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Generalized Bayesian inference under prior-data conflict
Generalized Bayesian inference under prior-data conflict
This thesis is concerned with the generalisation of Bayesian inference towards the use of imprecise or interval probability, with a focus on model behaviour in case of prior-data conflict. Bayesian inference is one of the main approaches to statistical inference. It requires to express (subjective) knowledge on the parameter(s) of interest not incorporated in the data by a so-called prior distribution. All inferences are then based on the so-called posterior distribution, the subsumption of prior knowledge and the information in the data calculated via Bayes' Rule. The adequate choice of priors has always been an intensive matter of debate in the Bayesian literature. While a considerable part of the literature is concerned with so-called non-informative priors aiming to eliminate (or, at least, to standardise) the influence of priors on posterior inferences, inclusion of specific prior information into the model may be necessary if data are scarce, or do not contain much information about the parameter(s) of interest; also, shrinkage estimators, common in frequentist approaches, can be considered as Bayesian estimators based on informative priors. When substantial information is used to elicit the prior distribution through, e.g, an expert's assessment, and the sample size is not large enough to eliminate the influence of the prior, prior-data conflict can occur, i.e., information from outlier-free data suggests parameter values which are surprising from the viewpoint of prior information, and it may not be clear whether the prior specifications or the integrity of the data collecting method (the measurement procedure could, e.g., be systematically biased) should be questioned. In any case, such a conflict should be reflected in the posterior, leading to very cautious inferences, and most statisticians would thus expect to observe, e.g., wider credibility intervals for parameters in case of prior-data conflict. However, at least when modelling is based on conjugate priors, prior-data conflict is in most cases completely averaged out, giving a false certainty in posterior inferences. Here, imprecise or interval probability methods offer sound strategies to counter this issue, by mapping parameter uncertainty over sets of priors resp. posteriors instead of over single distributions. This approach is supported by recent research in economics, risk analysis and artificial intelligence, corroborating the multi-dimensional nature of uncertainty and concluding that standard probability theory as founded on Kolmogorov's or de Finetti's framework may be too restrictive, being appropriate only for describing one dimension, namely ideal stochastic phenomena. The thesis studies how to efficiently describe sets of priors in the setting of samples from an exponential family. Models are developed that offer enough flexibility to express a wide range of (partial) prior information, give reasonably cautious inferences in case of prior-data conflict while resulting in more precise inferences when prior and data agree well, and still remain easily tractable in order to be useful for statistical practice. Applications in various areas, e.g. common-cause failure modeling and Bayesian linear regression, are explored, and the developed approach is compared to other imprecise probability models., Das Thema dieser Dissertation ist die Generalisierung der Bayes-Inferenz durch die Verwendung von unscharfen oder intervallwertigen Wahrscheinlichkeiten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Modellverhalten in dem Fall, dass Vorwissen und beobachtete Daten in Konflikt stehen. Die Bayes-Inferenz ist einer der Hauptansätze zur Herleitung von statistischen Inferenzmethoden. In diesem Ansatz muss (eventuell subjektives) Vorwissen über die Modellparameter in einer sogenannten Priori-Verteilung (kurz: Priori) erfasst werden. Alle Inferenzaussagen basieren dann auf der sogenannten Posteriori-Verteilung (kurz: Posteriori), welche mittels des Satzes von Bayes berechnet wird und das Vorwissen und die Informationen in den