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Erleben und Verhalten unter Stress in Abhängigkeit von der kardialen Sensibilität. Eine experimentelle Untersuchung über die Bedeutung der kardialen Sensibilität für Emotionen, kognitive Leistung und Coping in Stresssituationen
Erleben und Verhalten unter Stress in Abhängigkeit von der kardialen Sensibilität. Eine experimentelle Untersuchung über die Bedeutung der kardialen Sensibilität für Emotionen, kognitive Leistung und Coping in Stresssituationen
Stresssituationen lösen kardiovaskuläre Reaktionen aus. Generell sind Individuen in der Lage diese kardiovaskulären Prozesse wahrzunehmen, was man als kardiale Sensibilität bezeichnet. Allerdings existieren deutliche interindividuelle Unterschiede in dem Ausmaß der kardialen Sensibilität. Theorien zu Emotionen, kognitiver Leistung und Coping (Stressbewältigung) sowie empirische Befunde legen nahe, dass interindividuelle Unterschiede in der kardialen Sensibilität die kognitiv-behaviourale Stressreaktion und die Aufmerksamkeitsallokation gegenüber Stressoren beeinflussen könnte. Daher war es Ziel der aktuellen Studien den Einfluss der kardialen Sensibilität auf das emotionale Stresserleben, die kognitive Leistung und das Coping zu untersuchen. Die Probanden wurde mit Hilfe eines Tests zur Erfassung der kardialen Sensibilität in Probanden mit hoher versus niedriger kardialer Sensibilität eingeteilt. Anschließend wurde Stress in Studie 1 und 2 durch mentale Stressoren induziert und das emotionale Erleben mittels Fragebögen erhoben. Zudem wurde in Studie 2 die kognitive Leistung durch Anzahl der falschen Reaktionen, der richtigen Reaktionen, der Auslassungen sowie dem Median der Reaktionszeit in einem computerbasierten Test erhoben. In Studie 3 wurde die Aufmerksamkeitsallokation gegenüber Stressoren in einem computerbasierten Paradigma erhoben. Es wurde die initiale Aufmerksamkeitsallokation und die Aufmerksamkeitsallokation im Verlauf erhoben. Die Ergebnisse zeigten, dass kardiale Sensibilität das emotionale Stresserleben intensivierte. Zudem zeigten sich positive Zusammenhänge zwischen kardialer Sensibilität und der Fehleranzahl sowie zwischen kardialer Sensibilität und schnelleren Reaktionen. Des weiteren ging hohe kardiale Sensibilität initial mit einer Aufmerksamkeitszuwendung zu Stressoren einher, jedoch mit einer Aufmerksamkeitsabwendung von Stressoren im Verlauf. Niedrige kardiale Sensibilität hatte hingegen keinen Effekt auf die Aufmerksamkeitsallokation gegenüber Stressoren. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass hohe kardiale Sensibilität das Stresserleben intensiviert, die kognitive Leistung beeinträchtigt und mit einem vigilant-vermeidenden Coping unter Stress einhergeht. Damit modifizieren die Ergebnisse bisherige Stresstheorien, indem sie die Bedeutung der kardialen Sensibilität für die emotional-behaviourale Stressreaktion und für Copingprozesse aufzeigen. Darüber hinaus fügen die aktuellen Ergebnisse dem multidimensionalen Konstrukt „Stress“ eine weitere Dimension, die Interozeption, also die Wahrnehmung somatoviszeraler Prozesse, hinzu.
Kardiale Sensibilität; Interozeption; Stress; Emotionen; Coping
Kindermann, Nicole K.
2013
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Kindermann, Nicole K. (2013): Erleben und Verhalten unter Stress in Abhängigkeit von der kardialen Sensibilität: Eine experimentelle Untersuchung über die Bedeutung der kardialen Sensibilität für Emotionen, kognitive Leistung und Coping in Stresssituationen. Dissertation, LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik
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Abstract

Stresssituationen lösen kardiovaskuläre Reaktionen aus. Generell sind Individuen in der Lage diese kardiovaskulären Prozesse wahrzunehmen, was man als kardiale Sensibilität bezeichnet. Allerdings existieren deutliche interindividuelle Unterschiede in dem Ausmaß der kardialen Sensibilität. Theorien zu Emotionen, kognitiver Leistung und Coping (Stressbewältigung) sowie empirische Befunde legen nahe, dass interindividuelle Unterschiede in der kardialen Sensibilität die kognitiv-behaviourale Stressreaktion und die Aufmerksamkeitsallokation gegenüber Stressoren beeinflussen könnte. Daher war es Ziel der aktuellen Studien den Einfluss der kardialen Sensibilität auf das emotionale Stresserleben, die kognitive Leistung und das Coping zu untersuchen. Die Probanden wurde mit Hilfe eines Tests zur Erfassung der kardialen Sensibilität in Probanden mit hoher versus niedriger kardialer Sensibilität eingeteilt. Anschließend wurde Stress in Studie 1 und 2 durch mentale Stressoren induziert und das emotionale Erleben mittels Fragebögen erhoben. Zudem wurde in Studie 2 die kognitive Leistung durch Anzahl der falschen Reaktionen, der richtigen Reaktionen, der Auslassungen sowie dem Median der Reaktionszeit in einem computerbasierten Test erhoben. In Studie 3 wurde die Aufmerksamkeitsallokation gegenüber Stressoren in einem computerbasierten Paradigma erhoben. Es wurde die initiale Aufmerksamkeitsallokation und die Aufmerksamkeitsallokation im Verlauf erhoben. Die Ergebnisse zeigten, dass kardiale Sensibilität das emotionale Stresserleben intensivierte. Zudem zeigten sich positive Zusammenhänge zwischen kardialer Sensibilität und der Fehleranzahl sowie zwischen kardialer Sensibilität und schnelleren Reaktionen. Des weiteren ging hohe kardiale Sensibilität initial mit einer Aufmerksamkeitszuwendung zu Stressoren einher, jedoch mit einer Aufmerksamkeitsabwendung von Stressoren im Verlauf. Niedrige kardiale Sensibilität hatte hingegen keinen Effekt auf die Aufmerksamkeitsallokation gegenüber Stressoren. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass hohe kardiale Sensibilität das Stresserleben intensiviert, die kognitive Leistung beeinträchtigt und mit einem vigilant-vermeidenden Coping unter Stress einhergeht. Damit modifizieren die Ergebnisse bisherige Stresstheorien, indem sie die Bedeutung der kardialen Sensibilität für die emotional-behaviourale Stressreaktion und für Copingprozesse aufzeigen. Darüber hinaus fügen die aktuellen Ergebnisse dem multidimensionalen Konstrukt „Stress“ eine weitere Dimension, die Interozeption, also die Wahrnehmung somatoviszeraler Prozesse, hinzu.