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Einfluss einer ad libitum Milchtränke auf die Gewichtsentwicklung und das Verhalten von Fleckviehkälbern
Einfluss einer ad libitum Milchtränke auf die Gewichtsentwicklung und das Verhalten von Fleckviehkälbern
EINFLUSS EINER AD LIBITUM MILCHTRÄNKE AUF DIE GEWICHTS-ENTWICKLUNG UND DAS VERHALTEN VON FLECKVIEHKÄLBERN Untersuchungen zur ad libitum Tränke in den letzten Jahren ergaben positive Er-gebnisse in der Kälberaufzucht. Die Tränkeempfehlungen in den ersten Lebenswochen basieren auf einer restriktiven Milchaufnahme. In diesem Versuch wurde bei Fleckviehkälbern untersucht, wie sich eine ad libitum Vollmilchtränke auf die Gewichtsentwicklung, das Trinkverhalten, sowie auf das gegenseitige Besaugen auswirken. 97 Kälber wurden nach der Geburt in die Versuchsgruppe, der Milch ad libitum zur Verfügung stand (ADL) und die Kontrollgruppe, die zweimal täglich getränkt wurde (RES), eingeteilt. Die Tiere wurden in mit Stroh eingestreuten Einzelboxen gehalten und mit Kolostralmilch und später mit angesäuerter Voll-milch getränkt. Die Kontrollkälber erhielten 2 Mal täglich 2,5 Liter Milch in der ersten Woche und 2 Mal 3 Liter ab der zweiten Lebenswoche. Die Versuchskälber konnten Milch kontinuierlich ad libitum aufnehmen. 22 Kälber wurden, während der ersten zwei Lebenswochen, in speziellen Einzelboxen gehalten, bei denen die Milchaufnahme über eine Waage, sowie die Anwesenheit des Kalbes am Nuckel über einen Sensor rechnergestützt kontinuierlich erfasst wurde, um das Trinkverhalten zu untersuchen. Nach zwei Wochen Einzelhaltung wurden die Tiere in Gruppenbuchten umgestallt. Es wurde die individuelle Milch- und Kraftfutteraufnahme erfasst. Das Körpergewicht wurde wöchentlich mit einer elektronischen Tierwaage erfasst. Das gegenseitige Besaugen der Kälber untereinander wurde während der Gruppehaltung mittels Videotechnik festgehalten. Die Lokomotion der Tiere wurde mit Pedometern vom dritten Lebenstag bis zum Versuchsende erfasst. Der Versuch endete für Bullen mit einem Alter von acht Wochen und für Kuhkälber mit einem Alter von vier Monaten. Während der ad libitum Tränkephase nahmen die ADL Tiere je Tag (7,3 l) signifi-kant mehr Milch auf, als die RES Tiere (5,2 l). Obwohl die restriktiv getränkten Kälber rationiert und weniger Milch bekamen, begannen sie nicht eher mit der Kraftfutteraufnahme als die ad libitum getränkten Kälber. Die Kraftfutteraufnah-me begann in beiden Versuchsgruppen mit dem Einsetzen des Abtränkens. In den ersten vier Wochen, in denen die Tiere der ADL Gruppe Milch zur freien Verfügung hatten und im Mittel 7,3 l Milch je Tag aufnahmen, lagen die täglichen Zunahmen bei 796,1 g je Tag. Im Gegensatz zu den restriktiv getränkten Kälbern, die in den ersten vier Wochen 481,5 g je Tag zunahmen. In der Phase nach dem Abtränken (Phase 3) wurden beide Versuchsgruppen gleich gefüttert. Allerdings nahmen die ADL Kälber signifikant mehr Gewicht zu (ADL: 1150 g je Tier und Tag; RES: 1040 g je Tier und Tag). Entweder haben die ADL Kälber mehr Heu aufgenommen (wurde nicht erfasst), oder die postnatale ad libitum Fütterung führte durch metabolische Programmierung (Kaske et al., 2010), zur besseren Futterverwertung der Nahrung. Im Trinkverhalten unterschieden sich die beiden Gruppen voneinander. Ad libitum getränkte Kälber, tranken langsamer. Sie tranken öfter über den Tag verteilt, kleinere Mahlzeiten als Kälber, die nur zweimal täglich Zugang zu Milch hatten. Somit führte die ad libitum Tränke auch dazu, dass diese Tiere signifikant mehr Zeit am Tag mit Milchsaugen verbrachten und auf diese Weise auch höhere Milchaufnahmen hatten. Eine