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Evaluierung des Gesundheitsstatus von Milchviehherden anhand von Betriebskennzahlen vor und nach Intervention mit einem Clostridien-Impfstoff
Evaluierung des Gesundheitsstatus von Milchviehherden anhand von Betriebskennzahlen vor und nach Intervention mit einem Clostridien-Impfstoff
Weltweit werden Erkrankungen in Rinderbeständen, ausgelöst durch pathogene Erreger der Gattung Clostridium aufgrund massiver Tierverluste und ökonomischer Einbußen gefürchtet. Prophylaktischen Schutz für gefährdete Herden bieten Clostridien-Impfstoffe. Welchen Einfluss Clostridien-Impfstoffe auf die Gesundheit und Leistung von Milchviehherden mit Verdacht auf chronischen Botulismus oder HBS haben, ist noch nicht weiter geklärt. Ziel der Studie war die retrospektive Erfassung des Gesundheitsstatus betroffener Milchviehherden anhand ausgewählter Kennzahlen vor und nach einer Clostridien-Impfung und die Gegenüberstellung der Ergebnisse mit den subjektiven Eindrücken der Landwirte. Hierfür erfolgte die Datenerhebung an 55 deutschen Milchviehbetrieben, in denen erstmals eine Clostridien-Impfung durchgeführt worden war. Ausgehend vom ersten Impfdatum im Bestand wurden zwei Prüfzeiträume festgesetzt. Diese umfassten jeweils das Jahr vor (Prüfzeitraum I) bzw. nach (Prüfzeitraum II) Impfintervention. Für beide Prüfzeiträume wurden bestimmte Betriebsdaten (HI-Tier-Bestandsregister, tierärztliche Arzneimittel-Anwendungs- und Abgabebelege, Tierarztrechnungen) ausgewertet und die Ergebnisse der Milchleistungsprüfungen von den zuständigen Landeskontrollverbänden eingeholt. Anhand dieser Daten erfolgte die Berechnung der Behandlungstage und –kosten pro Kuh, der erbrachten Milchleistung einschließlich bestimmter Kennzahlen zur Eutergesundheit sowie der Abgangsraten von Kühen pro Betrieb und Prüfzeitraum. Darüber hinaus wurde der subjektive Eindruck der Landwirte bezüglich der Entwicklung der Herdengesundheit nach der Clostridien-Impfung mithilfe eines Fragebogens erhoben. Zur statistischen Auswertung wurde für die Schätzung der Milchleistung (kg) eine multivariable Regressionsanalyse gewählt. Die übrigen Gesundheits- und Leistungskennzahlen wurden bei nicht vorhandener Normalverteilung mittels Wilcoxon-Test für gepaarte Stichproben ausgewertet. Die Betriebsfragebögen wurden rein deskriptiv nach absoluten und relativen Häufigkeiten bestimmter Merkmale untersucht. Die Studienbetriebe befanden sich vorwiegend in Norddeutschland und wurden mehrheitlich als Familienunternehmen geführt. Im Mittel wurden auf den Betrieben 104 (Prüfzeitraum I) bzw. 109 (Prüfzeitraum II) Kühe der Rassen Holstein-Friesian, Rotbunte, Fleckvieh und Angler gehalten. Die Unterbringung der Kühe erfolgte, bis auf einen Betrieb, in Laufställen; Weidegang fand in 34 Betrieben saisonal statt. Die Befragung der Landwirte ergab, dass vermehrte Abgänge, reduzierte Milchleistung und therapieresistentes Festliegen von Tieren die vorherrschenden Gesundheitsprobleme in den untersuchten Milchviehbeständen vor Impfintervention waren. In 74,5 % der Betriebe wurde vor Impfung ein positiver Nachweis für pathogene Clostridien erbracht. Nach Aussage der Landwirte wurde dabei am häufigsten C. perfringens in Probenmaterial nachgewiesen. In den untersuchten Betrieben wurden die multivalenten Clostridien-Impfstoffe Bravoxin® 10 (Intervet Deutschland GmbH) und