Logo Logo
Help
Contact
Switch language to German
Wie Hände helfen, Sprache zu verstehen. der Einfluss von lautsprachunterstützenden Gebärden auf das Sprachverständnis von Kindern mit Intelligenzminderung – eine explorative Untersuchung
Wie Hände helfen, Sprache zu verstehen. der Einfluss von lautsprachunterstützenden Gebärden auf das Sprachverständnis von Kindern mit Intelligenzminderung – eine explorative Untersuchung
Theoretischer Hintergrund: Zahlreiche Studien belegen, dass Störungen der kommunikativen Fähigkeiten bei Kindern mit Intelligenzminderung auftreten. Diese können auch Folgestörungen in anderen Entwicklungsbereichen nach sich ziehen. Beim Einsatz von lautsprachunterstützenden Gebärden in der Interaktion mit diesen Kindern geht es bisher in der Unterstützten Kommunikation (UK) als Hauptziel um die Anbahnung von Sprache oder um die Ersetzung der (noch) nicht entwickelten Lautsprache. Praktiker beobachten, dass lautsprachunterstützende Gebärden nicht nur einen sprachproduktiven Nutzen haben. Sie können auch das Sprachverständnis erleichtern und damit die Kommunikationsfähigkeit generell verbessern. Dadurch wird Teilhabe in der Gesellschaft ermöglicht. Dies fordert die „International Classification of Functioning, Disability and Health“ (ICF) und gewinnt durch die voranschreitende Inklusion immer mehr an Bedeutung. Aktuell fehlen Studien, die den Einfluss von lautsprachunterstützenden Gebärden auf das Sprachverständnis von Kindern mit Intelligenzminderung bestätigen können. Weiter ist bisher nicht klar, bei welchen linguistischen Strukturen das Sprachverständnis in besonderem Maße unterstützt werden kann. Fragestellung/Ziele: Das Ziel dieser Studie ist, den Einfluss von lautsprachunterstützenden Gebärden des Kommunikationspartners auf das Sprachverständnis von Kindern mit Intelligenzminderung im Vergleich zur Sprachverständnisleistung bei rein lautsprachlicher Kommunikation zu erfassen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Veränderung der Sprachverständnisleistung in unterschiedlichen linguistischen Kategorien (Untertests zum „Wortverständnis“, „Wortverständnis im Satzzusammenhang“, „Verständnis von grammatikalischen Elementen im Satzzusammenhang“, „Verständnis von Fragepronomen“). Außerdem ist auch das Sprachverständnis in Anbetracht von potenziellen Einflussvariablen wie Alter, Ätiologie, Intelligenzquotient, Gebärdenkenntnisse, Sprachproduktionsniveau und Geschlecht von Interesse. Methode: Um die Fragestellungen zu beantworten und die Hypothesen zu prüfen, wurden 41 Probanden zwischen 4;0 und 10;0 Jahren mit einer Intelligenzminderung im IQ-Bereich 40 bis 85 (SON-R 2 ½-7, WIPPSI-III) untersucht. Die Kinder wurden vier Gruppen unterschiedlicher Ätiologien zugeordnet. Die Stichprobe umfasst sowohl Kinder mit geringen Problemen in ihrer Sprachentwicklung als auch nicht und wenig lautsprachlich kommunizierende Kinder. Durch eine halbstandardisierte Befragung einer Bezugsperson wurde kontrolliert, ob die Probanden die untersuchten Gebärden kannten. Darauf folgend wurden die Kinder in drei Gruppen unterschiedlicher Gebärdenerfahrung eingeteilt. Die Studie wurde nicht als Therapie-, sondern als Querschnittsstudie angelegt. An zwei aufeinanderfolgenden Testzeitpunkten im Abstand von vier Wochen wurde jeweils eine Untersuchung mit und eine Testung ohne lautsprachunterstützenden Gebärden durchgeführt. Es wurde randomisiert festgelegt, welche Bedingung beim ersten Testzeitpunkt je Proband vorherrschte. Das eingesetzte Untersuchungsverfahren stellte sich aus 56 Items standardisierter Sprachverständnistests mit Bildauswahlverfahren (TROG-D, TSVK, PDSS) nach linguistischen Kriterien zusammen. Es bestand sowohl aus Aufgaben zum Wortverständnis unterschiedlicher Wortarten als auch zum Satzverstehen. Hierfür wurde eine standardisierte Gebärdenversion entwickelt, die die Gebärdenausführungen festlegte. Die Gebärden wurden aus der Gebärdenunterstützten Kommunikation (GuK nach Wilken, 2005a) und aus der Deutschen Gebärden Sprache (DGS-System nach Kestner, 2009) ausgewählt. Zudem wertete ein weiterer Untersucher einen Teil der Untersuchungen aus, sodass eine Interraterreliabilität berechnet werden konnte, die eine reliable Testauswertung ergab. Ergebnisse/Interpretation: Um die Unterschiede der Sprachverständnisleistung in der „Bedingung mit Gebärden“ (BMG) und der „Bedingung ohne Gebärden“ (BOG) miteinander zu vergleichen, wurden