Daten zusammenfasst. Wie eine Priori-Verteilung in der Praxis zu wählen sei, ist dabei stark umstritten. Ein großer Teil der Literatur befasst sich mit der Bestimmung von sogenannten nichtinformativen Prioris. Diese zielen darauf ab, den Einfluss der Priori auf die Posteriori zu eliminieren oder zumindest zu standardisieren. Falls jedoch nur wenige Daten zur Verfügung stehen, oder diese nur wenige Informationen in Bezug auf die Modellparameter bereitstellen, kann es hingegen nötig sein, spezifische Priori-Informationen in ein Modell einzubeziehen. Außerdem können sogenannte Shrinkage-Schätzer, die in frequentistischen Ansätzen häufig zum Einsatz kommen, als Bayes-Schätzer mit informativen Prioris angesehen werden. Wenn spezifisches Vorwissen zur Bestimmung einer Priori genutzt wird (beispielsweise durch eine Befragung eines Experten), aber die Stichprobengröße nicht ausreicht, um eine solche informative Priori zu überstimmen, kann sich ein Konflikt zwischen Priori und Daten ergeben. Dieser kann sich darin äußern, dass die beobachtete (und von eventuellen Ausreißern bereinigte) Stichprobe Parameterwerte impliziert, die aus Sicht der Priori äußerst überraschend und unerwartet sind. In solch einem Fall kann es unklar sein, ob eher das Vorwissen oder eher die Validität der Datenerhebung in Zweifel gezogen werden sollen. (Es könnten beispielsweise Messfehler, Kodierfehler oder eine Stichprobenverzerrung durch selection bias vorliegen.) Zweifellos sollte sich ein solcher Konflikt in der Posteriori widerspiegeln und eher vorsichtige Inferenzaussagen nach sich ziehen; die meisten Statistiker würden daher davon ausgehen, dass sich in solchen Fällen breitere Posteriori-Kredibilitätsintervalle für die Modellparameter ergeben. Bei Modellen, die auf der Wahl einer bestimmten parametrischen Form der Priori basieren, welche die Berechnung der Posteriori wesentlich vereinfachen (sogenannte konjugierte Priori-Verteilungen), wird ein solcher Konflikt jedoch einfach ausgemittelt. Dann werden Inferenzaussagen, die auf einer solchen Posteriori basieren, den Anwender in falscher Sicherheit wiegen. In dieser problematischen Situation können Intervallwahrscheinlichkeits-Methoden einen fundierten Ausweg bieten, indem Unsicherheit über die Modellparameter mittels Mengen von Prioris beziehungsweise Posterioris ausgedrückt wird. Neuere Erkenntnisse aus Risikoforschung, Ökonometrie und der Forschung zu künstlicher Intelligenz, die die Existenz von verschiedenen Arten von Unsicherheit nahelegen, unterstützen einen solchen Modellansatz, der auf der Feststellung aufbaut, dass die auf den Ansätzen von Kolmogorov oder de Finetti basierende übliche Wahrscheinlichkeitsrechung zu restriktiv ist, um diesen mehrdimensionalen Charakter von Unsicherheit adäquat einzubeziehen. Tatsächlich kann in diesen Ansätzen nur eine der Dimensionen von Unsicherheit modelliert werden, nämlich die der idealen Stochastizität. In der vorgelegten Dissertation wird untersucht, wie sich Mengen von Prioris für Stichproben aus Exponentialfamilien effizient beschreiben lassen. Wir entwickeln Modelle, die eine ausreichende Flexibilität gewährleisten, sodass eine Vielfalt von Ausprägungen von partiellem Vorwissen beschrieben werden kann. Diese Modelle führen zu vorsichtigen Inferenzaussagen, wenn ein Konflikt zwischen Priori und Daten besteht, und ermöglichen dennoch präzisere Aussagen für den Fall, dass Priori und Daten im Wesentlichen übereinstimmen, ohne dabei die Einsatzmöglichkeiten in der statistischen Praxis durch eine zu hohe Komplexität in der Anwendung zu erschweren. Wir ermitteln die allgemeinen Inferenzeigenschaften dieser Modelle, die sich durch einen klaren und nachvollziehbaren Zusammenhang zwischen Modellunsicherheit und der Präzision von Inferenzaussagen auszeichnen, und untersuchen Anwendungen in verschiedenen Bereichen, unter anderem in sogenannten common-cause-failure-Modellen und in der linearen Bayes-Regression. Zudem werden die in dieser Dissertation entwickelten Modelle mit anderen Intervallwahrscheinlichkeits-Modellen verglichen und deren jeweiligen Stärken und Schwächen diskutiert, insbesondere in Bezug auf die Präzision von Inferenzaussagen bei einem Konflikt von Vorwissen und beobachteten Daten.
