PATHOLOGISCH-ANATOMISCHER

UNTERSUCHUNGSGANG

Pathologisch-anatomischer Untersuchungsgang.

 

Zu jedem Bestandsbesuch gehört immer die Durchführung einer pathologisch-anatomischen Untersuchung von Verendeten oder Indikatortieren. Im § 10 des Tierischen Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes ist festgelegt, dass keine Sektionen im Stall erlaubt sind. Dies ist ausschießlich dem amtlichen Tierarzt vorbehalten. Aus diesem Grund muss der Tierarzt verdächtige bzw. erkrankte Tiere in einem separaten Sektionsraum seiner Ambulatorik untersuchen.

 

Bevor mit einer pathologisch-anatomischen Untersuchung begonnen wird, müssen folgende Daten erhoben werden:

 

  • Alter der Tiere
  • Geschlecht
  • Rasse
  • klinische Symptome des Einzeltiers
  • Erkrankungsgeschichte
  • Vorbehandlungen/Impfungen
  • Art/Qualität von Futter und Wasser
  • Gesamtzahl der Tiere im Bestand
  • Zahl der Tiere im erkrankten Abteil/Stall
  • Gesamtzahl der erkrankten Tiere
  • klinische Herdensymptomatik

 

Als Standardbesteck werden Handschuhe, Skalpelle, Pinzetten, Sonden und Scheren verwendet.

 

Selektion und Tötung zur Diagnostik dürfen in Deutschland  nur durchgeführt werden, wenn das Tier zuvor betäubt wurde. EU-weit ist die tierschutzgerechte Betäubung mit einem stumpfen Schlag auf den Kopf und unmittelbar anschließendem Genickbruch (zwischen Occiput und erstem Halswirbel) zugelassen bei Geflügel bis zu einer Körpermasse von bis zu 5 kg.

 

Der pathologisch-anatomische Untersuchungsgang beginnt mit  der äußeren Adspektion des Tierkörpers.

Hierzu werden folgende Untersuchungspunkte begutachtet:

 

  • Gefiederzustand, äußere Haut, Bürzeldrüse, Schleimbeutel
  • Ständer, Gelenke, Sehnenscheiden
  • Augen, Konjunktiven, Lider
  • äußeres Ohr
  • Kopfanhänge
  • Kloake
  • bei Küken: zusätzlich Nabel

 

Sektionsgang:

 

Als erstes wird kaudal der Crista sterni eine kleine Hautinzision gesetzt und die Haut stumpf nach kranial abgezogen.  Nach Entfernen der Haut werden beidseits Femurköpfe exartikuliert und gleichzeitig kontrolliert. Routinemäßig wird bei einigen Tieren immer das Tiobiotarsalgelenk eröffnet. Dazu führt man einen Schnitt in einem Winkel von 30° bis 45° aus. Es stellt sich die Schnittfläche der Epiphysenfuge dar. Hier kann die Mineralisation des Tibiakopfes, die Ausprägung der aufgelagerten Knorpelschicht, als auch die pathologische Veränderung einer TD (Tibiale Dyschondroplasie) beurteilt werden. Mit einer Inzision kaudal am Intertarsalgelenk wird die Endsehne vom M. gastrocnemius freigelegt und beurteilt. Wird das Intertarsalgelenk eröffnet, kann die  Synovia im Gelenkspalt beurteilt werden. Sie sollte klar und leicht klebrig sein.

 

Mit der Präparierschere erfolgt dann die Eröffnung des Brustkorbs. Man durchschneidet lateral beidseits Rippen/Schultergürtel sowie die Muskulatur und kann anschließend das Brustbein nach kranial hochklappen oder entfernen. Beim Heben des Brustbeins muss auf die Beurteilung der kranialen Luftsäcke, sowie der Bifurcatio tracheae geachtet werden, da sie bei der Prozedur zerreißen und danach nur noch schlecht oder nicht mehr beurteilbar sind.

 

Nun werden die freiliegenden Organe der Leibeshöhle beurteilt. Sollten schon hier Abnormalitäten der Organoberflächen auffallen, müssen Proben genommen werden, bevor mit dem nächsten Schritt begonnen wird.

