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Adipositas bei Hunden. potentieller Einfluss des Futternapfes auf die Reduktionsdiät
Adipositas bei Hunden. potentieller Einfluss des Futternapfes auf die Reduktionsdiät
In einigen Ländern leiden bis zu 60% der Haushunde an Übergewicht. In Deutschland geht man aktuell von etwa 52% aus. Die Adipositas ist dabei kein rein ästhetisches Problem, sondern geht vielmehr mit schwerwiegenden Erkrankungen einher. Idealgewichtige Hunde leben durchschnittlich 2-3 Jahre länger als übergewichtige Artgenossen und besitzen dabei eine höhere Lebensqualität. Arthrose, Diabetes Mellitus, Atembeschwerden, Herz-Kreislauf-Probleme, Blasensteine, Leistungsinsuffizienz und sogar Neoplasien können die Folge von krankhaftem Übergewicht sein. Um den Tieren Leid zu ersparen, ist der Hundehalter deshalb in der Pflicht, das Körpergewicht seines Schützlings im Idealbereich zu halten. Insbesondere der sich im Lauf der Zeit veränderten Hund-Mensch-Beziehung fällt dabei eine tragende Rolle zu. So fällt es Tierhaltern oftmals schwer, kein Futter zu geben, wenn das Tier bettelt. Dieses Verhalten wird dabei oftmals als Ausdruck von Hunger wahrgenommen. Hundebesitzer empfinden deshalb oft Schuldgefühle, wenn sie daraufhin kein Futter anbieten. Durch die verminderte Futtermenge im Rahmen einer Reduktionsdiät wird dieses Gefühl oftmals noch verstärkt, was es schwerer macht einer Futtergabe zu widerstehen. Um die Compliance des Tierhalters zu stärken und somit das konsequente Durchstehen einer Reduktionsdiät zu fördern, war es deshalb Ziel der hier vorliegenden Studie dem Tierhalter eine größere Menge an Futter zu suggerieren. Maßnahmen aus der humanmedizinischen Adipositastherapie legten nahe, dass die Gestaltung des Futternapfes hierfür genutzt werden könnte. So werden beispielsweise kleine und rote Näpfe beim Servieren mit einer geringeren Nahrungsmenge belegt als größeres oder weißes Geschirr. Ob dies auch auf die Fütterung von Hunden übertragen werden kann, war jedoch noch nicht erforscht. Aus diesem Grund wurden 100 Probanden aufgefordert im Rahmen der vorliegenden Studie 11 verschiedene Näpfe mit der gleichen Futtermenge zu füllen. Diese unterschieden sich bezüglich des Oberen Öffnungsdurchmessers, des Volumens, der Tiefe, der Seitenwinkelung, der Farbe und Elementen im Inneren. Ein Abmessen der Futtermenge mittels Hand oder anderweitiger Messhilfen war untersagt. Um einzig das Abmessen per Augenmaß zuzulassen füllten die Probanden das Futter durch Schütten aus einem 3 Liter Eimer in den jeweiligen Napf. Alle Näpfe waren während des gesamten Versuchs von den Probanden einsehbar und Futter konnte wieder entnommen oder zusätzlich eingefüllt werden. Die Futtermenge pro Napf wurde anschließend gewogen und miteinander verglichen. Die Auswertung der Daten ergab, dass Näpfe mit größerem oberem Umfang signifikant voller gefüllt wurden als Näpfe mit kleinerem Umfang. Auch konisch zulaufende Näpfe wurden voller gefüllt als solche mit senkrecht zum Boden verlaufender Seitenwand. Das Volumen und die Tiefe des Napfes nahmen dabei keinen Einfluss auf die Füllmenge. Elemente im inneren der Schale, wie sie bei Anti-Schling-Näpfen Verwendung finden, führten bei gleicher Seitenwandwinkelung und Durchmesser der oberen Öffnung ebenfalls zu einer erhöhten Napffüllung. Die Farbe des Napfes zeigte hingegen keinen Einfluss auf die Füllmenge. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass neben reduzierter Energiezufuhr und Steigerung der Bewegung auch durch flankierende Maßnahmen wie die adäquate Gestaltung des Futternapfes Einfluss auf den Erfolg einer Reduktionsdiät genommen werden kann. Im Rahmen von Reduktionsdiäten und zu Prophylaxe von Übergewicht sollten deshalb zukünftig möglichst kleine, an die Hundegröße angepasste Näpfe mit möglichst senkrecht zum Boden abfallenden Seitenwänden verwendet werden. Bei großen Futtermengen sollten tiefe Näpfe, solchen mit größerem oberen Öffnungsumfang vorgezogen werden. Da die Studie zudem beweist, dass verschiedene Faktoren- hier beispielhaft der Futternapf- die verabreichte Futtermenge beeinflussen können, ist es ratsam das verabreichte Futter täglich abzuwiegen. Insbesondere bei der Verwendung von Anti-Schling-Näpfen sollte dies konsequent vor jeder Futtergabe erfolgen., In some countries up to 60% of domestic dogs suffer from obesity. In Germany, the current figure is around 52%. Obesity is not a purely aesthetic problem, but rather is associated with serious diseases. Ideal weighted dogs live on average 2-3 years longer than overweighted conspecifics and display a higher quality of life. Arthrosis, diabetes mellitus, breathing difficulties, cardiovascular problems, bladder stones, performance insufficiency and even neoplasia can be the result of morbid obesity. In order to spare the animals’ suffering, the dog owner is therefore obliged to keep the body weight of his protégé in the ideal range. In particular, the dog-human relationship, which has changed over time, plays a major role. It is often difficult for pet owners not to give food when the animal is begging. This behavior is often perceived as an expression of hunger. As a consequence, dog owners often feel guilty if they do not provide any food. This feeling is intensified by the reduced amount of food as part of a diet, which makes it even more difficult to resist a feed. In order to strengthen the compliance of the animal owner and thus promote the consistent persistence of a diet, it was therefore the aim of the present study to suggest a larger amount of feed to the animal owner. Results from human medical obesity therapy indicate that changing the design of the feeding bowl could be adapted for this purpose. For example, small and red bowls will have a smaller amount of food in them when served than larger or white dishes. However, it has yet not been researched whether this can also be transferred to the feeding of dogs. For this reason, as part of the present study, 100 subjects were asked to fill 11 different bowls, which include the same amount of food. These differed in terms of top opening diameter, volume, depth, side angle, color and elements inside. Measuring the amount of feed by hand or other measuring aids was prohibited. In order to only allow measuring by eye, the subjects filled the feed by pouring it from a three liter bucket into the respective bowl. All bowls could be seen by the subjects throughout the experiment and food could be added or removed. The amount of feed per bowl was then weighted and compared. The evaluation of the data showed that bowls with a larger top opening diameter were filled significantly more than bowls with a smaller circumference. The volume, the depth and the color of the bowl had no influence on the filling quantity. Also, conically tapering bowls were filled more than those with perpendicular sidewalls to the bottom. Elements inside the bowl, such as those used in anti-sling bowls, also resulted in an increased bowl filling for the same sidewall angulation and top opening diameter. The results of the study suggest that, in addition to reducing energy intake and increasing exercise, accompanying measures such as the appropriate design of the food bowl can influence the success of a diet. As part of diets and to prevent obesity, bowls that are as small as possible and adapted to the size of the dog should be used in the future, with side walls that slope down as vertically as possible to the bottom. With large amounts of food, deep bowls should be preferred to those with a larger top opening diameter. Since the study also proves that various factors -here for example the feeding bowlcan influence the amount of food given, it is advisable to weight the daily given food. This should be done consistently before each feeding, especially when using anti-sling bowls.
