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"Mittelreich zwischen dem Osten und Westen". Adelsdemokratie und "schöne Polin" in der deutschsprachigen Dramatik zwischen 1795 und 1871
"Mittelreich zwischen dem Osten und Westen". Adelsdemokratie und "schöne Polin" in der deutschsprachigen Dramatik zwischen 1795 und 1871
Was veranlasste die Dramatiker des 19. Jahrhunderts dazu, sich immer wieder mit der »eigenthümlichen« polnischen Verfassung auseinanderzusetzen? Wieso wich das Bild der »schönen Polin« so stark von den Weiblichkeitsidealen der Zeit ab? Das polnisch-litauische »Mittelreich zwischen dem Osten und Westen« (Ernst M. Arndt, 1842), das im 20. Jahrhundert zum Ostmitteleuropa gekürt wurde und die Erweiterung des wiederbelebten fragilen Ost-West-Dualismus darstellte, bot einen mentalgeografischen Proberaum für die Auseinandersetzung zwischen der europäischen Zivilisation und der asiatischen Rückständigkeit, zwischen Kultur und Barbarei, zwischen der westlichen Verbürgerlichung und dem östlichen Despotismus. Bemerkenswerterweise entfaltete sich in den dramatischen Texten zwischen 1795 und 1871 eine von den populärwissenschaftlichen oder publizistischen Aussagen abweichende Darstellung dieses Raums, die in den Bildern der amazonenhaft-barbarischen »schönen Polinnen« und der anarchistisch anmutenden polnischen Verfassung mit ihren unberechenbaren Reichstagen und effeminierten Wahlkönigen die fortschrittlichen freiheitlichen Ideen transportierte. Magdalena Meyerweissflog studierte Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Theaterwissenschaften an der Universität Łódź (Polen) und promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Sie übersetzte theaterwissenschaftliche Fachliteratur ins Polnische und wirkte als Schauspielerin und Chorsängerin an mehreren Sprach- und Musiktheaterproduktionen in München und Regensburg mit. Seit 2018 ist sie im Bereich der Regionalentwicklung tätig.
Ostmitteleuropa, mental maps, kognitive Karten, Relativraumkonzepte, Diskurs, Fremdheit; Fremdenbild, Polenbild im 19. Jahrhundert, "schöne Polin", "Polnische Freiheit", "Polnischer Reichstag", Sarmatismus, Demokratie, Emanzipation, Legitimierungsdiskurs, Theaterwissenschaft, Drama, Theater
Meyerweissflog, Magdalena
2020
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Meyerweissflog, Magdalena (2020): "Mittelreich zwischen dem Osten und Westen": Adelsdemokratie und "schöne Polin" in der deutschsprachigen Dramatik zwischen 1795 und 1871. Dissertation, LMU München: Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften
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Abstract

Was veranlasste die Dramatiker des 19. Jahrhunderts dazu, sich immer wieder mit der »eigenthümlichen« polnischen Verfassung auseinanderzusetzen? Wieso wich das Bild der »schönen Polin« so stark von den Weiblichkeitsidealen der Zeit ab? Das polnisch-litauische »Mittelreich zwischen dem Osten und Westen« (Ernst M. Arndt, 1842), das im 20. Jahrhundert zum Ostmitteleuropa gekürt wurde und die Erweiterung des wiederbelebten fragilen Ost-West-Dualismus darstellte, bot einen mentalgeografischen Proberaum für die Auseinandersetzung zwischen der europäischen Zivilisation und der asiatischen Rückständigkeit, zwischen Kultur und Barbarei, zwischen der westlichen Verbürgerlichung und dem östlichen Despotismus. Bemerkenswerterweise entfaltete sich in den dramatischen Texten zwischen 1795 und 1871 eine von den populärwissenschaftlichen oder publizistischen Aussagen abweichende Darstellung dieses Raums, die in den Bildern der amazonenhaft-barbarischen »schönen Polinnen« und der anarchistisch anmutenden polnischen Verfassung mit ihren unberechenbaren Reichstagen und effeminierten Wahlkönigen die fortschrittlichen freiheitlichen Ideen transportierte. Magdalena Meyerweissflog studierte Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Theaterwissenschaften an der Universität Łódź (Polen) und promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Sie übersetzte theaterwissenschaftliche Fachliteratur ins Polnische und wirkte als Schauspielerin und Chorsängerin an mehreren Sprach- und Musiktheaterproduktionen in München und Regensburg mit. Seit 2018 ist sie im Bereich der Regionalentwicklung tätig.