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Langzeitergebnisse des Psoas-Rectus-Transfers in Abhängigkeit von der präoperativen statomotorischen Funktion
Langzeitergebnisse des Psoas-Rectus-Transfers in Abhängigkeit von der präoperativen statomotorischen Funktion
Einleitung/ Ziel: Durch die weichteilentspannende Operation des Psoas-Rectus-Transfers wird die Hüftbeugekontraktur bei Kindern mit infantiler Cerebralparese aufgelöst. Die Beseitigung des Muskelungleichgewichtes unterstützt die statomotorische Aufrichtung der Kinder, eine spastische Hüftluxation wird verhindert. Ziel dieser Untersuchung war, anhand technischer und subjektiver Kriterien zu überprüfen, welche Bedeutung der präoperative statomotorische Funktionsstatus für die im Erwachsenenalter erreichten Spätergebnisse hat. Untersuchungsgut und Methode: Es wurden insgesamt 71 Patienten (46 Tetraparesen, 24 Diparesen, 1 Triparese), die zwischen 1971 und 1996 im Durchschnittsalter von 7 Jahren einen beidseitigen Psoas-Rectus-Transfer erhalten hatten, nachuntersucht. Die statomotorische Funktion wurde mit einem 5-teiligen Beurteilungsschema im zeitlichen Verlauf dargestellt. Das Spätergebnis im Alter von 19,8 Jahren wurde im Hinblick auf den präoperativen Funktionsstatus anhand klinisch-technischer, radiologisch-technischer und subjektiver Kriterien gewertet. Ergebnisse: 1. Funktionsstatus: Präoperativ frei gehfähige Patienten (n = 12) blieben auch postoperativ zu 100% frei gehfähig. 75% (n = 9) hiervon verbesserten sich innerhalb ihres Funktionsstatus, indem sich beispielsweise ihr Gangbild verbesserte. Bei 16,7% (n = 2) blieb es unverändert, bei 8,3% (n = 1) war es postoperativ schlechter. Präoperativ mit Stützen gehfähige Patienten (n = 11) wurden zu 18,2% (n = 2) frei gehfähig. 72,7% (n = 8) benötigten weiterhin Stützen für die Fortbewegung, verbesserten aber in 87% (n = 7) der Fälle Gangbild und Schrittgeschwindigkeit. Ein Patient (9,1%) verschlechterte sich und wurde zum Rollatorgeher. Präoperativ mit Rollator gehfähige Patienten (n = 12) wechselten in 58,3% (n = 7) in eine bessere Funktionsstufe, 16,7% (n = 2) verblieben in ihrer Funktionsstufe, 20,5% (n = 3) verschlechterten sich. Bei den präoperativ frei sitzfähigen Patienten (n = 20) erlangten 70% (n =14) eine besserer Funktionsstufe, 25% (n = 5) blieben gleich, 5% (n = 1) verschlechterten sich. Präoperativ mit Hilfe sitzfähige Patienten (n = 16) erreichten zu 87,5% (n = 14) einen besseren Funktionsstatus, 12,5% (n = 2) blieben gleich. 2. Radiologische Ergebnisse: Der Migrationsindex nach Reimers verbesserte sich im Median insgesamt hochsignifikant von 26,6% auf 17,3% postoperativ. Auch innerhalb der einzelnen Funktionsstufen zeigte sich eine statistisch hochsignifikante Abnahme des Migrationswertes. Präoperativ frei gehfähige Patienten verbesserten sich von 23,3% auf 16,7%, mit Stützen gehfähige Patienten von 26,4% auf 15,9%, mit Rollator gehfähige Patienten von 25% auf 19%, frei Sitzfähige von 29,3% auf 16,5%, mit Hilfe sitzfähige Patienten von 28,6% auf 18,6%. 3. Subjektive Ergebnisse: 65 von 71 Fragebögen konnten vollständig ausgewertet werden. Bei 72,6% der Patienten waren die Erwartungen an die Operation erfüllt worden, 81,5% hielten die Operation retrospektiv für sinnvoll, 77% waren mit dem Operationsergebnis zufrieden, 87,5% fühlten sich von den behandelnden Ärzten gut betreut. Patientenzufriedenheit und soziale Integration korrelieren mit den statomotorischen Spätergebnissen. Schlussfolgerung: Bei mittelschweren Funktionsdefiziten verhindert das vorgestellte Therapiekonzept die spastische Hüftluxation sicher, die Hüfte remodelliert sich und bleibt zentriert. Der Großteil der Patienten erzielte einen deutlichen, über das Jugendalter hinaus wirksamen Funktionsgewinn. Interessanterweise profitierten Rollstuhlkinder und Rollatorgeher am häufigsten von der Operation. Über die Hälfte erlernte postoperativ das freie Gehen oder Gehen mit Stützen. Präoperativ mit Stützen gehfähige Patienten hingegen erlernten das freie Gehen unerwartet selten. Die Zufriedenheit und soziale Integration hängt vom Status der Spätergebnisse ab.
