Logo Logo
Hilfe
Kontakt
Switch language to English
Größenprogrediente und verzögert auftretende intrakranielle Blutungen nach Schädel-Hirn-Trauma. Häufigkeit und Stellenwert klinischer, radiologischer und laborchemischer Parameter
Größenprogrediente und verzögert auftretende intrakranielle Blutungen nach Schädel-Hirn-Trauma. Häufigkeit und Stellenwert klinischer, radiologischer und laborchemischer Parameter
Gegenstand der vorliegenden retrospektiven Untersuchung war die Dynamik intrakranieller Blutungen in der Computertomographie nach einem Schädel-Hirn-Trauma. Es sollte eine Quantifizierung größenprogredienter (PIB) und verzögert auftretender Blutungen (VIB) erfolgen sowie mögliche prädiktive Faktoren gegenüber Patienten mit konstantem Blutungsverlauf (KIB) identifiziert werden. Im Zeitraum von Januar 2001 bis Dezember 2002 erfassten wir SHT-Patienten, bei denen aufgrund einer posttraumatischen intrakraniellen Blutung oder aufgrund des klinischen Verlaufs eine CCT-Kontrolluntersuchung innerhalb 24 Stunden angefertigt wurde (n=163). Nach Ausschluss frühzeitig neurochirurgisch operierter Patienten sowie 39 Patienten ohne intrakranielle Blutung wurden anhand einer verblindeten Auswertung der CCT-Untersuchungen durch zwei Fachärzte für diagnostische Radiologie 104 Patienten entsprechend dem Blutungsverlauf gruppiert und anschließend hinsichtlich klinischer, radiologischer und laborchemischer Parameter miteinander verglichen. 43% der Patienten zeigten einen progredienten Blutungsverlauf (PIB). Im selben Patientenkollektiv zeigten 6% eine VIB bei zuvor unauffälliger initialer CCT. Unter Patienten mit PIB oder VIB fand sich häufiger eine Kalottenfraktur (p=0,03) sowie eine Intracerebralblutung (p=0,02) im Vergleich zu Patienten mit KIB. PIB wurde zudem häufiger nach Einnahme von Cumarinen (Marcumar) beobachtet (p=0,03). Der Biomarker S-100b korrelierte mit der Größe der Blutungen (r=0,63, p=0,01) und zeigte signifikante Gruppenunterschiede (Mittelwert: Gruppe A 0,34 ± 0,08 µg/l, Gruppe B 3,12 ± 5,56 µg/l, p<0,001). Bei eine Wert von 0,43 µg/l wurde ein größenprogredienter Blutungsverlauf mit einer Sensitivität und Spezifität von 92% (positive Likelihood Ratio 11,08) identifiziert. Bei einem Wert ≤ 0,30 µg/l zeigte kein Patient einen größenprogredienten Blutungsverlauf. (Sensitivität 100%, Spezifität 25%, positive Likelihood Ratio: 1,33). Keine signifikanten Gruppenunterschiede fanden wir in Bezug auf Alter, Geschlecht, Unfallmechanismus, Zeitabläufe, klinischer Parameter und gerinnungsassoziierte Labordaten. Da eine Zunahme intrakranieller Blutungen nach einem SHT in nahezu der Hälfte der Patienten beobachtet werden kann ist eine computertomographische Befundkontrolle ratsam. Patienten mit einer Kalottenfraktur bzw. Intracerebralblutung haben ein erhöhtes Risiko eine größenprogrediente Blutung zu entwickeln. Die zusätzliche Messung der S-100b Konzentration im Blutserum kann bei der Identifikation solcher Hochrisikopatienten helfen.
Schädel-Hirn-Trauma, Intrakranielle Blutung, CCT, S-100b
Ockert, Ben
2008
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Ockert, Ben (2008): Größenprogrediente und verzögert auftretende intrakranielle Blutungen nach Schädel-Hirn-Trauma: Häufigkeit und Stellenwert klinischer, radiologischer und laborchemischer Parameter. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
[thumbnail of Ockert_Ben.pdf]
Vorschau
PDF
Ockert_Ben.pdf

720kB

Abstract

Gegenstand der vorliegenden retrospektiven Untersuchung war die Dynamik intrakranieller Blutungen in der Computertomographie nach einem Schädel-Hirn-Trauma. Es sollte eine Quantifizierung größenprogredienter (PIB) und verzögert auftretender Blutungen (VIB) erfolgen sowie mögliche prädiktive Faktoren gegenüber Patienten mit konstantem Blutungsverlauf (KIB) identifiziert werden. Im Zeitraum von Januar 2001 bis Dezember 2002 erfassten wir SHT-Patienten, bei denen aufgrund einer posttraumatischen intrakraniellen Blutung oder aufgrund des klinischen Verlaufs eine CCT-Kontrolluntersuchung innerhalb 24 Stunden angefertigt wurde (n=163). Nach Ausschluss frühzeitig neurochirurgisch operierter Patienten sowie 39 Patienten ohne intrakranielle Blutung wurden anhand einer verblindeten Auswertung der CCT-Untersuchungen durch zwei Fachärzte für diagnostische Radiologie 104 Patienten entsprechend dem Blutungsverlauf gruppiert und anschließend hinsichtlich klinischer, radiologischer und laborchemischer Parameter miteinander verglichen. 43% der Patienten zeigten einen progredienten Blutungsverlauf (PIB). Im selben Patientenkollektiv zeigten 6% eine VIB bei zuvor unauffälliger initialer CCT. Unter Patienten mit PIB oder VIB fand sich häufiger eine Kalottenfraktur (p=0,03) sowie eine Intracerebralblutung (p=0,02) im Vergleich zu Patienten mit KIB. PIB wurde zudem häufiger nach Einnahme von Cumarinen (Marcumar) beobachtet (p=0,03). Der Biomarker S-100b korrelierte mit der Größe der Blutungen (r=0,63, p=0,01) und zeigte signifikante Gruppenunterschiede (Mittelwert: Gruppe A 0,34 ± 0,08 µg/l, Gruppe B 3,12 ± 5,56 µg/l, p<0,001). Bei eine Wert von 0,43 µg/l wurde ein größenprogredienter Blutungsverlauf mit einer Sensitivität und Spezifität von 92% (positive Likelihood Ratio 11,08) identifiziert. Bei einem Wert ≤ 0,30 µg/l zeigte kein Patient einen größenprogredienten Blutungsverlauf. (Sensitivität 100%, Spezifität 25%, positive Likelihood Ratio: 1,33). Keine signifikanten Gruppenunterschiede fanden wir in Bezug auf Alter, Geschlecht, Unfallmechanismus, Zeitabläufe, klinischer Parameter und gerinnungsassoziierte Labordaten. Da eine Zunahme intrakranieller Blutungen nach einem SHT in nahezu der Hälfte der Patienten beobachtet werden kann ist eine computertomographische Befundkontrolle ratsam. Patienten mit einer Kalottenfraktur bzw. Intracerebralblutung haben ein erhöhtes Risiko eine größenprogrediente Blutung zu entwickeln. Die zusätzliche Messung der S-100b Konzentration im Blutserum kann bei der Identifikation solcher Hochrisikopatienten helfen.