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Beurteilung der maschinellen Parameter der Retikulozytenanalytik des Sysmex XT-2000iV bei Katzen
Beurteilung der maschinellen Parameter der Retikulozytenanalytik des Sysmex XT-2000iV bei Katzen
Das Ziel dieser Dissertation bestand darin, die Parameter der Retikulozytenanalytik des Sysmex XT-2000iV bei Katzen zu beurteilen. Hierbei wurden die Retikulozytenwerte und die Retikulozytenparameter des Sysmex mit der entsprechenden manuellen Retikulozytenzählung anämischer Katzen verglichen und ein besonderes Augenmerk auf die Übereinstimmung der Anämieklassifizierung in regenerativ und aregenerativ gelegt. Desweiteren wurden gerätespezifische Wertebereiche für die maschinellen Parameter der Retikulozytenanalytik einer repräsentativen nicht anämischen Klinikpopulation ermittelt und die Prävalenz sowie mögliche Ätiopathogenesen einer Retikulozytose ohne Anämie untersucht. Für den Methodenvergleich wurden Retikulozyten von 50 anämischen Katzen manuell ausgezählt und mit den maschinellen Werten anhand einer Bland-Altman Analyse und einer Passing-Bablok Regression verglichen. Um die Präzision des Sysmex  zu bestimmen, wurden 20 Doppelmessungen durchgeführt. Die Übereinstimmung der diagnostischen Aussagekraft zwischen der maschinellen und manuellen Retikulozytenzählung in Hinblick auf eine regenerative oder aregenerative Anämie wurde mithilfe des Cohen’s Kappa Koeffizienten (κ) aufgezeigt. Die diagnostische Aussagekraft der Immaturen Retikulozytenfraktion (IRF) für eine Klassifizierung in regenerative oder aregenerative Anämie wurde mithilfe von Receiver-Operating-Characteristic (ROC)-Kurven aufgezeigt. Die beste Übereinstimmung wurde zwischen der maschinellen Retikulozytenzählung und den aggregierten Retikulozyten mit einem Bias von + 21,45 x 109/l gefunden. Trotz des positiven Bias zeigte der κ von 0,69 eine gute Übereinstimmung. Hierbei wurde für die Retikulozyten ein Cut-Off-Wert von > 40 x 109/l für das Aufzeigen einer Regeneration gewählt. Durch die Erhöhung des für den Sysmex angewandten Cut-Off-Wertes entsprechend des Bias auf > 61 x 109/l, wurde eine deutlich bessere Übereinstimmung (κ = 0,88) ermittelt. Es konnte mittels ROC-Kurve gezeigt werden, dass die IRF (%) bei einem Cut-Off-Wert von 13,7 % die beste Sensitivität und Spezifität (85,0 %; 76,7 %) aufwies, um die Anämie in regenerativ und aregenerativ zu klassifizieren. Die Verwendung absoluter Werte der IRF übertraf bei einem Cut-Off-Wert von 5,69 x 109/l die Sensitivität und Spezifität (90,0 %; 96,7 %) des relativen Wertes der IRF. Die Präzision der maschinellen Retikulozytenzählung hatte mit einem moderaten Wert von 10,3 % einen besseren Variationskoeffizienten als die manuelle Retikulozytenzählung in vergleichbaren Studien. Aus einer repräsentativen felinen Klinikpopulation (n = 2197) wurden 165 Blutproben nicht anämischer Katzen selektiert, um gerätespezifische Wertebereiche der Parameter der Retikulozytenanalytik zu ermitteln. Die Prävalenz einer Retikulozytose ohne Anämie wurde bestimmt und die Klinikhistorie der entsprechenden Katzen recherchiert. Vergleicht man die Referenzintervalle des Sysmex XT-2000iV von Granats Studie mit den hier ermittelten Wertebereichen nicht anämischer Katzen, so lassen sich deutliche Parallelen erkennen. Die Retikulozytenzahlen, die