gepaarte T-Tests gerechnet. Die Unterschiede wurden in anschaulichen Diagrammen, meist Boxplots, dargestellt. Die Ergebnisse für das gesamte Verfahren zeigten eine signifikant positive Veränderung der Sprachverständnisleistung beim Einsatz der Gebärden. Auch im Untertest „Wortverständnis“ konnte eine deutlich positive Veränderung der BMG gegenüber der BOG beobachtet werden. Diese zeigte sich besonders bei „Nomen“. Beim Untertest „Wortverständnis im Satzzusammenhang“ ist zusammenzufassen, dass „zwei Informationen im Satz“ zu einer signifikanten, positiven Veränderung beim Einsatz der Gebärden führte. Die anderen linguistischen Bereiche dieses Untertests ließen kaum einen Unterschied erkennen. Im „Verständnis von grammatikalischen Elementen im Satzzusammenhang“ konnte bei „Lokalpräpositionen im Satz“ ein deutlicher Unterschied zum Vorteil der BMG festgemacht werden. Beim „Verständnis von Fragepronomen“ kam es beim Einsatz der Gebärden (BMG) zu einer signifikant positiven Veränderung im Vergleich der BOG. Des Weiteren wurden mögliche Einflussvariablen auf die Sprachverständnisleistung durch die Darstellung von Boxplots bzw. Korrelationen betrachtet. Es zeigte sich, dass alle vier Gruppen der Ätiologie von den Gebärden profitierten. Das Alter, das Sprachproduktions- und das Intelligenzniveau brachten kaum eine Veränderung der Testleistungen mit sich. Die Gebärdenerfahrung dagegen erwies sich als entscheidende Einflussvariable. Es stellte sich heraus, dass die Gruppe der Kinder mit grundlegender Gebärdenerfahrung am meisten durch den Einsatz von lautsprachunterstützenden Gebärden profitierte (Im Vergleich zu kaum und umfangreicher Gebärdenerfahrung). Im Geschlechtervergleich zeigte sich, dass weibliche Probanden eine signifikant positive Veränderung der Sprachverständnisleistung beim Einsatz der BMG im Vergleich zu männlichen aufwiesen. Aus den Ergebnissen kann gefolgert werden, dass lautsprachunterstützende Gebärden in der Kommunikation mit Kindern mit Intelligenzminderung unabhängig von Alter, IQ, Ätiologie und Sprachproduktionsniveau eingesetzt werden sollten. Besonders auf Wortebene kommt es zum positiven Einfluss der lautsprachunterstützenden Gebärden auf das Sprachverständnis. Weiterhin erweist sich der Einsatz von Gebärden als Merkhilfe in einem Satz mit zwei Informationen, was wiederum einen positiven Einfluss auf das Sprachverständnis hat. Aber nicht nur ikonische Gebärden unterstützen, sondern auch arbiträre Gebärden des Kernvokabulars. Dies erwies sich bei den Fragepronomen. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass Gebärden auch ohne Bildhaftigkeit den Aufmerksamkeitsfokus des Kindes lenken können. Zudem zeigte sich, dass Gebärden keine Hilfe im Sprachverständnis boten, wenn die linguistische Anforderung die Fähigkeiten des Kindes weit überstieg. Durch die zusätzliche qualitative Betrachtung von zwei Probanden und ihren individuellen Veränderungen der Sprachverständnisleistung konnten die quantitativ erfassten Ergebnisse am Einzelfall unterstrichen und das individuelle Vorgehen betont werden. Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der zur Verfügung stehenden methodischen Mittel zu sehen und sollten anhand einer größeren Stichprobe repliziert werden. Im nächsten Schritt sollten die gewonnenen Ergebnisse auch in der Sprachtherapie und in Förderprogramme einbezogen werden. Das zusammengestellte Diagnostikum bewährte sich zur individuellen Förderplanung und sollte evaluiert werden., Until now, the use of sign language in interaction with children with intellectual disabilities had mainly a language compensatory function or was used to initiate language production (Nunn, 2011). The goal of this study is to measure the influence of speech-plus-signs (SPS) from the communication partner on the receptive language in children with intellectual disabilities compared to a purely oral communication approach, without performing signing gestures. The central focus of the investigation is the comprehension of words (I. e. nouns, verbs, adjectives, local prepositions), various words in sentences, grammatical elements (i. e. local prepositions, plural noun forms, the perfect tense and singular-plural-relations) in sentences and interrogative pronouns. Also of interest in term of variables in language comprehension would be age, etiology, intelligence quotient, gestural proficiency, speech production level and