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Röntgendiagnostik caniner Hüftgelenksdysplasie. Vergleich des Distraktionsindex nach PennHIP mit dem Auswertungssystem nach FCI
Röntgendiagnostik caniner Hüftgelenksdysplasie. Vergleich des Distraktionsindex nach PennHIP mit dem Auswertungssystem nach FCI
Die Hüftgelenksdysplasie ist die häufigste orthopädische Erkrankung des Hundes. Bei der Hüftgelenksdysplasie handelt es sich um eine multifaktoriell bedingte Erkrankung mit einer polygenetisch erblichen Komponente. Obwohl mit der juvenilen Symphysiodese und der Hüftgelenksendoprothese heutzutage gute Ergebnisse erzielt werden und auch konservative Behandlungsmethoden die Symptome mindern können, existiert keine kausale Therapie für die Hüftgelenksdysplasie des Hundes. Dieser Umstand erklärt den hohen Stellenwert der züchterischen Selektion um die Prävalenz der Erkrankung zu reduzieren. Trotz intensiver Bemühungen über mehrere Jahrzehnte haben diverse Zuchtprogramme aufgrund verschiedener Ursachen teilweise nur limitierten Einfluss auf die Inzidenz der Hüftgelenksdysplasie. Einige Studien haben gezeigt, dass die Lockerheit des Gelenks, die auch eine relativ hohe Heritabilität aufweist, starken Einfluss auf die Ausprägung der Hüftgelenksdysplasie hat. Wie auch andere Stressaufnahmen des Hüftgelenks, erlaubt die PennHIP-Methode mit der Messung des Distraktionsindex Rückschlüsse auf die Lockerheit des Gelenks. In dieser Studie wurden die Ergebnisse der FCI-Methode und der PennHIP-Methode an Röntgenaufnahmen von 282 Hunden in einer deutschen Population verglichen. Um die untersucherassoziierte Variabilität und die Intra- und Interraterzuverlässigkeit zu untersuchen wurden Röntgenaufnahmen und Messungen an einer Subgruppe wiederholt. In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass Intra- und Interraterreliabilität sowohl für den Norbergwinkel als auch für den Distraktionsindex hervorragende Ergebnisse aufweisen. Damit können sowohl der Norbergwinkel als auch der Distraktionsindex als gleichermaßen zuverlässig messbare Werte angesehen werden. Die untersucherassoziierte Variabilität war für den Norbergwinkel im Vergleich zum Distraktionsindex etwas besser. Der Distraktionsindex zeigt im Vergleich zum Norbergwinkel eine signifikant bessere Sensitivität und Spezifität, um zwischen den für die Zucht relevanten Gruppen nicht dysplastisch (A+B) und dysplastisch (C+D+E) zu unterscheiden. In der Subgruppe zur offiziellen Zuchtuntersuchung auf Hüftgelenksdysplasie war ein Distraktionsindex von 0,436 optimal, um zwischen dysplastischen und nicht-dysplastischen Gelenken zu unterscheiden. Der Norbergwinkel zeigt in dieser Studie mit zunehmendem HD-Grad kontinuierlich abfallende Werte und ist dem Distraktionsindex bei Vorliegen mittlerer oder schwerer Hüftgelenksdysplasie überlegen. Schlussfolgernd zeigen die vorliegenden Untersuchungen, dass die Messung des Distraktionsindex in Zweifelsfällen, in dem für die Zucht relevanten Bereich, zwischen der Übergangsform (B) und leichter Hüftgelenksdysplasie (C), wertvolle zusätzliche Informationen liefern kann., Canine hip dysplasia is the most common orthopaedic disease in dogs. Canine hip dysplasia is a multifactorial disease with a polygenetic hereditary component. Although nowadays good results may be achieved with juvenile pelvic symphysiodesis and total hip replacement and even conservative treatment is able to improve the symptoms, there is no causal therapy for canine hip dysplasia. This explains the importance of breeding selection to reduce the prevalence of the disease. Despite intensive efforts over several decades, various breeding programs have only limited influence on the incidence of canine hip dysplasia due to various causes. Some studies have shown that laxity of the hip joint, which was shown to have high heritability, has a strong influence on the severity of hip dysplasia. Like other stress radiographs of the hip joint, the PennHIP method allows evaluations of the laxity of the joint by measuring the distraction index. In this study the results of the FCI method and the PennHIP method were compared on pelvic radiographs of 282 dogs in a german veterinary teaching hospital population. To evaluate intraoperator variability and intra- and interraterreliability radiographs and measurements were repeated in a subgroup. Intra- and interraterreliability for both the Norberg angle and the distraction index show excellent results. Thus, both the Norberg angle and the distraction index can be regarded as equally reliable measurable values. The intraoperator variability was slightly better for the Norberg angle compared to the distraction index. The distraction index shows a significantly better sensitivity and specificity compared to the Norberg angle to distinguish between the groups relevant for breeding, non-dysplastic (A+B) and dysplastic (C+D+E). In the subgroup of official breeding examinations for hip dysplasia a distraction index of 0.436 was optimal to distinguish between dysplastic and non-dysplastic joints. In this study, the Norberg angle shows continuously decreasing values with increasing FCI-Grade and is superior to the distraction index in the presence of moderate or severe hip dysplasia. In conclusion, the investigations show that the measurement of the distraction index may provide valuable additional information in cases of doubt within the FCI method, to distinguish between borderline (B) and mild hip dysplasia (C).
Tiermedizin, Röntgen, Hund, Hüftgelenksdysplasie, HD
Klever, Julius
2019
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Klever, Julius (2019): Röntgendiagnostik caniner Hüftgelenksdysplasie: Vergleich des Distraktionsindex nach PennHIP mit dem Auswertungssystem nach FCI. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

