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Anwendung soziologischer Methoden zur Motivation von Landwirten, Impfungen durchzuführen, mit speziellem Fokus auf der Impfung gegen BVD
Anwendung soziologischer Methoden zur Motivation von Landwirten, Impfungen durchzuführen, mit speziellem Fokus auf der Impfung gegen BVD
Die vorliegende Dissertation wurde basierend auf der „Theorie des geplanten Verhaltens“ (TPB) von Icek Ajzen angefertigt. Es wurde die Impfmotivation, mit besonderem Fokus auf die BVD-Impfung, von Landwirten erfragt, um künftig besser intervenieren zu können und damit die Akzeptanz von Impfungen zu steigern. Die Entwicklung des Fragebogens wurde mit Unterstützung des Center for Leadership and People Management der LMU München durchgeführt. Zu Beginn der Studie wurden zehn Landwirte nach einem offenen Interviewleitfaden befragt. Aufgrund der daraus resultierenden Antworten wurde ein Fragebogen auf Basis der TPB angefertigt. Der Fragebogen bestand aus drei Teilen. Im ersten Teil wurden die Teilnehmer zu Person und Betrieb gefragt. Der zweite Teil enthielt die verschiedenen Aussagen der Landwirte, die im Rahmen des Interviews erhalten worden waren. Diese Aussagen wurden nach einem Leitfaden zur Erstellung eines Fragebogens basierend auf der TPB entsprechend umgewandelt. Im dritten Teil wurden Fragen zu Quellen der Information über Impfungen und aufgetretene BVD Fälle erfragt. Außerdem konnten die Landwirte hier ihre freie Meinung zu Impfungen, dem Fragebogen oder sonstiges mitteilen. Es wurden zwei verschiedene Fragebögen erstellt. Einer für Landwirte, die zum Zeitpunkt der Befragung gegen BVD impfen ließen oder schon einmal impfen lassen hatten (Gruppe A) und ein Fragebogen für Landwirte, die ihre Rinder noch nie gegen BVD impfen lassen hatten (Gruppe B). Im Mai 2015 wurden die Fragebögen (n = 600) durch das LKV (Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e. V) an verschiedene Landwirte verteilt und zusätzlich auf einer Online-Plattform zur Verfügung gestellt. Insgesamt waren 223 ausgefüllte Fragebögen eingegangen. Die Fragebögen wurden getrennt nach Gruppe A und B ausgewertet. In beiden Gruppen hatten wesentlich mehr Männer eine landwirtschaftliche Berufsausbildung als Frauen (p < 0,001). In der Gruppe A hatten bereits 76 % am freiwilligen BVD-Bekämpfungsprogramm teilgenommen, in Gruppe B waren es 40 %. Seit dem Inkrafttreten der BVD-Bekämpfungs-VO gab es in beiden Gruppen zusammen 112 BVD-bedingte Tötungen (Gruppe A = 99, Gruppe B = 13). Am häufigsten wurde in beiden Gruppen gegen das Rota-/Corona-Virus geimpft (Gruppe A = 44 %, Gruppe B = 32 %). Insgesamt hatten 13 Betriebe schon einmal Kälber mit BNP, in neun Betrieben war zuvor gegen BVD geimpft worden. Der verwendete Impfstoff war in den meisten Fällen unbekannt. In der Gruppe A spielte sowohl die direkt (p = 0,001) als auch die indirekt (p = 0,007) gemessene soziale Norm die größte Rolle bei der Intention, gegen BVD impfen zu lassen. Bei der Gruppe B spielte die direkte (p = 0,005) und indirekte (p = 0,005) Einstellung die größte Rolle. Für die Erklärung zur Motivation von Landwirten wiesen bei der Einstellung vor allem der Schutz vor Einschleppung von BVD oder anderen Viruserkrankungen in den Bestand einen signifikanten Unterschied zu den anderen Items der Einstellung auf. Bei der sozialen Norm spielten die Meinungen der eigenen Familie sowie des Tierarztes die größte Rolle, und bei der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle die Informationen über BVD, den zur Verfügung stehenden Impfstoffen und die Kosten von Impfungen eine signifikante Rolle. Erster Ansprechpartner für die Beratung von notwendigen Impfungen war bei beiden Gruppen der eigene Hoftierarzt. Jedoch werden auch andere Informationsquellen wie TGD, Fachzeitschriften und Internet genutzt. Ein großer Teil der befragten Landwirte wünscht sich eine bessere Aufklärung über aufgetretene BVD-Fälle. Die Studie ergab einige Ansatzpunkte für die Beratung von Landwirten in Impffragen. Tierärzte sind nach wie vor die ersten Ansprechpartner für die Landwirte, wenn es um Impfungen geht. Nicht allein die Kosten spielen eine Rolle, sondern auch die Meinung der eigenen Familie und die Gesundheit der Tiere beeinflussen die Entscheidung zur Impfung. Die Sozialwissenschaft bietet viele Möglichkeiten die komplexen Faktoren, die bei der Entscheidungsfindung der Landwirte