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Retrospektive Studie über Prävalenz, Prädisposition, Klinik, Therapie und Prognose des Equinen Ulcus corneae von 2008 bis 2011 mit der Entwicklung eines Scoringsystems zur Beurteilung des klinischen Schweregrades, Equine corneal ulcers. a retrospective evaluation of 78 horses (2008–2011)
Retrospektive Studie über Prävalenz, Prädisposition, Klinik, Therapie und Prognose des Equinen Ulcus corneae von 2008 bis 2011 mit der Entwicklung eines Scoringsystems zur Beurteilung des klinischen Schweregrades, Equine corneal ulcers. a retrospective evaluation of 78 horses (2008–2011)
Schwerwiegende Hornhautulzerationen stellen eine gravierende Augenerkrankung beim Pferd dar, die nicht selten zum Verlust des Auges und der Sehfähigkeit führt und daher als ophthalmologischer Notfall gilt. Anhand dieser retrospektiven Studie wurden die Patientendaten von Pferden mit Hornhautulzera auf Prävalenz, Prädisposition, Klinik, Therapie und Prognose von Hornhautulzera untersucht, um ggf. neue Erkenntnisse über den Verlauf der Erkrankung zu gewinnen, Parallelen in Diagnostik und Therapie zu ziehen und mögliche Behandlungsempfehlungen zu erarbeiten. Um den Schweregrad einer kornealen Ulzeration beim Pferd sowie deren Prognose objektiv einschätzen zu können, war es ferner Ziel dieser Studie die gegebenen Patientendaten für die Entwicklung eines fundierten Scoringsystems zur Beurteilung des klinischen Schweregrades und der Prognose kornealer Ulzerationen zu nutzen. Die Patientendaten mit der Einlieferungsdiagnose Ulcus corneae und der folgenden stationären Therapie im Zeitraum vom 01.01.2008 bis 31.12.2011 wurden retrospektiv ausgewertet. Zusätzlich wurden die Daten des Patientensignalements aller Klinikpatienten derselben Jahrgänge als Referenzgruppe verwendet. Im angegebenen Zeitraum wurde in der Klinik für Pferde bei 78 von 3514 Klinikpatienten ein Hornhautulkus diagnostiziert. Die Prävalenz betrug 2,2% der gesamten Klinikpopulation. Hornhautulzera traten während aller Jahreszeiten auf, jedoch war unter den mykotisch bedingten Ulzerationen eine Häufung während der Sommermonate festzustellen. Das durchschnittliche Alter der betroffenen Patienten betrug 13,7 Jahre und lag damit hochsignifikant über dem Durchschnittsalter der übrigen Klinikpatienten mit 9,8 Jahren (p<0,01). Dreiundzwanzig Prozent der betroffenen Patienten wurden rein konservativ behandelt und 57 Patienten (77%) zusätzlich mit chirurgischen Maßnahmen therapiert. Die Bulbuserhaltungsrate betrug 80,8%. In 30,6% der Fälle (22/72) erlangten die Pferde nach Ausheilung des Ulkus die vollständige Sehfähigkeit. Die Klinikaufenthaltsdauer war mit 28,3 Tagen im Durchschnitt hochsignifikant länger als bei Patienten mit anderen Erkrankungen (p<0,01). Zur Beurteilung des klinischen Schweregrades wurden Kriterien wie der Grad der Hyperämie der Konjunktiva, das Vorhandensein von Gefäßen in der Hornhaut und die Pupillenstellung mit 3 bis 9 Punkten bewertet und zu einem Gesamtscore addiert, welcher einem gering-, mittel- oder hochgradigen klinischen Schweregrad der Hornhautulzera zugeordnet werden konnte. Der Grund für eine Prädisposition älterer Pferde in der Entstehung von Hornhautulzera wird neben einer altersabhängigen Strukturveränderung der Kornea sowie Veränderungen in der kornealen Physiologie, der Immunabwehr und der Zusammensetzung der konjunktivalen Mikroflora vermutet. Patienten über 12 Jahre wiesen demnach ein höheres Risiko auf an einem Hornhautulkus zu erkranken. Die intensive medikamentöse und aggressive chirurgische Therapie ist auch im frühen Stadium kornealer Ulzerationen anzuwenden, um schwere klinische Verläufe, die häufig mit einer sehr langen stationären Behandlung einhergehen, zu verhindern. Anhand des klinischen Scoringsystem ist es möglich, nach Aufnahme des Einlieferungsbefundes fundierte prognostische Aussagen bezüglich der Sehfähigkeit, des Reizzustandes des Auges und der Bulbuserhaltung bei der Entlassung zu machen., Corneal ulceration is a severe ophthalmologic disease in horses, which can be accompanied by the loss of the eye or constricted vision and is also a common reason for an emergency referral. The purpose of this retrospective study was to determine prevalence, predispositions, typical therapy and the prognosis for equine corneal ulcers, so as to gain new findings in the clinical course and to form recommendations for therapy methods. Another aim was to develop a well-founded scoring system classifying and evaluating the degree of the severity of corneal ulcers in horses, in order to estimate objectively the severity of corneal ulcerations as well as the prognosis for vision and globe survival. Medical Records of horses diagnosed with corneal ulceration and a treatment as an inpatient at the Equine Clinic from 1st January 2008 to 31st December 2011 