Die Hüftgelenksdysplasie ist die häufigste orthopädische Erkrankung des Hundes. Bei der Hüftgelenksdysplasie handelt es sich um eine multifaktoriell bedingte Erkrankung mit einer polygenetisch erblichen Komponente. Obwohl mit der juvenilen Symphysiodese und der Hüftgelenksendoprothese heutzutage gute Ergebnisse erzielt werden und auch konservative Behandlungsmethoden die Symptome mindern können, existiert keine kausale Therapie für die Hüftgelenksdysplasie des Hundes. Dieser Umstand erklärt den hohen Stellenwert der züchterischen Selektion um die Prävalenz der Erkrankung zu reduzieren. Trotz intensiver Bemühungen über mehrere Jahrzehnte haben diverse Zuchtprogramme aufgrund verschiedener Ursachen teilweise nur limitierten Einfluss auf die Inzidenz der Hüftgelenksdysplasie. Einige Studien haben gezeigt, dass die Lockerheit des Gelenks, die auch eine relativ hohe Heritabilität aufweist, starken Einfluss auf die Ausprägung der Hüftgelenksdysplasie hat. Wie auch andere Stressaufnahmen des Hüftgelenks, erlaubt die PennHIP-Methode mit der Messung des Distraktionsindex Rückschlüsse auf die Lockerheit des Gelenks. In dieser Studie wurden die Ergebnisse der FCI-Methode und der PennHIP-Methode an Röntgenaufnahmen von 282 Hunden in einer deutschen Population verglichen. Um die untersucherassoziierte Variabilität und die Intra- und Interraterzuverlässigkeit zu untersuchen wurden Röntgenaufnahmen und Messungen an einer Subgruppe wiederholt. In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass Intra- und Interraterreliabilität sowohl für den Norbergwinkel als auch für den Distraktionsindex hervorragende Ergebnisse aufweisen. Damit können sowohl der Norbergwinkel als auch der Distraktionsindex als gleichermaßen zuverlässig messbare Werte angesehen werden. Die untersucherassoziierte Variabilität war für den Norbergwinkel im Vergleich zum Distraktionsindex etwas besser. Der Distraktionsindex zeigt im Vergleich zum Norbergwinkel eine signifikant bessere Sensitivität und Spezifität, um zwischen den für die Zucht relevanten Gruppen nicht dysplastisch (A+B) und dysplastisch (C+D+E) zu unterscheiden. In der Subgruppe zur offiziellen Zuchtuntersuchung auf Hüftgelenksdysplasie war ein Distraktionsindex von 0,436 optimal, um zwischen dysplastischen und nicht-dysplastischen Gelenken zu unterscheiden. Der Norbergwinkel zeigt in dieser Studie mit zunehmendem HD-Grad kontinuierlich abfallende Werte und ist dem Distraktionsindex bei Vorliegen mittlerer oder schwerer Hüftgelenksdysplasie überlegen. Schlussfolgernd zeigen die vorliegenden Untersuchungen, dass die Messung des Distraktionsindex in Zweifelsfällen, in dem für die Zucht relevanten Bereich, zwischen der Übergangsform (B) und leichter Hüftgelenksdysplasie (C), wertvolle zusätzliche Informationen liefern kann.

Abstract

Canine hip dysplasia is the most common orthopaedic disease in dogs. Canine hip dysplasia is a multifactorial disease with a polygenetic hereditary component. Although nowadays good results may be achieved with juvenile pelvic symphysiodesis and total hip replacement and even conservative treatment is able to improve the symptoms, there is no causal therapy for canine hip dysplasia. This explains the importance of breeding selection to reduce the prevalence of the disease. Despite intensive efforts over several decades, various breeding programs have only limited influence on the incidence of canine hip dysplasia due to various causes. Some studies have shown that laxity of the hip joint, which was shown to have high heritability, has a strong influence on the severity of hip dysplasia. Like other stress radiographs of the hip joint, the PennHIP method allows evaluations of the laxity of the joint by measuring the distraction index. In this study the results of the FCI method and the PennHIP method were compared on pelvic radiographs of 282 dogs in a german veterinary teaching hospital population. To evaluate intraoperator variability and intra- and interraterreliability radiographs and measurements were repeated in a subgroup. Intra- and interraterreliability for both the Norberg angle and the distraction index show excellent results. Thus, both the Norberg angle and the distraction index can be regarded as equally reliable measurable values. The intraoperator variability was slightly better for the Norberg angle compared to the distraction index. The distraction index shows a significantly better sensitivity and specificity compared to the Norberg angle to distinguish between the groups relevant for breeding, non-dysplastic (A+B) and dysplastic (C+D+E). In the subgroup of official breeding examinations for hip dysplasia a distraction index of 0.436 was optimal to distinguish between dysplastic and non-dysplastic joints. In this study, the Norberg angle shows continuously decreasing values with increasing FCI-Grade and is superior to the distraction index in the presence of moderate or severe hip dysplasia. In conclusion, the investigations show that the measurement of the distraction index may provide valuable additional information in cases of doubt within the FCI method, to distinguish between borderline (B) and mild hip dysplasia (C).