Bayesian Statistics, Imprecise Probability, Prior-Data Conflict, Conjugate Priors, Common-Cause Failure
Walter, Gero
2013
Englisch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Walter, Gero (2013): Generalized Bayesian inference under prior-data conflict. Dissertation, LMU München: Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik
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Abstract

This thesis is concerned with the generalisation of Bayesian inference towards the use of imprecise or interval probability, with a focus on model behaviour in case of prior-data conflict. Bayesian inference is one of the main approaches to statistical inference. It requires to express (subjective) knowledge on the parameter(s) of interest not incorporated in the data by a so-called prior distribution. All inferences are then based on the so-called posterior distribution, the subsumption of prior knowledge and the information in the data calculated via Bayes' Rule. The adequate choice of priors has always been an intensive matter of debate in the Bayesian literature. While a considerable part of the literature is concerned with so-called non-informative priors aiming to eliminate (or, at least, to standardise) the influence of priors on posterior inferences, inclusion of specific prior information into the model may be necessary if data are scarce, or do not contain much information about the parameter(s) of interest; also, shrinkage estimators, common in frequentist approaches, can be considered as Bayesian estimators based on informative priors. When substantial information is used to elicit the prior distribution through, e.g, an expert's assessment, and the sample size is not large enough to eliminate the influence of the prior, prior-data conflict can occur, i.e., information from outlier-free data suggests parameter values which are surprising from the viewpoint of prior information, and it may not be clear whether the prior specifications or the integrity of the data collecting method (the measurement procedure could, e.g., be systematically biased) should be questioned. In any case, such a conflict should be reflected in the posterior, leading to very cautious inferences, and most statisticians would thus expect to observe, e.g., wider credibility intervals for parameters in case of prior-data conflict. However, at least when modelling is based on conjugate priors, prior-data conflict is in most cases completely averaged out, giving a false certainty in posterior inferences. Here, imprecise or interval probability methods offer sound strategies to counter this issue, by mapping parameter uncertainty over sets of priors resp. posteriors instead of over single distributions. This approach is supported by recent research in economics, risk analysis and artificial intelligence, corroborating the multi-dimensional nature of uncertainty and concluding that standard probability theory as founded on Kolmogorov's or de Finetti's framework may be too restrictive, being appropriate only for describing one dimension, namely ideal stochastic phenomena. The thesis studies how to efficiently describe sets of priors in the setting of samples from an exponential family. Models are developed that offer enough flexibility to express a wide range of (partial) prior information, give reasonably cautious inferences in case of prior-data conflict while resulting in more precise inferences when prior and data agree well, and still remain easily tractable in order to be useful for statistical practice. Applications in various areas, e.g. common-cause failure modeling and Bayesian linear regression, are explored, and the developed approach is compared to other imprecise probability models.

Abstract

