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Varieties of Entrepreneurship. Konzeptionelle Überlegungen und empirische Studien an der Schnittstelle von Entrepreneurship- und Kapitalismusforschung
Varieties of Entrepreneurship. Konzeptionelle Überlegungen und empirische Studien an der Schnittstelle von Entrepreneurship- und Kapitalismusforschung
Mit dem ab Mitte der 1980er Jahre diagnostizierten Übergang in eine globale Wissensökonomie wird Unternehmensgründungen v. a. in den westlichen Industrienationen eine große Relevanz für die Durchsetzung von Innovationen und die Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit zugesprochen. Dieser Befund hat speziell in den "gründungsschwachen" Marktwirtschaften des kontinentaleuropäischen Raums Debatten über die Notwendigkeit einer Steigerung der Gründungsproduktivität hervorgerufen. Während die wissenschaftliche Forschung zur Gründung und Frühentwicklung neuer Unternehmen (Entrepreneurship-Forschung) den Schlüssel zur Verringerung der europäischen "Gründungslücke" noch heute v. a. in der institutionellen Konvergenz mit dem nachweislich "erfolgreichen" angelsächsischen Modell des liberalen Kapitalismus vermutet, kann mit sekundarstatistischen Daten ein alternativer gründungspolitischer Ansatz nachgewiesen werden, der v. a. auf dem Abbau von bürokratischen Hürden und direkt wirkenden Maßnahmen der Sensibilisierung, Qualifizierung und finanziellen Bezuschussung bzw. Entlastung von Unternehmensgründern basiert. Dieser Ansatz ist notwendigerweise mit einer aktiven politischen Steuerung der Gründungsdynamik verbunden, deren Ursachen und Implikationen in der US-amerikanisch dominierten internationalen Entrepreneurship-Forschung bisher jedoch kaum thematisiert werden. In der vorliegenden Promotion wird unter Rückgriff auf Konzepte und Befunde der komparativen Kapitalismusforschung die These eines kontextsensitiven Pfades der Institutionalisierung entwickelt, systematisiert und in vier wissenschaftlichen Aufsätzen auf ihre Relevanz geprüft. Meta-analytisch angelegte Studien zur Organisation und inhaltlichen Ausrichtung der deutschen und europäischen Entrepreneurship-Forschung weisen dabei eine kontextspezifische Ausgestaltung der Debatte nach, in der die soziale und regionale Umwelt der Unternehmensentstehung sowie deren dynamische Transformation durch gezielte politische Eingriffe ein systematisch erhöhtes Forschungsaufkommen generieren. Die konkrete Analyse des politisch gesteuerten Institutionalisierungspfades am Beispiel der akademischen Gründungsförderung an deutschen Hochschulen macht darüber hinaus den adaptiven Charakter der europäischen Gründungspolitik deutlich, die durch eine charakteristische Kombination von grundungspolitischen Instrumenten gekennzeichnet ist, neben den aus der Referenzliteratur bekannten innovations- und beschäftigungspolitischen Zielsetzungen auch Züge einer ausgleichsorientierten Politik tragt und durch ein organisational und regional differenziertes System von sozialen Praktiken implementiert wird. Die Arbeit liefert damit insgesamt überzeugende Argumente für die These, dass die Intensivierung von gründungspolitischen Eingriffen im europäischen Raum als kontextsensitiver Prozess der Optimierung angelegt ist, der die breiteren polit-ökonomischen Strukturen der Gesellschaft explizit reflektiert und aufgrund seines transformativen Charakters in der US-amerikanisch dominierten Mainstream-Debatte sowohl konzeptionell als auch empirisch mehr Aufmerksamkeit erhalten muss.
Entrepreneurship, Unternehmensgründung, Institutionen, Kapitalismusforschung, varieties of capitalism, Deutschland, USA, transatlantic divide, akademische Gründungsförderung, spin-off-Gründung
Heumann, Stefan
2011
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Heumann, Stefan (2011): Varieties of Entrepreneurship: Konzeptionelle Überlegungen und empirische Studien an der Schnittstelle von Entrepreneurship- und Kapitalismusforschung. Dissertation, LMU München: Fakultät für Geowissenschaften
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Abstract

Mit dem ab Mitte der 1980er Jahre diagnostizierten Übergang in eine globale Wissensökonomie wird Unternehmensgründungen v. a. in den westlichen Industrienationen eine große Relevanz für die Durchsetzung von Innovationen und die Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit zugesprochen. Dieser Befund hat speziell in den "gründungsschwachen" Marktwirtschaften des kontinentaleuropäischen Raums Debatten über die Notwendigkeit einer Steigerung der Gründungsproduktivität hervorgerufen. Während die wissenschaftliche Forschung zur Gründung und Frühentwicklung neuer Unternehmen (Entrepreneurship-Forschung) den Schlüssel zur Verringerung der europäischen "Gründungslücke" noch heute v. a. in der institutionellen Konvergenz mit dem nachweislich "erfolgreichen" angelsächsischen Modell des liberalen Kapitalismus vermutet, kann mit sekundarstatistischen Daten ein alternativer gründungspolitischer Ansatz nachgewiesen werden, der v. a. auf dem Abbau von bürokratischen Hürden und direkt wirkenden Maßnahmen der Sensibilisierung, Qualifizierung und finanziellen Bezuschussung bzw. Entlastung von Unternehmensgründern basiert. Dieser Ansatz ist notwendigerweise mit einer aktiven politischen Steuerung der Gründungsdynamik verbunden, deren Ursachen und Implikationen in der US-amerikanisch dominierten internationalen Entrepreneurship-Forschung bisher jedoch kaum thematisiert werden. In der vorliegenden Promotion wird unter Rückgriff auf Konzepte und Befunde der komparativen Kapitalismusforschung die These eines kontextsensitiven Pfades der Institutionalisierung entwickelt, systematisiert und in vier wissenschaftlichen Aufsätzen auf ihre Relevanz geprüft. Meta-analytisch angelegte Studien zur Organisation und inhaltlichen Ausrichtung der deutschen und europäischen Entrepreneurship-Forschung weisen dabei eine kontextspezifische Ausgestaltung der Debatte nach, in der die soziale und regionale Umwelt der Unternehmensentstehung sowie deren dynamische Transformation durch gezielte politische Eingriffe ein systematisch erhöhtes Forschungsaufkommen generieren. Die konkrete Analyse des politisch gesteuerten Institutionalisierungspfades am Beispiel der akademischen Gründungsförderung an deutschen Hochschulen macht darüber hinaus den adaptiven Charakter der europäischen Gründungspolitik deutlich, die durch eine charakteristische Kombination von grundungspolitischen Instrumenten gekennzeichnet ist, neben den aus der Referenzliteratur bekannten innovations- und beschäftigungspolitischen Zielsetzungen auch Züge einer ausgleichsorientierten Politik tragt und durch ein organisational und regional differenziertes System von sozialen Praktiken implementiert wird. Die Arbeit liefert damit insgesamt überzeugende Argumente für die These, dass die Intensivierung von gründungspolitischen Eingriffen im europäischen Raum als kontextsensitiver Prozess der Optimierung angelegt ist, der die breiteren polit-ökonomischen Strukturen der Gesellschaft explizit reflektiert und aufgrund seines transformativen Charakters in der US-amerikanisch dominierten Mainstream-Debatte sowohl konzeptionell als auch empirisch mehr Aufmerksamkeit erhalten muss.