Obesity, adiposity, dog bowl, Delboeuf illusion, reduction diet, optical illusion
Holata, Ronja
2023
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Holata, Ronja (2023): Adipositas bei Hunden: potentieller Einfluss des Futternapfes auf die Reduktionsdiät. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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3MB

Abstract

In einigen Ländern leiden bis zu 60% der Haushunde an Übergewicht. In Deutschland geht man aktuell von etwa 52% aus. Die Adipositas ist dabei kein rein ästhetisches Problem, sondern geht vielmehr mit schwerwiegenden Erkrankungen einher. Idealgewichtige Hunde leben durchschnittlich 2-3 Jahre länger als übergewichtige Artgenossen und besitzen dabei eine höhere Lebensqualität. Arthrose, Diabetes Mellitus, Atembeschwerden, Herz-Kreislauf-Probleme, Blasensteine, Leistungsinsuffizienz und sogar Neoplasien können die Folge von krankhaftem Übergewicht sein. Um den Tieren Leid zu ersparen, ist der Hundehalter deshalb in der Pflicht, das Körpergewicht seines Schützlings im Idealbereich zu halten. Insbesondere der sich im Lauf der Zeit veränderten Hund-Mensch-Beziehung fällt dabei eine tragende Rolle zu. So fällt es Tierhaltern oftmals schwer, kein Futter zu geben, wenn das Tier bettelt. Dieses Verhalten wird dabei oftmals als Ausdruck von Hunger wahrgenommen. Hundebesitzer empfinden deshalb oft Schuldgefühle, wenn sie daraufhin kein Futter anbieten. Durch die verminderte Futtermenge im Rahmen einer Reduktionsdiät wird dieses Gefühl oftmals noch verstärkt, was es schwerer macht einer Futtergabe zu widerstehen. Um die Compliance des Tierhalters zu stärken und somit das konsequente Durchstehen einer Reduktionsdiät zu fördern, war es deshalb Ziel der hier vorliegenden Studie dem Tierhalter eine größere Menge an Futter zu suggerieren. Maßnahmen aus der humanmedizinischen Adipositastherapie legten nahe, dass die Gestaltung des Futternapfes hierfür genutzt werden könnte. So werden beispielsweise kleine und rote Näpfe beim Servieren mit einer geringeren Nahrungsmenge belegt als größeres oder weißes Geschirr. Ob dies auch auf die Fütterung von Hunden übertragen werden kann, war jedoch noch nicht erforscht. Aus diesem Grund wurden 100 Probanden aufgefordert im Rahmen der vorliegenden Studie 11 verschiedene Näpfe mit der gleichen Futtermenge zu füllen. Diese unterschieden sich bezüglich des Oberen Öffnungsdurchmessers, des Volumens, der Tiefe, der Seitenwinkelung, der Farbe und Elementen im Inneren. Ein Abmessen der Futtermenge mittels Hand oder anderweitiger Messhilfen war untersagt. Um einzig das Abmessen per Augenmaß zuzulassen füllten die Probanden das Futter durch Schütten aus einem 3 Liter Eimer in den jeweiligen Napf. Alle Näpfe waren während des gesamten Versuchs von den Probanden einsehbar und Futter konnte wieder entnommen oder zusätzlich eingefüllt werden. Die Futtermenge pro Napf wurde anschließend gewogen und miteinander verglichen. Die Auswertung der Daten ergab, dass Näpfe mit größerem oberem Umfang signifikant voller gefüllt wurden als Näpfe mit kleinerem Umfang. Auch konisch zulaufende Näpfe wurden voller gefüllt als solche mit senkrecht zum Boden verlaufender Seitenwand. Das Volumen und die Tiefe des Napfes nahmen dabei keinen Einfluss auf die Füllmenge. Elemente im inneren der Schale, wie sie bei Anti-Schling-Näpfen Verwendung finden, führten bei gleicher Seitenwandwinkelung und Durchmesser der oberen Öffnung ebenfalls zu einer erhöhten Napffüllung. Die Farbe des Napfes zeigte hingegen keinen Einfluss auf die Füllmenge. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass neben reduzierter Energiezufuhr und Steigerung der Bewegung auch durch flankierende Maßnahmen wie die adäquate Gestaltung des Futternapfes Einfluss auf den Erfolg einer Reduktionsdiät genommen werden kann. Im Rahmen von Reduktionsdiäten und zu Prophylaxe von Übergewicht sollten deshalb zukünftig möglichst kleine, an die Hundegröße angepasste Näpfe mit möglichst senkrecht zum Boden abfallenden Seitenwänden verwendet werden. Bei großen Futtermengen sollten tiefe Näpfe, solchen mit größerem oberen Öffnungsumfang vorgezogen werden. Da die Studie zudem beweist, dass verschiedene Faktoren- hier beispielhaft der Futternapf- die verabreichte Futtermenge beeinflussen können, ist es ratsam das verabreichte Futter täglich abzuwiegen. Insbesondere bei der Verwendung von Anti-Schling-Näpfen sollte dies konsequent vor jeder Futtergabe erfolgen.