Milchmahlzeit, die ein Kalb zu sich nimmt, löst jedesmal eine Motivation zum Saugen aus, die über eine gewisse Zeitspanne anhält. Da die Milch über einen Nuckel allerdings schneller aufgenommen wird, als über das Euter der Mutter, bleibt eine Restmotivation, die oft in Form von gegenseitigem Besaugen gestillt wird. Im vorgestellten Versuch besaugten sich die ad libitum getränkten Kälber über doppelt so häufig wie ihre restriktiv getränkten Artgenossen., EFFECT OF AD LIBITUM MILK INTAKE ON WEIGHT GAIN AND BE-HAVIOUR OF SIMMENTAL DAIRY CALVES The last years’ investigations of ad libitum milk intake with dairy calves showed positive results. The recommendations of milk feeding in dairy calves are more restrictive for the first weeks of life. This investigation was made with Simmental calves. It focused how ad libitum milk intake affects weight gain, drinking behavior and cross-sucking. 97 calves were splitted into two groups, right after birth. Calves of the test-group (ADL) could drink milk ad libitum, while animals of the control-group (RES) were fed only twice a day. The calves were kept in straw bedded single boxes. At the beginning they were fed colostrum and later acified milk. The control-group has got two and a half liters twice a day in the first week of life and from the second week they have got three liters twice a day. The animals of the test-group had free choice in drinking milk. 22 calves were kept in special single boxes for the first two weeks of life. Their milk intake was registrated with an electronic scale. The calves´ ear tag was also registrated by a sensor which was connected to a computer, when they were next to the teat. So it was possible to examine their drinking behavior. After two weeks of single housing the calves were changed to group boxes. The individual milk and starter intake was gathered. Also the bodyweight was recorded every week with an electronic weight scale. Cross-sucking was recorded by video. Bull calves left the trial at the age of eight weeks and female calves at the age of 16 weeks. During the ad libitum milk feeding the ADL calves (7,3 l) drank significantly more milk then the RES calves (5,2 l). Though the RES calves became less and restricted amounts of milk, they didn´t start eating starter earlier then the ADL calves. In both groups the starter intake began with the weaning. For the first four weeks, when the ADL calves were able to gather milk ad libitum (average milk intake per day 7,3 l) they gained almost 800 g per day in contrast to the RES calves which gained on average 500 g a day. The time after weaning both groups were fed the same. Though the ADL calves gained more weight (ADL: 1150 g perday and calf; RES: 1040 g per day and calf). Either the ADL calves ate more hey (which was not acquired) or the ad libitum feeding right after birth caused a metabolic programming (Kaske et al., 2010), which let them metabolize the nutrition better. Ad libitum fed calves drank more slowly. They had more, but smaller meals all over the day in comparison to the restrictive fed calves, which had only two milk meals a day. Furthermore, the ADL calves spent significantly more time sucking milk all over the day, that led to higher milk intake. As soon as a calf starts a milk meal it always triggers the motivation to suck. That motivation keeps on going for a certain amount of time. Sucking milk through a teat goes faster than sucking milk out of the udder. Hence it leaves a rest motivation to suck that calves satisfy by cross sucking. In this study the ad libitum fed calves cross sucked each other more than twice as often as their restrictively fed fellows.