were reviewed. The patients’ data of all horses seen at the Equine Clinic during the same period (3436 horses) served as reference data. A total of 78 horses, 2.2% of all clinic patients (3514), suffered from corneal ulceration. Although corneal ulcerations were found in every season, fungal corneal ulcers tended to accumulate in the summer month. The mean age of patients with corneal ulcers was 13.7 years. This was highly significantly older than the average age of patients of the reference group with 9.8 years (p<0,01). Seventeen of seventy-four (17/74; 23%) patients were treated without surgical intervention and 57/74 (77%) horses received surgical treatment with either debridement or keratectomy alone or keratectomy with conjunctival flap. The globe-survival-rate was 80.8% and the eyes were visual in 30.6% (22/72). The time of hospitalisation was 28.3 days on average. This was highly significantly longer than the mean time of hospitalisation of every other patient at the Equine Clinic (p<0,01). Clinical information was used to build up a scoringsystem using three clinical criteria to calculate clinical severity of the corneal ulceration. A score was given to each patient for the hyperaemia of the conjunctiva, corneal neovascularisation and the grade of miosis. By adding these single scores a cumulative score was calculated, which reflected the severity of the corneal ulcers. Patients with higher cumulative scores had a more severe corneal ulcer and a worse prognosis for vision and globe survival. The reason for an age-related predisposition for the development of corneal ulceration in older horses seems to be associated with changes in the anatomical structure, physiology and immunology of the older cornea. In addition, changes in the microflora could be a cause for a higher susceptibility to corneal ulceration in older horses. It could be concluded, that horses older than twelve years represent a distinct clinical group in the context of ulcerative keratitis with a higher prevalence for corneal ulcers. Intensive medical and aggressive surgical therapy is indicated in the early stage of corneal ulceration, to prevent vision and globe survival. Patients with corneal ulceration showed the longest period of hospitalisation of all clinical cases. The developed scoring system for the clinical severity of corneal ulceration at the time of hospitalisation allows a more objective assessment of the severity and prognosis of corneal uceration.
Hornhautulzera, Ulcus corneae, Corneal ulcer, Pferd, horse, predisposition
Pape, Ulrike
2015
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Pape, Ulrike (2015): Retrospektive Studie über Prävalenz, Prädisposition, Klinik, Therapie und Prognose des Equinen Ulcus corneae von 2008 bis 2011 mit der Entwicklung eines Scoringsystems zur Beurteilung des klinischen Schweregrades, Equine corneal ulcers: a retrospective evaluation of 78 horses (2008–2011). Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

Schwerwiegende Hornhautulzerationen stellen eine gravierende Augenerkrankung beim Pferd dar, die nicht selten zum Verlust des Auges und der Sehfähigkeit führt und daher als ophthalmologischer Notfall gilt. Anhand dieser retrospektiven Studie wurden die Patientendaten von Pferden mit Hornhautulzera auf Prävalenz, Prädisposition, Klinik, Therapie und Prognose von Hornhautulzera untersucht, um ggf. neue Erkenntnisse über den Verlauf der Erkrankung zu gewinnen, Parallelen in Diagnostik und Therapie zu ziehen und mögliche Behandlungsempfehlungen zu erarbeiten. Um den Schweregrad einer kornealen Ulzeration beim Pferd sowie deren Prognose objektiv einschätzen zu können, war es ferner Ziel dieser Studie die gegebenen Patientendaten für die Entwicklung eines fundierten Scoringsystems zur Beurteilung des klinischen Schweregrades und der Prognose kornealer Ulzerationen zu nutzen. Die Patientendaten mit der Einlieferungsdiagnose Ulcus corneae und der folgenden stationären Therapie im Zeitraum vom 01.01.2008 bis 31.12.2011 wurden retrospektiv ausgewertet. Zusätzlich wurden die Daten des Patientensignalements aller Klinikpatienten derselben Jahrgänge als Referenzgruppe verwendet. Im angegebenen Zeitraum wurde in der Klinik für Pferde bei 78 von 3514 Klinikpatienten ein Hornhautulkus diagnostiziert. Die Prävalenz betrug 2,2% der gesamten Klinikpopulation. Hornhautulzera traten während aller Jahreszeiten auf, jedoch war unter den mykotisch bedingten Ulzerationen eine Häufung während der Sommermonate festzustellen. Das durchschnittliche Alter der betroffenen Patienten betrug 13,7 Jahre und lag damit hochsignifikant über dem Durchschnittsalter der übrigen Klinikpatienten mit 9,8 Jahren (p<0,01). Dreiundzwanzig Prozent der betroffenen Patienten wurden rein konservativ behandelt und 57 Patienten (77%) zusätzlich mit chirurgischen Maßnahmen