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Einsatz von modifizierten Rundtränken als tiergerechte Wasserversorgung für Pekingmastenten unter Praxisbedingungen und ihr Einfluss auf Tierverhalten und wasserassoziierte Gesundheitsparameter
Einsatz von modifizierten Rundtränken als tiergerechte Wasserversorgung für Pekingmastenten unter Praxisbedingungen und ihr Einfluss auf Tierverhalten und wasserassoziierte Gesundheitsparameter
Aufbauend auf bereits abgeschlossenen Ergebnissen verschiedener Forschungs- arbeiten des Lehrstuhls für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Geflügelhaltung Kitzingen (LVFZ) bezüglich dieser Thematik, war es Ziel dieser Studie den Einsatz der „modifizierten Rundtränke nach Heyn und Erhard“, die nun kommerziell unter dem Namen „AquaDuc T“ über die Firma Big Dutchman International GmbH (Vechta, Deutschland) vertrieben wird, in der Mastphase auf Praxistauglichkeit zu untersuchen. In drei Pekingentenmastbetrieben mit 7.140 bis 13.515 Mastplätzen, wurden von Februar 2008 bis Juli 2009, jeweils fünf bis acht sich abwechselnde Kontroll- (ausschließlich betriebsübliche Nippeltränken) und Versuchsdurchgänge (zusätzliches Angebot von Rundtränken) mit je einem Besuch zu Mastanfang (28.-32. LT) und Mastende (35.-39. LT) durchgeführt (Tierzahl gesamt n= 429.137 Enten). In allen Betrieben wurden Cherry Valley Pekingenten (Firma Wichmann Geflügelproduktionsgesellschaft mbH, Wachenroth, Deutschland) für die Dauer von 37 bis 47 Tagen in Bodenhaltung auf Stroheinstreu in Fensterställen gemästet. Jeweils auf der Gefälleseite der Mastställe wurde ein Rundtränkensystem installiert, zu dem die Enten in den Versuchsdurchgängen ab dem 25. Lebenstag zusätzlich zu dem Nippeltränkensystem für sechs Stunden täglich Zugang hatten. Die dabei eingesetzten Rundtränken „AquaDuc T“ der Firma Big Dutchman International GmbH (Vechta, Deutschland) hatten einen Durchmesser von 45,3 cm (Trogseitenlänge 142 cm). Eine in der Aufhängung integrierte Feder regulierte über das Gewicht der Tränke den Wasserzulauf und damit den Wasserstand auf 8 cm bis 10 cm. Das Verhalten der Enten im Tränkebereich wurde bei jedem Besuch 24-40 Stunden aufgezeichnet und über 6.300 Stunden Videomaterial mittels Scan Sampling und Instantaneous Sampling (MARTIN und BATESON, 1994) ausgewertet. Um wasserassoziierte Parameter der Tiergesundheit beurteilen zu können, wurden bei jedem Besuch 100 Tiere (n= 8.300 Enten) auf ihre Gefiederqualität, den Verschmutzungsgrad ihres Gefieders, Nasenlochverstopfungen, Durchgängigkeit der Nasenhöhlen und Augenentzündungen untersucht. Parallel zu dieser Arbeit lief ein Dissertationsvorhaben von Nicola Hirsch mit den Schwerpunkten Tierhygiene und -gesundheit (HIRSCH, 2011). Die Mastkennzahlen und wirtschaftlichen Aspekte wurden von den Mitarbeitern des Lehr-, Versuchs- und Fachzentrums für Geflügelhaltung Kitzingen (LVFZ) ermittelt. Alle gewonnenen Ergebnisse zeigen, dass Pekingenten die modifizierten Rundtränken „AquaDuc T“ gegenüber den Nippeltränken eindeutig bevorzugten. Sie ermöglichen den Tieren ein Eintauchen des Kopfes, arttypisches Trinken und Seihen, Gefiederpflege mit Wasser und ein Reinigen von Schnabel und Augen. Die Tränkeaktivität („Trinken“ und „Putzen im Tränkebereich“) stieg in den Versuchsdurchgängen während der Betriebszeiten der Rundtränken signifikant (p<0,001) auf bis zu 90 % an, wohingegen die Nippeltränken in diesem Zeitraum weniger genutzt wurden und deutlich weniger Tiere ruhten. Nach dem Hochziehen der Rundtränken stieg die Beschäftigung an den Nippeltränken. Auf der Nippeltränkenseite hatte das Herunterlassen der Rundtränken keinen Einfluss auf das Verhalten. Im Mastverlauf kam es in allen Durchgängen zu einer Zunahme des Trinkverhaltens. An den Rundtränken konnte eine modifizierte Form des Badeverhaltens beobachtet werden, bei dem sich die Enten mit Kopf und Hals Wasser auf das Gefieder schöpften und es immer wieder durch Putzen des Gefieders unterbrachen. Eine Differenzierung vom ursprünglich beschriebenen Putzen mit Tränkewasser war in den Videoauswertungen nicht möglich. Auch in den Tiergesundheitsbeurteilungen schnitten die Enten mit Zugang zu den Rundtränken