gender. Forty-one children, ages four to ten, with intellectual disability in the IQ range of 40 to 85 (Snijders-Oomen: SON-R 2 ½ -7; WIPPSI-III) are to be investigated. The investigation is designed as a cross-sectional study. Each subject is examined twice with four weeks between the sessions. One session is with and one is without SPS. The trials are to be randomly controlled according to whichever condition appears first. The test procedure used was composed of 56 items of standardized language comprehension tests with image selection method (TROG -D, TSVK, PDSS). The signing gestures were selected from the GuK-collection (Wilken, 2005a) and from the DGS-system according to Kestner (2009). In order to compare the differences in the language comprehension "with gestures" (BMG) and "without gesture" (BOG), paired t-tests were calculated and the differences in graphic diagrams, mostly boxplots, were shown. The results for the whole procedure showed a significantly positive change in the language comprehension with gestures. It can be inferred from the results that speech-supportive gestures should be used in communication with children with intellectual disabilities regardless of age, IQ, etiology and speech production level. Particularly on the level of words and with two pieces of information in the sentence as a memorization aid, there is a positive influence on the language understanding with gestures. Not only support iconic gestures, but also arbitrary gestures of the core vocabulary do, which was evident in the question pronouns. This can be explained in such a way that gestures can also direct the attention focus of the child without an image. It was also shown that gestures did not provide any help in the understanding of the language when the linguistic requirement far exceeded the child's abilities. All in all, this study intends to contribute to the increased use of signing gestures for the diagnosis, therapy and everyday life of children with intellectual disabilities. The results are to be seen considering the available methodological means and should be replicated using a larger sample.
Kinder mit Intelligenzminderung, lautsprachunterstützende Gebärden, Sprachverständnis, Diagnostik
Rudolph, Alisa
2018
German
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Rudolph, Alisa (2018): Wie Hände helfen, Sprache zu verstehen: der Einfluss von lautsprachunterstützenden Gebärden auf das Sprachverständnis von Kindern mit Intelligenzminderung – eine explorative Untersuchung. Dissertation, LMU München: Faculty of Psychology and Educational Sciences
[thumbnail of Rudolph_Alisa.pdf]
Preview
PDF
Rudolph_Alisa.pdf

17MB

Abstract

Theoretischer Hintergrund: Zahlreiche Studien belegen, dass Störungen der kommunikativen Fähigkeiten bei Kindern mit Intelligenzminderung auftreten. Diese können auch Folgestörungen in anderen Entwicklungsbereichen nach sich ziehen. Beim Einsatz von lautsprachunterstützenden Gebärden in der Interaktion mit diesen Kindern geht es bisher in der Unterstützten Kommunikation (UK) als Hauptziel um die Anbahnung von Sprache oder um die Ersetzung der (noch) nicht entwickelten Lautsprache. Praktiker beobachten, dass lautsprachunterstützende Gebärden nicht nur einen sprachproduktiven Nutzen haben. Sie können auch das Sprachverständnis erleichtern und damit die Kommunikationsfähigkeit generell verbessern. Dadurch wird Teilhabe in der Gesellschaft ermöglicht. Dies fordert die „International Classification of Functioning, Disability and Health“ (ICF) und gewinnt durch die voranschreitende Inklusion immer mehr an Bedeutung. Aktuell fehlen Studien, die den Einfluss von lautsprachunterstützenden Gebärden auf das Sprachverständnis von Kindern mit Intelligenzminderung bestätigen können. Weiter ist bisher nicht klar, bei welchen linguistischen Strukturen das Sprachverständnis in besonderem Maße unterstützt werden kann. Fragestellung/Ziele: Das Ziel dieser Studie ist, den Einfluss von lautsprachunterstützenden Gebärden des Kommunikationspartners auf das Sprachverständnis von Kindern mit Intelligenzminderung im Vergleich zur Sprachverständnisleistung bei rein lautsprachlicher Kommunikation zu erfassen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Veränderung der Sprachverständnisleistung in unterschiedlichen linguistischen Kategorien (Untertests zum „Wortverständnis“, „Wortverständnis im Satzzusammenhang“, „Verständnis