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Zecken-übertragene Anaplasmataceae und Babesia microti in Kleinsäugern und ihren Zecken an Standorten mit unterschiedlicher Habitatstruktur
Zecken-übertragene Anaplasmataceae und Babesia microti in Kleinsäugern und ihren Zecken an Standorten mit unterschiedlicher Habitatstruktur
Kleinsäuger sind essentiell für die Entwicklung und die Verbreitung von subadulten Schildzecken. Den Kleinsäugern kommt so eine wichtige Rolle als potentielle Reservoirwirte für Zecken-übertragene Pathogene zu. Die Ziele dieser Studie waren unterschiedliche Zecken-übertragene Pathogene in wildlebenden Kleinsäugern nachzuweisen und die Reservoirfunktion der jeweiligen Kleinsäugerarten, im Zusammenhang mit unterschiedlich strukturierten Habitaten, zu evaluieren. Zwischen 2012 und 2013 wurden Kleinsäuger an drei unterschiedlich strukturierten Standorten gefangen: (1) an einem Stadtpark in Regensburg, (2) an einem silvatischen Standort in Tussenhausen im Unterallgäu und (3) an einem renaturierten Standort, der in der Nähe von Leipzig in Sachsen liegt. Zusätzlich wurden Zecken im Jahr 2013 am Waldstandort geflaggt. DNA wurde aus Blut-, Milz- und Gonaden-Proben der Mäuse und aus Mäuseneonaten extrahiert. Auf den Mäusen befindliche Zecken wurden abgesammelt. Aus diesen und den wirtssuchenden Zecken wurde ebenfalls DNA extrahiert. Zusätzlich wurden bereits vorhandene DNA-Proben aus wirtssuchenden Zecken aus den Jahren 2009-2013 bzw. 2011-2012 vom urbanen bzw. vom silvatischen Standort untersucht. Die Proben wurden mittels konventioneller oder Real-Time PCR auf Anaplasma phagocytophilum, Candidatus Neoehrlichia mikurensis (CNM) und Babesia microti untersucht. Insgesamt wurden 631 Kleinsäuger zehn verschiedener Arten gefangen (4 Apodemus agrarius, 7 Microtus arvalis, 1 M. agrestis, 396 Myodes glareolus, 2 Mustela nivalis, 5 Sorex coronatus, 1 Sorex araneus, 1 Talpa europaea, 36 Ap. sylvaticus, 178 Ap. flavicollis). Davon wurden insgesamt 36 Mäuse im Stadtpark, 243 am silvatischen und 352 am renaturierten Standort, wo die größte Artenvielfalt vorherrschte (n=8), gefangen. Insgesamt wurden 3.391 Zecken drei verschiedener Arten (8 Ixodes trianguliceps, 3.250 Ixodes ricinus, 133 Dermacentor reticulatus) abgesammelt. CNM wurde in insgesamt 28,6 % der Kleinsäuger nachgewiesen. Dabei waren 31,6 % My. glareolus, 28,1 % Ap. flavicollis, 57,1 % M. arvalis und 2,7% Ap. sylvaticus positiv. Die Prävalenzen unterschieden sich signifikant beim Vergleich der jeweiligen Standorte, wobei die Infektionsrate am renaturierten Standort am höchsten war (χ²: 13,4; p: 0,0004). Insgesamt waren 3,8 % der gesogenen und 2,2 % der wirtssuchenden Zecken positiv. In den untersuchten Kleinsäugerföten bzw. -Neonaten, die von positiven Muttertieren stammten, war die Prävalenz für CNM 31,8 %. Insgesamt 60,0 % der positiven Muttertiere hatten wenigstens einen positiven Foetus oder Neonaten. Anaplasma phagocytophilum wurde zu einem geringen Prozentsatz in Nagern festgestellt (0,0-5,6 %), wobei es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Standorten, Jahren und Kleinsäugerarten gab. Jedoch waren gesogene Nymphen (I. ricinus) signifikant häufiger befallen als gesogene Larven (χ²: 