkennen. Konkrete Aussagen in Bezug auf die Wirksamkeit der verwendeten Produkte waren dabei auf Grund des Studiendesigns nur eingeschränkt möglich, stattdessen konnten aus den Ergebnissen mögliche Schlussfolgerungen für den Einsatz in der gängigen Praxis und für weitere Studien gezogen werden. Ergebnisse der 16S rRNA Sequenzierung aus der Publikation: In der Publikation wurden keine Hinweise auf ein Mikrobiom im gesunden Euter gefunden. Bei Tieren, die in der zytologischen und bakteriologischen Untersuchung auffällig waren, wurde zwar eine bakterielle Gemeinschaft gefunden, diese bestand aber nur aus zwei Erregern mit einer Abundanz von mehr als 1,0%, was auf eine Mischinfektion des Euters hinweist. Die Ergebnisse der konventionellen Kultur (CC) stimmen weitgehend mit den Ergebnissen der molekularen Untersuchung überein. Dennoch konnte die 16S rRNA-Genamplikonsequenzierung einen noch detaillierteren Einblick geben. Folglich könnte die Next - Generation-Sequenzierung eine zusätzliche hilfreiche Methode sein, um die Komplexität des Mastitisgeschehens sowie den Ursprung des Erregers zu verstehen und somit zukünftig mögliche Infektionsquellen eliminieren.
Eutergesundheit, Antibiotikareduktion, Quorum Sensing, Tiergesundheit, 16S rRNA Sequenzierung
Rötzer, Verena Renate
2024
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Rötzer, Verena Renate (2024): Einfluss von Produkten der Firma AHV auf die Eutergesundheit von bayerischen Fleckviehkühen: eine retrospektive Auswertung der Tiergesundheit. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

Die Reduktion von Antibiotika im Rinderbereich ist in den letzten Jahren zunehmend wichtiger geworden. Ein großes Einsparungspotenzial von Antibiotika, durch alternative Behandlungs- und Prophylaxemöglichkeiten ohne Wartezeit für laktierende Milchkühe, gibt es im Bereich der Eutergesundheit. In der vorliegenden retrospektiven Pilotstudie soll der Einfluss von Animal Health Vision (AHV) Produkten auf die Eutergesundheit von insgesamt 38 bayerischen Fleckviehkühen auf einem konventionellen und ökologischen Betrieb beleuchtet werden. Die verwendeten antibiotikafreien Produkte enthalten phytotherapeutische Stoffe sowie thiosulfurhaltige Zusammensetzungen, die auf Grund ihres Wirkprinzips die Bakterien nicht abtöten, sondern „entwaffnen“ sollen. Die Betriebe haben auf eine soweit vertretbare antibiotikafreie Therapie und Prophylaxe von intramammären Infektionen über die Trockenstehphase und innerhalb den ersten 100 Laktationstagen umgestellt und Produkte der Firma AHV verwendet. Unabhängig vom Eutergesundheitszustand der ausgewerteten Tiere wurden alle Kühe 2022 mit einem internem Zitzenversiegler und ohne Antibiotika trockengestellt. Es wurden dabei sowohl die Ergebnisse aus den Probemelkungen der Tiere als auch von zwei zyto - bakteriologischen Milchprobenuntersuchungen (21 Tage vor dem Trockenstellen; ± 7 Tage p.p.) und einem Euterscoring (± 7 Tage p.p.) ausgewertet. Insbesondere wurden Einflüsse durch das betriebsspezifische Management und die Unterschiede zwischen ökologischer und konventioneller Haltung herausgearbeitet. Einen tieferen Einblick in die Eutergesundheit von acht Tieren des konventionellen Betriebs wurde in der Publikation durch die zusätzliche kulturelle Anzucht von Milchproben in Kombination mit der 16S rRNA Sequenzierung von sterilen Milchproben aus der Euterzisterne und Tupfer aus dem Strichkanal gewonnen. Milchleistung: Am konventionellen Betrieb wurden die größten prozentualen Zunahmen der 100 Tage Leistung im Vergleich zur Vorlaktation erwartungsgemäß bei Tieren in der 2. und 3. Laktation beobachtet. Am ökologischen Betrieb gab es vor allem bei den Tieren in der 3. und 4. Laktation keine Steigerung der 100 Tage Leistung. Der Einsatz der AHV Produkte, insbesondere der Booster Tablet hatte