ad libitum Milchtränke, gegenseitiges Besaugen, Gewichtszunahmen, Milchaufnahme, Futteraufnahme, Liegeverhalten, Saugverhalten, Saugmotivation, Trinkverhalten
Kürn, Teut
2017
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Kürn, Teut (2017): Einfluss einer ad libitum Milchtränke auf die Gewichtsentwicklung und das Verhalten von Fleckviehkälbern. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

EINFLUSS EINER AD LIBITUM MILCHTRÄNKE AUF DIE GEWICHTS-ENTWICKLUNG UND DAS VERHALTEN VON FLECKVIEHKÄLBERN Untersuchungen zur ad libitum Tränke in den letzten Jahren ergaben positive Er-gebnisse in der Kälberaufzucht. Die Tränkeempfehlungen in den ersten Lebenswochen basieren auf einer restriktiven Milchaufnahme. In diesem Versuch wurde bei Fleckviehkälbern untersucht, wie sich eine ad libitum Vollmilchtränke auf die Gewichtsentwicklung, das Trinkverhalten, sowie auf das gegenseitige Besaugen auswirken. 97 Kälber wurden nach der Geburt in die Versuchsgruppe, der Milch ad libitum zur Verfügung stand (ADL) und die Kontrollgruppe, die zweimal täglich getränkt wurde (RES), eingeteilt. Die Tiere wurden in mit Stroh eingestreuten Einzelboxen gehalten und mit Kolostralmilch und später mit angesäuerter Voll-milch getränkt. Die Kontrollkälber erhielten 2 Mal täglich 2,5 Liter Milch in der ersten Woche und 2 Mal 3 Liter ab der zweiten Lebenswoche. Die Versuchskälber konnten Milch kontinuierlich ad libitum aufnehmen. 22 Kälber wurden, während der ersten zwei Lebenswochen, in speziellen Einzelboxen gehalten, bei denen die Milchaufnahme über eine Waage, sowie die Anwesenheit des Kalbes am Nuckel über einen Sensor rechnergestützt kontinuierlich erfasst wurde, um das Trinkverhalten zu untersuchen. Nach zwei Wochen Einzelhaltung wurden die Tiere in Gruppenbuchten umgestallt. Es wurde die individuelle Milch- und Kraftfutteraufnahme erfasst. Das Körpergewicht wurde wöchentlich mit einer elektronischen Tierwaage erfasst. Das gegenseitige Besaugen der Kälber untereinander wurde während der Gruppehaltung mittels Videotechnik festgehalten. Die Lokomotion der Tiere wurde mit Pedometern vom dritten Lebenstag bis zum Versuchsende erfasst. Der Versuch endete für Bullen mit einem Alter von acht Wochen und für Kuhkälber mit einem Alter von vier Monaten. Während der ad libitum Tränkephase nahmen die ADL Tiere je Tag (7,3 l) signifi-kant mehr Milch auf, als die RES Tiere (5,2 l). Obwohl die restriktiv getränkten Kälber rationiert und weniger Milch bekamen, begannen sie nicht eher mit der Kraftfutteraufnahme als die ad libitum getränkten Kälber. Die Kraftfutteraufnah-me begann in beiden Versuchsgruppen mit dem Einsetzen des Abtränkens. In den ersten vier Wochen, in denen die Tiere der ADL Gruppe Milch zur freien Verfügung hatten und im Mittel 7,3 l Milch je Tag aufnahmen, lagen die täglichen Zunahmen bei 796,1 g je Tag. Im Gegensatz zu den restriktiv getränkten Kälbern, die in den ersten vier Wochen 481,5 g je Tag zunahmen. In der Phase nach dem Abtränken (Phase 3) wurden beide Versuchsgruppen gleich gefüttert. Allerdings nahmen die ADL Kälber signifikant mehr Gewicht zu (ADL: 1150 g je Tier und Tag; RES: 1040 g je Tier und Tag). Entweder haben die ADL Kälber mehr Heu aufgenommen (wurde nicht erfasst), oder die postnatale ad libitum Fütterung führte durch metabolische Programmierung (Kaske et al., 2010), zur besseren Futterverwertung der Nahrung. Im Trinkverhalten unterschieden sich die beiden Gruppen voneinander. Ad libitum getränkte Kälber, tranken langsamer. Sie tranken öfter über den Tag verteilt, kleinere Mahlzeiten als Kälber, die nur zweimal täglich Zugang zu Milch hatten. Somit führte die ad libitum Tränke auch dazu, dass diese Tiere signifikant mehr Zeit am Tag mit Milchsaugen verbrachten und auf diese Weise auch höhere Milchaufnahmen hatten. Eine Milchmahlzeit, die ein Kalb zu sich nimmt, löst jedesmal eine Motivation zum Saugen aus, die über eine gewisse Zeitspanne anhält. Da die Milch über einen Nuckel allerdings schneller aufgenommen wird, als über das Euter der Mutter, bleibt eine Restmotivation, die oft in Form von gegenseitigem Besaugen gestillt wird. Im vorgestellten Versuch besaugten sich die ad libitum getränkten Kälber über doppelt so häufig wie ihre restriktiv getränkten Artgenossen.