von Sysmex XT-2000iV gemessen werden, sind höher als die anderer Hämatologie-Analysegeräte. Die Prävalenz einer Retikulozytose bei nicht anämischen Katzen betrug 3,2 % (70/2197). Potentiell prädisponierende intrinsische und extrinsische Faktoren für eine gesteigerte Erythropoese lagen insbesondere bei folgender feliner Krankheitsklassifizierung dieser 70 Katzen (86 Diagnosen) vor: neoplastisch (14/86; 16,3 %), neoplastisch versus inflammatorisch (9/86; 10,5 %), endokrin (9/86; 10,5 %), dermatologisch (8/86; 9,3 %), kardiologisch / respiratorisch (8/86; 9,3 %), urologisch (7/86; 8,1 %), traumatisch (5/86; 5,8 %), gastrointestinal (5/86; 5,8 %), neurologisch (4/86; 4,7 %), hepatisch (3/86; 3,5 %), gynäkologisch (2/86; 2,3 %), orthopädisch (1/86; 1,2 %), sonstige (4/86; 4,7 %), keine Krankheitsdiagnose (7/86; 8,1 %). Die maschinelle Retikulozytenzählung stimmt am besten mit der manuellen Auszählung aggregierter Retikulozyten bei anämischen Katzen überein. Die IRF ist neben der maschinellen Retikulozytenzählung ein geeigneter Parameter um die Anämie in regenerativ und aregenerativ zu klassifizieren. Weitere Studien werden benötigt, um die Relevanz der IRF hinsichtlich Anämie verursachender Erkrankungen zu evaluieren. Solange keine Standardisierung und Kalibrierung der Hämatologie-Analysegeräte vorliegt, ist eine gerätespezifische Beurteilung der Parameter der Retikulozytenanalytik empfehlenswert. Tritt bei nicht anämischen oder gesunden Katzen eine Retikulozytose auf, dienen die genannten potentiell prädisponierenden Faktoren als Orientierung für die weitere diagnostische Aufarbeitung.
Retikulozyten, Immature Retikulozytenfraktion (IRF), Sysmex XT-2000iV, Katzen
Hoffmann, Leni Kristin
2017
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Hoffmann, Leni Kristin (2017): Beurteilung der maschinellen Parameter der Retikulozytenanalytik des Sysmex XT-2000iV bei Katzen. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

Das Ziel dieser Dissertation bestand darin, die Parameter der Retikulozytenanalytik des Sysmex XT-2000iV bei Katzen zu beurteilen. Hierbei wurden die Retikulozytenwerte und die Retikulozytenparameter des Sysmex mit der entsprechenden manuellen Retikulozytenzählung anämischer Katzen verglichen und ein besonderes Augenmerk auf die Übereinstimmung der Anämieklassifizierung in regenerativ und aregenerativ gelegt. Desweiteren wurden gerätespezifische Wertebereiche für die maschinellen Parameter der Retikulozytenanalytik einer repräsentativen nicht anämischen Klinikpopulation ermittelt und die Prävalenz sowie mögliche Ätiopathogenesen einer Retikulozytose ohne Anämie untersucht. Für den Methodenvergleich wurden Retikulozyten von 50 anämischen Katzen manuell ausgezählt und mit den maschinellen Werten anhand einer Bland-Altman Analyse und einer Passing-Bablok Regression verglichen. Um die Präzision des Sysmex  zu bestimmen, wurden 20 Doppelmessungen durchgeführt. Die Übereinstimmung der diagnostischen Aussagekraft zwischen der maschinellen und manuellen Retikulozytenzählung in Hinblick auf eine regenerative oder aregenerative Anämie wurde mithilfe des Cohen’s Kappa Koeffizienten (κ) aufgezeigt. Die diagnostische Aussagekraft der Immaturen Retikulozytenfraktion (IRF) für eine Klassifizierung in regenerative oder aregenerative Anämie wurde mithilfe von