Covexin® 10 (Zoetis Deutschland GmbH) verwendet und in acht Betrieben wurde zusätzlich das Monopräparat Botulism Vaccine® (Onderstepoort Biological Products) eingesetzt. Nach Impfintervention waren 58,2 % der befragten Landwirte der Meinung eine deutliche und 34,5 % eine leichte Verbesserung der Gesamtsituation in den Milchviehherden beobachtet zu haben. Dieser Eindruck konnte anhand der untersuchten Gesundheits- und Leistungskennzahlen größtenteils nicht belegt werden. Die Anzahl an Behandlungstagen pro Kuh blieb über beide Prüfzeiträume annähernd konstant. Bei Analyse der tierärztlichen Kosten pro Kuh deutete sich eine geringe Senkung der Ausgaben im Prüfzeitraum II an, wobei dieser Unterschied nicht signifikant war (Impfkosten ausgenommen). Die mittlere Milchmenge (kg) pro Kuh nahm um 0,19 kg im Prüfzeitraum II ab. Der Anteil an eutergesunden Tieren nahm im Prüfzeitraum II um weniger als 1 % zu und der Anteil an chronisch euterkranken Kühen blieb über beide Prüfzeiträume konstant. Die mittlere Neuinfektionsrate von Kühen in der Laktation sank tendenziell im Prüfzeitraum II, jedoch um weniger als 1 %. Der subjektive Eindruck der Landwirte, dass es nach Anwendung eines Clostridien-Impfstoffes zu einer Verbesserung der Kuhgesundheit gekommen sei, wurde ausschließlich darin bestätigt, dass die Verendungsrate in den Studienbetrieben im Prüfzeitraum II signifikant geringer war (7,2 % versus 5,4 %). Insgesamt stellt sich der Gesundheitsstatus der untersuchten Milchviehherden im Prüfzeitraum nach Impfintervention anhand der ausgewählten Gesundheits- und Leistungskennzahlen als unverändert dar, der subjektive Eindruck der Landwirte ließ sich nicht belegen.
Clostridien,chronischer Botulismus,Impfung,Milchviehherden,Betriebskennzahlen
Thielen, Isabel
2016
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Thielen, Isabel (2016): Evaluierung des Gesundheitsstatus von Milchviehherden anhand von Betriebskennzahlen vor und nach Intervention mit einem Clostridien-Impfstoff. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

Weltweit werden Erkrankungen in Rinderbeständen, ausgelöst durch pathogene Erreger der Gattung Clostridium aufgrund massiver Tierverluste und ökonomischer Einbußen gefürchtet. Prophylaktischen Schutz für gefährdete Herden bieten Clostridien-Impfstoffe. Welchen Einfluss Clostridien-Impfstoffe auf die Gesundheit und Leistung von Milchviehherden mit Verdacht auf chronischen Botulismus oder HBS haben, ist noch nicht weiter geklärt. Ziel der Studie war die retrospektive Erfassung des Gesundheitsstatus betroffener Milchviehherden anhand ausgewählter Kennzahlen vor und nach einer Clostridien-Impfung und die Gegenüberstellung der Ergebnisse mit den subjektiven Eindrücken der Landwirte. Hierfür erfolgte die Datenerhebung an 55 deutschen Milchviehbetrieben, in denen erstmals eine Clostridien-Impfung durchgeführt worden war. Ausgehend vom ersten Impfdatum im Bestand wurden zwei Prüfzeiträume festgesetzt. Diese umfassten jeweils das Jahr vor (Prüfzeitraum I) bzw. nach (Prüfzeitraum II) Impfintervention. Für beide Prüfzeiträume wurden bestimmte Betriebsdaten (HI-Tier-Bestandsregister, tierärztliche Arzneimittel-Anwendungs- und Abgabebelege, Tierarztrechnungen) ausgewertet und die Ergebnisse der Milchleistungsprüfungen von den zuständigen Landeskontrollverbänden eingeholt. Anhand dieser Daten erfolgte die Berechnung der Behandlungstage