25,1; p: <0,0001). Die Prävalenz für B. microti war in Nagern vom Waldstandort (4,6 %) signifikant höher als in Nagern von den beiden anderen Standorten (0-0,6 %) (χ²: 11,95; p: 0,00125). Babesia microti konnte in M. arvalis (14,3 %), Ap. flavicollis (0,4 %) und My. glareolus (2,3 %) festgestellt werden. Babesia microti wurde in 3 von 965 (1 I. trianguliceps, 2 I. ricinus) gesogenen Zecken festgestellt (0,3 %; 95 % CI: 0,0-1,0). Diese Zecken stammten ausschließlich vom Waldstandort. Ixodes ricinus Nymphen waren signifikant häufiger infiziert als I. ricinus Larven (χ²: 26,7; p <0,0001). Ein Vorkommen von I. trianguliceps Zecken war ausschließlich am silvatischen Standort nachweisbar. Gesogene I. trianguliceps und I. ricinus Zecken waren zu einer geringen Prävalenz positiv (14,3 % bzw. 0,2 %). Aufgrund der hohen CNM Prävalenzen und dem möglichen diaplazentaren Übertragungsweg in Mäusen, ist CNM wahrscheinlich eher ein Nager-assoziiertes als ein Zecken-assoziiertes Pathogen. Die Prävalenzen in Nagern waren außerdem 10-mal so hoch, als in gesaugten und wirtssuchenden Zecken. Aufgrund der niedrigen Prävalenzen sind die untersuchten Nagerarten wahrscheinlich nur zufällige Wirte für A. phagocytophilum. Die Zirkulation von B. microti scheint dort wahrscheinlicher, wo es eine sympatrische Existenz von Wühlmäusen und I. trianguliceps Zecken gibt. Im Gegensatz dazu war die Prävalenz in Apodemus spp. gering und somit ist davon auszugehen, dass Mäuse dieser Familie an den untersuchten Standorten für den Erhalt von B. microti eine untergeordnete Rolle spielen.
Zecken-übertragene Pathogene, Babesia microti, Kleinsäuger, Anaplasma phagocytophilum, Candidatus Neoehrlichia mikurensis
Obiegala, Anna
2015
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Obiegala, Anna (2015): Zecken-übertragene Anaplasmataceae und Babesia microti in Kleinsäugern und ihren Zecken an Standorten mit unterschiedlicher Habitatstruktur. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

Kleinsäuger sind essentiell für die Entwicklung und die Verbreitung von subadulten Schildzecken. Den Kleinsäugern kommt so eine wichtige Rolle als potentielle Reservoirwirte für Zecken-übertragene Pathogene zu. Die Ziele dieser Studie waren unterschiedliche Zecken-übertragene Pathogene in wildlebenden Kleinsäugern nachzuweisen und die Reservoirfunktion der jeweiligen Kleinsäugerarten, im Zusammenhang mit unterschiedlich strukturierten Habitaten, zu evaluieren. Zwischen 2012 und 2013 wurden Kleinsäuger an drei unterschiedlich strukturierten Standorten gefangen: (1) an einem Stadtpark in Regensburg, (2) an einem silvatischen Standort in Tussenhausen im Unterallgäu und (3) an einem renaturierten Standort, der in der Nähe von Leipzig in Sachsen liegt. Zusätzlich wurden Zecken im Jahr 2013 am Waldstandort geflaggt. DNA wurde aus Blut-, Milz- und Gonaden-Proben der Mäuse und aus Mäuseneonaten extrahiert. Auf den Mäusen befindliche Zecken wurden abgesammelt. Aus diesen und den wirtssuchenden Zecken wurde ebenfalls DNA extrahiert. Zusätzlich wurden bereits vorhandene DNA-Proben aus wirtssuchenden Zecken aus den Jahren 2009-2013 bzw. 2011-2012 vom urbanen bzw. vom silvatischen Standort untersucht. Die Proben wurden mittels