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Beurteilung der Qualität der tierärztlichen Ausbildung und der Kompetenz von Anfangsassistenten durch praktische Tierärzte
Beurteilung der Qualität der tierärztlichen Ausbildung und der Kompetenz von Anfangsassistenten durch praktische Tierärzte
In dieser Arbeit wurde eine Umfrage unter Tierärzten ausgewertet, in der die Fächer des veterinärmedizinischen Studiums sowie die fachliche und soziale Kompetenz von Anfangsassistenten durch praktisch tätige Tierärzte beurteilt wurden. Die Ergebnisse sollten Aufschluss darüber geben, in welchen Bereichen die Ausbildung nach Meinung der Tierärzte geändert werden sollte. Es wurden bundesweit 2.400 Fragebögen an praktische Tierärzte verschickt, die in der Kleintier-, Großtier- und Gemischtpraxis arbeiten. Die Rücklaufquote der Fragebögen betrug 31,0 % (n = 743). Insgesamt 430 (57,8 %) der an der Umfrage teilnehmenden Tierärzte hatten in den letzten zehn Jahren einen Anfangsassistenten eingestellt. Die Gewichtung der Studienfächer konnte mit „viel mehr“ (+ 2), „mehr“ (+ 1), „genau richtig“ (0), „weniger“ (– 1) und „viel weniger“ (– 2) bewertet werden. Für jedes Studienfach wurde ein Durchschnittswert aus allen Bewertungen pro Fach ermittelt. Dieser Durchschnittswert bestimmte die Rangfolge der Fächer, absteigend von inhaltlich und schwerpunktmäßig „mehr“ bis „weniger“ im Studium gewünscht. Die Beurteilung der sozialen und fachlichen Kompetenz der Assistenten sowie deren Vorbereitung durch die Universität in Bezug auf selbstständiges Arbeiten in der Praxis erfolgte mit Noten von 1 bis 5 (1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = befriedigend, 4 = gerade noch ausreichend, 5 = ungenügend). Des Weiteren konnten die Tierärzte in freien Antworten formulieren, welche Bereiche im Studium ihrer Meinung nach zu wenig oder überhaupt nicht berücksichtigt wurden. Für die Auswertung kamen die Programme Microsoft Excel/Visual Basic und SPSS zur Anwendung. Die Fächerbewertung zeigte, dass die stärkere Gewichtung der bildgebenden Verfahren (Röntgen, Ultraschall) sowie der klinischen Fachgebiete (Dermatologie, Intensivmedizin, Chirurgie Kleintier, Anästhesiologie, Zahnheilkunde, Allergologie, Kardiologie, Ophthalmologie und Innere Medizin Kleintier) ein wesentliches Anliegen der Tierärzte war. Der Lehrumfang in den Fächern Anatomie, Tierhaltung und Parasitologie wurde als ausreichend beurteilt, während Fächer der Vorklinik wie Physik, Botanik, Chemie, Biometrie sowie die Bereiche Lebensmittelkunde und -hygiene als zu umfangreich bewertet wurden. Die Beurteilung der fachlichen Kompetenz der Anfangsassistenten wies auf unzureichende Kenntnisse vor allem auf den Gebieten Ultraschall, Röntgen und bei den chirurgischen Grundlagen hin. Die schlechtesten Bewertungen erhielten die Assistenten für die bildgebenden Verfahren, mit den Durchschnittsnoten 4,5 für „Ultraschall“ und 4,1 für „Röntgen“. Für den Bereich „einfache Operationen“ ergab sich die Durchschnittsnote 3,7. Die relativ besten Durchschnittsnoten erhielten die Assistenten für die Bereiche „Handling“ (2,6), „Fixationstechniken“ (2,7) und „klinische Untersuchung“ (2,7). Die Vorbereitung der Anfangsassistenten durch die Universität in Bezug auf selbstständiges Arbeiten in der Praxis wurde im Gesamtdurchschnitt mit der Note 3,8 beurteilt. Ein Vergleich der tierärztlichen Ausbildungsstätten in Deutschland hinsichtlich dieser Benotung ergab nur sehr geringfügige Unterschiede in den Ergebnissen. In frei formulierten Antworten forderten 65,8 % der Tierärzte eine wesentlich stärker praktisch orientierte Ausbildung, 54,2 % wollten die Vermittlung von Grundlagen der Betriebswirtschaft in der Ausbildung berücksichtigt sehen und weitere 49,5 % der Tierärzte forderten die Aufnahme des Faches Psychologie ins Studium. Nur mit einer praxisnäheren Ausbildung der Studierenden in den Kliniken könnten die tierärztlichen Ausbildungsstätten den Forderungen der Tierärzte nach einer starken Verbesserung der fachlichen und praktischen Kompetenz der Universitätsabsolventen entsprechen. Es ist zu hoffen, dass dies mit der an einigen Ausbildungsstätten geplanten Einführung von „klinischen Rotationen“ oder einem „praktischen Jahr“ zukünftig gelingt.
