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Kants transzendentale Erkenntnistheorie und der Ichbegriff
Kants transzendentale Erkenntnistheorie und der Ichbegriff
Kants transzendentale Erkenntnistheorie in der Kritik der reinen Vernunft ist bekannt für ihre kopernikanische Wende, weil sie nicht mehr durch das erkannte Objekt selbst, sondern umgekehrt durch das erkennende Subjekt und seine transzendentalen Vermögen (die transzendentale Subjektivität) die Objektivität der menschlichen Erkenntnis erklärt. Dabei spielt der Ichbegriff eine unentbehrliche, aber zugleich strittige Rolle. Das Kernproblem besteht darin, dass die Vorstellung des denkenden Ichs in der transzendentalen Deduktion einerseits die höchste Bedingung der Erkenntnis ist und objektive Gültigkeit haben soll, andererseits ihm seine Realität und Objektivität gemäß der Lehre der transzendentalen Paralogismen gänzlich entzogen werden müssen. Diese Spannung entsteht aus einer noch fundamentaleren Ursache, dass Kant in seiner Erkenntnistheorie keine explizite und komplette Angabe des Status des Ichs aufstellt. Um diese Problematik zu behandeln, analysiere ich in dieser Dissertation die positiven Funktionen und die negativen Wirkungen des Ichbegriffs zunächst in Bezug auf den Ansatz (Einleitung) und den allgemeinen Rahmen (Kap. 1) der transzendentalen Erkenntnistheorie Kants, dann auf die relevanten konkreten Texte, inklusive der transzendentalen Deduktion (Kap. 2), und der transzendentalen Paralogismen (Kap. 3). Nach der Aufklärung der Notwendigkeit und der Schwierigkeit des Ichbegriffs in Kants System rekonstruiere und bewerte ich die möglichen Ichlehren Kants jeweils nach drei Richtungen (Intellektualismus, Sensualismus und Logismus) (Kap. 4). Daraus ziehe ich die Schlussfolgerung, dass nur der abgeschwächte Logismus eine selbstkonsistente und zugleich mit Kants Erkenntnistheorie vereinbare Ichlehre darstellen kann (Schluss).
Kant, transzendentale Erkenntnistheorie, Ichbegriff, Deduktion, Paralogismen
Lin, Cheng-Hao
2020
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Lin, Cheng-Hao (2020): Kants transzendentale Erkenntnistheorie und der Ichbegriff. Dissertation, LMU München: Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft
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Abstract

Kants transzendentale Erkenntnistheorie in der Kritik der reinen Vernunft ist bekannt für ihre kopernikanische Wende, weil sie nicht mehr durch das erkannte Objekt selbst, sondern umgekehrt durch das erkennende Subjekt und seine transzendentalen Vermögen (die transzendentale Subjektivität) die Objektivität der menschlichen Erkenntnis erklärt. Dabei spielt der Ichbegriff eine unentbehrliche, aber zugleich strittige Rolle. Das Kernproblem besteht darin, dass die Vorstellung des denkenden Ichs in der transzendentalen Deduktion einerseits die höchste Bedingung der Erkenntnis ist und objektive Gültigkeit haben soll, andererseits ihm seine Realität und Objektivität gemäß der Lehre der transzendentalen Paralogismen gänzlich entzogen werden müssen. Diese Spannung entsteht aus einer noch fundamentaleren Ursache, dass Kant in seiner Erkenntnistheorie keine explizite und komplette Angabe des Status des Ichs aufstellt. Um diese Problematik zu behandeln, analysiere ich in dieser Dissertation die positiven Funktionen und die negativen Wirkungen des Ichbegriffs zunächst in Bezug auf den Ansatz (Einleitung) und den allgemeinen Rahmen (Kap. 1) der transzendentalen Erkenntnistheorie Kants, dann auf die relevanten konkreten Texte, inklusive der transzendentalen Deduktion (Kap. 2), und der transzendentalen Paralogismen (Kap. 3). Nach der Aufklärung der Notwendigkeit und der Schwierigkeit des Ichbegriffs in Kants System rekonstruiere und bewerte ich die möglichen Ichlehren Kants jeweils nach drei Richtungen (Intellektualismus, Sensualismus und Logismus) (Kap. 4). Daraus ziehe ich die Schlussfolgerung, dass nur der abgeschwächte Logismus eine selbstkonsistente und zugleich mit Kants Erkenntnistheorie vereinbare Ichlehre darstellen kann (Schluss).