 

Zunächst werden die Herzbasisgefäße durchtrennt, das Herz samt Herzbeutel entfernt und mittels Saggitalschnitt eröffnet.

 

Nach Herzentfernung liegt der Syrinx für den Untersucher frei. Er wird aus den letzten geschlossenen Trachealringen gebildet, bevor es zur Aufteilung in die beiden Hauptbronchien kommt. Die Trachealaufzweigung sollte immer eröffnet und untersucht werden.

 

Der Ösophagus wird direkt kranial des Drüsenmagens durchtrennt. Danach werden alle anhaftenden Bänder und Luftsäcke durchtrennt, sodass das Magendarmkonvulut samt Leber, Milz und Bauchspeicheldrüse nach Durchtrennung des Enddarm im Coprodeum entfernt werden kann. Die Darmabschnitte werden bestimmt und Leber, sowie Milz vom Gekröse getrennt. Die Leber wird Abweichung in Farbe, die Darstellung der Leberränder und das Vorhandensein von Abnormalitäten untersucht. Ebenso wird auch die Milz beurteilt.

 

Drüsen- und Muskelmagen werden eröffnet. Danach werden sie unter fließendem Leitungswasser gereinigt und die Schleimhaut auf Erosionen, Petechien und Ulzerationen kontrolliert.

 

Nach Bestimmung der Darmabschnitte wird dieser in gesamter Länge aufgeschnitten. Beurteilt werden als erstes Farbe der Schleimhaut, der Darminhalt und das Vorhandensein von Schleim. Danach Beurteilung von Kokzidienläsionen, Nekrosen und Veränderungen von lymphatischen Organen. Abschließend Probenentnahme zur parasitologischen Untersuchung.

 

Abschließend liegt der weitgehend eviszerierte  Tierkörper vor dem Untersucher.

 

Beim Ablösen der Nieren aus dem Synsacrum ist das Sakralgeflecht adspektorisch zu beurteilen.

 

Am Endokrinium werden Nebennieren, Schild- und Nebenschilddrüse, sowie das Pankreas beurteilt.

 

Zur Beurteilung des Immunsystems gehört die Palpation bzw. Herausnahme samt Inszision der Bursa cloacalis sowie das Freilegen des Thymus.

 

Der Sinus infraorbitalis sollte immer eröffnet werden, indem der Oberschnabel abgesetzt wird. Außerdem werden Larynx, Trachea, Syrinx und die Primärbronchien eröffnet. Auch die Lungen werden entfernt. Sie sollten von hellroter Farbe sein und keine Anzeichen einer Entzündung aufweisen. Nach Entfernung der Lungen werden die Rippen beurteilt.

 

Abschließend kann das Gehirn freigelegt werden.

 

Habitus eines Indikatortieres (eingezogener Kopf, gesträubtes Gefieder).

Äußere Adspektion nach tierschutzgerechter Tötung.

Tierkörper nach Entfernung der Haut.

Exartikulation der Femurköpfe beidseits (gesunder Femurkopf).

Eröffnung der Körperhöhle und Begutachtung der Luftsäcke beim Aufbrechen des Thorax. Danach ist eine Beurteilung der Luftsäcke nur noch sehr eingeschränkt möglich, das sie bei dieser Prozedur zerrissen werden.

Beurteilung von Herz und Leber. CAVE: Küken besitzen eine physiologische Fettleber (ockerfarben).

Lage der Organe nach Eröffnung der Körperhöhle.

Entfernung und Eröffnung des Herzens mit einem Saggitalschnitt. Beurteilung der Vorhöfe und der Herzkammern.

Eröffung der Schnabelhöhle im Schnabelwinkel, samt Eröffung der Speiseröhre bis zum Kropf.

Eröffnung der Trachea samt Bifurcation tracheae.

Bifurcation tracheae.

Entfernung des Magen-Darm-Konvoluts.

Eröffnung von Muskel- und Drüsenmagen. Hier ist die Milz noch zu erkennen, welche sich im Winkel zwischen Drüsen- und Muskelmagen befindet.

Eröffnung des Darm und Magen in gesamter Länge.

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Weitgehend eviszerierter Tierkörper. Blick auf Lunge, Hoden, Nieren, Harnleiter und Kloake.

Palpation der Bursa cloacalis.

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