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Validierung eines In-Ear-Pulsoximeters zur Narkoseüberwachung bei Hunden
Validierung eines In-Ear-Pulsoximeters zur Narkoseüberwachung bei Hunden
Die Pulsoximetrie stellt vor allem während der Narkoseüberwachung ein in der Tiermedizin nicht mehr wegzudenkendes Monitoring dar, welches durch die geringe Invasivität, einfache Handhabung und den geringen Anschaffungswert in nahezu jeder tierärztlich kurativ tätigen Einrichtung Anwendung findet. Mit der In-Ear-Pulsoximetrie beschäftigte sich diese Studie mit einer aus der Humanmedizin übernommenen Methodik, welche es nun zur Narkoseaufzeichnung bei Hunden zu validieren galt. Hierzu wurden in der Pilotstudie vorerst 20 Hundenarkosen mittels einer vorläufig entwickelten Sonde überwacht und aufgezeichnet, welche lediglich fähig war, die aurikulär gemessene Körpertemperatur und Pulsfrequenz wiederzugeben. Diese Vitalparameterwerte wurden mit den jeweils zeitgleich gemessenen Werten des entsprechenden Referenzgeräts verglichen, um eine Einschätzung der Realisierbarkeit des geplanten weiteren Studienablaufs treffen zu können. Da die Ergebnisse der ersten 20 Narkosen ausreichend vielversprechend waren, wurde die Hauptstudie im zweiten Teil mit dem weiterentwickelten Sensor, welcher zur Pulsoximetrie befähigt war, während 40 zusätzlicher Narkosen fortgeführt. Bezüglich der Pulsfrequenz wurden die Messungen des In-Ear-Pulsoximeters gegenüber der zeitgleichen Herzfrequenz des EKGs validiert. In der Vorstudie wurden durchschnittlich - 0,21/min Schläge weniger und in der Hauptstudie 5,21/min Schläge mehr gemessen als in der Elektrokardiographie und wichen in beiden Abschnitten damit deutlicher vom Goldstandard ab als das lingual positionierte Referenzgerät. Die aurikulär gemessene Körpertemperatur wich in beiden Studienabschnitten signifikant von den Werten des ösophagealen Referenzgeräts ab. So zeigte der Prototyp während der Vorstudie durchschnittlich eine um 0,34°C geringere und während der Hauptstudie eine um durchschnittlich 0,36°C höhere Temperatur als das ösophageale Thermometer an. Als Vergleich zur aurikulär gemessenen Sauerstoffsättigung wurde ein lingual angesetztes Pulsoximeter herangezogen, welches bis dato im Klinikalltag Anwendung fand. Mit im Mittel gemessenen 95,26% Sauerstoffsättigung zeigte der Prototyp gegenüber dem lingualen Referenzgerät mit 96,21% eine um 0,95% geringere SpO2 an. Neben dem Vergleich der gemessenen Vitalparameter, legte diese Studie auch Hauptaugenmerk auf die Praktikabilität und die potentiellen Fehlerquellen der neuartigen Pulsoximetriesonde, welche für Fehlmessungen und Messausfälle sorgten. Während der insgesamt 5308 aufgezeichneten Minuten, was ca. 88,5 Stunden entspricht, wies die In-Ear-Sonde insgesamt 39 Ausfälle auf, während es bei dem lingualen Pulsoximeter nur 28 Messunterbrechungen waren. Bezüglich möglicher Einflussfaktoren auf die Messausfälle wurden das Körpergewicht, die Körpertemperatur, die Gehörgangsbehaarung und die Gehörgangsverschmutzung genauer betrachtet. Es konnte ein umgekehrt linearer Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Ausfallhäufigkeit beobachtet werden, welcher aber aufgrund eines zu geringen Stichprobenumfangs nicht statistisch belegt werden konnte. Die Vermutung, dass durch ein Abfallen der Körpertemperatur gleichzeitig die Signalqualität abnimmt und die Ausfallhäufigkeit zunimmt, wurde statistisch nicht bewiesen. Ebenso wie bei dem Körpergewicht, war zwar bei der statistischen Auswertung eine negative Auswirkung der Gehörgangsbehaarung auf die Signalqualität und die Ausfallhäufigkeit zu erkennen, konnte aber statistisch nicht gesichert bestätigt werden. Bei der in vier Kategorien untergliederten Gehörgangsverschmutzung konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Grad der Cerumenansammlung und der Ausfallhäufigkeit nachgewiesen werden. Ebenso wirkte sich eine zunehmende Gehörgangsverschmutzung nicht negativ auf die Genauigkeit der intraaurikulären SpO2-Messung aus. Um eine Aussage über die Zuverlässigkeit des In-Ear- Pulsoximeters während der Anwendung im klinischen Alltag treffen zu können, war die pro Zeit angegebene Häufigkeit von Fehlmessungen ein wichtiges Kriterium. Weder die Temperaturmessungen noch die Pulsfrequenzen oder die Sauerstoffmessungen konnten durch ausreichend wenig Fehlmessungen überzeugen.