eine Rolle spielen, zu verstehen. Von diesem besseren Verständnis sollten Tierärzte bei zukünftigen Beratungen profitieren., This present study was based on the "theory of planned behavior" (TPB) by Icek Ajzen. The motivation of farmers to have their cattle vaccinated was asked in order to be able to optimize consultancy in the future and possibly increase the acceptance of vaccinations. The development of the questionnaire was carried out with the support of the LMU Center for Leadership and People Management. At the beginning of the study, a pilot study with some farmers was conducted, using an open interview guide. On the basis of the resulting responses, a questionnaire was prepared based on the TPB. The questionnaire consisted of three parts. In the first part, the participants were asked about their own person and their agricultural holding. The second part contained the various statements made by the farmers in the pilot-study. These statements were converted into questions according to a guideline for the creation of a questionnaire based on the TPB. In the third part, questions were asked to obtain information on vaccinations and BVD (Bovine–Virus-Diarrhea) cases, and the farmers were also able to give additional comments about vaccinations in general or in particular. Two different questionnaires were developed. One for farmers whose herds were vaccinated against BVD at the time of the interview or had vaccinated against BVD in the past (group A), and a questionnaire for farmers who had not used BVD vaccination (group B). In May 2015, the questionnaires (n = 600) were personally distributed by staff of the Bavarian association for milk quality assessment (Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung, LKV) to farmers served by this organization. Additionally, it was also made available on an online platform. A total of 223 completed questionnaires were received. The questionnaires were evaluated separately for groups A and B. In both groups, significantly more men than women had an agricultural training (p < 0.001). In Group A 76% had already participated in the voluntary BVD control program, compared with 40% in Group B. Since the BVD-control became a total of 112 cattle had been destroyed due to BVDV-related illness (group A = 99, group B = 13). The most commonly used vaccinations were against rota-/corona-viruses in both groups (group A = 44%, group B = 32%). A total of 13 farms already had calves with Bovine Neonatal Pancytopenia (BNP), nine farms already had vaccinated against BVD before (p < 0.001). The brand of the vaccine was unknown in most cases. In group A, consisting of farmers who got vaccinated their cattle against BVD at the time of the survey or before, both the directly (p = 0.001) and the indirectly measured (p = 0.007) social norm played the most important role in the intention to vaccinate against BVD. In group B, consisting of farmers who never had vaccinated against BVD, the direct (p = 0.005) and indirect (p = 0.005) attitude played the most important role. For explaining the motivation of farmers within the attitudes especially the protection against the introduction of BVD or other viral diseases into the herd was statistically significant. In the case of the social norm, the opinion of the family and the veterinarian played the most important role. Within the perceived behavioral control, the information on BVD, the available vaccines and the costs of vaccinations played a significant role. The first contact person for the consultation on necessary vaccinations was the local veterinarian. However, other information sources such as cattle herd health service (Tiergesundheitsdienst, TGD), journals and the internet were also used. A large part of the surveyed farmers stated they would like more information on current BVD cases. The study revealed some starting points for advising farmers on vaccinations. Veterinarians are still the first point of contact for farmers on the question of vaccinations. Not only the costs play a role in the decision to get their cattle vaccinated, but also the opinion of the farmer’s family and the health of the animals influence this decision. Social science offers many possibilities to understand the complex factors involved in the decision-making of farmers and future consultations should benefit from this improved understanding.