von grammatikalischen Elementen im Satzzusammenhang“, „Verständnis von Fragepronomen“). Außerdem ist auch das Sprachverständnis in Anbetracht von potenziellen Einflussvariablen wie Alter, Ätiologie, Intelligenzquotient, Gebärdenkenntnisse, Sprachproduktionsniveau und Geschlecht von Interesse. Methode: Um die Fragestellungen zu beantworten und die Hypothesen zu prüfen, wurden 41 Probanden zwischen 4;0 und 10;0 Jahren mit einer Intelligenzminderung im IQ-Bereich 40 bis 85 (SON-R 2 ½-7, WIPPSI-III) untersucht. Die Kinder wurden vier Gruppen unterschiedlicher Ätiologien zugeordnet. Die Stichprobe umfasst sowohl Kinder mit geringen Problemen in ihrer Sprachentwicklung als auch nicht und wenig lautsprachlich kommunizierende Kinder. Durch eine halbstandardisierte Befragung einer Bezugsperson wurde kontrolliert, ob die Probanden die untersuchten Gebärden kannten. Darauf folgend wurden die Kinder in drei Gruppen unterschiedlicher Gebärdenerfahrung eingeteilt. Die Studie wurde nicht als Therapie-, sondern als Querschnittsstudie angelegt. An zwei aufeinanderfolgenden Testzeitpunkten im Abstand von vier Wochen wurde jeweils eine Untersuchung mit und eine Testung ohne lautsprachunterstützenden Gebärden durchgeführt. Es wurde randomisiert festgelegt, welche Bedingung beim ersten Testzeitpunkt je Proband vorherrschte. Das eingesetzte Untersuchungsverfahren stellte sich aus 56 Items standardisierter Sprachverständnistests mit Bildauswahlverfahren (TROG-D, TSVK, PDSS) nach linguistischen Kriterien zusammen. Es bestand sowohl aus Aufgaben zum Wortverständnis unterschiedlicher Wortarten als auch zum Satzverstehen. Hierfür wurde eine standardisierte Gebärdenversion entwickelt, die die Gebärdenausführungen festlegte. Die Gebärden wurden aus der Gebärdenunterstützten Kommunikation (GuK nach Wilken, 2005a) und aus der Deutschen Gebärden Sprache (DGS-System nach Kestner, 2009) ausgewählt. Zudem wertete ein weiterer Untersucher einen Teil der Untersuchungen aus, sodass eine Interraterreliabilität berechnet werden konnte, die eine reliable Testauswertung ergab. Ergebnisse/Interpretation: Um die Unterschiede der Sprachverständnisleistung in der „Bedingung mit Gebärden“ (BMG) und der „Bedingung ohne Gebärden“ (BOG) miteinander zu vergleichen, wurden gepaarte T-Tests gerechnet. Die Unterschiede wurden in anschaulichen Diagrammen, meist Boxplots, dargestellt. Die Ergebnisse für das gesamte Verfahren zeigten eine signifikant positive Veränderung der Sprachverständnisleistung beim Einsatz der Gebärden. Auch im Untertest „Wortverständnis“ konnte eine deutlich positive Veränderung der BMG gegenüber der BOG beobachtet werden. Diese zeigte sich besonders bei „Nomen“. Beim Untertest „Wortverständnis im Satzzusammenhang“ ist zusammenzufassen, dass „zwei Informationen im Satz“ zu einer signifikanten, positiven Veränderung beim Einsatz der Gebärden führte. Die anderen linguistischen Bereiche dieses Untertests ließen kaum einen Unterschied erkennen. Im „Verständnis von grammatikalischen Elementen im Satzzusammenhang“ konnte bei „Lokalpräpositionen im Satz“ ein deutlicher Unterschied zum Vorteil der BMG festgemacht werden. Beim „Verständnis von Fragepronomen“ kam es beim Einsatz der Gebärden (BMG) zu einer signifikant positiven Veränderung im Vergleich der BOG. Des Weiteren wurden mögliche Einflussvariablen auf die Sprachverständnisleistung durch die Darstellung von Boxplots bzw. Korrelationen betrachtet. Es zeigte sich, dass alle vier Gruppen der Ätiologie von den Gebärden profitierten. Das Alter, das Sprachproduktions- und das Intelligenzniveau brachten kaum eine Veränderung der Testleistungen mit sich. Die Gebärdenerfahrung dagegen erwies sich als entscheidende Einflussvariable. Es stellte sich heraus, dass die Gruppe der Kinder mit grundlegender Gebärdenerfahrung am meisten durch den Einsatz von lautsprachunterstützenden Gebärden profitierte (Im Vergleich zu kaum und umfangreicher Gebärdenerfahrung). Im Geschlechtervergleich zeigte sich, dass weibliche Probanden eine signifikant positive Veränderung der Sprachverständnisleistung beim Einsatz der BMG im Vergleich zu männlichen aufwiesen. Aus den Ergebnissen kann gefolgert werden, dass lautsprachunterstützende Gebärden in der Kommunikation mit Kindern mit Intelligenzminderung unabhängig von Alter, IQ, Ätiologie und Sprachproduktionsniveau eingesetzt werden sollten. Besonders auf Wortebene kommt es zum positiven Einfluss der lautsprachunterstützenden Gebärden auf das Sprachverständnis. Weiterhin erweist sich der Einsatz von Gebärden als Merkhilfe in einem Satz mit zwei Informationen, was wiederum einen positiven Einfluss auf das Sprachverständnis hat. Aber nicht nur ikonische Gebärden unterstützen, sondern auch arbiträre Gebärden des Kernvokabulars. Dies erwies sich bei den Fragepronomen. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass Gebärden auch ohne Bildhaftigkeit den Aufmerksamkeitsfokus des Kindes lenken können. Zudem zeigte sich, dass Gebärden keine Hilfe im Sprachverständnis boten, wenn die linguistische Anforderung die Fähigkeiten des Kindes weit überstieg. Durch die zusätzliche qualitative Betrachtung von zwei Probanden und ihren individuellen Veränderungen der Sprachverständnisleistung konnten die quantitativ erfassten Ergebnisse am Einzelfall unterstrichen und das individuelle Vorgehen betont werden. Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der zur Verfügung stehenden methodischen Mittel zu sehen und sollten anhand einer größeren Stichprobe repliziert werden. Im nächsten Schritt sollten die gewonnenen Ergebnisse auch in der Sprachtherapie und in Förderprogramme einbezogen werden. Das zusammengestellte Diagnostikum bewährte sich zur individuellen Förderplanung und sollte evaluiert werden.

Abstract

Until now, the use of sign language in interaction with children with intellectual disabilities had mainly a language compensatory function or was used to initiate language production (Nunn, 2011). The goal of this study is to measure the influence of speech-plus-signs (SPS) from the communication partner on the receptive language in children with intellectual disabilities compared to a purely oral communication approach, without performing signing gestures. The central focus of the investigation is the comprehension of words (I. e. nouns, verbs, adjectives, local prepositions), various words in sentences, grammatical elements (i. e. local prepositions, plural noun forms, the perfect tense and singular-plural-relations) in sentences and interrogative pronouns. Also of interest in term of variables in language comprehension would be age, etiology, intelligence quotient, gestural proficiency, speech production level and gender. Forty-one children, ages four to ten, with intellectual disability in the IQ range of 40 to 85 (Snijders-Oomen: SON-R 2 ½ -7; WIPPSI-III) are to be investigated. The investigation is designed as a cross-sectional study. Each subject is examined twice with four weeks between the sessions. One session is with and one is without SPS. The trials are to be randomly controlled according to whichever condition appears first. The test procedure used was composed of 56 items of standardized language comprehension tests with image selection method (TROG -D, TSVK, PDSS). The signing gestures were selected from the GuK-collection (Wilken, 2005a) and from the DGS-system according to Kestner (2009). In order to compare the differences in the language comprehension "with gestures" (BMG) and "without gesture" (BOG), paired t-tests were calculated and the differences in graphic diagrams, mostly boxplots, were shown. The results for the whole procedure showed a significantly positive change in the language comprehension with gestures. It can be inferred from the results that speech-supportive gestures should be used in communication with children with intellectual disabilities regardless of age, IQ, etiology and speech production level. Particularly on the level of words and with two pieces of information in the sentence as a memorization aid, there is a positive influence on the language understanding with gestures. Not only support iconic gestures, but also arbitrary gestures of the core vocabulary do, which was evident in the question pronouns. This can be explained in such a way that gestures can also direct the attention focus of the child without an image. It was also shown that gestures did not provide any help in the understanding of the language when the linguistic requirement far exceeded the child's abilities. All in all, this study intends to contribute to the increased use of signing gestures for the diagnosis, therapy and everyday life of children with intellectual disabilities. The results are to be seen considering the available methodological means and should be replicated using a larger sample.