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Vergleichende Untersuchungen zum Einfluss des Kolostrum-Drenchens bei neugeborenen Kälbern auf Immunstatus und Gesundheit
Vergleichende Untersuchungen zum Einfluss des Kolostrum-Drenchens bei neugeborenen Kälbern auf Immunstatus und Gesundheit
The IgG status, the weight gain and the disease incidence in 262 newborn calves from 15 typical dairies in the “Unterallgäu” in Bavaria were investigated in a field trial by comparing two different methods of colostrum feeding. 125 calves were fed with 3.0 l of first colostrum by tube feeder (experimental group) and 137 calves were fed 2.1 l of colostrum by bucket (control group). Calves fed by tube feeder received their first colostrum 1.7 hours after birth, significantly earlier then those fed by bucket (3.0 hours after birth). There was no significant difference in the mean serum IgG concentration between tube fed calves (19.04 g/l) and control calves (17.16 g/l). The timing of first colostrum ingestion after birth and the volume of colostrum fed at the first feeding correlated positively, but rather weakly with the serum IgG concentration. A significant difference can be found between force fed calves and bucket fed calves with regard to the risk of failure of passive transfer. 32.1 % of the control calves had fpt but only 19.4 % of the tube fed calves. During the first two weeks of life the average daily gain was 0.39 kg and no significant difference can be found between the experimental group and the control group. Fpt was associated with a reduction in average daily gain of 0.15 kg and diarrhea, umbilical infection and respiratory diseases decreased body weight gain daily by 0.23 kg, 0.19 kg and 0.15 kg, respectively. There was a significant positive correlation between serum IgG concentration and the average daily gain. A score system was developed for the evaluation of the clinical findings in the following parameters: general health status, sucking behaviour, skin turgor, position of the eyeballs, body temperature, findings concerning the umbilical region, the digestive and respiratory tract. At the first clinical examination, tube fed calves achieved an average of 19.3 points of a maximum of 20 points and bucket fed calves an average of 19.2 points. At the final clinical examination tube fed calves achieved 19.3 points and bucket fed calves 18.9 points. Apart from the results of the final clinical examination, no significant differences in total points between the experimental group and the control group were found. Control calves reached significant lower points only at “skin turgor” and “position of the eyeballs” on day 2 after birth and significant lower points at “digestive tract” at the final clinical examination. Diarrhea was the most frequently diagnose. About 32.4 % of all calves showed signs of diarrhea, 18.3 % of the calves developed a reluctance to drink, 15.3 % had an umbilical infection and 14.1 % showed signs of a respiratory disease but there were no significant differences in disease incidence between the experimental group and the control group. The average treatment costs per calf were 7.87 Euro. The results showed no significant differences between force fed calves and bucket fed calves with respect to frequency and type of veterinary intervention. Only the serum IgG concentration and the total points at the first clinical examination as well as the serum IgG concentration and the points at “umbilical region” at the final clinical examination showed a significant positive correlation. The results showed no close relation between a low immunoglobulin concentration and a higher susceptibility to disease. It is true that calves suffering from fpt reached lower total points at the first clinical examination and lower points at “umbilical region” as well as a higher umbilical infection incidence, but in most cases there were no statistically differences between calves with fpt and calves with an adequate serum IgG concentration in disease incidence or in health status. Conclusion: Routine drenching of neonatal calves with colostrum offers no relevant advantage over early bucket-feeding of an adequate volume of colostrum., In einem Feldversuch im Unterallgäu wurden an 262 Kälbern aus 15 Betrieben Untersuchungen zur Serum-IgG-Konzentration, zur Körpermassenentwicklung und zur Krankheitsanfälligkeit in Abhängigkeit von der Kolostrumtränkemethode durchgeführt. Dabei wurden 125 Kälber kurze Zeit post natum einmalig mit 3,0 l Erstgemelkskolostrum gedrencht (Versuchsgruppe) und 137 Kälber