BVD-Virus, TPB, BVD-Impfungen
Zehrer, Gabriele Heidi
2017
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Zehrer, Gabriele Heidi (2017): Anwendung soziologischer Methoden zur Motivation von Landwirten, Impfungen durchzuführen, mit speziellem Fokus auf der Impfung gegen BVD. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

Die vorliegende Dissertation wurde basierend auf der „Theorie des geplanten Verhaltens“ (TPB) von Icek Ajzen angefertigt. Es wurde die Impfmotivation, mit besonderem Fokus auf die BVD-Impfung, von Landwirten erfragt, um künftig besser intervenieren zu können und damit die Akzeptanz von Impfungen zu steigern. Die Entwicklung des Fragebogens wurde mit Unterstützung des Center for Leadership and People Management der LMU München durchgeführt. Zu Beginn der Studie wurden zehn Landwirte nach einem offenen Interviewleitfaden befragt. Aufgrund der daraus resultierenden Antworten wurde ein Fragebogen auf Basis der TPB angefertigt. Der Fragebogen bestand aus drei Teilen. Im ersten Teil wurden die Teilnehmer zu Person und Betrieb gefragt. Der zweite Teil enthielt die verschiedenen Aussagen der Landwirte, die im Rahmen des Interviews erhalten worden waren. Diese Aussagen wurden nach einem Leitfaden zur Erstellung eines Fragebogens basierend auf der TPB entsprechend umgewandelt. Im dritten Teil wurden Fragen zu Quellen der Information über Impfungen und aufgetretene BVD Fälle erfragt. Außerdem konnten die Landwirte hier ihre freie Meinung zu Impfungen, dem Fragebogen oder sonstiges mitteilen. Es wurden zwei verschiedene Fragebögen erstellt. Einer für Landwirte, die zum Zeitpunkt der Befragung gegen BVD impfen ließen oder schon einmal impfen lassen hatten (Gruppe A) und ein Fragebogen für Landwirte, die ihre Rinder noch nie gegen BVD impfen lassen hatten (Gruppe B). Im Mai 2015 wurden die Fragebögen (n = 600) durch das LKV (Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e. V) an verschiedene Landwirte verteilt und zusätzlich auf einer Online-Plattform zur Verfügung gestellt. Insgesamt waren 223 ausgefüllte Fragebögen eingegangen. Die Fragebögen wurden getrennt nach Gruppe A und B ausgewertet. In beiden Gruppen hatten wesentlich mehr Männer eine landwirtschaftliche Berufsausbildung als Frauen (p < 0,001). In der Gruppe A hatten bereits 76 % am freiwilligen BVD-Bekämpfungsprogramm teilgenommen, in Gruppe B waren es 40 %. Seit dem Inkrafttreten der BVD-Bekämpfungs-VO gab es in beiden Gruppen zusammen 112 BVD-bedingte Tötungen (Gruppe A = 99, Gruppe B = 13). Am häufigsten wurde in beiden Gruppen gegen das Rota-/Corona-Virus geimpft (Gruppe A = 44 %, Gruppe B = 32 %). Insgesamt hatten 13 Betriebe schon einmal Kälber mit BNP, in neun Betrieben war zuvor gegen BVD geimpft worden. Der verwendete Impfstoff war in den meisten Fällen unbekannt. In der Gruppe A spielte sowohl die direkt (p = 0,001) als auch die indirekt (p = 0,007) gemessene soziale Norm die größte Rolle bei der Intention, gegen BVD impfen zu lassen. Bei der Gruppe B spielte die direkte (p = 0,005) und indirekte (p = 0,005) Einstellung die größte Rolle. Für die Erklärung zur Motivation von Landwirten wiesen bei der Einstellung vor allem der Schutz vor Einschleppung von BVD oder anderen Viruserkrankungen in den Bestand einen signifikanten Unterschied zu den anderen Items der Einstellung auf. Bei der sozialen Norm spielten die Meinungen der eigenen Familie sowie des Tierarztes die größte Rolle, und bei der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle die Informationen über BVD, den zur Verfügung stehenden Impfstoffen und die Kosten von Impfungen eine signifikante Rolle. Erster Ansprechpartner für die Beratung von notwendigen Impfungen war bei beiden Gruppen der eigene Hoftierarzt. Jedoch werden auch andere Informationsquellen wie TGD, Fachzeitschriften und Internet genutzt. Ein großer Teil der befragten Landwirte wünscht sich eine bessere Aufklärung über aufgetretene BVD-Fälle. Die Studie ergab einige Ansatzpunkte für die Beratung von Landwirten in Impffragen. Tierärzte sind nach wie vor die ersten Ansprechpartner für die Landwirte, wenn es um Impfungen geht. Nicht allein die Kosten spielen eine Rolle, sondern auch die Meinung der eigenen Familie und die Gesundheit der Tiere beeinflussen die Entscheidung zur Impfung. Die Sozialwissenschaft bietet viele Möglichkeiten die komplexen Faktoren, die bei der Entscheidungsfindung der Landwirte eine Rolle spielen, zu verstehen. Von diesem besseren Verständnis sollten Tierärzte bei zukünftigen Beratungen profitieren.

