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Das Anti-Müller-Hormon beim weiblichen Kaninchen und seine Serumkonzentrationen im Verhältnis zu Kastrationsstatus, Scheinträchtigkeit und Follikelanzahl
Das Anti-Müller-Hormon beim weiblichen Kaninchen und seine Serumkonzentrationen im Verhältnis zu Kastrationsstatus, Scheinträchtigkeit und Follikelanzahl
Das Anti-Müller-Hormon (AMH) wird fast ausschließlich in den Gonaden sezerniert und kann daher als Marker des Kastrationsstatus verwendet werden. Zu den AMH-Serumkonzentrationen weiblicher Kaninchen gibt es in der zugänglichen Literatur bisher noch keine Untersuchungen. Kenntnisse über die physiologischen AMH-Serumspiegel und mögliche zyklusabhängige Veränderungen der AMH-Konzentrationen sind erforderlich, um AMH bei der zu untersuchenden Spezies als diagnostisches Mittel nutzen zu können. Ziele dieser Studie waren die Bestimmung der AMH-Serumkonzentrationen bei weiblichen Kaninchen, und die Untersuchung von AMH als Diagnostikum zur Unterscheidung von kastrierten und sexuell intakten Individuen. Darüber hinaus sollten der Zusammenhang zwischen den gemessenen AMH-Serumspiegeln und Scheinträchtigkeiten sowie der Anzahl an Ovarialfollikel untersucht werden. Für die Messung der AMH-Konzentrationen wurden Serumproben von sexuell intakten (n = 64) und kastrierten (n = 22), weiblichen Kaninchen gewonnen. Die kastrierten Tiere waren Vertreter unterschiedlicher Rassen und von unterschiedlichem Alter (1,6 - 12,1 Jahre). Bei den intakten Kaninchen handelte es sich um Zika-Hybrid-Kaninchen ähnlichen Alters (5,7 - 8,8 Monate). Die AMH-Messung wurde bei den intakten Kaninchen durch eine Bestimmung des Progesteron-Spiegels, eine gynäkologische Untersuchung und eine histopathologische Untersuchung der Gebärmutter bzw. der Eierstöcke ergänzt. Außerdem wurden die Follikel beider Ovarien klassifiziert und quantifiziert. Die AMH- bzw. Progesteron-Serumkonzentrationen wurden mit einem humanmedizinischen Chemilumineszenz-Immunoassay (CLIA) bzw. einem Enzyme-linked-Fluorescence-Assay (ELFA) gemessen. Abhängig von der jeweils gemessenen Progesteron-Konzentration wurden die sexuell intakten Tiere als scheinträchtig (Lutealphase; n = 12) bzw. nicht scheinträchtig (Follikelphase; n = 52) klassifiziert. Die mittleren AMH-Serumkonzentrationen der intakten und kastrierten Tiere betrugen 1,53 ng/ml (0,77 - 3,36 ng/ml) bzw. 0,06 ng/ml (≤ 0,01 - 0,23 ng/ml). Die AMH-Serumspiegel der intakten und kastrierten Kaninchen unterschieden sich signifikant und überschnitten sich nicht (P < 0,001). Bei einem Cut-off-Wert von 0,50 ng/ml ergab sich mittels ROC-Kurvenanalyse für den Assay eine Sensitivität und Spezifität von jeweils 100%. Follikel- oder Lutealphase hatten keinen signifikanten Einfluss auf die gemessenen AMH-Serumkonzentrationen (t = 0,061, df = 62, P = 0,951). Während die Anzahl der Sekundärfollikel signifikant mit den AMH-Serumspiegeln korrelierte (rs = 0,410, p = 0,001), war dies bei den Primär- und Antralfollikeln nicht der Fall (rs = 0,241, P = 0,055 bzw. rs = 0,137, P = 0,281). Eine einzige Bestimmung der AMH-Serumkonzentration mit einem humanmedizinischen Chemilumineszenz-Immunoassay (CLIA) war ausreichend, um kastrierte, weibliche Kaninchen von intakten, weiblichen Kaninchen, unabhängig von der Zyklusphase, zu unterscheiden. Die Eierstöcke des Kaninchens scheinen, wie bei der Frau, der Hündin und der Katze, die Hauptquelle der AMH-Produktion zu sein. Der bei anderen Spezies beschriebene Zusammenhang zwischen kleinen, wachsenden Follikeln und den AMH-Serumkonzentrationen konnte teilweise bestätigt werden, da die Anzahl sekundärer Follikel signifikant mit den AMH-Spiegeln korrelierte., Anti-Müllerian hormone (AMH) is secreted almost exclusively in the male and female gonads. AMH can therefore be used as a diagnostic tool for the determination of the castration status. In the available literature, no research on serum AMH concentrations in female rabbits has been published so far. In the species of interest, knowledge about normal reference intervals and possible cycle-associated changes of serum AMH concentrations are required for its application in a clinical setting. The objectives of the present study were to measure serum AMH concentrations in female rabbits and to investigate the value of AMH as a diagnostic tool to differentiate