therapiert. Die Bulbuserhaltungsrate betrug 80,8%. In 30,6% der Fälle (22/72) erlangten die Pferde nach Ausheilung des Ulkus die vollständige Sehfähigkeit. Die Klinikaufenthaltsdauer war mit 28,3 Tagen im Durchschnitt hochsignifikant länger als bei Patienten mit anderen Erkrankungen (p<0,01). Zur Beurteilung des klinischen Schweregrades wurden Kriterien wie der Grad der Hyperämie der Konjunktiva, das Vorhandensein von Gefäßen in der Hornhaut und die Pupillenstellung mit 3 bis 9 Punkten bewertet und zu einem Gesamtscore addiert, welcher einem gering-, mittel- oder hochgradigen klinischen Schweregrad der Hornhautulzera zugeordnet werden konnte. Der Grund für eine Prädisposition älterer Pferde in der Entstehung von Hornhautulzera wird neben einer altersabhängigen Strukturveränderung der Kornea sowie Veränderungen in der kornealen Physiologie, der Immunabwehr und der Zusammensetzung der konjunktivalen Mikroflora vermutet. Patienten über 12 Jahre wiesen demnach ein höheres Risiko auf an einem Hornhautulkus zu erkranken. Die intensive medikamentöse und aggressive chirurgische Therapie ist auch im frühen Stadium kornealer Ulzerationen anzuwenden, um schwere klinische Verläufe, die häufig mit einer sehr langen stationären Behandlung einhergehen, zu verhindern. Anhand des klinischen Scoringsystem ist es möglich, nach Aufnahme des Einlieferungsbefundes fundierte prognostische Aussagen bezüglich der Sehfähigkeit, des Reizzustandes des Auges und der Bulbuserhaltung bei der Entlassung zu machen.

Abstract

Corneal ulceration is a severe ophthalmologic disease in horses, which can be accompanied by the loss of the eye or constricted vision and is also a common reason for an emergency referral. The purpose of this retrospective study was to determine prevalence, predispositions, typical therapy and the prognosis for equine corneal ulcers, so as to gain new findings in the clinical course and to form recommendations for therapy methods. Another aim was to develop a well-founded scoring system classifying and evaluating the degree of the severity of corneal ulcers in horses, in order to estimate objectively the severity of corneal ulcerations as well as the prognosis for vision and globe survival. Medical Records of horses diagnosed with corneal ulceration and a treatment as an inpatient at the Equine Clinic from 1st January 2008 to 31st December 2011 were reviewed. The patients’ data of all horses seen at the Equine Clinic during the same period (3436 horses) served as reference data. A total of 78 horses, 2.2% of all clinic patients (3514), suffered from corneal ulceration. Although corneal ulcerations were found in every season, fungal corneal ulcers tended to accumulate in the summer month. The mean age of patients with corneal ulcers was 13.7 years. This was highly significantly older than the average age of patients of the reference group with 9.8 years (p<0,01). Seventeen of seventy-four (17/74; 23%) patients were treated without surgical intervention and 57/74 (77%) horses received surgical treatment with either debridement or keratectomy alone or keratectomy with conjunctival flap. The globe-survival-rate was 80.8% and the eyes were visual in 30.6% (22/72). The time of hospitalisation was 28.3 days on average. This was highly significantly longer than the mean time of hospitalisation of every other patient at the Equine Clinic (p<0,01). Clinical information was used to build up a scoringsystem using three clinical criteria to calculate clinical severity of the corneal ulceration. A score was given to each patient for the hyperaemia of the conjunctiva, corneal neovascularisation and the grade of miosis. By adding these single scores a cumulative score was calculated, which reflected the severity of the corneal ulcers. Patients with higher cumulative scores had a more severe corneal ulcer and a worse prognosis for vision and globe survival. The reason for an age-related predisposition for the development of corneal ulceration in older horses seems to be associated with changes in the anatomical structure, physiology and immunology of the older cornea. In addition, changes in the microflora could be a cause for a higher susceptibility to corneal ulceration in older horses. It could be concluded, that horses older than twelve years represent a distinct clinical group in the context of ulcerative keratitis with a higher prevalence for corneal ulcers. Intensive medical and aggressive surgical therapy is indicated in the early stage of corneal ulceration, to prevent vision and globe survival. Patients with corneal ulceration showed the longest period of hospitalisation of all clinical cases. The developed scoring system for the clinical severity of corneal ulceration at the time of hospitalisation allows a more objective assessment of the severity and prognosis of corneal uceration.