erhielten durchschnittlich 2,1 l Kolostrum auf betriebsübliche Art über einen Saugeimer (Kontrollgruppe). Von den Tierbesitzern gedrenchte Kälber erhielten das erste Kolostrum durchschnittlich 1,7 Stunden post natum und damit signifikant früher als Kälber, die über einen Saugeimer getränkt wurden (3,0 Stunden post natum). Die Serum-IgG-Konzentration der gedrenchten Kälber lag im Mittel bei 19,04 g/l und bei saugeimergetränkten Kälbern bei 17,16 g/l (Mann-Whitney-U-Test nicht signifikant). Der Zeitpunkt der ersten Kolostrumtränke post natum und das bei der ersten Tränke verabreichte Kolostrumvolumen zeigten eine schwache, aber signifikante Korrelation mit der Serum-IgG-Konzentration. Signifikante Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe ergaben sich in der Inzidenz eines „failure of passive transfer“ (< 10 g IgG/l Blut). Bei 32,1 % der saugeimergetränkten Kälber und bei 19,4 % der gedrenchten Kälber konnte ein mangelhafter passiver Transfer von Immunglobulinen festgestellt werden. Während des vierzehntägigen Versuchszeitraumes zeigten die Probanden eine durchschnittliche tägliche Körpermassenzunahme von 0,39 kg wobei keine signifikanten Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe festgestellt werden konnten. Ein diagnostizierter „failure of passive transfer“ (fpt) sowie Durchfall-, Nabel- und Respirationstrakterkrankungen führten zu einer signifikanten Reduktion der täglichen Körpermassenzunahme um 0,15 kg bzw. 0,23 kg, 0,19 kg und 0,15 kg. Zwischen der Serum-IgG-Konzentration am zweiten Tag post natum und der täglichen Körpermassenzunahme konnte eine positive signifikante Korrelation festgestellt werden. Zur objektiven Beurteilung des Gesundheitszustandes wurden die Probanden nach einem Punkteschema mit einer Maximalpunktzahl von 20 Punkten pro Kalb und Untersuchung bewertet. Gedrenchte Kälber erzielten bei der ersten klinischen Untersuchung am zweiten Tag post natum eine durchschnittliche Gesamtpunktzahl von 19,3 Punkten und saugeimer-getränkte Kälber 19,2 Punkte. Bei der klinischen Abschlussuntersuchung (14. Tag post natum) entsprechend 19,3 Punkte und 18,9 Punkte. Eine dritte klinische Untersuchung wurde bei akuter Erkrankung der Kälber durchgeführt. Hierbei erzielten gedrenchte Kälber 15,6 Punkte und saugeimergetränkte Kälber 14,7 Punkte. Außer bei der klinischen Abschluss-untersuchung konnten keine signifikanten Unterschiede in der Gesamtpunktzahl zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe festgestellt werden. Kälber, die über einen Saugeimer getränkt wurden zeigten am zweiten Tag post natum eine signifikant niedrigere Punktzahl bei der Bewertung der Parameter „Hautturgor“ und „Bulbus“ sowie bei der Abschlussuntersuchung eine signifikant niedrigere Punktzahl im Bereich „Digestionstrakt“. Die Diagnose „Durchfall“ wurde bei 32,4 % aller Probanden und somit am häufigsten gestellt. Bei 18,3 % der Kälber wurde eine Trinkschwäche diagnostiziert und 15,3 % der Kälber zeigten Symptome einer Nabelentzündung. 14,1 % der Probanden entwickelten eine Erkrankung des Respirationstraktes. Zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe konnten keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Krankheitsinzidenzen festgestellt werden. Die durchschnittlichen Tierarztkosten betrugen 7,87 Euro pro Kalb und unterschieden sich nicht signifikant zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe. Gedrenchte Kälber und saugeimergetränkte Kälber zeigten keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Häufigkeit tierärztlicher Therapien. In den meisten Fällen konnten keine Einflüsse der Serum-IgG-Konzentration auf die bei den klinischen Untersuchungen vergebenen Punktzahlen ermittelt werden. Lediglich zwischen der Serum-IgG-Konzentration und der Gesamtpunktzahl bei der ersten klinischen Untersuchung sowie der Punktzahl im Bereich „Nabel“ bei der klinischen Abschlussuntersuchung, konnte eine positive signifikante Korrelation festgestellt werden. Fpt-Kälber erzielten eine signifikant niedrigere Gesamtpunktzahl und eine niedrigere Punktzahl im Bereich „Digestionstrakt“ bei der ersten klinischen Untersuchung sowie eine signifikant niedrigere Punktzahl bei der Bewertung des Gesundheitsparameters „Nabel“ bei der klinischen Abschlussuntersuchung. Dies zeigte sich auch in einer erhöhten Omphalitisinzidenz für fpt-Kälber. Kälber mit einem „failure of passive transfer“ unterschieden sich ansonsten nicht signifikant bezüglich ihrer Krankheitsanfälligkeit oder ihrer Punktzahlen bei den klinischen Untersuchungen von Kälbern mit ausreichend Immunglobulinen im Serum.