und –kosten pro Kuh, der erbrachten Milchleistung einschließlich bestimmter Kennzahlen zur Eutergesundheit sowie der Abgangsraten von Kühen pro Betrieb und Prüfzeitraum. Darüber hinaus wurde der subjektive Eindruck der Landwirte bezüglich der Entwicklung der Herdengesundheit nach der Clostridien-Impfung mithilfe eines Fragebogens erhoben. Zur statistischen Auswertung wurde für die Schätzung der Milchleistung (kg) eine multivariable Regressionsanalyse gewählt. Die übrigen Gesundheits- und Leistungskennzahlen wurden bei nicht vorhandener Normalverteilung mittels Wilcoxon-Test für gepaarte Stichproben ausgewertet. Die Betriebsfragebögen wurden rein deskriptiv nach absoluten und relativen Häufigkeiten bestimmter Merkmale untersucht. Die Studienbetriebe befanden sich vorwiegend in Norddeutschland und wurden mehrheitlich als Familienunternehmen geführt. Im Mittel wurden auf den Betrieben 104 (Prüfzeitraum I) bzw. 109 (Prüfzeitraum II) Kühe der Rassen Holstein-Friesian, Rotbunte, Fleckvieh und Angler gehalten. Die Unterbringung der Kühe erfolgte, bis auf einen Betrieb, in Laufställen; Weidegang fand in 34 Betrieben saisonal statt. Die Befragung der Landwirte ergab, dass vermehrte Abgänge, reduzierte Milchleistung und therapieresistentes Festliegen von Tieren die vorherrschenden Gesundheitsprobleme in den untersuchten Milchviehbeständen vor Impfintervention waren. In 74,5 % der Betriebe wurde vor Impfung ein positiver Nachweis für pathogene Clostridien erbracht. Nach Aussage der Landwirte wurde dabei am häufigsten C. perfringens in Probenmaterial nachgewiesen. In den untersuchten Betrieben wurden die multivalenten Clostridien-Impfstoffe Bravoxin® 10 (Intervet Deutschland GmbH) und Covexin® 10 (Zoetis Deutschland GmbH) verwendet und in acht Betrieben wurde zusätzlich das Monopräparat Botulism Vaccine® (Onderstepoort Biological Products) eingesetzt. Nach Impfintervention waren 58,2 % der befragten Landwirte der Meinung eine deutliche und 34,5 % eine leichte Verbesserung der Gesamtsituation in den Milchviehherden beobachtet zu haben. Dieser Eindruck konnte anhand der untersuchten Gesundheits- und Leistungskennzahlen größtenteils nicht belegt werden. Die Anzahl an Behandlungstagen pro Kuh blieb über beide Prüfzeiträume annähernd konstant. Bei Analyse der tierärztlichen Kosten pro Kuh deutete sich eine geringe Senkung der Ausgaben im Prüfzeitraum II an, wobei dieser Unterschied nicht signifikant war (Impfkosten ausgenommen). Die mittlere Milchmenge (kg) pro Kuh nahm um 0,19 kg im Prüfzeitraum II ab. Der Anteil an eutergesunden Tieren nahm im Prüfzeitraum II um weniger als 1 % zu und der Anteil an chronisch euterkranken Kühen blieb über beide Prüfzeiträume konstant. Die mittlere Neuinfektionsrate von Kühen in der Laktation sank tendenziell im Prüfzeitraum II, jedoch um weniger als 1 %. Der subjektive Eindruck der Landwirte, dass es nach Anwendung eines Clostridien-Impfstoffes zu einer Verbesserung der Kuhgesundheit gekommen sei, wurde ausschließlich darin bestätigt, dass die Verendungsrate in den Studienbetrieben im Prüfzeitraum II signifikant geringer war (7,2 % versus 5,4 %). Insgesamt stellt sich der Gesundheitsstatus der untersuchten Milchviehherden im Prüfzeitraum nach Impfintervention anhand der ausgewählten Gesundheits- und Leistungskennzahlen als unverändert dar, der subjektive Eindruck der Landwirte ließ sich nicht belegen.