Das Thema dieser Dissertation ist die Generalisierung der Bayes-Inferenz durch die Verwendung von unscharfen oder intervallwertigen Wahrscheinlichkeiten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Modellverhalten in dem Fall, dass Vorwissen und beobachtete Daten in Konflikt stehen. Die Bayes-Inferenz ist einer der Hauptansätze zur Herleitung von statistischen Inferenzmethoden. In diesem Ansatz muss (eventuell subjektives) Vorwissen über die Modellparameter in einer sogenannten Priori-Verteilung (kurz: Priori) erfasst werden. Alle Inferenzaussagen basieren dann auf der sogenannten Posteriori-Verteilung (kurz: Posteriori), welche mittels des Satzes von Bayes berechnet wird und das Vorwissen und die Informationen in den Daten zusammenfasst. Wie eine Priori-Verteilung in der Praxis zu wählen sei, ist dabei stark umstritten. Ein großer Teil der Literatur befasst sich mit der Bestimmung von sogenannten nichtinformativen Prioris. Diese zielen darauf ab, den Einfluss der Priori auf die Posteriori zu eliminieren oder zumindest zu standardisieren. Falls jedoch nur wenige Daten zur Verfügung stehen, oder diese nur wenige Informationen in Bezug auf die Modellparameter bereitstellen, kann es hingegen nötig sein, spezifische Priori-Informationen in ein Modell einzubeziehen. Außerdem können sogenannte Shrinkage-Schätzer, die in frequentistischen Ansätzen häufig zum Einsatz kommen, als Bayes-Schätzer mit informativen Prioris angesehen werden. Wenn spezifisches Vorwissen zur Bestimmung einer Priori genutzt wird (beispielsweise durch eine Befragung eines Experten), aber die Stichprobengröße nicht ausreicht, um eine solche informative Priori zu überstimmen, kann sich ein Konflikt zwischen Priori und Daten ergeben. Dieser kann sich darin äußern, dass die beobachtete (und von eventuellen Ausreißern bereinigte) Stichprobe Parameterwerte impliziert, die aus Sicht der Priori äußerst überraschend und unerwartet sind. In solch einem Fall kann es unklar sein, ob eher das Vorwissen oder eher die Validität der Datenerhebung in Zweifel gezogen werden sollen. (Es könnten beispielsweise Messfehler, Kodierfehler oder eine Stichprobenverzerrung durch selection bias vorliegen.) Zweifellos sollte sich ein solcher Konflikt in der Posteriori widerspiegeln und eher vorsichtige Inferenzaussagen nach sich ziehen; die meisten Statistiker würden daher davon ausgehen, dass sich in solchen Fällen breitere Posteriori-Kredibilitätsintervalle für die Modellparameter ergeben. Bei Modellen, die auf der Wahl einer bestimmten parametrischen Form der Priori basieren, welche die Berechnung der Posteriori wesentlich vereinfachen (sogenannte konjugierte Priori-Verteilungen), wird ein solcher Konflikt jedoch einfach ausgemittelt. Dann werden Inferenzaussagen, die auf einer solchen Posteriori basieren, den Anwender in falscher Sicherheit wiegen. In dieser problematischen Situation können Intervallwahrscheinlichkeits-Methoden einen fundierten Ausweg bieten, indem Unsicherheit über die Modellparameter mittels Mengen von Prioris beziehungsweise Posterioris ausgedrückt wird. Neuere Erkenntnisse aus Risikoforschung, Ökonometrie und der Forschung zu künstlicher Intelligenz, die die Existenz von verschiedenen Arten von Unsicherheit nahelegen, unterstützen einen solchen Modellansatz, der auf der Feststellung aufbaut, dass die auf den Ansätzen von Kolmogorov oder de Finetti basierende übliche Wahrscheinlichkeitsrechung zu restriktiv ist, um diesen mehrdimensionalen Charakter von Unsicherheit adäquat einzubeziehen. Tatsächlich kann in diesen Ansätzen nur eine der Dimensionen von Unsicherheit modelliert werden, nämlich die der idealen Stochastizität. In der vorgelegten Dissertation wird untersucht, wie sich Mengen von Prioris für Stichproben aus Exponentialfamilien effizient beschreiben lassen. Wir entwickeln Modelle, die eine ausreichende Flexibilität gewährleisten, sodass eine Vielfalt von Ausprägungen von partiellem Vorwissen beschrieben werden kann. Diese Modelle führen zu vorsichtigen Inferenzaussagen, wenn ein Konflikt zwischen Priori und Daten besteht, und ermöglichen dennoch präzisere Aussagen für den Fall, dass Priori und Daten im Wesentlichen übereinstimmen, ohne dabei die Einsatzmöglichkeiten in der statistischen Praxis durch eine zu hohe Komplexität in der Anwendung zu erschweren. Wir ermitteln die allgemeinen Inferenzeigenschaften dieser Modelle, die sich durch einen klaren und nachvollziehbaren Zusammenhang zwischen Modellunsicherheit und der Präzision von Inferenzaussagen auszeichnen, und untersuchen Anwendungen in verschiedenen Bereichen, unter anderem in sogenannten common-cause-failure-Modellen und in der linearen Bayes-Regression. Zudem werden die in dieser Dissertation entwickelten Modelle mit anderen Intervallwahrscheinlichkeits-Modellen verglichen und deren jeweiligen Stärken und Schwächen diskutiert, insbesondere in Bezug auf die Präzision von Inferenzaussagen bei einem Konflikt von Vorwissen und beobachteten Daten.