Abstract

EFFECT OF AD LIBITUM MILK INTAKE ON WEIGHT GAIN AND BE-HAVIOUR OF SIMMENTAL DAIRY CALVES The last years’ investigations of ad libitum milk intake with dairy calves showed positive results. The recommendations of milk feeding in dairy calves are more restrictive for the first weeks of life. This investigation was made with Simmental calves. It focused how ad libitum milk intake affects weight gain, drinking behavior and cross-sucking. 97 calves were splitted into two groups, right after birth. Calves of the test-group (ADL) could drink milk ad libitum, while animals of the control-group (RES) were fed only twice a day. The calves were kept in straw bedded single boxes. At the beginning they were fed colostrum and later acified milk. The control-group has got two and a half liters twice a day in the first week of life and from the second week they have got three liters twice a day. The animals of the test-group had free choice in drinking milk. 22 calves were kept in special single boxes for the first two weeks of life. Their milk intake was registrated with an electronic scale. The calves´ ear tag was also registrated by a sensor which was connected to a computer, when they were next to the teat. So it was possible to examine their drinking behavior. After two weeks of single housing the calves were changed to group boxes. The individual milk and starter intake was gathered. Also the bodyweight was recorded every week with an electronic weight scale. Cross-sucking was recorded by video. Bull calves left the trial at the age of eight weeks and female calves at the age of 16 weeks. During the ad libitum milk feeding the ADL calves (7,3 l) drank significantly more milk then the RES calves (5,2 l). Though the RES calves became less and restricted amounts of milk, they didn´t start eating starter earlier then the ADL calves. In both groups the starter intake began with the weaning. For the first four weeks, when the ADL calves were able to gather milk ad libitum (average milk intake per day 7,3 l) they gained almost 800 g per day in contrast to the RES calves which gained on average 500 g a day. The time after weaning both groups were fed the same. Though the ADL calves gained more weight (ADL: 1150 g perday and calf; RES: 1040 g per day and calf). Either the ADL calves ate more hey (which was not acquired) or the ad libitum feeding right after birth caused a metabolic programming (Kaske et al., 2010), which let them metabolize the nutrition better. Ad libitum fed calves drank more slowly. They had more, but smaller meals all over the day in comparison to the restrictive fed calves, which had only two milk meals a day. Furthermore, the ADL calves spent significantly more time sucking milk all over the day, that led to higher milk intake. As soon as a calf starts a milk meal it always triggers the motivation to suck. That motivation keeps on going for a certain amount of time. Sucking milk through a teat goes faster than sucking milk out of the udder. Hence it leaves a rest motivation to suck that calves satisfy by cross sucking. In this study the ad libitum fed calves cross sucked each other more than twice as often as their restrictively fed fellows.