fast immer signifikant (p<0,05) besser ab. Die Enten in den Versuchsdurchgängen hatten ein saubereres Gefieder, weniger Nasenloch- verstopfungen und Verlegungen der Nasenhöhle und weniger Augen- entzündungen als die Tiere mit ausschließlichem Zugang zu den Nippeltränken. Die Zahl der Rundtränken wurde wegen des erhöhten Aufkommens von Spritzwasser im Laufe dieser Studie auf circa 250 Tiere pro Rundtränke reduziert, was keinen negativen Einfluss auf das Tierverhalten hatte und sich in dem Betrieb, in dem sich das meiste Wasser in der Einstreu sammelte, sogar positiv auf die Tiergesundheit auswirkte. Die modifizierten Rundtränken bieten den Enten demnach aus ethologischer und gesundheitlicher Sicht sehr gute Bedingungen für eine tiergerechte Wasserversorgung. Aus wirtschaftlichen Überlegungen sollte der tägliche Zugang zu den modifizierten Rundtränken zeitlich begrenzt werden, um die Mehrkosten des erhöhten Wasser- und Strohbedarfs und des Mehraufwands an Arbeit im Rahmen zu halten. Zudem empfiehlt sich ein Tier/Rundtränken-Verhältnis von etwa 250:1, bei dem die Tiere die Rundtränken genauso intensiv nutzen und es keine großen Einbußen in der Tiergesundheit gibt, dafür aber deutlich weniger Spritzwasser anfällt als bei einer größeren Zahl an Rundtränken. Das Angebot eines solchen Tränkesystems ist bei Neubauten, in welche adäquate Abflüsse und entsprechende Güllekapazitäten eingeplant werden können, komplikationslos durchführbar. Altbauten müssten so umgebaut werden, dass ein Verstopfen der Abflüsse durch die Einstreu verhindert und ein ausreichender Abfluß gewährleistet wird. Eine Möglichkeit der Umsetzung wären 15 bis 20 cm hohe Aufkantungen in den Tränkebereichen, die mit Gitterrosten, beispielsweise aus der Legehennen-, Puten- oder Ferkelhaltung, belegt werden. Die Rundtränken werden darüber installiert und entstehendes Spitzwasser kann ungehindert abfließen. Hinsichtlich besserer Entwässerungsmöglichkeiten wie einem Gefälle mit Drainage oder der Installation der Rundtränken über perforierten Kunststoffrosten besteht weiterer Forschungsbedarf.
Pekingentenmast, modifizierte Rundtränke, Tierverhalten, Tiergesundheit, tiergerechte Wasserversorgung
Harnisch, Nina
2012
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Harnisch, Nina (2012): Einsatz von modifizierten Rundtränken als tiergerechte Wasserversorgung für Pekingmastenten unter Praxisbedingungen und ihr Einfluss auf Tierverhalten und wasserassoziierte Gesundheitsparameter. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

Aufbauend auf bereits abgeschlossenen Ergebnissen verschiedener Forschungs- arbeiten des Lehrstuhls für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Geflügelhaltung Kitzingen (LVFZ) bezüglich dieser Thematik, war es Ziel dieser Studie den Einsatz der „modifizierten Rundtränke nach Heyn und Erhard“, die nun kommerziell unter dem Namen „AquaDuc T“ über die Firma Big Dutchman International GmbH (Vechta, Deutschland) vertrieben wird, in der Mastphase auf Praxistauglichkeit zu untersuchen. In drei Pekingentenmastbetrieben mit 7.140 bis 13.515 Mastplätzen, wurden von Februar 2008 bis Juli 2009, jeweils fünf bis acht sich abwechselnde Kontroll- (ausschließlich betriebsübliche Nippeltränken) und Versuchsdurchgänge (zusätzliches Angebot von Rundtränken) mit je einem Besuch zu Mastanfang (28.-32. LT) und Mastende (35.-39. LT) durchgeführt (Tierzahl gesamt n= 429.137 Enten). In allen Betrieben wurden Cherry Valley Pekingenten (Firma Wichmann Geflügelproduktionsgesellschaft mbH, Wachenroth, Deutschland) für die Dauer von 37 bis 47 Tagen in Bodenhaltung auf Stroheinstreu in Fensterställen gemästet. Jeweils auf der Gefälleseite der Mastställe wurde ein Rundtränkensystem installiert, zu dem die Enten in den Versuchsdurchgängen ab dem 25. Lebenstag zusätzlich zu dem Nippeltränkensystem für sechs Stunden täglich Zugang hatten. Die dabei eingesetzten Rundtränken „AquaDuc T“ der Firma Big Dutchman International GmbH (Vechta, Deutschland) hatten einen Durchmesser von 45,3 cm (Trogseitenlänge 142 cm). Eine in der Aufhängung integrierte Feder regulierte über das Gewicht der Tränke den Wasserzulauf und damit den Wasserstand auf 8 cm