between spayed and intact does. Furthermore, measured serum AMH concentrations were related to pseudopregnancy and ovarian follicle numbers. For AMH measurement, serum samples were obtained from sexually intact (n = 64) and spayed (n = 22) female rabbits. Spayed does were of various breeds and ages (range 1.6 - 12.1 years); intact rabbits were Zika hybrid rabbits of similar ages (range 5.7 - 8.8 months). In the intact does, AMH measurement was complemented by determination of progesterone levels, gynaecological examination, and histopathologic evaluation of the uterus and ovaries, including follicle counts. Serum AMH and progesterone concentrations were measured using a human-based chemiluminescence immunoassay (CLIA) and an enzyme-linked fluorescence assay (ELFA), respectively. Depending on progesterone levels, sexually intact does were categorized as pseudopregnant (luteal phase, n = 12) or non-pseudopregnant (follicular phase, n = 52). Median serum AMH levels of intact and spayed does were 1.53 ng/ml (range 0.77 - 3.36 ng/ml) and 0.06 ng/ml (range ≤ 0.01 - 0.23 ng/ml), respectively. AMH concentrations between the intact and spayed rabbits differed significantly and did not overlap (p < 0.001). ROC curve analysis yielded a 100% sensitivity and specificity for the AMH assay at a cut-off level of 0.50 ng/ml. Whether does were in follicular or luteal phase had no significant influence on the measured serum AMH concentrations (t = 0.061, df = 62, p = 0.951). While the number of secondary follicles correlated significantly with AMH concentrations (rs = 0.410, p = 0.001), the number of primary or antral follicles did not (rs = 0.241, p = 0.055 and rs = 0.137, p = 0.281, respectively). In conclusion, a single determination of serum AMH concentrations was adequate to distinguish spayed from intact female rabbits, regardless of luteal or follicle phase. As in women, bitches and queens, the does ovaries appeared to be the main source of AMH production. The relationship between small growing follicles and AMH levels as described in other species could be partly confirmed, as secondary follicles correlated significantly with AMH.
Anti-Müller-Hormon, Kaninchen, Kastrationsstatus, Scheinträchtigkeit, Follikelanzahl
Böhmer, Florian
2023
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Böhmer, Florian (2023): Das Anti-Müller-Hormon beim weiblichen Kaninchen und seine Serumkonzentrationen im Verhältnis zu Kastrationsstatus, Scheinträchtigkeit und Follikelanzahl. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

Das Anti-Müller-Hormon (AMH) wird fast ausschließlich in den Gonaden sezerniert und kann daher als Marker des Kastrationsstatus verwendet werden. Zu den AMH-Serumkonzentrationen weiblicher Kaninchen gibt es in der zugänglichen Literatur bisher noch keine Untersuchungen. Kenntnisse über die physiologischen AMH-Serumspiegel und mögliche zyklusabhängige Veränderungen der AMH-Konzentrationen sind erforderlich, um AMH bei der zu untersuchenden Spezies als diagnostisches Mittel nutzen zu können. Ziele dieser Studie waren die Bestimmung der AMH-Serumkonzentrationen bei weiblichen Kaninchen, und die Untersuchung von AMH als Diagnostikum zur Unterscheidung von kastrierten und sexuell intakten Individuen. Darüber hinaus sollten der Zusammenhang zwischen den gemessenen AMH-Serumspiegeln und Scheinträchtigkeiten sowie der Anzahl an Ovarialfollikel untersucht werden. Für die Messung der AMH-Konzentrationen wurden Serumproben von sexuell intakten (n = 64) und kastrierten (n = 22), weiblichen Kaninchen gewonnen. Die kastrierten Tiere waren Vertreter unterschiedlicher Rassen und von unterschiedlichem Alter (1,6 - 12,1 Jahre). Bei den intakten Kaninchen handelte es sich um Zika-Hybrid-Kaninchen ähnlichen Alters (5,7 - 8,8 Monate). Die AMH-Messung wurde bei den intakten Kaninchen durch eine Bestimmung des Progesteron-Spiegels, eine gynäkologische Untersuchung und eine histopathologische Untersuchung der Gebärmutter bzw. der Eierstöcke ergänzt. Außerdem wurden die Follikel beider Ovarien klassifiziert und quantifiziert. Die AMH- bzw. Progesteron-Serumkonzentrationen wurden mit einem humanmedizinischen Chemilumineszenz-Immunoassay (CLIA) bzw. einem Enzyme-linked-Fluorescence-Assay (ELFA) gemessen. Abhängig von der jeweils gemessenen Progesteron-Konzentration wurden die sexuell intakten Tiere