Infantile Cerebralparese, Hüftluxation, Psoas-Rectus-Transfer, Kinder, Spastik
Martignoni, Kathrin
2006
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Martignoni, Kathrin (2006): Langzeitergebnisse des Psoas-Rectus-Transfers in Abhängigkeit von der präoperativen statomotorischen Funktion. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Einleitung/ Ziel: Durch die weichteilentspannende Operation des Psoas-Rectus-Transfers wird die Hüftbeugekontraktur bei Kindern mit infantiler Cerebralparese aufgelöst. Die Beseitigung des Muskelungleichgewichtes unterstützt die statomotorische Aufrichtung der Kinder, eine spastische Hüftluxation wird verhindert. Ziel dieser Untersuchung war, anhand technischer und subjektiver Kriterien zu überprüfen, welche Bedeutung der präoperative statomotorische Funktionsstatus für die im Erwachsenenalter erreichten Spätergebnisse hat. Untersuchungsgut und Methode: Es wurden insgesamt 71 Patienten (46 Tetraparesen, 24 Diparesen, 1 Triparese), die zwischen 1971 und 1996 im Durchschnittsalter von 7 Jahren einen beidseitigen Psoas-Rectus-Transfer erhalten hatten, nachuntersucht. Die statomotorische Funktion wurde mit einem 5-teiligen Beurteilungsschema im zeitlichen Verlauf dargestellt. Das Spätergebnis im Alter von 19,8 Jahren wurde im Hinblick auf den präoperativen Funktionsstatus anhand klinisch-technischer, radiologisch-technischer und subjektiver Kriterien gewertet. Ergebnisse: 1. Funktionsstatus: Präoperativ frei gehfähige Patienten (n = 12) blieben auch postoperativ zu 100% frei gehfähig. 75% (n = 9) hiervon verbesserten sich innerhalb ihres Funktionsstatus, indem sich beispielsweise ihr Gangbild verbesserte. Bei 16,7% (n = 2) blieb es unverändert, bei 8,3% (n = 1) war es postoperativ schlechter. Präoperativ mit Stützen gehfähige Patienten (n = 11) wurden zu 18,2% (n = 2) frei gehfähig. 72,7% (n = 8) benötigten weiterhin Stützen für die Fortbewegung, verbesserten aber in 87% (n = 7) der Fälle Gangbild und Schrittgeschwindigkeit. Ein Patient (9,1%) verschlechterte sich und wurde zum Rollatorgeher. Präoperativ mit Rollator gehfähige Patienten (n = 12) wechselten in 58,3% (n = 7) in eine bessere Funktionsstufe, 16,7% (n = 2) verblieben in ihrer Funktionsstufe, 20,5% (n = 3) verschlechterten sich. Bei den präoperativ frei sitzfähigen Patienten (n = 20) erlangten 70% (n =14) eine besserer Funktionsstufe, 25% (n = 5) blieben gleich, 5% (n = 1) verschlechterten sich. Präoperativ mit Hilfe sitzfähige Patienten (n = 16) erreichten zu 87,5% (n = 14) einen besseren Funktionsstatus, 12,5% (n = 2) blieben gleich. 2. Radiologische Ergebnisse: Der Migrationsindex nach Reimers verbesserte sich im Median insgesamt hochsignifikant von 26,6% auf 17,3% postoperativ. Auch innerhalb der einzelnen Funktionsstufen zeigte sich eine statistisch hochsignifikante Abnahme des Migrationswertes. Präoperativ frei gehfähige Patienten verbesserten sich von 23,3% auf 16,7%, mit Stützen gehfähige Patienten von 26,4% auf 15,9%, mit Rollator gehfähige Patienten von 25% auf 19%, frei Sitzfähige von 29,3% auf 16,5%, mit Hilfe sitzfähige Patienten von 28,6% auf 18,6%. 3. Subjektive Ergebnisse: 65 von 71 Fragebögen konnten vollständig ausgewertet werden. Bei 72,6% der Patienten waren die Erwartungen an die Operation erfüllt worden, 81,5% hielten die Operation retrospektiv für sinnvoll, 77% waren mit dem Operationsergebnis zufrieden, 87,5% fühlten sich von den behandelnden Ärzten gut betreut. Patientenzufriedenheit und soziale Integration korrelieren mit den statomotorischen Spätergebnissen. Schlussfolgerung: Bei mittelschweren Funktionsdefiziten verhindert das vorgestellte Therapiekonzept die spastische Hüftluxation sicher, die Hüfte remodelliert sich und bleibt zentriert. Der Großteil der Patienten erzielte einen deutlichen, über das Jugendalter hinaus wirksamen Funktionsgewinn. Interessanterweise profitierten Rollstuhlkinder und Rollatorgeher am häufigsten von der Operation. Über die Hälfte erlernte postoperativ das freie Gehen oder Gehen mit Stützen. Präoperativ mit Stützen gehfähige Patienten hingegen erlernten das freie Gehen unerwartet selten. Die Zufriedenheit und soziale Integration hängt vom Status der Spätergebnisse ab.