Abstract

This present study was based on the "theory of planned behavior" (TPB) by Icek Ajzen. The motivation of farmers to have their cattle vaccinated was asked in order to be able to optimize consultancy in the future and possibly increase the acceptance of vaccinations. The development of the questionnaire was carried out with the support of the LMU Center for Leadership and People Management. At the beginning of the study, a pilot study with some farmers was conducted, using an open interview guide. On the basis of the resulting responses, a questionnaire was prepared based on the TPB. The questionnaire consisted of three parts. In the first part, the participants were asked about their own person and their agricultural holding. The second part contained the various statements made by the farmers in the pilot-study. These statements were converted into questions according to a guideline for the creation of a questionnaire based on the TPB. In the third part, questions were asked to obtain information on vaccinations and BVD (Bovine–Virus-Diarrhea) cases, and the farmers were also able to give additional comments about vaccinations in general or in particular. Two different questionnaires were developed. One for farmers whose herds were vaccinated against BVD at the time of the interview or had vaccinated against BVD in the past (group A), and a questionnaire for farmers who had not used BVD vaccination (group B). In May 2015, the questionnaires (n = 600) were personally distributed by staff of the Bavarian association for milk quality assessment (Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung, LKV) to farmers served by this organization. Additionally, it was also made available on an online platform. A total of 223 completed questionnaires were received. The questionnaires were evaluated separately for groups A and B. In both groups, significantly more men than women had an agricultural training (p < 0.001). In Group A 76% had already participated in the voluntary BVD control program, compared with 40% in Group B. Since the BVD-control became a total of 112 cattle had been destroyed due to BVDV-related illness (group A = 99, group B = 13). The most commonly used vaccinations were against rota-/corona-viruses in both groups (group A = 44%, group B = 32%). A total of 13 farms already had calves with Bovine Neonatal Pancytopenia (BNP), nine farms already had vaccinated against BVD before (p < 0.001). The brand of the vaccine was unknown in most cases. In group A, consisting of farmers who got vaccinated their cattle against BVD at the time of the survey or before, both the directly (p = 0.001) and the indirectly measured (p = 0.007) social norm played the most important role in the intention to vaccinate against BVD. In group B, consisting of farmers who never had vaccinated against BVD, the direct (p = 0.005) and indirect (p = 0.005) attitude played the most important role. For explaining the motivation of farmers within the attitudes especially the protection against the introduction of BVD or other viral diseases into the herd was statistically significant. In the case of the social norm, the opinion of the family and the veterinarian played the most important role. Within the perceived behavioral control, the information on BVD, the available vaccines and the costs of vaccinations played a significant role. The first contact person for the consultation on necessary vaccinations was the local veterinarian. However, other information sources such as cattle herd health service (Tiergesundheitsdienst, TGD), journals and the internet were also used. A large part of the surveyed farmers stated they would like more information on current BVD cases. The study revealed some starting points for advising farmers on vaccinations. Veterinarians are still the first point of contact for farmers on the question of vaccinations. Not only the costs play a role in the decision to get their cattle vaccinated, but also the opinion of the farmer’s family and the health of the animals influence this decision. Social science offers many possibilities to understand the complex factors involved in the decision-making of farmers and future consultations should benefit from this improved understanding.