als scheinträchtig (Lutealphase; n = 12) bzw. nicht scheinträchtig (Follikelphase; n = 52) klassifiziert. Die mittleren AMH-Serumkonzentrationen der intakten und kastrierten Tiere betrugen 1,53 ng/ml (0,77 - 3,36 ng/ml) bzw. 0,06 ng/ml (≤ 0,01 - 0,23 ng/ml). Die AMH-Serumspiegel der intakten und kastrierten Kaninchen unterschieden sich signifikant und überschnitten sich nicht (P < 0,001). Bei einem Cut-off-Wert von 0,50 ng/ml ergab sich mittels ROC-Kurvenanalyse für den Assay eine Sensitivität und Spezifität von jeweils 100%. Follikel- oder Lutealphase hatten keinen signifikanten Einfluss auf die gemessenen AMH-Serumkonzentrationen (t = 0,061, df = 62, P = 0,951). Während die Anzahl der Sekundärfollikel signifikant mit den AMH-Serumspiegeln korrelierte (rs = 0,410, p = 0,001), war dies bei den Primär- und Antralfollikeln nicht der Fall (rs = 0,241, P = 0,055 bzw. rs = 0,137, P = 0,281). Eine einzige Bestimmung der AMH-Serumkonzentration mit einem humanmedizinischen Chemilumineszenz-Immunoassay (CLIA) war ausreichend, um kastrierte, weibliche Kaninchen von intakten, weiblichen Kaninchen, unabhängig von der Zyklusphase, zu unterscheiden. Die Eierstöcke des Kaninchens scheinen, wie bei der Frau, der Hündin und der Katze, die Hauptquelle der AMH-Produktion zu sein. Der bei anderen Spezies beschriebene Zusammenhang zwischen kleinen, wachsenden Follikeln und den AMH-Serumkonzentrationen konnte teilweise bestätigt werden, da die Anzahl sekundärer Follikel signifikant mit den AMH-Spiegeln korrelierte.

Abstract

Anti-Müllerian hormone (AMH) is secreted almost exclusively in the male and female gonads. AMH can therefore be used as a diagnostic tool for the determination of the castration status. In the available literature, no research on serum AMH concentrations in female rabbits has been published so far. In the species of interest, knowledge about normal reference intervals and possible cycle-associated changes of serum AMH concentrations are required for its application in a clinical setting. The objectives of the present study were to measure serum AMH concentrations in female rabbits and to investigate the value of AMH as a diagnostic tool to differentiate between spayed and intact does. Furthermore, measured serum AMH concentrations were related to pseudopregnancy and ovarian follicle numbers. For AMH measurement, serum samples were obtained from sexually intact (n = 64) and spayed (n = 22) female rabbits. Spayed does were of various breeds and ages (range 1.6 - 12.1 years); intact rabbits were Zika hybrid rabbits of similar ages (range 5.7 - 8.8 months). In the intact does, AMH measurement was complemented by determination of progesterone levels, gynaecological examination, and histopathologic evaluation of the uterus and ovaries, including follicle counts. Serum AMH and progesterone concentrations were measured using a human-based chemiluminescence immunoassay (CLIA) and an enzyme-linked fluorescence assay (ELFA), respectively. Depending on progesterone levels, sexually intact does were categorized as pseudopregnant (luteal phase, n = 12) or non-pseudopregnant (follicular phase, n = 52). Median serum AMH levels of intact and spayed does were 1.53 ng/ml (range 0.77 - 3.36 ng/ml) and 0.06 ng/ml (range ≤ 0.01 - 0.23 ng/ml), respectively. AMH concentrations between the intact and spayed rabbits differed significantly and did not overlap (p < 0.001). ROC curve analysis yielded a 100% sensitivity and specificity for the AMH assay at a cut-off level of 0.50 ng/ml. Whether does were in follicular or luteal phase had no significant influence on the measured serum AMH concentrations (t = 0.061, df = 62, p = 0.951). While the number of secondary follicles correlated significantly with AMH concentrations (rs = 0.410, p = 0.001), the number of primary or antral follicles did not (rs = 0.241, p = 0.055 and rs = 0.137, p = 0.281, respectively). In conclusion, a single determination of serum AMH concentrations was adequate to distinguish spayed from intact female rabbits, regardless of luteal or follicle phase. As in women, bitches and queens, the does ovaries appeared to be the main source of AMH production. The relationship between small growing follicles and AMH levels as described in other species could be partly confirmed, as secondary follicles correlated significantly with AMH.