Abstract

In some countries up to 60% of domestic dogs suffer from obesity. In Germany, the current figure is around 52%. Obesity is not a purely aesthetic problem, but rather is associated with serious diseases. Ideal weighted dogs live on average 2-3 years longer than overweighted conspecifics and display a higher quality of life. Arthrosis, diabetes mellitus, breathing difficulties, cardiovascular problems, bladder stones, performance insufficiency and even neoplasia can be the result of morbid obesity. In order to spare the animals’ suffering, the dog owner is therefore obliged to keep the body weight of his protégé in the ideal range. In particular, the dog-human relationship, which has changed over time, plays a major role. It is often difficult for pet owners not to give food when the animal is begging. This behavior is often perceived as an expression of hunger. As a consequence, dog owners often feel guilty if they do not provide any food. This feeling is intensified by the reduced amount of food as part of a diet, which makes it even more difficult to resist a feed. In order to strengthen the compliance of the animal owner and thus promote the consistent persistence of a diet, it was therefore the aim of the present study to suggest a larger amount of feed to the animal owner. Results from human medical obesity therapy indicate that changing the design of the feeding bowl could be adapted for this purpose. For example, small and red bowls will have a smaller amount of food in them when served than larger or white dishes. However, it has yet not been researched whether this can also be transferred to the feeding of dogs. For this reason, as part of the present study, 100 subjects were asked to fill 11 different bowls, which include the same amount of food. These differed in terms of top opening diameter, volume, depth, side angle, color and elements inside. Measuring the amount of feed by hand or other measuring aids was prohibited. In order to only allow measuring by eye, the subjects filled the feed by pouring it from a three liter bucket into the respective bowl. All bowls could be seen by the subjects throughout the experiment and food could be added or removed. The amount of feed per bowl was then weighted and compared. The evaluation of the data showed that bowls with a larger top opening diameter were filled significantly more than bowls with a smaller circumference. The volume, the depth and the color of the bowl had no influence on the filling quantity. Also, conically tapering bowls were filled more than those with perpendicular sidewalls to the bottom. Elements inside the bowl, such as those used in anti-sling bowls, also resulted in an increased bowl filling for the same sidewall angulation and top opening diameter. The results of the study suggest that, in addition to reducing energy intake and increasing exercise, accompanying measures such as the appropriate design of the food bowl can influence the success of a diet. As part of diets and to prevent obesity, bowls that are as small as possible and adapted to the size of the dog should be used in the future, with side walls that slope down as vertically as possible to the bottom. With large amounts of food, deep bowls should be preferred to those with a larger top opening diameter. Since the study also proves that various factors -here for example the feeding bowlcan influence the amount of food given, it is advisable to weight the daily given food. This should be done consistently before each feeding, especially when using anti-sling bowls.