Pulsoximetrie, Hundenarkose, In-Ear-Pulsoximetrie
Stefan, Lorenz
2023
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Stefan, Lorenz (2023): Validierung eines In-Ear-Pulsoximeters zur Narkoseüberwachung bei Hunden. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

Die Pulsoximetrie stellt vor allem während der Narkoseüberwachung ein in der Tiermedizin nicht mehr wegzudenkendes Monitoring dar, welches durch die geringe Invasivität, einfache Handhabung und den geringen Anschaffungswert in nahezu jeder tierärztlich kurativ tätigen Einrichtung Anwendung findet. Mit der In-Ear-Pulsoximetrie beschäftigte sich diese Studie mit einer aus der Humanmedizin übernommenen Methodik, welche es nun zur Narkoseaufzeichnung bei Hunden zu validieren galt. Hierzu wurden in der Pilotstudie vorerst 20 Hundenarkosen mittels einer vorläufig entwickelten Sonde überwacht und aufgezeichnet, welche lediglich fähig war, die aurikulär gemessene Körpertemperatur und Pulsfrequenz wiederzugeben. Diese Vitalparameterwerte wurden mit den jeweils zeitgleich gemessenen Werten des entsprechenden Referenzgeräts verglichen, um eine Einschätzung der Realisierbarkeit des geplanten weiteren Studienablaufs treffen zu können. Da die Ergebnisse der ersten 20 Narkosen ausreichend vielversprechend waren, wurde die Hauptstudie im zweiten Teil mit dem weiterentwickelten Sensor, welcher zur Pulsoximetrie befähigt war, während 40 zusätzlicher Narkosen fortgeführt. Bezüglich der Pulsfrequenz wurden die Messungen des In-Ear-Pulsoximeters gegenüber der zeitgleichen Herzfrequenz des EKGs validiert. In der Vorstudie wurden durchschnittlich - 0,21/min Schläge weniger und in der Hauptstudie 5,21/min Schläge mehr gemessen als in der Elektrokardiographie und wichen in beiden Abschnitten damit deutlicher vom Goldstandard ab als das lingual positionierte Referenzgerät. Die aurikulär gemessene Körpertemperatur wich in beiden Studienabschnitten signifikant von den Werten des ösophagealen Referenzgeräts ab. So zeigte der Prototyp während der Vorstudie durchschnittlich eine um 0,34°C geringere und während der Hauptstudie eine um durchschnittlich 0,36°C höhere Temperatur als das ösophageale Thermometer an. Als Vergleich zur aurikulär gemessenen Sauerstoffsättigung wurde ein lingual angesetztes Pulsoximeter herangezogen, welches bis dato im Klinikalltag Anwendung fand. Mit im Mittel gemessenen 95,26% Sauerstoffsättigung zeigte der Prototyp gegenüber dem lingualen Referenzgerät mit 96,21% eine um 0,95% geringere SpO2 an. Neben dem Vergleich der gemessenen Vitalparameter, legte diese Studie auch Hauptaugenmerk auf die Praktikabilität und die potentiellen Fehlerquellen der neuartigen Pulsoximetriesonde, welche für Fehlmessungen und Messausfälle sorgten. Während der insgesamt 5308 aufgezeichneten Minuten, was ca. 88,5 Stunden entspricht, wies die In-Ear-Sonde insgesamt 39 Ausfälle auf, während es bei dem lingualen Pulsoximeter nur 28 Messunterbrechungen waren. Bezüglich möglicher Einflussfaktoren auf die Messausfälle wurden das Körpergewicht, die Körpertemperatur, die Gehörgangsbehaarung und die Gehörgangsverschmutzung genauer betrachtet. Es konnte ein umgekehrt linearer Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Ausfallhäufigkeit beobachtet werden, welcher aber aufgrund eines zu geringen Stichprobenumfangs nicht statistisch belegt werden konnte. Die Vermutung, dass durch ein Abfallen der Körpertemperatur gleichzeitig die Signalqualität abnimmt und die Ausfallhäufigkeit zunimmt, wurde statistisch nicht bewiesen. Ebenso wie bei dem Körpergewicht, war zwar bei der statistischen Auswertung eine negative Auswirkung der Gehörgangsbehaarung auf die Signalqualität und die Ausfallhäufigkeit zu erkennen, konnte aber statistisch nicht gesichert bestätigt werden. Bei der in vier Kategorien untergliederten Gehörgangsverschmutzung konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Grad der Cerumenansammlung und der Ausfallhäufigkeit nachgewiesen werden. Ebenso wirkte sich eine zunehmende Gehörgangsverschmutzung nicht negativ auf die Genauigkeit der intraaurikulären SpO2-Messung aus. Um eine Aussage über die Zuverlässigkeit des In-Ear- Pulsoximeters während der Anwendung im klinischen Alltag treffen zu können, war die pro Zeit angegebene Häufigkeit von Fehlmessungen ein wichtiges Kriterium. Weder die Temperaturmessungen noch die Pulsfrequenzen oder die Sauerstoffmessungen konnten durch ausreichend wenig Fehlmessungen überzeugen.