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Die ontologische Wende der Hermeneutik. Heidegger und Gadamer
Die ontologische Wende der Hermeneutik. Heidegger und Gadamer
Kernpunkt dieser Dissertation ist die ontologische Wende der Hermeneutik und ihre Bedingungen der Möglichkeit. Die Hauptthese meiner Arbeit ist, dass die ontologische Wende der Hermeneutik nicht von Heidegger, sondern von Gadamer, vollbracht wird – auch wenn sie eigentlich mit Heidegger beginnt. Um diese These zu belegen, müssen zunächst die Bedingungen dieser Wende, und zwar vor allem ihre sprachphilosophische Grundlage, genauer analysiert werden. Durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen möglichen Interpretationen des Grundsatzes der philosophischen Hermeneutik Gadamers gewinne ich die für jene Wende entscheidende sprachphilosophische Auffassung, dass Sein, Sprache und Verstehen zwar nicht miteinander identisch sind, aber ontologisch zusammen eine Einheit bilden. Da im Hinblick auf die Geschichte der Hermeneutik die hermeneutische Auffassung Heideggers sich in zwei Phasen teilen lässt, muss demnach anschließend auch zweiteilig bewiesen werden, dass Heidegger diese ontologische Wende eigentlich nicht vollbringt. Die ontologische Wende vollendet sich nicht beim frühen Heidegger, weil er nur die Einheit von Sein und Verstehen klar erschließt, aber das Wesen der Sprache nicht ausreichend erklärt. Die ontologische Wende vollendet sich auch nicht beim späten Heidegger, weil er zwar die Einheit von Sein und Sprache bestätigt, aber das individuelle Verstehen ausschließt. Im letzten Teil der Argumentation für meine Hauptthese gilt es also zu erklären, wie Gadamer seinen Unterschied zu Heidegger und gleichzeitig seine Gemeinsamkeit mit Heidegger in seiner philosophischen Hermeneutik miteinander vereint. Die entscheidende Erklärung liegt in Gadamers phänomenologischer Interpretation der aristotelischen Phronesis. Dadurch können wir auch ersehen, dass Gadamers philosophische Hermeneutik nicht nur als das faktische Ergebnis der ontologischen Wende der Hermeneutik, sondern auch als eine verbesserte Theorienversion der Heideggerschen Hermeneutik(en) in der Geschichte der Hermeneutik gilt.
Hermeneutik, ontologische Wende, Heidegger, Gadamer, Sprache
Tsai, Wei-Ding
2011
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Tsai, Wei-Ding (2011): Die ontologische Wende der Hermeneutik: Heidegger und Gadamer. Dissertation, LMU München: Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft
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Abstract

Kernpunkt dieser Dissertation ist die ontologische Wende der Hermeneutik und ihre Bedingungen der Möglichkeit. Die Hauptthese meiner Arbeit ist, dass die ontologische Wende der Hermeneutik nicht von Heidegger, sondern von Gadamer, vollbracht wird – auch wenn sie eigentlich mit Heidegger beginnt. Um diese These zu belegen, müssen zunächst die Bedingungen dieser Wende, und zwar vor allem ihre sprachphilosophische Grundlage, genauer analysiert werden. Durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen möglichen Interpretationen des Grundsatzes der philosophischen Hermeneutik Gadamers gewinne ich die für jene Wende entscheidende sprachphilosophische Auffassung, dass Sein, Sprache und Verstehen zwar nicht miteinander identisch sind, aber ontologisch zusammen eine Einheit bilden. Da im Hinblick auf die Geschichte der Hermeneutik die hermeneutische Auffassung Heideggers sich in zwei Phasen teilen lässt, muss demnach anschließend auch zweiteilig bewiesen werden, dass Heidegger diese ontologische Wende eigentlich nicht vollbringt. Die ontologische Wende vollendet sich nicht beim frühen Heidegger, weil er nur die Einheit von Sein und Verstehen klar erschließt, aber das Wesen der Sprache nicht ausreichend erklärt. Die ontologische Wende vollendet sich auch nicht beim späten Heidegger, weil er zwar die Einheit von Sein und Sprache bestätigt, aber das individuelle Verstehen ausschließt. Im letzten Teil der Argumentation für meine Hauptthese gilt es also zu erklären, wie Gadamer seinen Unterschied zu Heidegger und gleichzeitig seine Gemeinsamkeit mit Heidegger in seiner philosophischen Hermeneutik miteinander vereint. Die entscheidende Erklärung liegt in Gadamers phänomenologischer Interpretation der aristotelischen Phronesis. Dadurch können wir auch ersehen, dass Gadamers philosophische Hermeneutik nicht nur als das faktische Ergebnis der ontologischen Wende der Hermeneutik, sondern auch als eine verbesserte Theorienversion der Heideggerschen Hermeneutik(en) in der Geschichte der Hermeneutik gilt.