Drenchen, Kalb
Ebert, André
2007
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Ebert, André (2007): Vergleichende Untersuchungen zum Einfluss des Kolostrum-Drenchens bei neugeborenen Kälbern auf Immunstatus und Gesundheit. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

The IgG status, the weight gain and the disease incidence in 262 newborn calves from 15 typical dairies in the “Unterallgäu” in Bavaria were investigated in a field trial by comparing two different methods of colostrum feeding. 125 calves were fed with 3.0 l of first colostrum by tube feeder (experimental group) and 137 calves were fed 2.1 l of colostrum by bucket (control group). Calves fed by tube feeder received their first colostrum 1.7 hours after birth, significantly earlier then those fed by bucket (3.0 hours after birth). There was no significant difference in the mean serum IgG concentration between tube fed calves (19.04 g/l) and control calves (17.16 g/l). The timing of first colostrum ingestion after birth and the volume of colostrum fed at the first feeding correlated positively, but rather weakly with the serum IgG concentration. A significant difference can be found between force fed calves and bucket fed calves with regard to the risk of failure of passive transfer. 32.1 % of the control calves had fpt but only 19.4 % of the tube fed calves. During the first two weeks of life the average daily gain was 0.39 kg and no significant difference can be found between the experimental group and the control group. Fpt was associated with a reduction in average daily gain of 0.15 kg and diarrhea, umbilical infection and respiratory diseases decreased body weight gain daily by 0.23 kg, 0.19 kg and 0.15 kg, respectively. There was a significant positive correlation between serum IgG concentration and the average daily gain. A score system was developed for the evaluation of the clinical findings in the following parameters: general health status, sucking behaviour, skin turgor, position of the eyeballs, body temperature, findings concerning the umbilical region, the digestive and respiratory tract. At the first clinical examination, tube fed calves achieved an average of 19.3 points of a maximum of 20 points and bucket fed calves an average of 19.2 points. At the final clinical examination tube fed calves achieved 19.3 points and bucket fed calves 18.9 points. Apart from the results of the final clinical examination, no significant differences in total points between the experimental group and the control group were found. Control calves reached significant lower points only at “skin turgor” and “position of the eyeballs” on day 2 after birth and significant lower points at “digestive tract” at the final clinical examination. Diarrhea was the most frequently diagnose. About 32.4 % of all calves showed signs of diarrhea, 18.3 % of the calves developed a reluctance to drink, 15.3 % had an umbilical infection and 14.1 % showed signs of a respiratory disease but there were no significant differences in disease incidence between the experimental group and the control group. The average treatment costs per calf were 7.87 Euro. The results showed no significant differences between force fed calves and bucket fed calves with respect to frequency and type of veterinary intervention. Only the serum IgG concentration and the total points at the first clinical examination as well as the serum IgG concentration and the points at “umbilical region” at the final clinical examination showed a significant positive correlation. The results showed no close relation between a low immunoglobulin concentration and a higher susceptibility to disease. It is true that calves suffering from fpt reached lower total points at the first clinical examination and lower points at “umbilical region” as well as a higher umbilical infection incidence, but in most cases there were no statistically differences between calves with fpt and calves with an adequate serum IgG concentration in disease incidence or in health status. Conclusion: Routine drenching of neonatal calves with colostrum offers no relevant advantage over early bucket-feeding of an adequate volume of colostrum.