konventioneller oder Real-Time PCR auf Anaplasma phagocytophilum, Candidatus Neoehrlichia mikurensis (CNM) und Babesia microti untersucht. Insgesamt wurden 631 Kleinsäuger zehn verschiedener Arten gefangen (4 Apodemus agrarius, 7 Microtus arvalis, 1 M. agrestis, 396 Myodes glareolus, 2 Mustela nivalis, 5 Sorex coronatus, 1 Sorex araneus, 1 Talpa europaea, 36 Ap. sylvaticus, 178 Ap. flavicollis). Davon wurden insgesamt 36 Mäuse im Stadtpark, 243 am silvatischen und 352 am renaturierten Standort, wo die größte Artenvielfalt vorherrschte (n=8), gefangen. Insgesamt wurden 3.391 Zecken drei verschiedener Arten (8 Ixodes trianguliceps, 3.250 Ixodes ricinus, 133 Dermacentor reticulatus) abgesammelt. CNM wurde in insgesamt 28,6 % der Kleinsäuger nachgewiesen. Dabei waren 31,6 % My. glareolus, 28,1 % Ap. flavicollis, 57,1 % M. arvalis und 2,7% Ap. sylvaticus positiv. Die Prävalenzen unterschieden sich signifikant beim Vergleich der jeweiligen Standorte, wobei die Infektionsrate am renaturierten Standort am höchsten war (χ²: 13,4; p: 0,0004). Insgesamt waren 3,8 % der gesogenen und 2,2 % der wirtssuchenden Zecken positiv. In den untersuchten Kleinsäugerföten bzw. -Neonaten, die von positiven Muttertieren stammten, war die Prävalenz für CNM 31,8 %. Insgesamt 60,0 % der positiven Muttertiere hatten wenigstens einen positiven Foetus oder Neonaten. Anaplasma phagocytophilum wurde zu einem geringen Prozentsatz in Nagern festgestellt (0,0-5,6 %), wobei es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Standorten, Jahren und Kleinsäugerarten gab. Jedoch waren gesogene Nymphen (I. ricinus) signifikant häufiger befallen als gesogene Larven (χ²: 25,1; p: <0,0001). Die Prävalenz für B. microti war in Nagern vom Waldstandort (4,6 %) signifikant höher als in Nagern von den beiden anderen Standorten (0-0,6 %) (χ²: 11,95; p: 0,00125). Babesia microti konnte in M. arvalis (14,3 %), Ap. flavicollis (0,4 %) und My. glareolus (2,3 %) festgestellt werden. Babesia microti wurde in 3 von 965 (1 I. trianguliceps, 2 I. ricinus) gesogenen Zecken festgestellt (0,3 %; 95 % CI: 0,0-1,0). Diese Zecken stammten ausschließlich vom Waldstandort. Ixodes ricinus Nymphen waren signifikant häufiger infiziert als I. ricinus Larven (χ²: 26,7; p <0,0001). Ein Vorkommen von I. trianguliceps Zecken war ausschließlich am silvatischen Standort nachweisbar. Gesogene I. trianguliceps und I. ricinus Zecken waren zu einer geringen Prävalenz positiv (14,3 % bzw. 0,2 %). Aufgrund der hohen CNM Prävalenzen und dem möglichen diaplazentaren Übertragungsweg in Mäusen, ist CNM wahrscheinlich eher ein Nager-assoziiertes als ein Zecken-assoziiertes Pathogen. Die Prävalenzen in Nagern waren außerdem 10-mal so hoch, als in gesaugten und wirtssuchenden Zecken. Aufgrund der niedrigen Prävalenzen sind die untersuchten Nagerarten wahrscheinlich nur zufällige Wirte für A. phagocytophilum. Die Zirkulation von B. microti scheint dort wahrscheinlicher, wo es eine sympatrische Existenz von Wühlmäusen und I. trianguliceps Zecken gibt. Im Gegensatz dazu war die Prävalenz in Apodemus spp. gering und somit ist davon auszugehen, dass Mäuse dieser Familie an den untersuchten Standorten für den Erhalt von B. microti eine untergeordnete Rolle spielen.