bis 10 cm. Das Verhalten der Enten im Tränkebereich wurde bei jedem Besuch 24-40 Stunden aufgezeichnet und über 6.300 Stunden Videomaterial mittels Scan Sampling und Instantaneous Sampling (MARTIN und BATESON, 1994) ausgewertet. Um wasserassoziierte Parameter der Tiergesundheit beurteilen zu können, wurden bei jedem Besuch 100 Tiere (n= 8.300 Enten) auf ihre Gefiederqualität, den Verschmutzungsgrad ihres Gefieders, Nasenlochverstopfungen, Durchgängigkeit der Nasenhöhlen und Augenentzündungen untersucht. Parallel zu dieser Arbeit lief ein Dissertationsvorhaben von Nicola Hirsch mit den Schwerpunkten Tierhygiene und -gesundheit (HIRSCH, 2011). Die Mastkennzahlen und wirtschaftlichen Aspekte wurden von den Mitarbeitern des Lehr-, Versuchs- und Fachzentrums für Geflügelhaltung Kitzingen (LVFZ) ermittelt. Alle gewonnenen Ergebnisse zeigen, dass Pekingenten die modifizierten Rundtränken „AquaDuc T“ gegenüber den Nippeltränken eindeutig bevorzugten. Sie ermöglichen den Tieren ein Eintauchen des Kopfes, arttypisches Trinken und Seihen, Gefiederpflege mit Wasser und ein Reinigen von Schnabel und Augen. Die Tränkeaktivität („Trinken“ und „Putzen im Tränkebereich“) stieg in den Versuchsdurchgängen während der Betriebszeiten der Rundtränken signifikant (p<0,001) auf bis zu 90 % an, wohingegen die Nippeltränken in diesem Zeitraum weniger genutzt wurden und deutlich weniger Tiere ruhten. Nach dem Hochziehen der Rundtränken stieg die Beschäftigung an den Nippeltränken. Auf der Nippeltränkenseite hatte das Herunterlassen der Rundtränken keinen Einfluss auf das Verhalten. Im Mastverlauf kam es in allen Durchgängen zu einer Zunahme des Trinkverhaltens. An den Rundtränken konnte eine modifizierte Form des Badeverhaltens beobachtet werden, bei dem sich die Enten mit Kopf und Hals Wasser auf das Gefieder schöpften und es immer wieder durch Putzen des Gefieders unterbrachen. Eine Differenzierung vom ursprünglich beschriebenen Putzen mit Tränkewasser war in den Videoauswertungen nicht möglich. Auch in den Tiergesundheitsbeurteilungen schnitten die Enten mit Zugang zu den Rundtränken fast immer signifikant (p<0,05) besser ab. Die Enten in den Versuchsdurchgängen hatten ein saubereres Gefieder, weniger Nasenloch- verstopfungen und Verlegungen der Nasenhöhle und weniger Augen- entzündungen als die Tiere mit ausschließlichem Zugang zu den Nippeltränken. Die Zahl der Rundtränken wurde wegen des erhöhten Aufkommens von Spritzwasser im Laufe dieser Studie auf circa 250 Tiere pro Rundtränke reduziert, was keinen negativen Einfluss auf das Tierverhalten hatte und sich in dem Betrieb, in dem sich das meiste Wasser in der Einstreu sammelte, sogar positiv auf die Tiergesundheit auswirkte. Die modifizierten Rundtränken bieten den Enten demnach aus ethologischer und gesundheitlicher Sicht sehr gute Bedingungen für eine tiergerechte Wasserversorgung. Aus wirtschaftlichen Überlegungen sollte der tägliche Zugang zu den modifizierten Rundtränken zeitlich begrenzt werden, um die Mehrkosten des erhöhten Wasser- und Strohbedarfs und des Mehraufwands an Arbeit im Rahmen zu halten. Zudem empfiehlt sich ein Tier/Rundtränken-Verhältnis von etwa 250:1, bei dem die Tiere die Rundtränken genauso intensiv nutzen und es keine großen Einbußen in der Tiergesundheit gibt, dafür aber deutlich weniger Spritzwasser anfällt als bei einer größeren Zahl an Rundtränken. Das Angebot eines solchen Tränkesystems ist bei Neubauten, in welche adäquate Abflüsse und entsprechende Güllekapazitäten eingeplant werden können, komplikationslos durchführbar. Altbauten müssten so umgebaut werden, dass ein Verstopfen der Abflüsse durch die Einstreu verhindert und ein ausreichender Abfluß gewährleistet wird. Eine Möglichkeit der Umsetzung wären 15 bis 20 cm hohe Aufkantungen in den Tränkebereichen, die mit Gitterrosten, beispielsweise aus der Legehennen-, Puten- oder Ferkelhaltung, belegt werden. Die Rundtränken werden darüber installiert und entstehendes Spitzwasser kann ungehindert abfließen. Hinsichtlich besserer Entwässerungsmöglichkeiten wie einem Gefälle mit Drainage oder der Installation der Rundtränken über perforierten Kunststoffrosten besteht weiterer Forschungsbedarf.