somit keinen eindeutigen positiven Einfluss auf die Milchleistung der ausgewerteten Tiere, die über die zu erwarteten Zunahmen hinausging. Eutergesundheit: Der pauschale Einsatz der AHV Produkte und der Verzicht von antibiotischen Trockenstellern führte zu keiner Verbesserung der Eutergesundheit bei den ausgewerteten Tieren. Am konventionellen Betrieb stieg die Zellzahl in der 1.PM im Median von 63.000 Z/ml in der Laktation 2021 auf 190.000 Z/ml in 2022. Auch auf dem ökologischen Betrieb stieg die Zellzahl in der 1.PM im Median von 31.000 Z/ml 2021 auf 52.000 Z/ml 2022. Der generelle Verzicht auf antibiotischen Trockensteller und der Einsatz von alternativen Produkten sollten daher auf Einzeltierebene entschieden werden. Kriterien bei dieser Entscheidungsfindung sollten die Laktationsnummer der Kuh, die Anzahl an Mastitisbehandlungen in den Vorlaktationen sowie das Ergebnis einer bakteriologischen Untersuchung der Milch vor dem Trockenstellen sein. Unterschiede zwischen den Laktationen 2021 und 2022 zeigten sich unter anderem in der Mastitisinzidenz in den ersten 100 Laktationstagen. So hatten am konventionellen Betrieb 2022 von 18 ausgewerteten Tieren acht Tiere eine Mastitis, während es 2021 nur ein Tier war. Am ökologischen Betrieb waren es 2021 und 2022 jeweils sechs von 20 Tieren. Ein möglicher prophylaktischer Effekt der AHV Produkte zeigte sich nicht. Allerdings musste auf dem ökologischen Betrieb bei acht Behandlungen mit akuter Mastitis kein Tier antibiotisch versorgt werden. Dies lag vor allem am Management des ökologischen Betriebs, der Mastitiden früher erkannte und mit der Erstversorgung mit AHV Produkten erfolgreich behandelte. Die Art und Dauer der Tierbeobachtung durch den Betriebsleiter und das frühzeitige Erkennen von Problemtieren spielten beim erfolgreichen Einsatz von pflanzlichen Alternativen eine entscheidende Rolle und sind zusammen mit einer guten betrieblichen Ausgangssituation in der Eutergesundheit Voraussetzung für das Einsparen von Antibiotika bei Euterbehandlungen. Weitere Untersuchungen zur Beurteilung der Tiergesundheit: Das Euterscoring ergab einige Unterschiede zwischen dem konventionellen und dem ökologischen Betrieb. Am konventionellen Betrieb standen zwar die saubereren Tiere, jedoch traten häufiger Geburtsödeme auf. Auf beiden Betrieben konnte festgellt werden, dass Tiere mit tiefhängenden Eutern verschmutzter waren, was mit einer erhöhten Zellzahl und damit zugleich mit einem höheren Risiko für intramammäre Infektionen einherging. Grundsätzlich eignet sich der Zeitpunkt (± 7. LT) des Scorings gut, um in der kritischen Transitperiode kranke Tiere frühzeitig zu erkennen. Konkrete Aussagen in Bezug auf die Wirksamkeit der verwendeten Produkte waren dabei auf Grund des Studiendesigns nur eingeschränkt möglich, stattdessen konnten aus den Ergebnissen mögliche Schlussfolgerungen für den Einsatz in der gängigen Praxis und für weitere Studien gezogen werden. Ergebnisse der 16S rRNA Sequenzierung aus der Publikation: In der Publikation wurden keine Hinweise auf ein Mikrobiom im gesunden Euter gefunden. Bei Tieren, die in der zytologischen und bakteriologischen Untersuchung auffällig waren, wurde zwar eine bakterielle Gemeinschaft gefunden, diese bestand aber nur aus zwei Erregern mit einer Abundanz von mehr als 1,0%, was auf eine Mischinfektion des Euters hinweist. Die Ergebnisse der konventionellen Kultur (CC) stimmen weitgehend mit den Ergebnissen der molekularen Untersuchung überein. Dennoch konnte die 16S rRNA-Genamplikonsequenzierung einen noch detaillierteren Einblick geben. Folglich könnte die Next - Generation-Sequenzierung eine zusätzliche hilfreiche Methode sein, um die Komplexität des Mastitisgeschehens sowie den Ursprung des Erregers zu verstehen und somit zukünftig mögliche Infektionsquellen eliminieren.