Abstract

In einem Feldversuch im Unterallgäu wurden an 262 Kälbern aus 15 Betrieben Untersuchungen zur Serum-IgG-Konzentration, zur Körpermassenentwicklung und zur Krankheitsanfälligkeit in Abhängigkeit von der Kolostrumtränkemethode durchgeführt. Dabei wurden 125 Kälber kurze Zeit post natum einmalig mit 3,0 l Erstgemelkskolostrum gedrencht (Versuchsgruppe) und 137 Kälber erhielten durchschnittlich 2,1 l Kolostrum auf betriebsübliche Art über einen Saugeimer (Kontrollgruppe). Von den Tierbesitzern gedrenchte Kälber erhielten das erste Kolostrum durchschnittlich 1,7 Stunden post natum und damit signifikant früher als Kälber, die über einen Saugeimer getränkt wurden (3,0 Stunden post natum). Die Serum-IgG-Konzentration der gedrenchten Kälber lag im Mittel bei 19,04 g/l und bei saugeimergetränkten Kälbern bei 17,16 g/l (Mann-Whitney-U-Test nicht signifikant). Der Zeitpunkt der ersten Kolostrumtränke post natum und das bei der ersten Tränke verabreichte Kolostrumvolumen zeigten eine schwache, aber signifikante Korrelation mit der Serum-IgG-Konzentration. Signifikante Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe ergaben sich in der Inzidenz eines „failure of passive transfer“ (< 10 g IgG/l Blut). Bei 32,1 % der saugeimergetränkten Kälber und bei 19,4 % der gedrenchten Kälber konnte ein mangelhafter passiver Transfer von Immunglobulinen festgestellt werden. Während des vierzehntägigen Versuchszeitraumes zeigten die Probanden eine durchschnittliche tägliche Körpermassenzunahme von 0,39 kg wobei keine signifikanten Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe festgestellt werden konnten. Ein diagnostizierter „failure of passive transfer“ (fpt) sowie Durchfall-, Nabel- und Respirationstrakterkrankungen führten zu einer signifikanten Reduktion der täglichen Körpermassenzunahme um 0,15 kg bzw. 0,23 kg, 0,19 kg und 0,15 kg. Zwischen der Serum-IgG-Konzentration am zweiten Tag post natum und der täglichen Körpermassenzunahme konnte eine positive signifikante Korrelation festgestellt werden. Zur objektiven Beurteilung des Gesundheitszustandes wurden die Probanden nach einem Punkteschema mit einer Maximalpunktzahl von 20 Punkten pro Kalb und Untersuchung bewertet. Gedrenchte Kälber erzielten bei der ersten klinischen Untersuchung am zweiten Tag post natum eine durchschnittliche Gesamtpunktzahl von 19,3 Punkten und saugeimer-getränkte Kälber 19,2 Punkte. Bei der klinischen Abschlussuntersuchung (14. Tag post natum) entsprechend 19,3 Punkte und 18,9 Punkte. Eine dritte klinische Untersuchung wurde bei akuter Erkrankung der Kälber durchgeführt. Hierbei erzielten gedrenchte Kälber 15,6 Punkte und saugeimergetränkte Kälber 14,7 Punkte. Außer bei der klinischen Abschluss-untersuchung konnten keine signifikanten Unterschiede in der Gesamtpunktzahl zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe festgestellt werden. Kälber, die über einen Saugeimer getränkt wurden zeigten am zweiten Tag post natum eine signifikant niedrigere Punktzahl bei der Bewertung der Parameter „Hautturgor“ und „Bulbus“ sowie bei der Abschlussuntersuchung eine signifikant niedrigere Punktzahl im Bereich „Digestionstrakt“. Die Diagnose „Durchfall“ wurde bei 32,4 % aller Probanden und somit am häufigsten gestellt. Bei 18,3 % der Kälber wurde eine Trinkschwäche diagnostiziert und 15,3 % der Kälber zeigten Symptome einer Nabelentzündung. 14,1 % der Probanden entwickelten eine Erkrankung des Respirationstraktes. Zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe konnten keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Krankheitsinzidenzen festgestellt werden. Die durchschnittlichen Tierarztkosten betrugen 7,87 Euro pro Kalb und unterschieden sich nicht signifikant zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe. Gedrenchte Kälber und saugeimergetränkte Kälber zeigten keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Häufigkeit tierärztlicher Therapien. In den meisten Fällen konnten keine Einflüsse der Serum-IgG-Konzentration auf die bei den klinischen Untersuchungen vergebenen Punktzahlen ermittelt werden. Lediglich zwischen der Serum-IgG-Konzentration und der Gesamtpunktzahl bei der ersten klinischen Untersuchung sowie der Punktzahl im Bereich „Nabel“ bei der klinischen Abschlussuntersuchung, konnte eine positive signifikante Korrelation festgestellt werden. Fpt-Kälber erzielten eine signifikant niedrigere Gesamtpunktzahl und eine niedrigere Punktzahl im Bereich „Digestionstrakt“ bei der ersten klinischen Untersuchung sowie eine signifikant niedrigere Punktzahl bei der Bewertung des Gesundheitsparameters „Nabel“ bei der klinischen Abschlussuntersuchung. Dies zeigte sich auch in einer erhöhten Omphalitisinzidenz für fpt-Kälber. Kälber mit einem „failure of passive transfer“ unterschieden sich ansonsten nicht signifikant bezüglich ihrer Krankheitsanfälligkeit oder ihrer Punktzahlen bei den klinischen Untersuchungen von Kälbern mit ausreichend Immunglobulinen im Serum.