Receiver-Operating-Characteristic (ROC)-Kurven aufgezeigt. Die beste Übereinstimmung wurde zwischen der maschinellen Retikulozytenzählung und den aggregierten Retikulozyten mit einem Bias von + 21,45 x 109/l gefunden. Trotz des positiven Bias zeigte der κ von 0,69 eine gute Übereinstimmung. Hierbei wurde für die Retikulozyten ein Cut-Off-Wert von > 40 x 109/l für das Aufzeigen einer Regeneration gewählt. Durch die Erhöhung des für den Sysmex angewandten Cut-Off-Wertes entsprechend des Bias auf > 61 x 109/l, wurde eine deutlich bessere Übereinstimmung (κ = 0,88) ermittelt. Es konnte mittels ROC-Kurve gezeigt werden, dass die IRF (%) bei einem Cut-Off-Wert von 13,7 % die beste Sensitivität und Spezifität (85,0 %; 76,7 %) aufwies, um die Anämie in regenerativ und aregenerativ zu klassifizieren. Die Verwendung absoluter Werte der IRF übertraf bei einem Cut-Off-Wert von 5,69 x 109/l die Sensitivität und Spezifität (90,0 %; 96,7 %) des relativen Wertes der IRF. Die Präzision der maschinellen Retikulozytenzählung hatte mit einem moderaten Wert von 10,3 % einen besseren Variationskoeffizienten als die manuelle Retikulozytenzählung in vergleichbaren Studien. Aus einer repräsentativen felinen Klinikpopulation (n = 2197) wurden 165 Blutproben nicht anämischer Katzen selektiert, um gerätespezifische Wertebereiche der Parameter der Retikulozytenanalytik zu ermitteln. Die Prävalenz einer Retikulozytose ohne Anämie wurde bestimmt und die Klinikhistorie der entsprechenden Katzen recherchiert. Vergleicht man die Referenzintervalle des Sysmex XT-2000iV von Granats Studie mit den hier ermittelten Wertebereichen nicht anämischer Katzen, so lassen sich deutliche Parallelen erkennen. Die Retikulozytenzahlen, die von Sysmex XT-2000iV gemessen werden, sind höher als die anderer Hämatologie-Analysegeräte. Die Prävalenz einer Retikulozytose bei nicht anämischen Katzen betrug 3,2 % (70/2197). Potentiell prädisponierende intrinsische und extrinsische Faktoren für eine gesteigerte Erythropoese lagen insbesondere bei folgender feliner Krankheitsklassifizierung dieser 70 Katzen (86 Diagnosen) vor: neoplastisch (14/86; 16,3 %), neoplastisch versus inflammatorisch (9/86; 10,5 %), endokrin (9/86; 10,5 %), dermatologisch (8/86; 9,3 %), kardiologisch / respiratorisch (8/86; 9,3 %), urologisch (7/86; 8,1 %), traumatisch (5/86; 5,8 %), gastrointestinal (5/86; 5,8 %), neurologisch (4/86; 4,7 %), hepatisch (3/86; 3,5 %), gynäkologisch (2/86; 2,3 %), orthopädisch (1/86; 1,2 %), sonstige (4/86; 4,7 %), keine Krankheitsdiagnose (7/86; 8,1 %). Die maschinelle Retikulozytenzählung stimmt am besten mit der manuellen Auszählung aggregierter Retikulozyten bei anämischen Katzen überein. Die IRF ist neben der maschinellen Retikulozytenzählung ein geeigneter Parameter um die Anämie in regenerativ und aregenerativ zu klassifizieren. Weitere Studien werden benötigt, um die Relevanz der IRF hinsichtlich Anämie verursachender Erkrankungen zu evaluieren. Solange keine Standardisierung und Kalibrierung der Hämatologie-Analysegeräte vorliegt, ist eine gerätespezifische Beurteilung der Parameter der Retikulozytenanalytik empfehlenswert. Tritt bei nicht anämischen oder gesunden Katzen eine Retikulozytose auf, dienen die genannten potentiell prädisponierenden Faktoren als Orientierung für die weitere diagnostische Aufarbeitung.