Fragebogen, Anfangsassistenten, Kompetenz, Studienfächer, Ausbildung
Hällfritzsch, Fabian Wilhelm
2005
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Hällfritzsch, Fabian Wilhelm (2005): Beurteilung der Qualität der tierärztlichen Ausbildung und der Kompetenz von Anfangsassistenten durch praktische Tierärzte. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

In dieser Arbeit wurde eine Umfrage unter Tierärzten ausgewertet, in der die Fächer des veterinärmedizinischen Studiums sowie die fachliche und soziale Kompetenz von Anfangsassistenten durch praktisch tätige Tierärzte beurteilt wurden. Die Ergebnisse sollten Aufschluss darüber geben, in welchen Bereichen die Ausbildung nach Meinung der Tierärzte geändert werden sollte. Es wurden bundesweit 2.400 Fragebögen an praktische Tierärzte verschickt, die in der Kleintier-, Großtier- und Gemischtpraxis arbeiten. Die Rücklaufquote der Fragebögen betrug 31,0 % (n = 743). Insgesamt 430 (57,8 %) der an der Umfrage teilnehmenden Tierärzte hatten in den letzten zehn Jahren einen Anfangsassistenten eingestellt. Die Gewichtung der Studienfächer konnte mit „viel mehr“ (+ 2), „mehr“ (+ 1), „genau richtig“ (0), „weniger“ (– 1) und „viel weniger“ (– 2) bewertet werden. Für jedes Studienfach wurde ein Durchschnittswert aus allen Bewertungen pro Fach ermittelt. Dieser Durchschnittswert bestimmte die Rangfolge der Fächer, absteigend von inhaltlich und schwerpunktmäßig „mehr“ bis „weniger“ im Studium gewünscht. Die Beurteilung der sozialen und fachlichen Kompetenz der Assistenten sowie deren Vorbereitung durch die Universität in Bezug auf selbstständiges Arbeiten in der Praxis erfolgte mit Noten von 1 bis 5 (1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = befriedigend, 4 = gerade noch ausreichend, 5 = ungenügend). Des Weiteren konnten die Tierärzte in freien Antworten formulieren, welche Bereiche im Studium ihrer Meinung nach zu wenig oder überhaupt nicht berücksichtigt wurden. Für die Auswertung kamen die Programme Microsoft Excel/Visual Basic und SPSS zur Anwendung. Die Fächerbewertung zeigte, dass die stärkere Gewichtung der bildgebenden Verfahren (Röntgen, Ultraschall) sowie der klinischen Fachgebiete (Dermatologie, Intensivmedizin, Chirurgie Kleintier, Anästhesiologie, Zahnheilkunde, Allergologie, Kardiologie, Ophthalmologie und Innere Medizin Kleintier) ein wesentliches Anliegen der Tierärzte war. Der Lehrumfang in den Fächern Anatomie, Tierhaltung und Parasitologie wurde als ausreichend beurteilt, während Fächer der Vorklinik wie Physik, Botanik, Chemie, Biometrie sowie die Bereiche Lebensmittelkunde und -hygiene als zu umfangreich bewertet wurden. Die Beurteilung der fachlichen Kompetenz der Anfangsassistenten wies auf unzureichende Kenntnisse vor allem auf den Gebieten Ultraschall, Röntgen und bei den chirurgischen Grundlagen hin. Die schlechtesten Bewertungen erhielten die Assistenten für die bildgebenden Verfahren, mit den Durchschnittsnoten 4,5 für „Ultraschall“ und 4,1 für „Röntgen“. Für den Bereich „einfache Operationen“ ergab sich die Durchschnittsnote 3,7. Die relativ besten Durchschnittsnoten erhielten die Assistenten für die Bereiche „Handling“ (2,6), „Fixationstechniken“ (2,7) und „klinische Untersuchung“ (2,7). Die Vorbereitung der Anfangsassistenten durch die Universität in Bezug auf selbstständiges Arbeiten in der Praxis wurde im Gesamtdurchschnitt mit der Note 3,8 beurteilt. Ein Vergleich der tierärztlichen Ausbildungsstätten in Deutschland hinsichtlich dieser Benotung ergab nur sehr geringfügige Unterschiede in den Ergebnissen. In frei formulierten Antworten forderten 65,8 % der Tierärzte eine wesentlich stärker praktisch orientierte Ausbildung, 54,2 % wollten die Vermittlung von Grundlagen der Betriebswirtschaft in der Ausbildung berücksichtigt sehen und weitere 49,5 % der Tierärzte forderten die Aufnahme des Faches Psychologie ins Studium. Nur mit einer praxisnäheren Ausbildung der Studierenden in den Kliniken könnten die tierärztlichen Ausbildungsstätten den Forderungen der Tierärzte nach einer starken Verbesserung der fachlichen und praktischen Kompetenz der Universitätsabsolventen entsprechen. Es ist zu hoffen, dass dies mit der an einigen Ausbildungsstätten geplanten Einführung von „klinischen Rotationen“ oder einem „praktischen Jahr“ zukünftig gelingt.